Umweltpreis des Landkreises

 

Der Umweltpreis wird seit 1993 durch den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen alle zwei Jahre vergeben. „Der Preis soll vorbildliche Initiativen auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes sowie der Erhaltung unseres Lebensraumes würdigen“, heißt es in den Richtlinien.

Bei der letzten Vergabe 2015 wurden die Anbietergemeinschaft Bauernhofurlaub im Tölzer Land, die Bürgergemeinschaft Ramsau für das Projekt „Ramsauer Nahwärmenetz“ sowie die Münsinger Leni und Horst Wendt für ihre Lebensleistung als Pioniere des ökologischen Anbaus von Lebensmitteln ausgezeichnet.

Neuer Preis

Es war eine Premiere: Weil die Gussform für den bisherigen Umweltpreis zu Bruch gegangen war, hatte der Landkreis einen Künstlerwettbewerb ausgeschrieben. Das Rennen machte die Skulptur von Hans Neumann aus Münsing. Am Donnerstag, den 21. September 2017 wurde sie erstmals den Preisträgern überreicht.

Nah am Wasser gebaut

Exkursion auf dem Dampfer 

Von Benjamin Engel, Süddeutsche Zeitung vom 10. September 2017

Berg/Münsing – Die MS Bayern zählt selbst zur Historie auf dem Starnberger See. Das Motorschiff ist der älteste der derzeit dort verkehrenden Ausflugsdampfer. Mit dem Bau wurde 1938 in einer Deggendorfer Werft begonnen. Wegen des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff aber erst 1948 fertiggestellt und das Schiff in Betrieb genommen. Jedenfalls passt die MS Bayern zum Historischen Verein Wolfratshausen, der am Samstag eine historische Schifffahrt vorbei an Schlössern und Villen mit dem Ausgangs- und Endpunkt Berg auf dem See organisiert.

Gegen 17 Uhr regnet es leicht bei gerade einmal um die 12 Grad Celsius. Viele der mehr als 100 Gäste haben deshalb Schirme dabei und wetterfeste Jacken an. Die meisten zieht es direkt ins Innere der MS Bayern. Nur wenige trotzen der Kälte am Außendeck. Für alle bieten jedoch Bernhard Reisner, zweiter Vorsitzender im Historischen Verein, und die Vorsitzende des Ostuferschutzverbandes, Ursula Scriba, einen anekdotensatten, historisch-fundierten Überblick zur Geschichte der Bauwerke und Bewohner am See – vom ersten italienischen „In-Lokal“, über Künstler bis hin zum bayerischen Märchenkönig Ludwig II.

Ohne auf den Monarchen und dessen Lieblingsschloss Berg einzugehen, hätte eine historische Schifffahrt ihr Thema verfehlt, wie Reisner sagt. Dem quadratischen Bau fehlen heute die Türme an den Ecken, die König Maximilian II. Mitte des 19. Jahrhunderts errichten ließ. Einen fünften, ebenfalls nicht mehr existenten, mit Namen „Isolde“ ließ Ludwig II. später anbauen. Er nutzte das Berger Schloss als Sommerresidenz, verbrachte darin die letzten Stunden vor seinem Tod im Starnberger See 1886.

Darum ranken sich zahlreiche Verschwörungstheorien bis hin zum Mordkomplott. Unstrittig ist, dass Ludwig II. nach seiner Entmündigung in Schloss Berg interniert wurde. Die Leichen des Königs und des Psychiaters Bernhard von Gudden wurden im Wasser nahe des Ufers im Schlosspark gefunden. Ein Kreuz und die Votivkapelle markieren die Fundstelle. Wie Scriba betont, gehe man davon aus, dass beide ertrunken seien. „Ludwig II. war aber ein ausgezeichneter Schwimmer.“ Jeder solle sich seine eigenen Gedanken machen, sagt sie.

Szenenwechsel ein wenig südlicher: Das Schiff gleitet an Leoni vorbei. Die Gäste erfahren, wie die einst Assenbuch genannte Fischer-Ansiedlung zu diesem ungewöhnlichen Namen kam. Mitte des 16. Jahrhunderts hatte sich Martin Vischer aus Berg dort angesiedelt und ein Fischeranwesen gebaut. Darum erstand eine kleine Siedlung. Laut Scriba soll im Ort eine riesige Buche gestanden haben. In ihr Blätterdach führte eine Treppe bis zu einer Altane, einer Art Balkon. Unter dem Baum stand ein kleines, ärmliches Gebäude, das Buchhaus, woraus sich der Name Assenbuch für die Ansiedlung ableitete.

Im 19. Jahrhundert erbte der der italienische Opernsänger Guiseppe Leoni von Staatsrat Franz von Krenner ein Haus in Assenbuch. Mit seiner zweiten Frau Rosina – sie war eine gute Köchin – betrieb Leoni darin ein Wirtshaus mit der Küche seines Heimatlandes. „Das war in aller Munde. Es war wohl das erste italienische In-Lokal weit und breit“, erläutert Reisner. „Gemma zum Leoni“, habe es fortan geheißen. Der Name blieb. In das an derselben Stelle 1889 erbaute Hotel lieferte der Schriftsteller Oskar Maria Graf als Bub die Semmeln der väterlichen Bäckerei aus Aufkirchen. Nach dem Abriss des Gebäudes in den 70er-Jahren entstand das heutige Seehotel Leoni.

Kurz darauf taucht die nach dem Unternehmer Johann Ulrich Himbsel benannte Villa mit einer der Lüftlmalerei nachempfundenen Fassade am Ufer auf. Der Bau-Tycoon eröffnete 1854 die Eisenbahnverbindung von München nach Starnberg. Zugleich nahm er den ersten Raddampfer am See in Betrieb. Für das Himbsel-Haus war der Typus des Bauernhauses Vorbild – zumindest nach außen. Im Inneren schmücken Wandmalereien namhafter Münchner Maler wie Wilhelm von Kaulbach und Moritz von Schwind das Treppenhaus.

Am ganzen Ostufer entlang steuert Kapitän Günter Engel die MS Bayern an Villen und herrschaftlichen Schlössern vorbei. Südlicher Punkt ist Seeshaupt. Am 1815 zu zwei Dritteln abgebrannten früheren Bauern- und Fischerort wechselt die Fahrt ans Westufer. Über Bernried, Tutzing und die Roseninsel geht es in rund drei Stunden wieder zurück nach Berg. Vor einem Jahr hat Reisner die Idee zur geschichtlichen Schifffahrt im Vorstand des Historischen Vereins präsentiert. Ursula Scriba gewann er zur Mitwirkung. Gemeinsam förderten sie so manches Kurioses zutage.

Im Ammerlander Schloss hielt sich 1816 etwa Antoine Marie Chamans, Graf von Lavallette versteckt. Der französische Offizier und Staatsmann war ein Freund Napoleons. Nach dessen Sturz war es aus Frankreich geflüchtet. Von seinem Versteck in Ammerland wusste der bayerische König Max I. Joseph. Bekannter ist der herrschaftliche Bau in Ammerland als Pocci-Schloss. Franz Graf von Pocci residierte dort im Sommer. Der Zeremonienmeister und Hofmusikintendant schuf mehr als 40 Stücke um den Kasperl Larifari für das Münchner Marionettentheater und wurde als Kasperlgraf bekannt. 1988 hatte Werner Döttinger das Ammerlander Schloss nach rund 20 Jahren Leerstand erworben und aufwendig renoviert. Dafür hat ihn der Ostuferschutzverband 2016 mit dem Gabriel-von-Max-Denkmalpreis ausgezeichnet.

Weniger vorbildhaft haben sich die Eigentümer der Villa Max in Ammerland verhalten. Das frühere denkmalgeschützte Haus des Künstlers Gabriel von Max lassen sie seit Jahren verfallen. Die Balkonbrüstung ist vollkommen eingestürzt. Und vom See wird der Kontrast zwischen dem gepflegten Bootshaus am Ufer und der Villa dahinter erst besonders auffallend.

Zum Abschluss gibt Reisner noch einen Exkurs zur Schifffahrts-Historie am See. Die erlebte ihren Aufschwung in der Barockzeit mit dem Bucentaur. Kurfürst Ferdinand Maria hatte das prächtige dem Staatsschiff des venezianischen Dogen nachempfundene Ruderschiff im 17. Jahrhundert in Auftrag gegeben. Anlass war die Geburt von Thronfolger Max Emanuel. „Seine Frau Henriette Adelaide hatte sich dazu ein Schloss, eine Kirche und ein Schiff gewünscht“, sagt Reisner. „Mit Nymphenburg, der Theatinerkirche und dem Bucentaur hat Sie alles bekommen.“

Einladung zur Besichtigung des Hofgutes Karpfsee

der Stiftung Nantesbuch mit dem Architekten Prof. Florian Nagler und dem Kuhstall in Thankirchen

Freitag, den 22. September 2017 um 15 Uhr

Auf     dem     Gelände     der     Stiftung     Nantesbuch      bilden     die    Standorte     zweier  ehemaliger landwirtschaftlicher Güter den Ausgangspunkt für die baulichen Entwicklungstätigkeiten der Stiftung Nantesbuch.  Auf dem  Grund  der  ehemaligen  Hofstelle  Karpfsee  wurde  das Lange  Haus  als Landwirtschaftsgebäude  und Veranstaltungshaus  gebaut. Florian Nagler greift hier bewusst auf historische Dimensionen und Formen zurück. Ein sorgsamer und verantwortungsvoller Umgang mit Natur und Landschaft bildet die Basis für alle baulichen Unternehmungen der Stiftung Nantesbuch. Dass es bei landwirtschaftlichen Gebäuden, die vor allem funktional und kostengünstig sein sollen auch um architektonische Qualität geht, zeigt Florian Nagler mit dem Kuhstall in Thankirchen, den wir anschießend besuchen, Da der Kostenrahmen eng gesteckt war, entstand die Idee, das Holz für die Hauptkonstruktion aus dem Wald der Bauherren zu entnehmen und die Bauarbeiten größtenteils in Eigenleistung auszuführen. Für den Entwurf bedeutete dies, dass die Konstruktion so einfach wie möglich gehalten sein musste.

Treffpunkt: Stiftung Nantesbuch, Karpfsee 12, Langes Haus, D 83670 Bad Heilbrunn Bitte melden Sie sich an unter osv-vorstand@scribaup.de, Tel. 08177/92310