Die Villa des Honigsammlers

 

Der Ostuferschutzverband lädt zu einer Besichtigung des frisch restaurierten Hauses von Waldemar Bonsels, Autor der „Biene Maja“, in Ambach Von Benjamin Engel, Wolfratshauser SZ vom 5. November 2015 Münsing – Schicht um Schicht abtragen, damit die äußere Hülle wieder strahlen kann: Nach diesem Prinzip hat das Restauratorenteam an der ehemaligen Villa von Waldemar Bonsels (1880-1952) in Ambach gearbeitet. Behutsam entfernten sie die dunkelbraunen Farben der Holzverschalung. Ebenso ist die kräftigere Gelbtönung der Fassade verschwunden. Heute kommt die Villa mit den frischen Grün-Schattierungen, den blasseren Gelb- und Brauntönen sowie dem erneuerten Familienwappen an der Rückseite dem Originalzustand wieder nahe. Nur der Anbau aus den 1960-er Jahren ist geblieben. Der Ostuferschutzverband (OSV) organisiert für Freitag, 13. November, eine Besichtigung der privat vermieteten Villa Bonsels. Der Dietramszeller Architekt Thomas Kortyka erläutert die Hintergründe zur Sanierung und Restaurierung im Vorjahr. Eingebunden war auch Restauratorin Melissa de Pellegrin. Der Münsinger Fachplaner für Farbgestaltung Stefan Pixner spricht zur Entwicklung des Farbkonzepts. Die OSV-Vorsitzende Ursula Scriba vermittelt Details zu weiteren Künstlervillen in Ambach und Ammerland. Mit dem facettenreichen Leben und Werk von Bonsels hat sich Bernhard Viel in der Biografie „Der Honigsammler“ beschäftigt. Der Autor stellt das Buch persönlich vor. Das farbenprächtige ungarische „Szeklertor“ an der Seestraße fällt jedem Spaziergänger sofort auf. Der ungarische Maler Gyula Benczúr (1844-1920) hat es zu Ehren seiner zweiten Frau errichten lassen. 1919 erwarb Bonsels die 1886 erbaute Villa. Im Inneren ist heute noch sein früheres Arbeitszimmer (nach Anmeldung) zu besichtigen. Das Gebäude gehört der Waldemar-Bonsels-Stiftung. Ausgangspunkt für die heutige Farbgestaltung war das Wappen der Familie Benczúr auf der seeabgewandten Ostseite des Hauses. Dessen Grün-, Blau-, Gelb- und Rottöne finden sich in den Farben der Fassade wieder. Das Restauratorenteam legte behutsam übermalte Farbschichten frei. Architekt Kortyka sagt, dass sie so etwa auf dunkelgrüne Farbreste an der Holzverschalung gestoßen seien. Deren restaurierte hell- und dunkelgrüne Farbschattierungen geben der Villa wieder einen freundlicheren Anstrich. Zudem hätten sie die Brüstung der Loggia, Handläufe und einige Fenster erneuert, erklärt Kortyka. Im Laufe der Jahrzehnte hatte Feuchtigkeit dem Mauerwerk zugesetzt. Die modernen Dispersionsfarben nach der jüngsten Sanierung zuvor in den 90-er Jahren waren schuld daran. Pixner sagt, dass dadurch die Außenmauern wie mit einer Plastikschicht versiegelt wurden. Die Feuchtigkeit konnte nicht nach außen dringen, sammelte sich darunter an und schädigte das Mauerwerk. Deshalb hätten sie jetzt nur noch historische Materialien verwendet. Leinölfarben auf den Holzbestandteilen sowie Kalk-Silikat-Farben auf den verputzten Flächen ermöglichen nun einen guten Feuchtigkeitsaustausch, erklärt Pixner.Im Garten ist Bonsels unter einem grün bemoosten Grabstein beerdigt. Sein Buch über die Biene Maja von 1912 brachte dem Schriftsteller Weltruhm und Vermögen. Er wurde während der 20-er Jahre zu einem der meistgelesenen Autoren in Deutschland. Hinter dem Erfolg seiner Figur der „Biene Maja“ ist sein Leben in den Hintergrund getreten. Er verkehrte in den Kreisen der Münchner Boheme um Frank Wedekind und Lion Feuchtwanger. Später arrangierte er sich mit den Nationalsozialisten. 1943 schrieb er etwa den Roman „Dositos“ mit antisemitischem Vorwort. Ostuferschutzverband: Ostuferspaziergang zur Villa Bonsels, Freitag, 13. November, 16 Uhr, Treffpunkt am Szeklertor, Ambach, danach Spaziergang oder Fahrt zum Schlossgut