80 Seniorenwohnungen am See

Gemeinderat entscheidet sich für Entwurf von Matteo Thun – Kritiker tief enttäuscht

Münsing – Mit einer Zweidrittel-Mehrheit hat der Münsinger Gemeinderat am Dienstagabend beschlossen, ein Seniorenwohnstift nach dem Modell des Mailänder Stararchitekten Matteo Thun auf dem ehemaligen Wiedemann-Sanatoriums-Gelände in Ambach bauen zu lassen. Eine Reduzierung der 80 Wohneinheiten, wie von Ursula Scriba beantragt, wird nicht stattfinden. Damit kann das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) seine Pläne so umsetzen, wie von ihm gewünscht.

Das Unternehmen hatte von Anfang an die lang gezogenen Thun-Baukörper mit Blick auf den Starnberger See favorisiert, weil deren Anordnung seniorengerecht sei, so die Begründung. Der „Initiative Ambach“ hätten dagegen die pavillonartigen, über das Grundstück verteilten Häuser des Greifenberger Büros Beer, Bembé, Dellinger (BBD) besser gefallen. Für diesen Entwurf stimmten die Gemeinderäte Ludwig Derleder (Einigkeit Degerndorf), Helge Strauß (CSU), Ursula Scriba (Bürgerliste), Tobias Eckart (Freie Wähler) und Heinz Schreiner (SPD). Strauß argumentierte, dass viele Bürger sich in ihren Stellungnahmen nach dem Architektenwettbewerb für diese kleinteiligere Lösung ausgesprochen hätten. „Hier hätten wir den meisten Rückhalt aus der Bevölkerung“, sagte er. Scriba meinte, bei BBD würden mehr Bewohner einen Seeblick genießen als bei Thun.

Zuvor wurde über den Antrag Scribas, gleichzeitig Vorsitzende des Ostuferschutzverbands (OSV), abgestimmt. Sie forderte für beide Entwürfe eine Reduzierung der Wohnungen um zehn Prozent – an sich nicht viel. Mit insgesamt 72 Appartements „würde KWA das nötige Willkommen in Ambach erhalten“, glaubt sie. Dritter Bürgermeister Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) entgegnete, es handle sich bei dem Bauvorhaben nun einmal um ein Sondergebiet, in dem andere Regeln gelten würden als in einem normalen Baugebiet. Das KWA habe plausibel dargelegt, dass die Anzahl von 80 Wohnungen für sein Projekt wirtschaftlich sei. Grünwald: „Ich schreibe einem Landwirt, der im Außenbereich einen Stall baut, ja auch nicht vor, dass er dort nur 80 statt 100 Kühen halten darf.“

Sozialreferentin Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) erklärte, sie sei dankbar, dass im Hinblick auf den demografischen Wandel in Münsing 80 Senioren-Wohnungen geschaffen würden. Wären es weniger, würde jede einzelne Wohnung teurer werden, ergänzte Ernst Ramerth (Wählergruppe Holzhausen). Für die abgespeckte Variante stimmten am Ende Professor Dr. Matthias Richter-Turtur, Christine Mair, Ursula Scriba und Heinz Schreiner.

Die Gemeinde wird nun als nächsten Schritt mit dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf Grundlage der Planung von Matteo Thun & Partners fortfahren. Details wie die Erschließung, die Einrichtung einer Tagespflege und ein Belegungsrecht für Gemeindebürger werden darin festgelegt. Die bisherigen Einwendungen der Bürger sollen zuvor noch einmal in einer Sitzung behandelt und abgewogen werden.

Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler), der einführend ein leidenschaftliches Plädoyer pro Wohnstift gehalten hatte, zeigte sich nach der Sitzung erleichtert über das doch recht deutliche Votum. Bei den KWA-Vertretern, die als Zuhörer anwesend waren, dürften die Sektkorken geknallt haben.

Sebastian Wiedemann, Sprecher der Initiative Ambach, ist dagegen schwer enttäuscht. „Alle Bitten und Appelle der Bürger wurden von ihren Vertretern im Gemeinderat beiseite gewischt. Es wurde zugunsten des KWA entschieden“, sagte er. Die Kritik von Dr. Gustav Neumeister, Vorstandsmitglied des OSV, geht in dieselbe Richtung: „All unsere Argumente haben beim Gemeinderat nichts bewirkt.“