Zank um das Seniorenwohnstift

Isar Loisachbote vom 26. Januar 2017
von tanja lühr

Münsing – Das Sitzungsjahr begann am Dienstag mit einer hitzigen Diskussion. Der Auslöser: Bauamtsleiter Stephan Lanzinger stellte einen möglichen Zeitplan für das weitere Vorgehen in Sachen Seniorenwohnstift in Ambach vor. Einige Gemeinderäte wollen jedoch erst einmal grundsätzlich darüber abstimmen, ob die von vielen Ambachern kritisierte Anlage überhaupt gebaut werden soll. Diese Entscheidung soll nun in der nächsten Sitzung am 14. Februar fallen.Lanzinger zufolge wird das Architekturbüro Miklautz und Goergens (das auch den Rahmenplan fürs Seeufer erstellt hat), im Auftrag der Gemeinde prüfen, ob das ehemalige Wiedemann-Klinikareal aus ortsplanerischer Sicht für ein Seniorenstift mit rund 90 Wohnungen geeignet ist, so wie es das Münchner „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) plant. Der Gemeinderat könnte dann am 14. Februar beschließen, einen Realisierungswettbewerb mit mehreren Architekten durchführen zu lassen. Anfang März könnte man gemeinsam mit dem KWA die Bürger zu einer Informationsveranstaltung einladen, Ende Juni einen so genannten vorhabensbezogenen Bebauungsplan aufstellen.

Obwohl der Bauamtsleiter im Konjunktiv sprach, fühlte sich Prof. Dr. Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) überrumpelt. „Ich bin empört. Ich finde das Vorgehen nicht richtig“, sagte er. Er frage sich, aufgrund welcher Daten das Büro Miklautz und Goergens Untersuchungen anstellen will. Im Gemeinderat sei nie eine Entscheidung über das Bauvorhaben der KWA getroffen worden. Richter-Turtur verwies außerdem auf zwei Rechtsanwaltgutachten, die der Ostuferschutzverband (OSV) vor Weihnachten eingeholt und ans Rathaus weitergeleitet hat. Beide Fachanwälte kämen zu dem Schluss, dass ein früherer, von der Gemeinde genehmigter Vorbescheid für einen Klinikneubau auf dem Wiedemann-Gelände nicht einfach auf den Bau eines Seniorenwohnstifts übertragen werden könne. Nach Ansicht des OSV besteht also kein Baurecht. Bürgermeister Michael Grasl zufolge sieht der Anwalt der Gemeinde das anders.

Der Rathauschef versuchte die Wogen zu glätten, nachdem auch die OSV-Vorsitzende und Bürgerliste-Gemeinderätin Ursula Scriba Lanzingers Zeitplan kritisiert hatte. „Ob auf dem Grundstück Baurecht geschaffen wird oder nicht, entscheidet sich hier in diesem Raum in öffentlicher Sitzung“, betonte Grasl. Man sei nicht der „Auftragsempfänger eines Investors“, sondern habe das Heft selbst in der Hand.

Auch Ernst Ramerth (Wählergruppe Holzhausen) versuchte, seine Kollegen zu beruhigen. „Wir stehen überhaupt nicht unter Zeitdruck“, sagte er. „Und wir müssen die von Herrn Lanzinger genannten Termine keineswegs einhalten.“