Münsing – Mittlerweile zum fünften Mal verliehen, darf man den Gabriel von Max-Denkmalpreis des Ostufer-Schutzverbands (OSV) getrost als Institution bezeichnen. Natürlich ist schwer zu ergründen, wie viele Eigentümer alter Häuser der Preis bewogen hat, ihr Domizil am Starnberger See behutsam herzurichten. Doch aktuelle Beispiele wie die Renovierung der berühmten Himbsel-Villa in Leoni oder die Instandsetzung eines alten Wohnhauses im Münsinger Ortsteil Wimpasing zeigen, dass die Achtung vor ortsbildprägenden Bauten noch immer vorhanden ist. Bei den Kommunalpolitikern stößt der Preis ohnehin auf große Zustimmung. Hilft er doch, angesichts eines zahmen Denkmalschutzgesetzes und dementsprechend zurückhaltender Behörden den Erhalt alter Häuser oder Parklandschaften immer wieder ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Wie wichtig der Druck der Öffentlichkeit ist, zeigt sich am Giesinger Uhrmacherhäusl, dessen widerrechtlicher Abbruch sich im September zum ersten Mal jährte. Die Strafverfolgung lässt auf sich warten. Gegen die Forderung der Stadt München, das Häusl möglichst originalgetreu wieder aufzubauen, hat der Eigentümer Klage eingereicht. Mit Musik, Reden und einem Theaterstück vor der Ruine des ehedem denkmalgeschützten Hauses erinnerte die Bürgerinitiative „Heimat Giesing“ an den Frevel. In dem Schauspiel kam es zur Festnahme der Übeltäterin und einer fiktiven Gerichtsverhandlung. Im wirklichen Leben findet der Prozess wohl erst im nächsten Jahr statt.
Ein weiteres negatives Beispiel ist gleich vor der Haustür in der Seestraße in Ammerland zu besichtigen. Die einstige Villa des Affenmalers Gabriel von Max (1840 bis 1915), der dem Denkmal-Preis seinen Namen gab, gammelt still vor sich hin. Münsings Bürgermeister Michael Grasl (FW) spricht vom „traurigsten Kapitel der Villengeschichte am Starnberger See“. Im Frühjahr dieses Jahres reichten die Eigentümer den dritten Abbruch-Antrag ein, nachdem Anfang 2012 der zweite Antrag abgelehnt worden war. Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen sieht die Eigentümer nur in der Pflicht, die Bausubstanz zu erhalten.
Wie typisch die Villenkultur für den Starnberger See ist, lässt sich im Museum Starnberger See in Starnberg anhand von Modellen nachvollziehen. Es waren Münchner Künstler, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Seenlandschaft als reizvolles Motiv entdeckten und zum Teil sesshaft wurden. Deren Bilder lockten wiederum die Städter in die Sommerfrische. Erste Sommerhäuser wurden errichtet. Mit den Jahren wuchsen sie sich zu prächtigen Villen aus, die noch heute, etwa in Niederpöcking, das Bild der Ortschaften und der Seeufers prägen. Kreisheimatpfleger Gerhard Schober hat ihnen in seinen Standardwerken ein Denkmal gesetzt.
Zu diesen Häusern zählt auch die Ammerlander Villa Max. Leider ist in den vergangenen Jahrzehnten wertvolles Interieur wie Kachelöfen und Möbel verschwunden, berichtete die Wolfratshauser SZ. Von einer Renaissance-Decke im früheren Speisezimmer fehle jede Spur. Inzwischen sind außen die Holzbrüstungen verfallen, sprießt Gras auf dem Dach der Veranda. Wie gepflegt die Villa Max sein könnte, wenn die Eigentümer nur wollten, sieht man an der penibel geschnittenen Hecke und dem heraus geputzten Seeufergrundstück.
Bleiben als Hoffnung nur die positiven Beispiele, wie sie der Gabriel von Max-Denkmalpreis würdigt. Erste Preisträger waren Katharina und Josef Strobl aus Weipertshausen für Sanierung und Erhalt des Gorithoma-Hofes aus dem 17. Jahrhundert, gefolgt vom Schreinermeister-Ehepaar Josef und Regina Wagner für ihr liebevoll renoviertes Handwerkerhaus in der Seestraße aus dem Jahr 1871. Werner Döttinger erhielt 2016 die Skulptur eines sitzenden Affen mit der Miniatur der Max-Villa für die Rettung des Ammerlander Schlosses. Die Familie Noppes war Preisträger 2017 für den Eierwastl-Hof in Deggendorf.
Im Juni dieses Jahres nahm die 103-jährige Maria-Gabriele von Nagel zu Aichberg die Auszeichnung für die gleichnamige Eigentümergemeinschaft entgegen. Es war einer ihrer letzten öffentlichen Auftritte. Vor kurzem ist Maria-Gabriele von Nagel zu Aichberg gestorben. Objekt war die denkmalgeschützte Villa Rambaldi, das ehemalige Jägerhaus des Schlosses Unterallmannshausen.
Nun suchen Vorsitzende Ursula Scriba und der OSV den nächsten Preisträger. Aus den eingegangenen Vorschlägen wird eine Fachjury dann den Preisträger ermitteln. Sie bewertet die fachliche, ästhetische und ökologische Qualität, die Bedeutung des Gebäudes und die Kreativität der Besitzer. hu
Vorschläge können bis zum 31.12.2018 schriftlich und mit einer kurzen Begründung bei der Geschäftsstelle des OSV,
c/o Ursula Scriba, Lerchenweg 3, 82541 Münsing, eingereicht werden