Architekt fürs Bürgerzentrum steht fest

Jury kürt den Entwurf des Münsinger Büros um Bernhard Peck und Achim Daam zum Sieger. Das Gebäude folge dem natürlichen, leicht nach Süden abfallenden Geländeverlauf, heißt es in der Begründung

Von Benjamin Engel, Wolfratshauser SZ vom 6. August 2018

Zehn Jahre nach dem Grundstückskauf nimmt das Bürgerzentrum „Neuer Pallaufhof“ konkrete Gestalt an: Bis Ende Juni hatten 16 Büros ihre Ideen für den Architektenwettbewerb eingereicht. Eine Jury hat am vergangenen Donnerstag vier Planungen in die engere Wahl genommen – und den Entwurf von Peck.Daam Architekten aus Münsing zum Sieger gekürt. Das Büro um Bernhard Peck und Armin Daam greift die traditionelle Form des lang gestreckten Einfirsthofs auf. An der Südseite lässt sich die Bühne durch ausklappbare Glaselemente nach außen öffnen. Sitzstufen südlich davon ermöglichen Freiluftveranstaltungen. Im Obergeschoss entstehen Verwaltungsräume für das Rathaus. Der erste Preis ist mit 24 000 Euro dotiert.

Einhellig positiv gestimmt zeigten sich Vertreter des Preisgerichts und der prämierten Büros, als sie am Montag im Gemeindesaal die Ergebnisse der elfstündigen Beratungen vorstellten. Bürgermeister Michael Grasl (FW) schilderte, dass er beeindruckt sei, wie viel Einfühlungsvermögen die Architekten für die Struktur der Kommune Münsing gezeigt hätten. Die Münchner Architektin Stefanie Seeholzer – die Juryvorsitzende – lobte die Qualität aller eingereichten Entwürfe. „Ich hoffe, dass von ihrer Gemeinde ein positives Beispiel für andere Gemeinden ausgehen kann.“

Für Seeholzer zeichnet sich der Siegerentwurf vor allem auch dadurch aus, dass das Gebäude dem natürlichen, leicht nach Süden abfallenden Geländeverlauf folgt. Über das Treppenhaus im Foyer im Nordteil wird der Bau erschlossen. Eine Freitreppe führt nach Süden zum Saal und den Mehrzweckräumen herunter. Zum Obergeschoss mit den neuen Räumen für das Rathaus geht es nach oben. Der Sitzungs- und Trauungssaal auf dieser Ebene im Norden öffnet sich zur gegenüberliegenden Pfarrkirche und zum Dorf.

Die Tiefgarage kann wegen der Hanglage des Grundstücks fast ebenerdig von der Westseite angefahren werden. Auf dieser Seite des Gebäudes soll ein mit alten Obstbäumen bestandener Bürgerplatz entstehen. Mit ihrem Entwurf repräsentieren Peck.Daam Architekten eine der beiden Tendenzen zur Gestaltung des Bürgerzentrums – in ihrem Fall die Bauform des Einfirsthofs. Andere Büros so wie die Zweitplatzierten Hirner & Riehl Architekten aus München verteilen die Funktionen für Bürger- und Rathaus auf zwei Gebäude. Die beiden konisch-trapezförmigen Häuser sind versetzt angeordnet. Damit entstehen zwei Plätze, im Norden der Rathausplatz sowie im Süden der sogenannte Bürgerhof. Von der ursprünglichen Idee eines Langhauses seien sie abgekommen, berichtete Robert Härtl von Hirner & Riehl Architekten. So hätten sie die Lösung entwickelt im Norden direkt gegenüber der Pfarrkirche einen kleinen Platz zu schaffen, über den die Besucher beide Gebäude betreten könnten. Durch die konische Form der Häuser würden sich spannende Grundrisse für die Räume im Inneren ergeben.

Kritisch diskutierten die Jurymitglieder allerdings etwa den fehlenden Dachüberstand beim zweitplatzierten Preisträger. Auch dass die Mehrzweckräume im Stockwerk über dem Veranstaltungssaal liegen, wurde kontrovers diskutiert.


Ebenfalls auf zwei Baukörper verteilt hat das Team von Berger Röcker Gork Architekten aus Stuttgart seinen mit dem dritten Preis honorierten Entwurf. Die beiden Häuser sind versetzt direkt aneinander anschließend geplant. So entsteht ein einladender Platz nach Norden zur Kirche. Im Südosten öffnet sich eine Terrasse zum Grünbereich. Ein Fußweg verläuft entlang des bis zu 3,50 Meter hohen Sockelgeschosses zur Tiefgagarge. Als angenehm ruhig bewertete die Jury die Gesamterscheinung. Allerdings wirkten die geschlossenen Fassaden im Norden wenig einladend. Über das vorgesehene Blechdach sowie die fehlenden Dachüberstande diskutierten die elf Preisrichter kontrovers.

Als Zwiehof bezeichnet das Büro von Holzer Architekten aus Wolfratshausen seinen Entwurf. Dafür sprach die Jury den Anerkennungspreis an vierter Stelle aus. Ihm sei wichtig gewesen, dass der Platz zur Straße im Norden eindeutig als grünes Entrée zu erkennen sei, schilderte Christian Holzer. Die Jury lobte den klaren und einfachen Ansatz der beiden versetzten Häuser mit Satteldach. Allerdings würde der Vorplatz in der Beziehung zum Kirchplatz und dem benachbarten Kinderhaus als rückseitig empfunden.

Jeweils im Süden haben alle vier honorierten Entwürfe im sogenannten Ideenteil ein Gebäude für soziale Nutzungen für Senioren und weitere Zwecke vorgesehen. Derartige Funktionen standen im Zentrum der jahrelangen Debatte um das Bürgerzentrum. Im jetzigen, engen, hellhörigen und für die Mitarbeiter zu kleinen Rathaus soll später ein Haus für Kinder unterkommen. Noch bis Donnerstag, 23. August, ist die Ausstellung aller Entwürfe im Gemeindesaal zu sehen (Montag bis Mittwoch und Freitag 10 bis 12 Uhr sowie Donnerstag von 16 bis 18 Uhr.

Link zum Bericht in der Süddeutschen Zeitung