Die Seeburg thront über dem Ostufer des Starnberger Sees. Der Freistaat will sie verkaufen und schlägt sie Investoren als exklusive Hotelanlage vor. Für Jugendarbeit wäre dort dann kein Platz mehr. (Foto: Manfred Neubauer)

Privatisierung für die Reichen und Schönen

1.7.2012
Süddetusche.de

Privatisierung für die Reichen und Schönen

Der Freistaat will die Seeburg und das Schloss Unterallmannshausen verkaufen. Beim Ostuferschutzverband stößt das auf Kritik.

Die Seeburg thront über dem Ostufer des Starnberger Sees. Der Freistaat will sie verkaufen und schlägt sie Investoren als exklusive Hotelanlage vor. Für Jugendarbeit wäre dort dann kein Platz mehr. (Foto: Manfred Neubauer)
Die Seeburg thront über dem Ostufer des Starnberger Sees. Der Freistaat will sie verkaufen und schlägt sie Investoren als exklusive Hotelanlage vor. Für Jugendarbeit wäre dort dann kein Platz mehr.
(Foto: Manfred Neubauer)

Von Benjamin Engel
Über sein Immobilienportal bietet der Freistaat Bayern die beiden denkmalgeschützten Schlösser Seeburg (Gemeinde Münsing) und Unterallmannshausen (Gemeinde Berg) am Ostufer des Starnberger Sees gegen Höchstgebot zum Kauf an. Der Ostuferschutzverband (OSV) kritisiert dieses Vorhaben mit Nachdruck. Jede Veräußerung denkmalgeschützter Gebäude ziehe unweigerlich Umbauten, Veränderungen und einen Verlust alter Bausubstanz nach sich, sagt die OSV-Vorsitzende und Münsinger Gemeinderätin Ursula Scriba. Zudem missfallen dem OSV ähnliche Verkaufspläne der Stadt München. Diese hat im vergangenen Jahr beschlossen, ihr Schullandheim Seeheim (Gemeinde Münsing) bis spätestens 2014 zu veräußern. Mit dem erlösten Geld möchte die Stadt unter anderem einen 150-Betten-Neubau oder einen Anbau auf dem Gelände des Schullandheims im Münsinger Ortsteil Ambach finanzieren. „Es kann nicht sein, dass der See nur für die Schönen und Reichen reserviert ist und Einrichtungen, die für alle da sind, reduziert werden“, sagt Scriba.

Die Seeburg thront über dem Ostufer des Starnberger Sees. Der Freistaat will sie verkaufen und schlägt sie Investoren als exklusive Hotelanlage vor. Für Jugendarbeit wäre dort dann kein Platz mehr. (Foto: Manfred Neubauer)
Mit den zwei Schullandheimen in den Münsinger Ortsteilen Seeheim und Ambach ist die Stadt München nach Ansicht von Scriba eigentlich gut bedient. Einen Anbau in Ambach lehnt sie ab, denn das Schullandheim liegt planungsrechtlich im Außenbereich. Dort zu erweitern hieße, den Ortsrand nach Süden ins Erholungsgelände Ambach hinein auszudehnen. „Das wollen wir gar nicht“, sagt Scriba.

Die Schlösser Seeburg und Unterallmannshausen hat seit mehr als vier Jahrzehnten das Missionswerk „Wort des Lebens“ gepachtet, das dort Jugend- und Ferienfreizeiten sowie Seminare veranstaltet. 2013 läuft der Pachtertrag aus. Das Missionswerk versteht sich als Träger der überkonfessionellen Jugendarbeit. Gerade am Starnberger See sei eine derartige Anlage ein wichtiges Angebot für Familien mit Kindern, sagt Scriba. „Ich würde mir wünschen, dass der Freistaat seine soziale Aufgabe wahrnimmt, auch wenn es verlockend ist, Geld zu verdienen.“

Bedenklich stimmt Scriba das Exposé der staatlichen Gesellschaft „Immobilien Freistaat Bayern“ (IMBY) zu Schloss Seeburg in Münsing. „Eventuell kämen auch eine exklusivere Hotelanlage, ein Tagungs- und Fortbildungszentrum oder eine Privatklinik in Betracht“, so heißt es dort. Berufstätige Gemeindebürger könnten ihre Kinder dann dort nicht mehr wie bisher während der Ferienzeiten unterbringen, bedauert Scriba. Zudem sind die Zufahrtsmöglichkeiten für eine derartige Anlage ihrer Ansicht nach nicht gegeben. Die Seeuferstraße ist von Münsing aus gesperrt, eine andere Zufahrt gibt es nur von Allmannshausen aus. „Diese Straßen sind nicht für strömenden Verkehr geeignet“, sagt Scriba.

Schloss Unterallmannshausen, 1696 erbaut und um 1880 stark umgebaut, nutzt das Missionswerk heute im Stil einer gehobenen Jugendherberge. „Als künftige Nachnutzung hält die Gemeinde Berg in Absprache mit dem Eigentümer einen repräsentativen Wohnsitz für eine oder maximal zwei Familien für möglich“, so heißt es im IMBY-Exposé. Nach SZ-Informationen dürfte für das Schloss alleine ein zweistelliger Millionenbetrag im Raum stehen. Investieren zwei Leute jedoch so viel Geld, wollen sie auch ihre Privatheit schützen und das Gebäude dementsprechend verändern, zeigt sich Scriba überzeugt.