Ehrenpreise made in Münsing

VON VOLKER UFERTINGER, Isar Loisachbote vom 24. Februar 2018

Der Ammerlander Künstler Ernst Grünwald ist ein gefragter Bildhauer. Zum Broterwerb fertigt er auch Ehrenpreise an. Diese hübschen, kleinen Auftragswerke haben schon die verschiedensten Leute bekommen. Etwa der berühmte Basketballer Dirk Nowitzki.

Münsing – Der neueste Ehrenpreis aus der Werkstatt von Ernst Grünwald – der Kulturpreis der Stadt Geretsried für Werner Sebb – trägt den schönen Namen „Dialog“. Auf einer Bank sitzt links eine lesende Frau, rechts macht ein Akrobat einen Handstand, beide im Gleichgewicht. Wie er auf die Idee gekommen ist? „Ich wusste ja nicht, ob die Auszeichnung an eine Frau oder einen Mann geht“, erzählt er. „Also kommen beide Geschlechter vor.“ Eine Schwäche für Akrobaten hat er ohnehin. Der Rest war künstlerische Freiheit.

Kulturpreis der Stadt Geretsried

Auftragsarbeiten wie der „Dialog“ spielen für Künstler wie Grünwald (61) eine wichtige Rolle. „Sie dienen schlicht und einfach dem Broterwerb“, sagt er. Während man bei Ausstellungen nie vorhersagen kann, ob sich ein Käufer findet, landet in diesem Fall das Geld verlässlich auf dem Konto. Wobei die Arbeit nach bestimmten Wünschen eine ganz andere ist. „Wenn ich mir sonst ein Werk vornehme, horche ich mich hinein“, sagt Grünwald. „Bei Auftragsarbeiten horche ich eher anderen zu.“

So zum Beispiel bei einem Werk aus dem Jahr 2007, dem „goldenen Waigel.“ Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hatte den Preis für den größten deutschen Steuerzahler ausgelobt und nach dem ehemaligen Bundesfinanzminister benannt. Der Auftrag ging an Grünwald. „Gott sei Dank ist Herr Waigel ein Mann mit markantem Äußeren“, erinnert er sich. So war es leicht, eine wiedererkennbare Figur in der Größe von 22 Zentimetern anzufertigen, die über zwei mächtige Augenbrauen und einen Aktenkoffer verfügt.

Auch Sporttrophäen stammen aus der Werkstatt am Riedweg in Ammerland. So zählte Grünwald jahrelang den Internationalen Basketballverband FIBA zu seinen Kunden. Der in der Schweiz ansässige Verband orderte die Auszeichnungen „Young Player“, „Womens Player“ sowie „Player of the Year“. Der gebürtige Münchner hat sie alle aus Bronze und sehr dynamisch bei der Ausübung ihrer Sportart gestaltet. Einer der Preisträger: Dirk Nowitzki, der wohl berühmteste Basketballer der Welt. Wer weiß, vielleicht hat die kleine Skulptur aus Bronze in der Villa von Nowitzki in Dallas einen Ehrenplatz.

Doch es müssen nicht immer die ganz großen Namen sein. So hat der Künstler, zugleich Dritter Bürgermeister der Gemeinde, auch den Münsinger „Energiewende-Cup“, den „Lupus-Cup“ für den Golfclub Wolfrathausen und die Bürgermedaille für die Gemeinde Krailling kreiert. Alle zwei Jahre verleiht außerdem die Evangelische Akademie Tutzing einen Preis für Nachwuchskünstler. Sein Name: „Phönix“, das sprichwörtliche Tier erhebt sich in der Darstellung von Ernst Grünwald soeben aus der Asche in die Lüfte. Das Material: Messing – also ausnahmsweise nicht das vom Künstler geliebte Bronze.

Besonders wichtig findet Grünwald den Gabriel-von-Max-Denkmal-Preis. Damit wird in Münsing ein Stück lokale Kulturpolitik gemacht. Denn: Mit der Auszeichnung prämiert der Ostuferschutzverband jedes Jahr ein Positivbeispiel in Sachen Denkmalschutz. Das hat durchaus seinen Sinn, denn die Villa Max in Ammerland, das einstige Domizil des Malers, Spiritisten und Darwinisten Gabriel von Max, ist ein abschreckendes Negativbeispiel. Sie verfällt, ohne dass die Eigentümerin auch nur das Geringste dagegen unternimmt. Grünwald hat sich von der Tatsache inspirieren lassen, dass das Lieblingstier des Malers der Affe war. So kommt es, dass die vorbildlichen Denkmalschützer des Ostufers jetzt zur Feierstunde ein solches Tier aus Bronze verliehen bekommen. Der Affe sitzt auf einer Säule, hält eine Miniaturausgabe der Villa im Schoß und grübelt offensichtlich vor sich hin. Worüber? Die Evolution? Den Lauf der Zeit? Den mangelnden Respekt vor Denkmälern? Da kann sich jeder seinen eigenen Reim machen. Wie immer bei der Kunst.

Was mit seinen Ehrenpreisen nach der Verleihung passiert, erfährt Grünwald selten. Dass sich jemand meldet, um sich zu bedanken oder über die Botschaft des Kunstwerks zu philosophieren, passiert praktisch nie. Grünwald hat nur einen Wunsch. „Es wäre schön, wenn sie nicht in irgendeiner Schublade verschwinden.“ Wer sie kennt, kann nur sagen: Wäre wirklich jammerschade drum.

 

„Von Träumen und Kriegern“ Christiana Biron / tiana-alexis


Collagen und Gedichte

Einblicke in die lebendige und bewegende Gefühlswelt der Künstlerin.
Mit hoher Ästhetik fügen sich die einzelnen fragilen Teile der Collage und Worte zusammen und laden den Betrachter ein, in Sehnsucht, Lebenslust, Trauer und Schrecken einzutauchen.

Führung durch die Austellung durch die Künstlerin
am 04.03.2018 um 11 Uhr
Seeresidenz Alte Post – Seeshaupt

Ausstellungsdauer : 21. 01. Bis  04.03.2018

Richtlinien für die Vergabe des Gabriel-von-Max-Denkmalpreises durch den OSV

Zweite Fassung nach Diskussion und Festlegung vom 12. Februar 2018

Ziel des Denkmalpreises ist es das private Engagement der Eigentümer bei der Denkmalpflege zu honorieren und somit durch Vorbilder einen Anreiz zur Nachahmung zu geben.

  1. Der Preis wird an Eigentümer verliehen, die sich in besonderer Weise bei der Erhaltung ihrer Bau- oder Gartendenkmäler verdient gemacht haben. Kriterien für die Vergabe sind insbesondere die fachliche, ästhetische und ökologische Qualität von Erhaltungsmaßnahmen, die Kreativität bei der Durchführung, der Aufwand der Eigentümer und die Bedeutung des Denkmals.

In besonders gelagerten Fällen können statt Eigentümern auch Nutzungsberechtigte ausgezeichnet werden.

  1. Auswahlbereich ist der in der Satzung des OSV festgehaltene Geltungsbereich. Bei den Bau- und Gartendenkmälern soll es sich um solche historischen Anlagen handeln, die für das herkömmliche Orts- und Landschaftsbild des Ostufers von Bedeutung sind und deren Erhaltung daher im Allgemeininteresse liegt. Nicht erforderlich ist jedoch, dass die Anlagen in der amtlichen Denkmalliste geführt werden.
  1. Über die Preisvergabe entscheidet eine Jury, bestehend aus dem OSV-Vorstand und drei fachkundigen externen Personen. Vorschläge sind schriftlich und mit einer kurzen Begründung bei der Geschäftsstelle des OSV einzureichen.
  1. Der Preis wird turnusmässig verliehen. Der Preisträger erhält eine Bronzeskulptur des Bildhauers Ernst Grünwald.
  1. Die Namen der Preisträger werden öffentlich bekanntgegeben.
  1. Ein Rechtsanspruch auf Zuerkennung eines Preises besteht nicht.