80 Seniorenwohnungen realisierbar

Peter Hermann, Das Gelbe Blatt vom 22. Februar 2017

Münsing – Eine Studie „auf Eignung des ehemaligen Sanatorium-Areals in Ambach aus Sicht des Ortsplaners“ sowie einen Testentwurf für eine zukünftige Wohnbebauung stellte Christian Weigl vom Architekturbüro Goergens und Miklautz jüngst im Gemeinderat vor. Das Publikumsinteresse war so groß, dass die Sitzung vom Rathaus in den Gemeindesaal verlegt werden musste.

Wie berichtet, hat das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) die ehemalige Wiedemann-Klinik in Ambach erworben, um dort eine moderne Senioreneinrichtung zu errichten.

Die Gemeinde hatte das Münchner – Architekturbüro Goergens und Miklautz deshalb beauftragt, die Realisierbarkeit des Projekts zu prüfen. Städteplaner Christian Weigl stellte nun den Gemeinderäten einen Testentwurf vor. Demnach wäre ein Bau mit 80 Wohnungen vorstellbar. Anstelle des Panoramahauses der alten Klinik könnten drei Einzelhäuser und ein nördlicher Gebäudekomplex entstehen. Der Vorteil: Es würde weniger Fläche als bisher bebaut und der alte Baumbestand ließe sich weitgehend erhalten. Dabei können sich die Gebäude im Seniorenstift um den jetzigen Innenhof zwischen den verfallenden früheren Klinikgebäuden gruppieren.

„So kann dort gemeinschaftliches Leben entstehen“, glaubt Weigl. Das sogenannte Ärztehaus, das etwas weiter unten im Hang in Richtung Starnberger See liegt, könnte ersatzlos abgerissen werden, sodass eine Grünfläche oder ein Teich angelegt werden kann. Weigl hält es zudem für sinnvoll, die Wohnungen innerhalb der Häuser links und recht s eines Flurs anzuordnen: Das hat andere Dimensionen als ein Einfamilienhaus“. Nur so sei es möglich, die Senioreneinrichtung wirtschaftlich zu betreiben. Um die Häuser schlanker wirken zu lassen, könnten diese durch geneigte Pultdächer optisch in zwei Hälften gegliedert werden. Darüber hinaus könnten die Hausteile links und rechts des Flurs an der Giebelseite unterschiedliche lang sein. Außerdem schlug der Architekt vor, die künftigen Bauten dort zu errichten, wo schon Bestandsgebäude stehen. Weigl räumte ein, dass das Seniorenstift nicht dem Münsinger Rahmenplan zum Schutz des Orts- und Landschaftsbildes entspreche. Denn darin prägen kleinteilige Häuser die Umgebung in Ambach. Dennoch müsse man das Projekt eher mit den jetzigen noch stehenden Klinikbauten vergleichen. „Das Panoramhaus hat am allerwenigsten mit der örtlichen Bauweise zu tun, stellte Weigl klar. Auch die übrigen Bauwerke in verschiedenen Höhen seien nicht zur Nachahmung empfohlen.

Gemeinderat Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) hält den Lösungsansatz von Weigl dennoch falsch: Ich kann nicht ganz nachvollziehen, wie Sie so ein Projekt mit den Grundsätzen des Rahmenplans vereinbaren können“. Ohnehin hätten die jetzigen Gebäude seiner Meinung nach keinen Bestandsschutz. Gustav Neumeister vom Ostuferschutzverband sieht das genauso. Die Gemeinderäte erteilten ihm das Rederecht. Neumeister verwies auf Kommentare zur Bauordnung. Demnach sind die jetzigen Gebäude nach Jahren des Leerstandes als grüne Wiese zu sehen. Er plädierte deshalb für einen Abriss, ohne Neubauten zu errichten. Der Rechtsanwalt der Gemeinde Münsing, Georg Spieß, widersprach Neumeister: „Wir haben dort keine grüne Wiese, da dort schon Gebäude stehen“. Wie lange sie Bestandsschutz hätten, sei nicht klar. KWA-Vorstand Stefan Arend gab sich nach der zweistündigen Debatte zuversichtlich: „Es wird deutlich, dass wir ein Seniorenstift realisieren können“. Die 80 Wohnungen sollen größtenteils zwischen 40 und 60 Quadratmetern groß sein. Nur fünf sollen etwa 80 Quadratmetern umfassen. Ob die Senioreneinrichtung wirklich in dem vorgestellten Ausmaß errichtet wird, steht indes noch nicht fest. Der Gemeinderat beschloss, dass die Bürger auf einer Informationsveranstaltung im März ihre Einwände vorbringen dürfen. Zudem soll in einer der nächsten Sitzungen entschieden werden, ob es einen städtebaulichen Wettbewerb als Basis für ein Bebauungsplanverfahren geben wird oder ein Vorschlag aus dem Gemeinderat weiterverfolgt werden soll. Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) und Ursula Scriba (Bürgerliste) stimmten gegen diesen Beschluss.