Seniorenstift-Betreiber muss Stellung nehmen

 

Süddeutsche Zeitung, Wolfrttsahauser SZ, 4. November 2018

Im Streit um das geplante Seniorenstift in Ambach meldet sich der Münsinger Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) zu Wort. Der Grund: „Die Gemeinde sieht sich immer wieder alten und neuen Vorwürfen ausgesetzt“, moniert er. Diese Gerüchte und Mutmaßungen gipfelten darin, dass der Gemeinde unterstellt werde, ein Handlanger des „Kuratoriums Wohnen im Alter“ (KWA) zu sein. „KWA wird nicht anders behandelt als ein vergleichbarer Grundstückskäufer und keinesfalls bevorzugt“, betont Grasl.

Das Sozialunternehmen, das bundesweit 16 Altenwohnstifte betreibt, will eine solche Einrichtung auf großen Teilen der Wiedemann-Kurklinik errichten, die seit Jahren leer steht. Um dieses Projekt gab es jedoch von Anfang an eine kontroverse Debatte: Die geplanten 80 Wohneinheiten halten Anwohner für zu viel, sie fürchten auch zusätzlichen Verkehr. Die schmale Zufahrt zum Hanggrundstück über den Simetsbergweg wird ebenfalls kritisch gesehen.

„Bisher hat KWA nur bezahlt und aufwendig entrümpelt“, betont Bürgermeister Grasl. Mit dem Sozialunternehmen sei er selbst weder verbandelt, noch sei er von ihm in irgendeiner Weise beeinflusst. „Wer anderes verbreitet, hat keine Ahnung.“ Die Gemeinde habe ein aufwendiges Plangutachten organisiert, Fachleute hinzugezogen und das Verfahren neutral moderieren lassen. Dabei habe es allerdings noch nicht um Straßenbreiten und Stellplätze gehen können, so Grasl. „Diese Schritte sind dem späteren Bebauungsplan vorbehalten.“ Die Kommune habe die Planungs- und die Entscheidungshoheit – und die lasse sie sich auch von niemandem nehmen.

„Wir als Gemeinde sitzen nicht auf geheimen Informationen und haben die KWA aufgefordert, zu den angesprochenen Punkten Stellung zu nehmen.“ Das sei noch nicht umfassend genug passiert, weswegen der Ball derzeit im Feld der KWA liege. In der Ratssitzung vom 23. Oktober hätten die beiden favorisierten Büros ihre Vorentwürfen erläutert. „Eine Aussprache oder Bürgerversammlung war das nicht, daher wurde weder KWA noch der Initiative Ambach ein Rederecht eingeräumt“, so Grasl. Nun müssten die Erklärungen der KWA folgen, danach bedürfe es eine Grundsatzentscheidung für eine der beiden Varianten oder für gar keine. Grasl selbst favorisiert „eindeutig das Wohnstift gegenüber einer Klinik“.