Denes Zsigmondy

Ein Leben in vollen Zügen

19.2.2014
Merkur-online, Isar-Loisachbote

Ein Leben in vollen Zügen

Münsing/Seeshaupt – Der ungarische Violinvirtuose Denes Zsigmondy starb mit 91 Jahren. Er gründete 1978 die Holzhauser Musiktage.

Denes Zsigmondy
Musik war alles für ihn. Er lebte mit ihr und für sie – 91 Jahre lang. Am Samstag starb der ungarische Violinvirtuose Denes Zsigmondy in Seeshaupt.

Musik war alles für ihn. Er lebte mit ihr und für sie – 91 Jahre lang. Am Samstag starb der ungarische Violinvirtuose Denes Zsigmondy in Seeshaupt.

Sein erstes Instrument war eine Achtel-Geige. Mit vier Jahren hat Denes Zsigmondy immer wieder versucht, Lieder, Opernarien und Teile aus Symphonien zu spielen. Doch erst mit neun Jahren kam der gebürtige Ungar an eine richtige Musikschule. Seine Laufbahn begann er als 13-Jähriger an der Liszt-Akademie. „Im letzten Kriegsjahr 1944 bekam ich ein Stipendium für ein Studium in Luzern“, erzählte Denes Zsigmondy 2005 bei einem Interview mit unserer Zeitung. Die damalige Regierung habe ihn aber nicht einreisen lassen. Also sagte er „schweren Herzens“ zu, nach Salzburg zu gehen. Im Nachhinein sei es eine gute Entscheidung gewesen, denn dort habe er viele Leute getroffen. Darunter auch eine junge Dame vom Chiemsee. Durch sie ist Zsigmondy schließlich nach Ambach an den Starnberger See gekommen und dort lernte er auch seine Frau Anneliese kennen.

Verena-Maria Fitz verdankt ihre Karriere als Violinistin Denes Zsigmondy (re.). Fotos: red
Verena-Maria Fitz verdankt ihre Karriere als Violinistin Denes Zsigmondy (re.). Fotos: red

„Er war ein Musikbesessener im positiven Sinn“, erinnert sich Verena-Maria Fitz, die ab ihrem 15. Lebensjahr bei Zsigmondy Geigenunterricht bekam. Die heute 31-jährige Violinistin ist inzwischen Mitglied der Bayerischen Staatsoper und spielt auf einem Instrument von Zsigmondy. „Ich habe ihn als einen wahnsinnig energetischen Menschen kennen gelernt. Da war er schon über 70 Jahre alt, aber ein Energiebündel hoch zehn.“ Eigentlich habe sie ihm ihre Karriere zu verdanken, sagt sie. „Er hat mich auf den richtigen Weg gebracht. Und zwar durch seine besondere Herangehensweise. Mit ihm wurde die Musik zum Erlebnis.“

Später nahm die gebürtige Augsburgerin regelmäßig an den Holzhauser Musiktagen teil, die Zsigmondy 1978 ins Leben gerufen hatte und 28 Jahren leitete. „Ich habe nur schöne Erinnerungen an die Atmosphäre im Sommer am See.“ Seine Meisterschüler unterrichtete Zsigmondy 25 Jahre lang in einem romantischen Teepavillon an der Ammerlander Seestraße, von 2003 an fand der Unterricht im alten Schulhaus in Holzhausen statt.

Das Konzept und die Besonderheit der Holzhauser Musiktage begründete Zsigmondy selbst folgendermaßen: „Mir war die Tatsache bewusst, dass nicht jeder ein tolles Talent ist. So habe ich immer versucht, ein bisschen auszugleichen. Wenn jemand kein so großes Geschick hat, aber musikalisch sehr gut ist, dann lobe ich dafür mehr. Etwas strenger bin ich bei denjenigen, von denen ich sehr viel erwartete. Dadurch hat sich nie jemand zurückgesetzt gefühlt.“

Viele berühmte Menschen waren mit ihm befreundet. Besonders gerne erinnerte sich Denes Zsigmondy an den Pianisten Alfred Brendel und an Vicco von Bülow (Loriot), der nicht nur ein Nachbar von ihm war, sondern auch mit seinem „Karneval der Tiere“ bei den Holzhauser Musiktagen auftrat.

Der Geigenvirtuose Denes Zsigmondy war „ein Genussmensch. Er feierte die Feste, wie sie fielen“, sagt Verena-Maria Fitz. Sein Haus in Ambach sei ein „Sammelsurium eines erfüllten Lebens gewesen“. Das Wichtigste für ihn war, „das Leben in vollen Zügen zu genießen“.

Roswitha Diemer