Ein aufpoliertes Schmuckstück

Der Gabriel-von-Max-Preis des Ostuferschutzverbandes (OSV) geht in diesem Jahr an den Unternehmer Werner Döttinger. Er hat das Ammerlander Schloss wieder aufgebaut. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch eine Ruine, in der die Jugendlichen ihre Feste feierten und in der Landstreicher übernachteten.

Ein aufpoliertes Schmuckstueck_2.
Der Gabriel-von-Max-Preis des Ostuferschutzverbandes (OSV) geht in diesem Jahr an den Unternehmer Werner Döttinger. Er hat das Ammerlander Schloss wieder aufgebaut. Vor nicht allzu langer Zeit war es noch eine Ruine, in der die Jugendlichen ihre Feste feierten und in der Landstreicher übernachteten

von Andrea Weber
Münchner Merkur, Isar Loisachbote vom 6. Februar 2016

Münsing – Es war am Donnerstag zu fortgeschrittener Stunde, als Werner Döttinger in der Seeburg den Preis von Ursula Scriba, Vorsitzende des OSV, überreicht bekam. In seiner kurzen Ansprache warnte er davor, sich klischeehafte Vorstellungen vom Wiederaufbau eines kleinen Schlosses zu machen. „Glauben Sie bitte nicht, dass da ein Münchner mit einem Sack voll Geld gekommen ist und Schlossherr werden wollte.“ Stück für Stück habe er das Anwesen gekauft und es mit Hilfe seines Freundes und Architekten Stephan Wildgruber zu einem Glanzstück aufpoliert. Es sei schon eine Herausforderung gewesen, das bis dato zur Ruine verkommene Schloss Ammerland zu restaurieren, erklärte er den Festgästen. „Ich freue mich, dass ich heute darin wohnen darf“, sagte Döttinger mit respektvoller Bescheidenheit.
Zum dritten Mal hatte der Ostuferschutzverband diesen Preis ausgelobt, der für Immobilienbesitzer gedacht ist, die sich um den Erhalt eines historischen Gebäudes bemühen. Es gibt ja auch Negativbeispiele in Ammerland. Doch davon war an diesem Abend nicht groß die Rede. Für das festliche Rahmenprogramm sorgte Sopranistin Stefanie Wagner, am Klavier begleitet von Johannes Umbreit.
Viele Mitglieder des Vereins wurden im historischen Innenhof der Seeburg von reiterlichen Jagdhornbläsern empfangen, ehe es im großen Saal nach ein wenig Small- Talk am Festbuffet dann zum offiziellen Teil überging, der sich bis spät am Abend hinzog. Bürgermeister Michael Grasl begrüßte die Festgesellschaft. Schloss Ammerland sei ein Wahrzeichen mit Außenwirkung für Münsing. „Unsere Trachtler tragen es sogar als Symbol auf ihren Hosenträgern.“ Er betonte, dass seine Gemeinde 64 eingetragene historische Bauwerke verzeichnet. Der Erhalt des Schlosses Ammerland sei beispielhaft für die Arbeit des Denkmalschutzes. „Ich wünsche mir mehr solch positiver Signale.“
Denkmalschutz ist Heimatpflege. Denn das Gefühl für Heimat hängt unmittelbar mit Bauwerken zusammen. Diesen Zusammenhang erläuterte Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler. Er umriss kurz die geschichtliche Entwicklung der Heimatpflege, die vor dem 19. Jahrhundert noch wenig mit emotionaler Bindung zu einem speziellen Objekt zu tun hatte. Damals hätte man sich Heimatrecht erkaufen müssen, und wer kein Geld hatte, hatte auch keine soziale Absicherung, durfte nicht heiraten und schon gar nicht Bürgermeister werden. Aus der Not heraus mussten Menschen fortgehen, der Begriff „Heimweh“ entstand. „Nur wer weggeht, weiß, was er verliert.“ Göttler appellierte deshalb: „Denkmalschutz bedeutet Verantwortung zu übernehmen, anstatt Luftschlösser zu bauen.“
Die bewegte Geschichte des schmucken Schlösschens Ammerland zeigte dann auch der Bildervortrag der Vorsitzenden Scriba und Kreisheimatpflegerin Maria Mannes (siehe Kasten). Letztere hatte sich besonders in den 1980er Jahren um das Anwesen bemüht, um es vor dem endgültigen Verfall zu bewahren. Zu jener Zeit streunten Landstreicher ums Haus und Jugendliche feierten in der Ruine heimliche Feste – bis schließlich Preisträger Werner Döttinger dem Treiben ein Ende setzte.