Bitte erst diskutieren

Brief an die Redaktion, Isar Loisachbote vom 25. Februar 2017

Betreff: Laufende Berichterstattung über das Seniorenstift Ambach sowie den Leserbrief von Gemeinderat Thomas Schurz „Gute Argumente kommen zu kurz“ vom 18. Februar

Herr Gemeinderat Schurz beklagt in seinem Leserbrief, dass die guten Argumente in der Diskussion um eine Neubebauung des Wiedemann-Geländes viel zu kurz kommen. Das stimmt: Eine Diskussion, insbesondere mit den Ambacher Bürgern, hat bisher nicht stattgefunden. Am 7. März will der Gemeinderat aber schon die Weichen für die Neubebauung stellen, obwohl es keine Bürgerversammlung zur Frage gegeben hat, ob und warum das größte Wohnbauprojekt der Gemeinde in Ambach stattfinden soll. Seine guten Argumente lauten: Mögliche Mitbenutzung eines kleinen Saales, des Schwimmbades durch Senioren und Babys, Tagespflegeplätze (wie viele?), Wirtschaftsbelebung. Ob sich das verwirklichen lässt und wie das rechtlich abgesichert werden kann, ist völlig ungewiss.  Niemand hat etwas gegen Senioren. Fragen muss man aber, ob die Unterbringung von 150 gutgestellten Senioren fernab ihrer Heimat, ihrer Familien und ihres sozialen Umfeldes in einer Hochpreis-Wohnanlage die menschenfreundlichste Art ist, im Alter zu wohnen.

Den Argumenten des Herrn Gemeinderates stehen die Ziele des Rahmenplans und des Leitbildes der Gemeinde gegenüber: Bewahrung des Ostufers vor neuen baulichen Fremdkörpern; Erhaltung der Kulturlandschaft Starnberger See; Erhaltung des ländlichen Charakters und der dörflichen Strukturen; Wohnbedürfnisse einheimischer Bürger; Siedlungsentwicklung für Familien mit Kindern und mehrere Generationen.

Die guten Argumente beider Seiten müssten mit den Bürgern diskutiert werden, wie im Leitbild der Gemeinde gefordert. Es besteht keinerlei Grund zur Eile, nachdem die Ruinen seit 15 Jahren dastehen. Warum will der Gemeinderat schon am 7. März den Wettbewerb zur Gestaltung der Seniorenwohnanlage beschließen? Warum werden die Bürger nicht zuvor umfassend informiert und angehört?

Gustav Neumeister
Lasseweg 9
82541 Ambach

Viele Vorteile für Münsing

Das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) setzt sich gegen Vorwürfe der Gegner des geplanten Seniorenwohnstifts in Ambach zur Wehr. In einem Pressegespräch rückten die Vorstandsvorsitzenden Horst Schmieder und Dr. Stefan Arend sowie Pressesprecherin Sieglinde Hankele einige Fakten zurecht.

KWA geht in die Offensive

von tanja lühr, isar Loisachbote vom 23. Februar 2017

Münsing – Das gemeinnützige Sozialunternehmen mit 14 Wohn- und zwei Pflegestiften in ganz Deutschland und 50-jähriger Tradition will in Ambach auf dem ehemaligen Wiedemann- Sanatoriumsgelände ein „Aushängeschild“ schaffen, sagt Dr. Stefan Arend. Von der Architektur und der Landschaftsverträglichkeit wie vom Angebot her soll eine hochmoderne Senioreneinrichtung in Traumlage über dem Starnberger See entstehen. Natürlich spreche man mit dem Wohnstift eine gehobenere Schicht an, wie sie rund um den See und in der Gemeinde selbst anzutreffen sei. „Abgehoben“ seien die Pensionspreise deshalb aber nicht, betont Arend.

Wer von Gegnerseite von 4000 Euro monatlicher Miete spreche, der habe sich die größte Wohnung der im Internet einsehbaren Angebote anderer KWA-Häuser herausgepickt. Eine 45 Quadratmeter große Zweizimmerwohnung koste im KWA-Stift „Rupertihof“ in Rottach-Egern 2717 Euro monatlich. Darin seien alle Nebenkosten sowie alle Service-Grundleistungen wie Schwimmbad, Rezeption und kulturelle Veranstaltungen inbegriffen.

Zu der Säule Wohnen und Service kommt in den KWA-Stiften die Säule Pflege und Begleitung. Von der persönlichen Assistenz, einer Hilfe bei alltäglichen Dingen wie dem Einkauf, bis zur ambulanten oder stationären Pflege können Leistungen hinzu gebucht werden. Je nach Pflegegrad erstattet die Pflegekasse die Kosten.

Das Durchschnittsalter in den KWA-Häusern beträgt laut Pressereferentin Sieglinde Hankele 86 Jahre. Dennoch seien beispielsweise im Rupertihof nur 25 Prozent der Bewohner auf Pflege und Betreuung angewiesen. Im Bereich Pflege soll in Ambach wie an anderen Standorten die gesamte Bevölkerung profitieren. „Eine Tagespflege gehört zu unserem Konzept“, erklärt Horst Schmieder. Täglich acht bis 16 Plätze will man im geplanten Wohnstift für Senioren aus der Region anbieten. „Es bedeutet eine enorme Entlastung für pflegende Angehörige, wenn sie die Oma oder den Opa mal für einen Tag gut aufgehoben wissen“, weiß Schmieder aus Erfahrung. Auch hier springt die Pflegeversicherung bei entsprechendem Pflegegrad ein.

Als weiteren Vorteil für Münsing nennt Schmieder die geplante Niederlassung eines ambulanten Pflegedienstes – eine Einrichtung, die bislang in der Gemeinde vermisst wird. Zu guter Letzt möchte sich das Wohnstift nach außen öffnen. Nicht nur zu den Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen im Saal und den dafür vorgesehenen Räumen sei die Bevölkerung eingeladen. Es sei auch denkbar, im geplanten Hallenbad Babyschwimmkurse anzubieten oder das Becken der Wasserwacht zum Trainieren zur Verfügung zu stellen. Einzelhändler könnten Bestellungen ins Stift bringen und somit einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen.

Den Stiftbewohnern wiederum soll die Teilnahme am dörflichen Leben durch hauseigene Busse ermöglicht werden. Das für das Wohnstift benötigte Personal von der Altenpflegekraft über den Koch bis zur Putzfrau werde man natürlich gerne aus der Region rekrutieren, kündigen die beiden Vorsitzenden an.

Schmieder und Arend können nicht nachvollziehen, warum sich in Ambach solcher Widerstand gegen ihr Projekt regt. Horst Schmieder: „Der Bürgermeister von Rottach-Egern sagt, er hätte lieber zwei Rupertihöfe als einen.“ Beide hoffen, dass sich der Münsinger Gemeinderat am Dienstag, 7. März, für den Bau eines Seniorenwohnstifts entscheidet.

Einem möglichen Architektenwettbewerb auf Grundlage der Studie des Stadtplaners Christian Weigl stehen die Grundstückseigentümer positiv gegenüber. Sollte der Gemeinderat für das Wohnstift stimmen, will KWA sich im Anschluss der Öffentlichkeit präsentieren.

Seniorenstift mit Kultur für alle

Das Kuratorium Wohnen im Alter stellt die Vorteile seiner Planungen für Ambach heraus

Benjamin Engel,  Wolfratshauser SZ vom 22. Februar 2017

Münsing – Nach dem positiven Ergebnis der Machbarkeitsstudie sieht sich der Vorstand des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) bestärkt: Nun sei klar, dass ein Seniorenstift mit 80 Wohnungen in Ambach möglich sei, erklärten Stefan Arend und Horst Schmieder bei einem Pressegespräch am Dienstag im Eglinger Gasthaus Oberhauser. „Jetzt wollen wir darstellen, was ist wirklich drin.“ Beide betonten den Nutzen für den Ort. Von der geplanten Tagespflege, dem Schwimmbad und dem Veranstaltungssaal werde die Gemeinde profitieren, kündigten sie an. Gleichzeitig wehrten sie sich, unterstützt von Pressesprecherin Sigrid Hankele, gegen die Kritik, insbesondere des Ostuferschutzverbands (OSV).

Schmieder wies darauf hin, dass es schon viele Interessenten aus der Region, aus Münsing und auch Ambach gebe. 80 Prozent der Bewohner von KWA-Einrichtungen kämen aus der Region. Das gelte auch für Mitarbeiter.

Das KWA versteht sich laut Arend als Kompetenzzentrum für alle Fragen rund um das Altern. Zentraler Bestandteil des Ambacher Seniorenstifts solle eine Tagespflegeeinrichtung werden. Für die Bevölkerung werde diese immer offen stehen. Tagsüber könnten die Angehörigen pflegebedürftige Personen vorbeibringen. Es bestünden Angebote für Menschen mit körperlichen Beschwerden oder auch an Demenz Erkrankte. In vergleichbaren KWA-Einrichtungen habe die Tagespflege etwa acht bis 16 Plätze. Da nicht jeder jeden Tag buche, könnten 30 bis 40 Klienten betreut werden. Sofern ein Pflegegrad festgestellt sei, trage die Pflegeversicherung die Kosten, erklärte Arend.

Auch der Veranstaltungssaal stünde der ansässigen Bevölkerung offen. „Das ist eine gute Möglichkeit, Kulturangebote zu machen, weil die räumlichen Möglichkeiten in Münsing fehlen“, sagte Arend. Bei KWA sei Kultur ein zentraler Moment – von Kinoabenden, Literaturlesungen, Kunstausstellungen, Kammerkonzerten bis zu fachlichen Symposien. Für das Schwimmbad böten sich verschiedene Kooperationen mit Vereinen an, etwa für Trainingsmöglichkeiten der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft oder Babygruppen. Auch Personen von außerhalb der Einrichtung könnten als KWA-Club-Mitglied Leistungen wie Menüservice oder Hauswirtschaftsdienste hinzubuchen.

Arend trat Befürchtungen entgegen, die Sozialstruktur werde sich in Ambach durch die vielen neuen Senioren radikal verändern. Beim Einzug seien die Bewohner durchschnittlich 80 Jahre alt. „Das kalendarische Alter sagt über die Aktivität gar nichts aus.“ Etwa 25 Prozent der Bewohner von KWA-Stiften seien auf Pflege oder Unterstützung angewiesen.

Direkt griff Arend den OSV an: „Es ist nicht die feine englische Art, Menschen zu desinformieren“, sagte er. Das KWA plane nicht nur für Millionäre oder die oberen Zehntausend. Im Rupertihof am Tegernsee koste etwa eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 45 Quadratmetern rund 2700 Euro. Wenn der OSV Preise von rund 4000 Euro nenne, sei das allenfalls für einzelne große Wohnungen zutreffend. Das KWA spreche ein Publikum mit gewissen finanziellen Möglichkeiten an. Doch seien die vielen zusätzlichen im Preis eingeschlossenen Leistungen zu berücksichtigen. Dies umfasse beispielsweise das Mittagessen, die Reinigung der Wohnung, das Nutzen aller Gemeinschaftseinrichtungen oder 14 Tage kostenlose Pflege pro Jahr. Mit normalen Wohnungsmieten sei dies nicht vergleichbar.

Entscheidung am 7. März

Seniorenstift Ambach

Münsing – Am Dienstag, 7. März, wird der Münsinger Gemeinderat endgültig entscheiden, ob und wenn ja, wie es mit dem Seniorenwohnstift auf dem Wiedemann-Areal in Ambach weitergeht. Diesen Termin nannte Bürgermeister Michael Grasl am Freitag. Wie berichtet gibt es die Möglichkeiten, aufgrund der Studie des Stadtplaners Christian Weigl vom Münchner Büro Goergens und Miklautz einen Architektenwettbewerb durchzuführen, ohne Wettbewerb weiter zu planen oder das Projekt ganz abzulehnen. „Ich persönlich werde die Durchführung des Wettbewerbs als hochwertigste Lösung vorschlagen“, kündigt Grasl in einer Pressemitteilung an.

Grasl kündigt an, dass die Bürger nach der Weichenstellung im Gemeinderat „umfassend zu Wort kommen werden“. Eine Bürgerversammlung speziell zum Thema Seniorenwohnstift des „Kuratoriums Wohnen im Alter“ (KWA) soll ebenfalls noch im März stattfinden. Für den Rathauschef würde die Ablehnung des KWA-Vorhabens einen Stillstand für das ehemalige Sanatoriumsgelände bedeuten. Der Abbruch der Ruinen wäre aus seiner Sicht kurz- und mittelfristig nicht durchsetzbar. Ein Wettbewerb würde „zukunftsweisende Ideen und Varianten einschließlich Belebung des Areals und Vorteilen für die gesamte Gemeinde“ bringen, wirbt Grasl für die von ihm favorisierte Option.

Wer nicht in der jüngsten Gemeinderatssitzung anwesend war, in der Christian Weigl seinen Testentwurf vorgestellt hatte, soll nach der Entscheidung am 7. März Einblick in die Skizzen bekommen. Grasl: „Wir werden die Studie allen Bürgern in üblicher Form zugänglich machen.“

Entscheidung vertagt

Hochkonzentriert: Christian Weigl (re.) vom Büro Goergens und Miklautz erläuterte mit Bürgermeister Michael Grasl (li.) und Bauamtsleiter Stephan Lanzinger den Entwurf. Foto: ph
Der Münsinger Gemeinderat hat am Dienstag keine Entscheidung über den geplanten Bau eines Seniorenwohnstifts durch das „Kuratorium Wohnen im Alter“ in Ambach getroffen. Lebhaft diskutiert wurde jedoch über einen Testentwurf.

von tanja lühr, Isar Loisachbote vom 16. Februar 2017

Münsing – Der Stadtplaner Christian Weigl vom Büro Goergens, Miklautz und Partner, hat den Entwurf im Auftrag der Gemeinde gezeichnet. Er sieht vor, ziemlich genau an Stelle der bestehenden Wiedemann-Klinikgebäude neue Häuser zu errichten. „Die neue Bebauung orientiert sich am Fußabdruck der alten“, erklärte Weigl. Ein größeres Hauptgebäude (dort, wo jetzt das so genannte Panoramahaus steht), und drei kleinere Gebäude unterhalb sollen einen Innenhof in ihrer Mitte bilden. Unter das Haupthaus soll eine Tiefgarage kommen, ins Erdgeschoss ein Restaurant mit Blick auf den Hof und darüber Wohnungen. Zwischen den anderen Häusern mit Wohnungen und Gemeinschaftsräumen könnte das Schwimmbad liegen. Die Neubauten sollen nicht höher werden als der Bestand. Die wertvollen alten Bäume sollen erhalten bleiben.

Statt der ursprünglich vorgesehenen 85 bis 90 Wohnungen würden 80 entstehen. Weniger wären für den Grundstückseigentümer, das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA), laut dessen Vorsitzendem Dr. Stefan Arend nicht rentabel. 40 bis 60 Quadratmeter groß würden die meisten Apartments werden, fünf bis sechs könnten über 80 Quadratmeter verfügen. Über Mietpreise will sich Arend noch nicht äußern. Das gemeinnützige Unternehmen KWA möchte in seinem Wohnstift auch eine Tagespflege für Senioren aus Münsing und Umgebung anbieten. Die entstehenden Säle und Gemeinschaftsräume will man für externe Veranstaltungen öffnen.

Zu Wort meldeten sich in der Diskussion vor allem die Kritiker des Projekts. Professor Dr. Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) ist nach wie vor der Meinung: „Ein solcher Komplex passt da nicht hin.“ Er beruft sich auf den Anwalt des Ostuferschutzverbands (OSV), Dr. Gustav Neumeister, der – im Gegensatz zum Anwalt der Gemeinde – sagt, das Areal sei dem Außenbereich zuzuordnen und deshalb grundsätzlich nicht bebaubar.

Neumeister erhielt Rederecht in der Sitzung und viel Applaus von den rund 90 Zuhörern. Genau wie die OSV-Vorsitzende und Gemeinderätin Ursula Scriba (Bürgerliste) und der SPD-Rat Heinz Schreiner bezweifelt Neumeister, dass das kleine Ambach eine Seniorenwohnanlage im geplanten Ausmaß braucht und verträgt. Scribas Vorschlag, die Bürger in der Sitzung anzuhören, lehnte Grasl mit Verweis auf eine eigene Bürgerversammlung zu dem Thema im März ab. Positiv äußerte sich Sozialreferentin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing): „Im Hinblick auf den demografischen Wandel brauchen wir unbedingt barrierefreie Wohnungen für Senioren. In unserer Gegend dürfen sie auch im gehobenen Sektor sein.“

Der Gemeinderat nahm lediglich davon Kenntnis, dass eine Bebauung funktionieren könnte. In einer der kommenden Sitzungen soll eine Entscheidung fallen. Optionen sind, dass der Gemeinderat einen städtebaulichen Wettbewerb für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan vergibt, oder dass er ohne Wettbewerb weitermacht. Auch für andere Vorschläge – zum Beispiel die Ablehnung des Seniorenwohnstifts – aus den Reihen der Gemeinderäte ist die Gemeinde offen.

80 Wohnungen auf dem Wiedemann-Areal

So könnte das Seniorenstift in Ambach aussehen: Drei Einzelhäuser und ein Gebäudekomplex im Norden würden sich um einen Hof gruppieren.(Foto: Goergens & Miklautz)
Von Benjamin Engel, Wolfratshauser SZ vom 16. Februar 2017
 

Es handle sich nur um einen „Testentwurf“, an dem sich alle „reiben könnten“: So begründete Christian Weigl vom Architekturbüro Goergens & Miklautz seine Überlegungen zum vom Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) geplanten Seniorenstift in Ambach. Die Gemeinde hatte das Münchner Büro beauftragt, zu prüfen, ob das Projekt auf dem Hanggrundstück am nordwestlichen Ortseingang überhaupt möglich ist. Weigls Fazit: „Unsere Ansätze könnten funktionieren.“ So wäre ein Bau mit 80 Wohnungen – in drei Einzelhäusern und einem nördlichen Hauskomplex anstelle des Panoramahauses der alten Klinik – vorstellbar. Es würde weniger Fläche als bisher bebaut, der alte Baumbestand ließe sich weitgehend erhalten.

Im Gemeindesaal – dorthin wurde die Ratssitzung wegen des erwartet großen Andrangs zu dem umstrittenen Projekt verlegt – drängten sich die Zuhörer wie in einer Arena um die Gemeinderäte. Sie durften aber vorerst nur zuhören. Mitreden können sollen sie laut Beschluss vom Dienstag auf einer Informationsveranstaltung im März, wozu die Gemeinde einladen wird. In einer der nächsten Sitzungen soll entschieden werden, ob es einen städtebaulichen Wettbewerb als Basis für ein Bebauungsplanverfahren geben, ein anderes Verfahren oder ein Vorschlag aus dem Gemeinderat weiterverfolgt werden soll. Nur Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) und Ursula Scriba (Bürgerliste) trugen den Beschluss nicht mit.

Wie Weigl darlegte, könnten sich die Gebäude im Seniorenstift um den jetzigen Innenhof zwischen den verfallenden früheren Klinikgebäuden gruppieren. „Damit dort gemeinschaftliches Leben entstehen kann“, sagte er. Das sogenannte Ärztehaus weiter unten am Hang in Richtung Starnberger See könnte ersatzlos abgerissen werden, stattdessen eine Grünfläche, ein Teich oder anderes angelegt werden.

Kein Weg führte nach Ansicht von Weigl daran vorbei, die Wohnungen innerhalb der Häuser links und rechts eines Flurs anzuordnen. Das habe andere Dimensionen als ein Einfamilienhaus, sagte er. Doch nur so sei es möglich, den Seniorenstift wirtschaftlich zu betreiben. Um die Häuser schlanker wirken zu lassen, könnten diese durch geneigte Pultdächer optisch in zwei Hälften gegliedert werden. Zusätzlich könnten die Hausteile links und rechts des Flurs an der Giebelseite unterschiedlich lang sein. Gleichzeitig schlägt Weigl vor, die künftigen Bauten dort zu erreichten, wo jetzt schon Bestandsgebäude existieren. Das höchste Gebäude werde von unten aus gesehen ein Sockel-, darüber zwei weitere Geschosse und das Dach haben.

Wie im Münsinger Rahmenplan zum Schutz des Orts- und Landschaftsbildes definiert, prägen kleinteilige Häuser die Umgebung in Ambach. Davon weiche das Seniorenstift zwar ab, sagte Weigl. Doch müsse man das auch mit der jetzigen noch stehenden Klinik-Bauten vergleichen. „Das Panoramahaus hat am allerwenigsten mit der örtlichen Bauweise zu tun.“ Auch die übrigen Bauwerke in verschiedenen Höhen regten nicht zur Nachahmung an.

Gemeinderat Richter-Turtur war wenig überzeugt: „Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie so ein Projekt mit den Grundsätzen des Rahmenplans vereinbaren können“, entgegnete er. Ein solches Projekt passe für ihn nicht an diese Stelle. Die jetzigen Gebäude hätten aus seiner Sicht keinen Bestandsschutz.

Ebenso argumentierte Ostuferschutzverbands-Mitglied Gustav Neumeister – er durfte sich als einziger aus dem Publikum zu Wort melden. Laut Kommentaren zur Bauordnung seien die jetzigen Gebäude nach Jahren des Leerstands als „grüne Wiese“ zu sehen. Es sei zu überlegen, sie abzureißen, ohne Neubauten zu errichten. Der Rechtsanwalt der Kommune, Georg Spieß, widersprach: „Wir haben dort keine grüne Wiese.“ Es stünden schon Gebäude dort. Wie lange sie Bestandsschutz hätten, sei nicht so klar. KWA-Vorstand Stefan Arend zeigte sich nach der Diskussion erfreut: „Es wird deutlich, das wir ein Seniorenstift realisieren können.“ Mit 80 Wohnungen, meist zwischen 40 und 60 Quadratmetern groß und fünf mit etwa 80 Quadratmetern, lasse sich planen. Von einer Tagespflege und Veranstaltungen könne der Ort nur profitieren.

Nächster Schritt für das Seniorenstift

Das Ambacher Vorhaben wird am Dienstag im Gemeinderat behandelt – Zur Sitzung werden viele Bürger erwartet

von tanja lühr, Isar Loisachbote vom 13. Februar 2017

Münsing – Das geplante Seniorenwohnstift auf dem Wiedemann-Grundstück in Ambach steht nach längerer Pause am Dienstag, 14. Februar, wieder auf der Tagesordnung des Münsinger Gemeinderats. Christian Weigl vom Büro Goergens und Miklautz wird eine Studie „auf Eignung des ehemaligen Sanatorium-Areals aus Sicht des Ortsplaners“ vorstellen. Außerdem wird der Stadtplaner einen sogenannten Testentwurf präsentieren. „Durch eine veränderte Gebäudestruktur oder -anordnung kann man viel bewirken. Ein Hof könnte zum Beispiel Aufenthaltsqualität schaffen“, erklärt Bürgermeister Michael Grasl. Der Entwurf sei schon recht konkret, aber nur, damit man sich einmal vorstellen könne, was auf dem Gelände machbar wäre. Vorgaben seien gewesen, dass die Gemeinde bei der Bebauung unter dem jetzigen Bestand bleiben wolle und dass die Bäume erhalten würden.

Grasl betont, dass in der Sitzung, die wegen des zu erwartenden Bürgerinteresses im Gemeindesaal stattfindet (Beginn 20 Uhr), noch keinerlei Entscheidungen über die Entwürfe getroffen würden: „Wir wollen vom Gemeinderat einfach grünes Licht bekommen, dass wir weiterplanen können.“ Wie berichtet müsste der Gemeinderat einen Bebauungsplan aufstellen. Dann könnte ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

In einer Pressemitteilung fordert die Vorsitzende des Ostuferschutzverbands (OSV) und Gemeinderätin Ursula Scriba, dass am kommenden Dienstag keine grundsätzliche Entscheidung über eine Neubebauung des Gebiets und einen Architektenwettbewerb getroffen werden dürfe. Scriba hält es für „unerlässlich“, dass die Ergebnisse der Weigl-Studie erst im Rahmen einer Bürgerversammlung vorgestellt werden. „Das Gelände liegt seit 15 Jahren im Dornröschenschlaf. Es muss nicht blitzartig wachgeküsst werden“, warnt die Schutzverbandsvorsitzende vor übereilten Schritten.

Die Initiative Ambach hat unterdessen nach Bekanntwerden der Tagesordnung eine Rundmail an alle Unterstützer und die Presse verschickt. Darin bittet der Sprecher Sebastian Wiedemann alle Mitbürger und „Freunde Ambachs“, zur Sitzung zu kommen und sich zu informieren. „Es gilt, sich weiterhin für eine maßvolle Entwicklung Ambachs einzusetzen und wichtige Aspekte wie die Verträglichkeit für den Ort, die passende Architektur sowie Landschafts- und Baumschutz zu betonen und zu verteidigen“, schreibt Wiedemann.

Im Sommer vergangenen Jahres konnten sich die Bürger durch ihren Protest – 350 Unterschriften wurden innerhalb weniger Wochen gesammelt – gegen das Konzept für das Seniorenwohnheim Ambach eine Stimme verschaffen. Der laut Wiedemann „brachiale und unsensible Rohentwurf“ wird in dieser Form nicht weiterverfolgt. Der Sprecher der Bürgerinitiative weist jedoch darauf hin, dass weiterhin von einer Wohnanlage mit 85 Wohnungen die Rede sei – seiner Meinung nach zu viel für das kleine Ambach. Bürgermeister Michael Grasl weist darauf hin, dass Zuhörern in der Gemeinderatssitzung zwar mit Einverständnis der Gemeinderäte ein kurzes Rederecht eingeräumt werden könne, dass für eine ausführliche Diskussion aber die Bürgerversammlung da sei.

Dornröschen und der Städtebau-Prinz

 

Der Schutzverband geht die Planung fürs Wiedemann-Gelände zu schnell. Schon am Dienstag berät der Gemeinderat.

Von Ingrid Hügenell, Süddeutsche Zeitung 11. Februar 2017 

Kein anderes Thema ist in Münsing momentan so umstritten wie die Bebauung des Geländes der früheren Wiedemann-Klinik in Ambach. Die Gemeinde hat das renommierte Münchner Architekten- und Städtebaubüro Goergens, Miklautz und Partner beauftragt, das Areal zu untersuchen. „Die haben das neutral unter die Lupe genommen“, sagt Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler). Am Dienstag soll die Studie im Gemeinderat vorgestellt werden.

Der Ostuferschutzverband (OSV), der gegen eine Bebauung ist, hat sich vorab an die Presse gewandt. In einem Brief fordert Ulrike Scriba für den Vorstand, dass vor der Sitzung eine Bürgerversammlung stattfindet. Denn der Gemeinderat soll darüber abstimmen, ob es einen Realisierungswettbewerb geben soll. Dem OSV geht alles zu schnell. „Es gibt keinerlei Grund, Zeitdruck zu entfalten. Nachdem das Gelände seit 15 Jahren in einem Dornröschenschlaf liegt, muss es nicht blitzartig wachgeküsst werden“, heißt es in dem Brief. Vielmehr müssten die Bürger die Möglichkeit haben, die Ergebnisse der Studie vorab zu erfahren und ihre Meinung abzugeben.

Bürgermeister Grasl nennt den Brief „Störfeuer“. Der Gemeinderat, der die Planungshoheit habe, habe auch das Recht, als erster über die Ergebnisse der Studie informiert zu werden. Die Sitzung, bei der das am Dienstag geschehen soll, ist öffentlich. Sie wurde vom Sitzungs- in den Gemeindesaal verlegt, in dem Grasl zufolge etwa 100 Menschen Platz finden. Grasl sieht auch überhaupt keinen Zeitdruck. Denn bei der Sitzung am Dienstag werde kein Wettbewerb vergeben und auch kein Aufstellungsbeschluss gefasst. Er werde den Gemeinderat aber schon fragen, ob man mit der Planung weitermachen solle.

Im März solle es dann eine Bürgerversammlung geben, bei der sich auch das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) vorstellen werde.

Öffentliche Sitzung des Gemeinderats, Dienstag, 14. Februar, 20 Uhr, im Gemeindesaal

 

Gemeinderatssitzung, am 14. Februar, 20 Uhr Gemeindesaal

Münsing, den 2. Februar 2017

Verehrte Mitglieder,
die Frage, wie es auf dem Gelände der ehemaligen Wiedemann-Klinik weitergehen soll, beschäftigt derzeit den Gemeinderat, die Presse und viele Münsinger Bürger. Sie beschäftigt auch uns, weil der Schutz der Ostufer-Landschaft vor Zersiedelung, baulicher Verdichtung und untypischer Neubebauung ureigenste Aufgabe unseres Verbandes ist. Deshalb stehen wir hinter dem Rahmenplan der Gemeinde Münsing aus dem Jahr 2008, der genau diese Ziele hat. Dieser Rahmenplan war die Lehre aus dem Fiasko des Bebauungsplanes Grünwaldhof, als ein Münchner Bauträger im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens eine Bebauung erzwang, die von den meisten Ambachern als völlig misslungen empfunden wird. Man kann sie besichtigen. Zu allem Unglück hat der Verwaltungsgerichtshof den Bebauungsplan Grünwaldhof aufgehoben, sodass auch noch die Uferbebauung gestattet werden musste, obwohl der Freistaat dort bereits ein Vorkaufsrecht ausgeübt und im Hinblick auf den Bebauungsplan wieder aufgegeben hatte. Die Gemeinde hat wenig Glück mit ihren Bebauungsplänen: Jetzt ist auch noch der Bebauungsplan Ammerland-Süd wegen schwerer Mängel bei der Abwägung der Gründe aufgehoben worden.

Wir meinen deshalb, dass die Gemeinde äußerst zurückhaltend mit der Aufstellung von Bebauungsplänen im Bereich des Ostufers sein sollte. Zu diesem Mittel sollte sie nur greifen, wenn es zum Schutz des Ostufers unbedingt nötig ist. Aus unserer Sicht besteht aber keine Notwendigkeit, für das Wiedemann-Areal neues Baurecht für eine Senioren-Wohnanlage zu schaffen. Das Gelände liegt im Außenbereich, in dem prinzipiell keine Bebauung zulässig ist, außer für Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Imkerei u. Ä. Dass dort noch die Ruinen der ehemaligen Klinik stehen, geht auf Baugenehmigungen aus den 1960er und 1970er Jahren zurück, die eigentlich nicht hätten erteilt werden dürfen und deren Umstände wir nicht nachvollziehen können. Die verfallenen Gebäude haben ihren Bestandsschutz verloren, weil die Kliniknutzung m Jahre 2002 aufgegeben wurde. Im Außenbereich haben die Ruinen damit genauso wenig Existenzberechtigung wie ein leerstehendes Wochenendhaus, eine aufgegebene Maschinenhalle, ein stillgelegtes Atomkraftwerk oder eine stillgelegte Reithalle. Alle derartigen Gebäude müssten eigentlich zurückgebaut werden, um den Außenbereich – sprich die freie Landschaft – zu erhalten. Dass dies häufig nicht geschieht, steht auf einem anderen Blatt.

Zwar ist einem Berliner Investor im Jahr 2014 aus nicht nachvollziehbaren Gründen genehmigt worden, die Kliniknutzung wieder aufzunehmen und die Ruinen zu sanieren und teilweise zu erneuern. Dieser Investor hat das Projekt aber aufgegeben. Jedenfalls ist damit kein generelles Baurecht auf dem Gelände für ganz andere Zwecke entstanden, wie mittlerweile allgemein anerkannt ist. Bis vor Kurzem bestand nämlich die irrige Auffassung, dass durch diese Erlaubnis eine Art generelles Baurecht entstanden sein könnte.

Der Gemeinderat steht also vor einer schwierigen Entscheidung: Sollen die Ruinen auf dem Gelände Anlass dafür sein, eine Neubebauung durch Erlass eines Bebauungsplans zu ermöglichen? Soll das Gelände Außenbereich bleiben und langfristig als freie Landschaft erhalten werden? Wir meinen, dass es für eine Neubebauung sehr gute Gründe geben muss. Diese Gründe können aber nur in den Bedürfnissen der Gemeindebürger liegen: Angemessene Versorgung mit preisgünstigem Wohnraum, Stärkung der Infrastruktur, wirtschaftliche Notwendigkeiten durch Gewerbeansiedlung etc. Diese Gründe müssen so gewichtig sein, dass sie die Ziele des Rahmenplanes der Gemeinde – Erhaltung der Kulturlandschaft Starnberger See – überwiegen. Die Interessen eines privaten Investors, eine Wohnanlage für Senioren mit 80 bis 90 Wohnungen im Hochpreissegment zu errichten, halten wir nicht für ausreichend. Wir sehen auch die Gefahr, dass eine solche Anlage irgendwann zu einer Ferienwohnungsanlage wird, die den Zielen des Rahmenplanes direkt zuwiderläuft. Für eine Neubebauung muss es also zwingende Gründe geben. Andernfalls droht der Gemeinde die nächste Prozessniederlage vor dem Verwaltungsgerichtshof mit erneuten Prozesskosten. In Ambach gibt es noch viele Grünflächen im Außenbereich, die sich – mit Seeblick – hervorragend für eine Bebauung und Vermarktung eignen. Was will die Gemeinde Bauträgern entgegenhalten, die solche Grundstücke aufkaufen und darauf Wohnanlagen errichten wollen? Die Nachfrage wäre da. Neues Baurecht sollte nur geschaffen werden, wenn es für die Sicherung der Existenz der einheimischen Bauern, Fischer und Handwerker erforderlich ist, also von Menschen, die hier ihren Lebensunterhalt verdienen. Zur Geschäftemacherei mit Grund und Boden sollte die Gemeinde sich nicht hergeben, auch wenn sie in gemeinnütziger Gestalt daherkommt.

Nach den Feststellungen des Rahmenplans wird die Kulturlandschaft des Ostufers von drei Gebäudetypen geprägt:
– land- und forstwirtschaftliche Gebäude,
– villenartige Gebäude,
– Boots- und Badehäuser.
Wohnanlagen mit 80 bis 90 Wohnungen gehören nicht dazu und sind deshalb Fremdkörper.

Wir appellieren deshalb an den Gemeinderat, vor dem Beschluss einer Neubebauung ausführlich in der Öffentlichkeit zu erörtern, warum eine Neubebauung erforderlich ist und wie diese aussehen sollte. Eine Neubebauung müsste dann auch Menschen mit mittlerem oder geringem Einkommen, jungen Familien oder Künstlern zugutekommen. Eine Wiederbelebung des Geländes, wie seitens der Gemeinde gefordert, ausschließlich durch Senioren erscheint uns eine seltsame Idee. Und warum muss eine Bausünde der Vergangenheit auf einem Gelände wiederbelebt werden, das eigentlich nicht bebaut werden soll?

Wir bitten Sie deshalb, sich an der Diskussion dieser Fragen zu beteiligen und Ihre Meinung auch gegenüber der Gemeinde zu äußern. Am 14. Februar 2017 um 20 Uhr im Gemeindesaal wird das Thema im Gemeinderat zur Sprache kommen. Wir bitten Sie, Ihr Interesse durch persönliches Erscheinen zum Ausdruck zu bringen.

Tagesordnung Gemeinderatssitzung 14.02.17