Fischer, Schlösser und Boote

Historische Schifffahrt auf dem Starnberger See mit Geschichte(n) und Salonmusik
Sonntag, 17. September 2023, 15 Uhr

Landwirtschaft und Fischfang prägten jahrhundertelang die Ufer am Starnberger See. Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten immer mehr Städter diese Landschaft, und nun gesellten sich zahlreiche Villen zu den bestehenden Bauernhöfen und Schlössern.

Mit der MS Bayern fahren wir über Leoni, Ammerland und Ambach bis Seeshaupt und kehren am Westufer über Bernried, Tutzing, die Roseninsel und Possenhofen nach Berg zurück. Bernhard Reisner, 2. Vorsitzender des Historischen Vereins Wolfratshausen macht uns mit ausgewählten Bauwerken und deren Geschichte sowie mit der Entwicklung der Seenschifffahrt bekannt. Dazu gibt es die „Moarhofer Geigenmusik“ und ein historisches Fotoatelier.

Eine Kostümierung der Gäste nach dem Motto „Sommerfrische um 1900“ ist willkommen. Dies wird mit einem Verzehrgutschein von 10 Euro belohnt.

Dampfersteg Berg – Abfahrt 15:00 Uhr
Ankunft ca. 18:30 Uhr – Kostenbeitrag 45 Euro
Verköstigung an Bord möglich (nicht inkl.)
Anmeldung erforderlich unter
08171 34 59 02 oder info@histvereinwor.de
Begrenzte Teilnehmerzahl|Mitglieder des Historischen Vereins und des Ostuferschutzverbandes haben Vorrang

Die Zukunft des Musikhörens.  3D-Audio-Session


Mit den Worten „Der OSV wird modern!“ begrüßte am 27.1.23 unser erster Vorsitzender Prof. Johannes Umbreit 30 hochmotivierte Zuhörer im alten Schulhaus in Holzausen zu einem Vortrag über  „Die Zukunft des Musikhörens.  3D-Audio-Session! „

Der junge Ambacher Multimediakünstler Felix Kruis machte uns unter dem eigens entwickelten Titel „Sounddramaturgien“ auf künstlerisch- forschende Weise mit 3D-Audiotechniken und deren künstlerischen Potenzialen in den Bereichen Musik, Theater, Architektur, Film, bildender Kunst bekannt.

Felix Kruis stellte uns 4 Arbeitsproben aus seiner künstlerischen Forschung vor. Einen Schwerpunkt bilden dreidimensionale Tonaufnahmen und Musikstücke. Dazu präsentierte er u. a. Ausschnitte aus einem Konzertexperiment mit klassischer Musik, das live in 3D-Audio gespielt und ausschließlich via Kopfhörer hörbar wurde. Felix Kruis stellte Technik zum konkreten Nacherleben zur Verfügung.

Wir möchten Ihnen mit großer Freude noch mitteilen, dass auf Grund unserer OSV-Vortrags-Einladung, die wir auch immer an die Presse weitergeben, die Süddeutsche Zeitung Felix Kruis mit einem Interview bedachte. Er wurde für den diesjährigen Tassilo-Preis des Landkreises nominiert. Sie finden diesen Artikel in unserem gut geführten Archiv im Januar 2023 zum Nachlesen. Wir gratulieren und halten die Daumen!

Ar­chi­tek­tur für die Oh­ren

Der Am­ba­cher Mul­ti­me­dia­künst­ler Fe­lix Kruis ent­wi­ckelt mit sei­nem Kol­le­gen Ju­li­an Käm­per „So­und­dra­ma­tur­gi­en“ – ei­ne neue Kunst­form, die un­ge­ahn­te Klang­land­schaf­ten er­öff­net

In­ter­view: Ste­pha­nie Schwa­de­rer, Wolfratshauser SZ vom 12.01.2023

Münsing: Der Am­ba­cher Mul­ti­me­dia­künst­ler Fe­lix Kruis, Jahr­gang 1984, hat Kunst­wis­sen­schaft stu­diert und war Meis­ter­schü­ler von Ste­phan Hu­ber an der Münch­ner Aka­de­mie der Bil­den­den Küns­te. Sei­ne Pro­jek­te be­we­gen sich zwi­schen Thea­ter, Per­for­mance, Film und Mul­ti­me­dia­kunst. Seit ei­ni­gen Jah­ren be­fasst er sich in­ten­siv mit dem The­ma Klang und Raum.

SZ: Herr Kruis, ken­nen Sie Men­schen, die nie ei­nen Kopf­hö­rer auf­set­zen?

Fe­lix Kruis: Nein. Der Kopf­hö­rer ist ei­ner der neu­en gro­ßen Re­zep­ti­ons­stan­dards in un­se­rer Welt ge­wor­den.

Den­noch soll es sie noch ge­ben. Was ent­geht ih­nen?

Auf die­se Fra­ge gibt es ge­wiss ganz un­ter­schied­li­che Ant­wor­ten. Be­zo­gen auf mei­ne Ar­beit wür­de ich sa­gen: Ih­nen ent­ge­hen drei­di­men­sio­na­le Hör­land­schaf­ten, wie man sie nie mit ei­nem Laut­spre­cher er­le­ben könn­te.

Sind die­se Hör­land­schaf­ten ei­ne neue Er­fin­dung?

Nein, 3D-Au­dio gibt es be­reits seit Jahr­zehn­ten, aber es steckt noch im­mer in den Kin­der­schu­hen. Zu­sam­men mit Ju­li­an Käm­per ent­wick­le ich seit 2019 ein Feld­re­cher­che-Pro­jekt mit dem Ti­tel So­und­dra­ma­tur­gi­en. Das um­fasst ein Ge­biet mit rie­si­gem Po­ten­zi­al.

Klang im rea­len Le­ben ist im­mer drei­di­men­sio­nal. Was zeich­net 3D-Au­dio aus?

Das stimmt, im All­tag hö­re ich die Ge­räu­sche um mich her­um in 3D. So­bald ich aber bei­spiels­wei­se ein Mu­sik­stück mit Laut­spre­cher an­hö­re, egal ob Mo­no oder Ste­reo, wird der Klang – ver­ein­facht ge­sagt – zwei­di­men­sio­nal. Das kann man sich wie ei­ne Ki­no­lein­wand vor­stel­len: In der Brei­te wird ein Klang­feld er­zeugt. Drei­di­men­sio­na­ler Klang hin­ge­gen titscht über­all her­um, kommt aus ei­ner Ecke, kor­re­liert mit ei­nem Raum, biegt um die Ecke und ver­schwin­det wie­der.

Bild­haue­rei für die Oh­ren?

Eher Ar­chi­tek­tur. Man setzt den Hö­rer nicht mehr vor die Lein­wand, son­dern er­schafft ei­nen ge­plan­ten künst­le­risch-äs­the­ti­schen Raum um ihn her­um.

Auf You­tube kann man Ih­ren Kol­le­gen Ju­li­an Käm­per bei ei­nem Kopf­hö­rer­kon­zert mit den Münch­ner Phil­har­mo­ni­kern er­le­ben. Er be­wegt sich auf der Büh­ne, hat zwei klei­ne Mi­kro­fo­ne in den Oh­ren und lässt die Gäs­te das Kon­zert auf die­se Wei­se mit sei­nen Oh­ren hö­ren. War­um?

Der ganz gro­ße Un­ter­schied zu ei­nem nor­ma­len Kon­zert­er­leb­nis be­steht zu­nächst ein­mal dar­in, dass sich mit dem Kopf­hö­rer der Sweet Spot der Mu­sik de­fi­nie­ren lässt. Al­so der Punkt, der ein op­ti­ma­les Klang­er­leb­nis bie­tet. Bei ei­nem ana­lo­gen Kon­zert in ei­nem Raum lässt sich nur un­ge­fähr ab­schät­zen, wie die Mu­sik bei den Leu­ten an­kommt. Die Mu­si­ker spie­len ir­gend­wie in Rich­tung Pu­bli­kum. Sie wis­sen aus Er­fah­rung: Wenn ich so oder so mit mei­nem Kol­le­gen zu­sam­men­spie­le, wird das wahr­schein­lich so und so bei den Leu­ten an­kom­men. In der Re­gel funk­tio­niert das ei­ni­ger­ma­ßen. Mit dem Kopf­hö­rer än­dert sich al­les ra­di­kal. Mein Kol­le­ge hat die­ses spe­zi­el­le Mi­kro­fon in den Oh­ren, das es al­len an­de­ren, die im Raum Kopf­hö­rer tra­gen, er­mög­licht, mit sei­nen Oh­ren zu hö­ren. Und die Mu­si­ker spie­len nun ex­pli­zit für sei­ne Oh­ren. Das ver­än­dert ra­di­kal das gan­ze Spiel und die In­ter­pre­ta­ti­on ei­nes Stü­ckes. Auch be­stehen­de Stü­cke be­kom­men ei­ne ganz neue Fas­sung. Das ist noch ra­di­ka­ler als bei un­ter­schied­li­chen Di­ri­gen­ten, die ja auch ih­re ei­ge­ne Hand­schrift ha­ben.

Das hei­ßt: Der So­und­dra­ma­turg mit den klei­nen Mi­kro­fo­nen im Ohr ent­schei­det, wie ein Stück klingt.

Ge­nau. Im Fall der Münch­ner Phil­har­mo­ni­ker ha­ben sich Ju­li­an Käm­per und ich zu­sam­men mit den Mu­si­kern ei­ne ex­ak­te Cho­reo­gra­fie aus­ge­dacht. Da war nichts zu­fäl­lig. Des­halb ist es auch nicht ver­gleich­bar mit be­geh­ba­ren Kon­zer­ten, bei den man sich die Or­te aus­sucht, an de­nen man den Mu­si­kern lauscht.

Wird man künf­tig mit Kopf­hö­rern ins Kon­zert ge­hen?

Nein, ich wür­de nicht sa­gen, dass al­le Kon­zer­te der Welt auf die­se Wei­se ge­hört wer­den soll­ten. Es ist ei­ne ganz ei­ge­ne Hör­si­tua­ti­on mit ganz ei­ge­nen Mög­lich­kei­ten und ei­ner ganz ei­ge­nen Span­nung. Ei­ne ei­ge­ne neue Kunst­form. Wir ma­chen auch Ex­pe­ri­men­te mit Thea­tern oder Kopf­hö­rer-Fil­me. Die Tech­nik ist all­ge­mein­gül­tig und kann sehr gut für sich al­lein ne­ben al­len an­de­ren Auf­füh­rungs­for­men ste­hen.

Sie sa­gen, den Men­schen feh­le ein „vor­der­grün­di­ges Be­wusst­sein für die uns um­ge­ben­de Klang­sphä­re“. Liegt in un­se­ren Köp­fen et­was brach, das sich auf­we­cken und schu­len lässt?

Tat­säch­lich kön­nen Men­schen nicht so gut drei­di­men­sio­nal hö­ren, wie sie den­ken. Links und rechts kann man sehr gut un­ter­schei­den, aber bei oben und un­ten oder vorn und hin­ten wird es schon pro­ble­ma­ti­scher, vor al­lem wenn der Klang et­was wei­ter weg ist. Bas­si­ge Klän­ge sind zu­dem schwie­ri­ger zu er­fas­sen als hel­le, schnei­den­de. Wenn wir et­was drei­di­men­sio­nal ar­ran­gie­ren, müs­sen wir es ähn­lich wie beim Thea­ter über­trei­ben, da­mit es nor­mal an­kommt. Fakt ist: Es gibt kei­ne drei­di­men­sio­na­le Hör­kul­tur. We­der bei Kon­zer­ten noch beim Fil­me­schau­en sind wir da­mit ver­traut, auch Dol­by Sur­round än­dert dar­an nichts. Man hat kei­ne Er­war­tung an ein drei­di­men­sio­na­les Hö­ren und weiß gar nicht: Was ist in­ter­es­sant, wor­auf muss ich ach­ten? Des­halb bau­en wir un­sere 3D-Kon­zer­te wie ei­ne klei­ne Schu­lung auf. Wir be­gin­nen mit ei­ner mi­ni­ma­lis­ti­schen Klangim­pro­vi­sa­ti­on, und zum Schluss gibt es bei­spiels­wei­se ein kom­ple­xes Stück von John Ca­ge, in das man sich rich­tig fal­len­las­sen kann. Auch bei den Ra­dio­sen­dun­gen, die wir für den BR und SWR pro­du­zie­ren, neh­men wir die Hö­rer bei der Hand und len­ken ih­re Auf­merk­sam­keit. Da­bei kann man auch Tricks an­wen­den oder mit iko­ni­schen Klän­gen ar­bei­ten, al­so mit Klän­gen, die mit ei­ner kla­ren Er­war­tung ver­bun­den sind.

Funk­tio­niert So­und­dra­ma­tur­gie auch bei Leu­ten, die schlecht hö­ren oder ein Hör­ge­rät brau­chen?

Wenn man äl­ter wird und ge­wis­se Tö­ne nicht mehr wahr­neh­men kann, wird auch das 3D-Hö­ren schwie­ri­ger. Das ist so. Auch das 3D-Gu­cken im Ki­no kann nicht je­der, man­chen wird schlecht oder schwind­lig da­von. Für Hör­ge­schä­dig­te gibt es die Mög­lich­keit der In­duk­ti­ons­über­tra­gung. Da­mit ha­ben wir noch nicht ge­ar­bei­tet. Aber auch das ist ein span­nen­des Feld.

Von wel­cher Klang­land­schaft träu­men Sie? Was wür­den Sie ger­ne in 3D um­set­zen?

Da ha­be ich kei­nen spe­zi­el­len Wunsch. Es ist eher um­ge­kehrt: Für mich ist es in­ter­es­sant, sehr ge­nau hin­zu­hö­ren, wie ein­zel­ne Räu­me klin­gen, und den ein oder an­de­ren dann für ein spe­zi­el­les Kon­zert aus­zu­wäh­len oder für ein akus­ti­sches Thea­ter­stück mit ei­nem En­sem­ble. Ne­ben der künst­le­ri­schen Ar­beit ha­be ich aber auch ei­nen wis­sen­schaft­li­chen An­spruch: Wel­che Me­cha­nis­men be­stim­men ei­ne 3D-Klang­land­schaft? Wel­ches Hand­werk­zeug brau­che ich, um ei­ne ge­wis­se Wirk­mäch­tig­keit zu er­zie­len? All das wur­de noch nie er­fasst.

Sie stel­len Ih­re Ar­beit dem­nächst beim Ost­ufer­schutz­ver­band vor. Was möch­ten Sie ih­ren Gäs­ten in Holz­hau­sen mit­ge­ben?

Ei­nen Ein­druck da­von, wie sich die Tech­nik und die Hör­ge­wohn­hei­ten in der Welt ge­än­dert ha­ben und wel­che künst­le­ri­schen Mög­lich­kei­ten dies er­öff­net. Ich se­he mich nicht als Auf­klä­rer. Aber ich wür­de schon ger­ne ver­mit­teln, dass man den neu­en Tech­ni­ken durch­aus Po­si­ti­ves ab­ge­win­nen kann. Al­lein mit ei­nem Smart­pho­ne und ei­nem Kopf­hö­rer las­sen sich ganz neue künst­le­ri­sche Di­men­sio­nen er­schlie­ßen.

„Die Zu­kunft des Mu­sik­hö­rens“, Frei­tag, 27. Ja­nu­ar, 19.30 Uhr, Al­tes Schul­haus Holz­hau­sen, Kirch­berg­stra­ße (ge­gen­über der Holz­hau­ser Kir­che), 15 Eu­ro. Bis Mit­te Fe­bru­ar stel­len wir Ih­nen Kan­di­da­tin­nen und Kan­di­da­ten für den Tas­si­lo-Kul­tur­preis 2023 vor. Al­le No­mi­nier­ten fin­den Sie im In­ter­net un­ter sz.​de/​tassilo

„Die Zukunft des Musikhörens“

Der junge Ambacher Multimediakünstler Felix Kruis wird uns unter dem eigens entwickelten Titel „Sounddramaturgien“ auf künstlerisch- forschende Weise mit 3D-Audiotechniken und deren künstlerischen Potenzialen in den Bereichen Musik, Theater, Architektur, Film, bildender Kunst bekannt machen.

Termin: Freitag, 27.1.23

Ort: Altes Schulhaus in Holzhausen an der Kirchbergstraße (gegenüber der Holzhauser Kirche)

Beginn: 19:30 Uhr

Unkostenbeitrag: 15.- € 

Felix Kruis wird Arbeitsproben aus seiner künstlerischen Forschung vorstellen. Einen Schwerpunkt bilden dreidimensionale Tonaufnahmen und Musikstücke. Dazu präsentiert er u. a. Ausschnitte aus einem Konzertexperiment mit klassischer Musik, das live in 3D-Audio gespielt und ausschließlich via Kopfhörer hörbar wurde. Felix Kruis stellt Technik zum konkreten Nacherleben zur Verfügung.

Bitte lesen Sie zur weiteren Einstimmung noch den hochinteressanten SZ-Artikel

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/brainlab-muenchner-philharmoniker-kopfhoererkonzert-mphil-erfahrungsbericht-1.5605203

Darin wird auf Felix Kruis  verwiesen: „Schließlich aber, nicht erst bei der fabelhaften „Third Construction“ von Cage, geht das Kopfhören-Konzept von Julian Kämper und Felix Kruis voll auf.“

Geben Sie mit uns einem engagierten, jungen Lokalmatador die Chance, sich vorzustellen und kommen Sie zur Veranstaltung! Seine Vita ist unter www.felixkruis.com nachzulesen.

Um die Materialien in ausreichender Menge zur Verfügung stellen zu können, bittet Herr Kruis um Anmeldung unter 
vorstand@ostuferschutzverband.de 

Jeder schreibt für sich allein – Schriftsteller im Nationalsozialismus“

Lesung von und mit Anatol Regnier: Jeder schreibt für sich allein – Schriftsteller im Nationalsozialismus“

In Kooperation zwischen dem Ostuferschutzverband und dem Hollerhaus in Irschenhausen fand am 9.12.22 eine musikalische Lesung statt. Der sicher jedem als Elternhaus des „Bullen von Tölz“ in der gleichnamigen Fernsehserie bekannten Drehort, war mit fast 70 Teilnehmern voll besetzt. Das war für uns Veranstalter besonders erfreulich, da die Tage vor Weihnachten meist terminlich verplant sind und das Thema anspruchsvoll war.

Für viel Zustimmung sorgten die Begrüßungsworte von Petra Schulze, dass der OSV das Mitglied Anatol Regnier einbringen konnte und das Hollerhaus eine wunderbare Location! Wir freuen uns über den Start einer hoffentlich fruchtbaren Zusammenarbeit!

Fürs kommende Jahr sind wir bereits mit weiteren Autoren im Gespräch. Besonders freuen wir uns, dass wir uns schon auf die Suche nach einem geeigneten Raum für die Lesung des Buchs „Bergheim“ vom Münsinger Verleger und Autor Fritz Wagner begeben haben. Wowo Habdank aus Münsing, bekannt als Theater- und Filmschauspieler und Hörspielsprecher, wird uns dieses beeindruckende Buch über Fritz Wagners Kindheit  am Obersalzberg vorstellen. Freuen Sie sich auf einen eindrucksvollen Abend, über den Sie noch gesondert eingeladen werden.

Alles tut weh

Berührende Lesung von Anatol Regnier im Hollerhaus

Irschenhausen – „Alles tut weh“ entschuldigt sich Anatol Regnier zu Beginn der Vorstellung im Hollerhaus mit einem lausbubenhaften Lächeln und ergänzt: „die Arthritis“. Aber wenn Lia Schneider-Stöckl zu einer „musikalischen Lesung“ einlade, dann würde er auch die Gitarre mitbringen und sein Bestes versuchen.

Und ja, man merkte ihm an, dass sich die Hände mit den Saiten seines Zupfinstruments schwertaten. Hingegen mit den Seiten seines neuen Buchs „Jeder schreibt für sich allein“, da lief alles wie am Schnürchen. Er las ausgewählte Textstellen und erzählte im voll besetzen Atelier über die Entstehungsgeschichte dieses Druckwerks. Der Titel sei dem Buch „Jeder stirbt für sich allein“ von Hans Fallada nachempfunden, auf das er im Jahr 2011 bei seinem Sohn Michael aufmerksam geworden war. Es hat Regnier „nachhaltig beeindruckt“.

Zunächst wollte der 77-jährige Ambacher eine Biografie über Hans Fallada, 1893 als Rudolf Ditzen in Greifswald geboren, schreiben. Doch ein anderer Verlag und ein anderer Autor waren ihm zuvorgekommen. Nach einjähriger Bedenkpause war ihm klar: „Es gab ja so viele Dichter, auch hier aus der Region, die nicht emigriert, sondern geblieben sind. Diese Lebensentscheidung wollte ich beleuchten. Wie sie ihr Leben in der Nazizeit gestaltet haben und welche Kompromisse sie eingehen mussten.“

Regnier schöpfte aus dem Vollen. Er hat monatelang tief in Archiven gegraben, Informationen, geschichtliche Gräueltaten und amüsante Episoden zusammengetragen, ausgewertet und zu einem Buch verdichtet.

Diese Inhalte mischte er jetzt gekonnt mit privaten Anekdoten. Das Publikum lauschte aufmerksam und erfuhr viel Wissenswertes auch über den Ambacher – später Wolfratshauser – Autor Ernst Wiechert, die Ebenhauser Schriftstellerin Ina Seidel, den Tölzer Arzt und Schriftsteller Hans Carossa und über Wilhelm Emanuel Süßkind, den Vater des berühmten Patrick Süßkind, Schöpfer des Weltbestsellers „Das Parfüm“.

Die musikalische Lesung endete mit einem Zitat von Hans Fallada, der nach einem schwierigen Leben, vielen Erfolgen und tiefsten Krisen schlussendlich sein gefeiertes Buch zu Papier brachte. 550 Seiten innerhalb von vier Wochen. Regnier weiß – sicher auch aus eigener Erfahrung: „Jeder Stoff, in den man sich wirklich hineinkniet, gibt schließlich nach.“ BETTINA SEWALD, Isar Loisachboten, 20.12.2022

Der OSV zu Besuch beim Fischer in Ambach

Am 1.10.22 hatte uns der junge Berufsfischer und neues Beiratsmitglied des Ostuferschutzverbands Martin Maier nach Ambach zu einer Besichtigung seines Betriebs mit Vortrag eingeladen.

Der Fischwirtschaftsmeister Martin, dessen Familie hier das Fischereirecht seit 1541  ausübt, informierte uns kompetent und sehr charmant über folgende Themen:
 
 1) Wissenswertes über den Starnberger See


Der Starnberger See (bis 1962 noch Würmsee, in der letzten Eiszeit durch  den Isar-Loisach-Gletscher entstanden)  ist der fünftgrößte See Deutschland (5km breit, 20km lang), aber aufgrund seiner großen Durchschnittstiefe (ca. 54 m; tiefste Stelle 128 m) der zweit-wasserreichste. Dadurch kühlt der See nur langsam ab und erwärmt sich aber auch langsam.  Er hat nur kleine Zuflüsse und speist sich vorrangig aus unterirdischen Quellen. So dauert es rund 21 Jahre, bis der See sein Wasser einmal austauscht. Das macht ihn anfällig für Belastungen.

Seit den 70er Jahren, als die Abwässer der umliegenden Gemeinden in einer Ringkanalisation vom See ferngehalten wurden, hat sich die Nährstoffbelastung sehr verbessert. Schmunzelnd fügte Fischer Martin Maier hinzu, dass damit aber auch die „fetten Jahre“ für die Berufsfischer vorbei waren. Hatte sein Großvater noch  Renken mit einem Gewicht von durchschnittlich 300-400 g  im Netz gehabt, sind es heute nur noch rund 180-250 g pro Fisch.

 
 2) Informationen zur Organisation der Fischerei am See

Die Fischerei  ist 792 zum ersten Mal in einer Urkunde des Kloster Schäftlarn erwähnt. Derzeit gibt es  34 Berufsfischer. Das Fischereirecht liegt auf dem Grund und Boden und kann nur innerhalb der Familie an eine Person weitergegeben werde. Fangquoten, Netz- und Maschengrößen, Schonzeiten etc. legt die Genossenschaft fest. Gefischt wird auf Renke, Seeforelle und Seesaibling (beide in den letzten Jahren sehr rar geworden), sowie Brachse, Hecht, Karpfen, Rutte, Waller und Aal. 


 3) Vorführung Fanggeräte, sowie Tierschutz, Hege- und Pflegemaßnahmen
Martin hatte für uns extra an Land seine Aalreusen aufgestellt. Interessant war es auch, einmal ein Netz in die Hand nehmen zu dürfen und zu erfahren, wann und wie diese ausgelegt werden. Jeder Fischer hat 4 zusammenhängende Tage, an denen er seine Netze auslegen kann. Der Sonntag ist dabei immer fangfrei. Zur Hege und Pflege gehören auch die Uferstreifen. Besonderes Augenmerk wird  auf die Vogelwelt gelegt. So rasten oder überwintern hier während des Vogelzugs manchmal um die 25000 Vögel.


 4) Wissenswertes über den Aal
  Sehr spannend für uns war die Geschichte von „der langen Reise der Aale“, sowie  Fangbestimmungen und internationale Bemühungen, die Population des Europäischen Aals zu schützen.

 5) Sind steigende Wassertemperaturen, das offensichtliche Niedrigwasser  und der zunehmenden Tourismus ein Problem?
 Interessanterweise ist in einem so tiefen See die Erwärmung kein existentielles  Thema. Die Fische haben Platz in tiefere Gewässer umzuziehen. Auch die durchschnittliche Wassertemperatur hat sich in den letzten 15 Jahren nicht stark geändert. Nur kann es manchmal mit der Nährstoffbeschaffung eng werden. Interessante Diagramme abrufbar beim „Bayerischen Landesamt für Umwelt“. Angesprochen wurde auch die Problematik  der Zunahme von Booten und Stand Up Paddlern und die manchmal fehlende Einsicht, dass Schilfgürtel und fragile Uferstreifen nicht befahrbar sind. Generell konnte festgehalten werden, dass man sich der eigenen Einflussnahme bewusst werden sollte, egal ob Fischer, Urlauber oder Badegast.

In der anschließenden Fragerunde konnten viele Besonderheiten geklärt werden. Das klappte besonders gut bei kleinen, feinen Fisch-Häppchen/Wasser, Wein und Bier. Die liebevoll hergerichteten Platten offerierten Brachse, Karpfenschinken, Renke und Aal. Ein herzliche Dankeschön an Martin, der alles mit so viel Herzblut vorbereitet hatte.  Sein Fischladen in Ambach (neben Gasthaus Huber) ist momentan wegen Schonzeit geschlossen. Ab dem Wochenende vor Weihnachten bekommt man dort wieder all die Köstlichkeiten eines engagierten, jungen Fischers! Dann sind die Öffnungszeiten Donnerstag – Samstag von 10:30 – 18:30 Uhr sowie Sonn- und Feiertags 10:00 – 15:00 Uhr.

Petra Schulze, 2.Vorsitzende des OSV

Martins Köstlichkeiten

Bericht im Isar Loisachboten vom Besuch bei Martin Maier

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/muensing-ort29101/muensing-berufsfischer-martin-maier-neuer-beirat-im-osv-vorstand-91865298.html

PRESSEMITTEILUNG zur Vermarktung der Bonsels Villa in Ambach

Mit Schrecken entnehmen die Ambacher Bürger der Süddeutschen Zeitung vom 24.07.22, dass nun auch das Anwesen der altehrwürdigen Waldemar-Bonsels-Villa in den Sog von Bodenspekulation und Grundstücksverwertung gerät. Die eigens eingerichtete Waldemar-Bonsels-Stiftung sollte eigentlich dem Andenken von Waldemar Bonsels in Ambach auf seinem Grundstück dienen, die Erträge einem guten Zweck. Das ging jahrzehntelang gut. Bonsels-Verehrer konnten vor Ort an seinem Grab des Meisters gedenken und – wenn sie Glück hatten – Zugang zum noch im Original Zustand befindlichen Arbeitszimmer erhalten. Die Mieterträge des Anwesens konnten der Satzung der Stiftung gemäß verwendet werden.

Nun will aber der Stiftungsrat – dem Zeitgeist und dem Profitinteresse folgend – mehr aus dem Stiftungsvermögen herausholen. Das Grundstück und die Villa sollen meistbietend verkauft werden. Um den Verkaufswert zu steigern kämpft die Stiftung sogar noch um ein Baurecht für ein zweites Haus auf dem Grundstück, obwohl auch der Denkmalgarten unter den Denkmalschutz fällt und der Rahmenplan der Gemeinde Münsing ausdrücklich vorsieht, dass keine weitere Bebauung erfolgen soll. Man darf gespannt sein, ob die Stiftungsaufsicht diesem Umsturz der Stiftungsstruktur zustimmen wird und ob die Gemeinde Münsing ihrem eigenen Rahmenplan folgt und eine weitere Bebauung dieses Grundstücks verhindert. Denn eine weitere Bebauung dient nur der Grundstücks-verwertung und Gewinnmaximierung, schadet aber der landschaftlichen Schönheit des Ostufers, dem Denkmal Bonsels-Villa und dem Andenken ihres ehemaligen Bewohners. Dem Makler Herbst bleibt sein schöner Seeblick aber erhalten, auch wenn es nicht zum Verkauf kommt.

Johannes Umbreit, Petra Schulze, Manfred Stecher, Gustav Neumeister,
Mechthild Felsch

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wolfratshausen/bonsels-villa-ambach-waldemar-bonsels-waldemar-bonsels-stiftung-muensing-verkauf-satzung-steht-nicht-entgegen-regierung-von-oberbayern-stiftungsaufsicht-1.5644449

https://www.sueddeutsche.de/muenchen/wolfratshausen/muensing-ambach-bonsels-villa-waldemar-bonsels-biene-maja-villa-verkauf-ostuferschutzverband-osv-entsetzt-offener-brief-1.5634309

https://www.bild.de/regional/muenchen/muenchen-aktuell/im-feinen-starnberg-biene-maja-villa-steht-zum-verkauf-80911522.bild.html

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/muensing-ort29101/bodenspekulation-beruehmte-villa-starnberger-see-zum-verkauf-im-sog-der-91715596.html

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/muensing-ort29101/muensing-gemeinderat-lehnt-neubau-an-der-bonsels-villa-ab-90971239.html?itm_source=story_detail&itm_medium=interaction_bar&itm_campaign=share

Dichter unter Druck

Der Ambacher Anatol Regnier hat ein Buch über Literaten in der NS-Zeit geschrieben

VON VOLKER UFERTINGER

Münsing – Natürlich konnte man es machen wie Hans Fallada. In den verhängnisvollen 1930er-Jahren, als Deutschland die Welt in Brand steckte, saß der seinerzeit berühmte Schriftsteller irgendwo in Mecklenburg, betrieb etwas Landwirtschaft und schrieb Buch um Buch. Die Politik blendete er völlig aus. In den Notizen in seinem Kalender ging es nur darum, woher der Wind kommt, wie viel Regen fällt, und was gesät wurde. Hitler, Himmler oder Goebbels kamen nicht vor.

Für Anatol Regnier, Autor aus Ambach, war genau dieser Kalender eine Offenbarung. Dokumentierte er doch den verzweifelten Versuch, unpolitisch bleiben zu wollen, in Zeiten, in denen genau das nicht möglich war. In den zwölf Jahren, die das angeblich 1000-jährige Reich dauerte, standen deutsche Schriftsteller vor einem Problem, das nicht zu umgehen war: Wie hältst du es mit den neuen Machthabern? Bleiben oder gehen? Kompromisse schließen oder Widerstand leisten? Und wenn man blieb und Kompromisse schloss: Wo war der Punkt erreicht, wo man seine Glaubwürdigkeit verlor? Regniers neues Buch „Jeder schreibt für sich allein“, erschienen bei C.H. Beck, ist eine Anspielung auf ein Fallada-Buch mit dem Titel „Jeder stirbt für sich allein“, kurz nach dem Krieg erschienenen, eine Abrechnung mit der NS-Zeit.

Vor allem geht es um Autoren, die daheim geblieben sind – außer Thomas Mann, Fixstern der damaligen deutschsprachigen Literatur. Viele von denen, die geblieben sind, haben eben deshalb einen schlechten Ruf, nur wenige werden heute noch gelesen wie Gottfried Benn (komplexer Fall) oder Erich Kästner (komplexer als viele denken). Andere sind weitgehend vergessen, wie Ina Seidl oder Börries von Münchhausen, gewiss mit Sympathien für Hitler und die deutsche Revolution, aber keine lupenreinen Nazis. Die plumpen, völkischen Dichter kommen nicht vor. Wohltuend an Regniers Buch ist, dass er kein Interesse am Moralisieren hat, sondern das Dilemma seiner Figuren ernst nimmt. Dabei hilft ihm, dass er in vielen Archiven Nachlässe gesichtet hat, etwa im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Das Buch strotzt vor Zitaten.

So entfalten sich auf gut 300 Seiten große und kleine Dramen. Die Zeit ist das Präsens, der Stil ist ruhig und klar, die Darstellung lebensnah. Der Bogen reicht von den verbissenen Machtkämpfen in der Preußischen Akademie der Künste über kleine Episoden wie die unglückliche Liebe von Ina Seidl zu einer Kirchenmalerin bis hin zu jener unseligen Nachkriegsfehde zwischen exilierten und nicht-exilierten Literaten. Auch die Familiengeschichte des Autors blitzt auf: Regniers Mutter Pamela Wedekind war 1924 bis 1928 mit Klaus Mann verlobt, der später den berühmt-berüchtigen Schlüsselroman „Mephisto“ geschrieben hat. Darin wird Gustaf Gründgens als Inbegriff eines gewissenlosen Karrieristen porträtiert. Zu Recht? Kapitel 24 gehört zu den stärksten, weil differenziertesten.

Überhaupt ist es eine große Stärke des Buchs, dass der Ambacher Autor in der Einleitung erzählt, wie er persönlich zum Thema gekommen ist. Im Haus seiner Eltern nämlich – Pamela Wedekind und Charles Regnier – wurde wenig darüber geredet, erst ein Besuch in Israel öffnete ihm die Augen. „Heute weiß ich, es hätte eine Überprüfung auch der eigenen Rollen erfordert, unbedeutend wie sie gewesen sein mag“, schreibt der Autor. Dazu muss man wissen, dass seine Mutter unter Gründgens in Berlin Theater spielte. Und er fährt fort: „Dazu waren meine Eltern nicht bereit, und wir haben sie nicht gedrängt. Vielleicht wollten sie ihre Kinder schonen. Oder sich selbst. Vielleicht hielten sie eine solche Diskussion auch einfach nicht für notwendig.“ Einen gewichtigen Beitrag zur Diskussion hat Regnier jetzt geliefert.

Das Buch: Anatol Regnier: Jeder schreibt für sich allein.
Schriftsteller im Nationalsozialismus. C.H. Beck, 366 Seiten, 26 Euro.

Tag des offenen Denkmals am 8. September

Pocci-Kapelle in Münsing

Von Benjamin Engel

Münsing, 5.9.2019  – Jahrzehntelang ist die Kapelle an der nördlichen Seestraße beim Ammerlander Schloss schon für Besucher unzugänglich. Denn der ursprüngliche Eingang des Sakralbaus aus dem 17. Jahrhundert liegt auf dem Privatgrund der heutigen Schlossinhaber. Niemand konnte mehr hinein. Das könnte sich nun bald ändern. Spätestens 2020 rechnet die Vorsitzende des Ostuferschutzverbandes (OSV), Ursula Scriba, damit, die Kapelle weihen und für die Öffentlichkeit öffnen zu können. Dann kann jeder das prächtige Deckengewölbe im Zustand des 19. Jahrhunderts bewundern. In einen dunkelblauen Nachthimmel blickt, wer im Hauptschiff nach oben schaut. Plastisch heben sich die zahlreichen goldenen Sterne davon ab. „Im Moment habe ich ein sehr gutes Gefühl“, sagt Scriba. „Der Pfarrer unterstützt uns.“

Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, steht die Kapelle für einen ersten Eindruck bereits offen. Die OSV-Vorsitzende Scriba wird von 17 Uhr an Fragen beantworten, über die Historie der Kapelle und die Sanierungsarbeiten berichten. Hinein kommen die Besucher durch den neuen von der Straßenseite geschaffenen Eingang an der Sakristei – über eine Treppe. Denn der Boden des Baus liegt heute etwa 75 Zentimeter unterhalb des Straßenniveaus.

Nach dem fast vollständigen Verfall in den 1970er Jahren waren die Sanierungsarbeiten nur stockend vorangegangen. Das lag wohl auch an der vielfältigen Interessenslage mit vielen Beteiligten – von der Münsinger Kirchenstiftung, bis zum Erzbischöflichen Ordinariat, den Schlossbesitzern und dem Landesamt für Denkmalpflege. Umso mehr freut sich Scriba über die jetzige, tragfähige Lösung. Der OSV hatte die Sanierungen federführend betreut. „Die Kapelle sah wüst aus. Aus dem Dach des Hauptschiffs wuchs sogar ein Baum“, beschreibt dessen Vorsitzende den einst traurigen Zustand des Sakralbaus.

Glaskunst von Bernd Nestler

Die besonderen Details machen heute den Charme der denkmalgeschützten Kapelle aus. Das Motiv der Heiligen Drei Könige samt der Muttergottes Maria mit Kind und dem Stern ziert das farbkräftig leuchtende Fenster oberhalb des Altars im Osten des Innenraums. Für die den Heiligen Drei Königen geweihte Kapelle hat der Münchner Glaskünstler Bernd Nestler eine Darstellung aus dem Regensburger Dom aufgegriffen. Um sein Werk vor den Straßenverunreinigungen zu schützen, wurde ein zweites Fenster im Mauerwerk der Kapelle davor gesetzt. Darin ist das Motiv der Heiligen Drei Könige in seinen Umrissen nochmals eingeätzt. Nur noch bruchstückhaft waren auch die Seitenfenster der Kapelle mit gelben und türkisfarbenen Rauten erhalten. Nach diesem Vorbild hat eine Werkstatt aus München neue gefertigt.

Ebenso rudimentär waren auch die Überbleibsel des einstigen Hochaltars. Von den Seitenteilen existierten nur noch einzelne Bretter. Lediglich ein grob gerastertes, altes Zeitungsfoto vermittelte noch einen Eindruck vom Mittelteil. „Das Landesamt für Denkmalpflege hat sich dafür entschieden, den Hochaltar nicht mehr zu restaurieren“, sagt Scriba. Für die Tischplatte des Altars werde derzeit an einer Lösung gearbeitet.

Ein Speziallabor hatte die Farbschichten in den Innenräumen der Kapelle untersucht. Die Restauratoren von Engel & Paric aus Wessobrunn stellten den in den 1920er Jahren weiß übertünchten Sternenhimmel und damit den Zustand aus dem 19. Jahrhundert wieder her. Laut Scirba soll das Fresko dank ausgeklügelter LED-Beleuchtung noch plastischer wirken. „Man meint, die Sterne kommen auf einen zu. Die farbige Decke tritt in den Hintergrund“, beschreibt Scriba die neue Raumwirkung. Damit die Proportionen der Kapelle gefälliger wirken, wurde der Wandsockel farblich abgesetzt. Die Restauratoren ergänzten den durch Salze aus dem nahen Straßenverkehr lädierten Natursteinboden teilweise.

Ursprünglich hatte der Wittelsbacher Fürstbischof Albrecht Sigmund die Kapelle zwischen 1683 und 1685 etwa zeitgleich mit dem neuen Schloss am Ostufer des Starnberger Sees errichten lassen. Der Sakralbau war von damals bis heute im Besitz der Kirchenstiftung Münsing. Die Sakristei wurde 1728 nördlich an die Kapelle angebaut. Im Inneren ist noch ein alter Zierfries erhalten.

Schlossbesitzer Pocci pflegten die Kapelle

Bis in die 1930er Jahre sollen die späteren Schlossbesitzer der Familie von Pocci die Kapelle gepflegt und dort Gottesdienste organisiert haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg verkauften die Poccis das Schloss. Die Besitzer wechselten. Die Räume und auch die Kapelle verfielen. Für deren Erhalt hatten der Ammerlander Freiherr Dietrich von Laßberg und der OSV im Jahr 1981 eine Rettungsaktion begonnen und Spenden gesammelt. 1986 hatte das Erzbischöfliche Ordinariat München und Freising mit der Sanierung begonnen. Die Räume wurden entfeuchtet. Die Kapelle bekam einen neuen Dachstuhl. Doch dann stockten die Arbeiten wieder.

Problematisch blieb der Zugang zur Kapelle. Neue Eigentümer sanierten von 1988 bis 1992 das benachbarte Schloss. Damit war die ursprüngliche Eingangstür von der Nordseite nicht mehr erreichbar, weil sie in dessen Garten liegt. Um neue Zugangsmöglichkeiten wurde lange gerungen. Erst viel später stimmte das Erzbischöfliche Ordinariat zu, eine Tür auf der Straßenseite einzurichten. Über vier Stufen geht es künftig dahinter in die Sakristei hinunter und von dort in die Kapelle. Der Ammerlander Schreiner Josef Wagner fertigt die Holztreppe an.

Für den ersten Bauabschnitt ist laut Scriba mit Kosten von 100000 Euro zu rechnen. Finanziell unterstützen die Kommune Münsing, das Tölzer Landratsamt, der Bezirk Oberbayern und das Landesamt für Denkmalpflege die Sanierungsarbeiten. Zusätzliche Spendengelder flossen. Die Messerschmidt-Stiftung hat beispielsweise mit 22000 Euro die neuen Fenster finanziert. Für die Kapellenbänke hat der OSV die Meitinger Stiftung als Sponsor gewonnen.

Über die Unterstützung freut sich die OSV-Vorsitzende Scriba. Sie ist zuversichtlich, dass die Kapelle von 2020 endlich wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird.

Mein Dank gilt den Helfern dieser Veranstaltung:

  • Manfred Stecher für die Beratung von potenziellen Spendern
  • Josef Wagner für die Präsentation der neuen Treppenplanung und den Holzmustern
  • Regina Wagner für die Vorbereitung des Raumes
  • Bernd Nestler für die Präsentation und Erläuterung unseres Vorgehens zu den künstlerisch gestalteten Gläsern, besonders des Altarfensters.
  • Maria Mannes  für die Chance des OSV sein großes ehrenamtliches Projekt auf einer bundesweiten Liste präsentieren zu dürfen.

Sobald wir einen entscheidenden Schritt weiter sind, werden wir die Mitglieder in die Kapelle wieder einladen. Bitte denken Sie daran, dass wir gerade jetzt dringend auf Spenden angewiesen sind und unterstützen Sie uns.
Ursula Scriba
Die IBAN lautet: DE12 7005 4306 0011 7217 50. Herzlichen Dank.

Einladung zum Tag des Offenen Denkmals am 08.09.2019

Schlosskapelle Ammerland, Münsing, nördliche Seestraße 11
um 17 Uhr zu Führung und Vortrag
mit Ursula Scriba, Manfred Stecher, Josef Wagner und Bernd Nestler.

Auf Einladung unseres Ehrenmitglieds und Kreisheimatpflegerin Maria Mannes und mit Zustimmung von Pfarrer Kirchbichler für die Kirchenstiftung Münsing öffnet der OSV dieses Jahr die Tür der Kapelle zu einer Einführung in die Geschichte und Restaurierungsgeschichte der Filialkirche Ammerland Heilige Drei Könige.

Dies ist der richtige Moment, um mich bei allen bisherig Beteiligten zu bedanken:

An erster Stelle steht das Vertrauen der Eigentümer Herrn Pfarrer Kirchbichler und der Kirchenstiftung Münsing in den OSV für eine professionelle Sanierung und Restaurierung der denkmalgeschützten Kapelle aus dem Jahr 1685. Kreisheimatpflegerin Maria Mannes danken wir für die fürsorgliche Unterstützung all die Jahre bis jetzt.

Baronin Christa von Laßberg (mit Familie) und Annabel von Boetticher gilt unser Dank für die engagierte Unterstützung besonders in der Startphase des Projekts 2007. Freundliche, zugewandte Offenheit und Hilfe für alle Nöte spendeten die Nachbarn und Schlossbesitzer Werner Döttinger und Herr Nickl.

Früherer 2. Vorstand Klaus Reid hat ehrenamtlich die Statik untersucht und geprüft, sowie die ersten baumeisterlichen Schritte unternommen. Manfred Stecher, unser Klassier, hat all die Jahre zuverlässig die Finanzen betreut, auch in Feinabstimmungen mit der Kirche und den vielen, vielen Spenden, die über die Jahre eingetroffen sind. Herr Fritz Noppes, Träger des Gabriel-von-Max-Denkmalpreises, brachte sein Wissen zu Restaurierungen immer wieder ein. Herr Prof. Johannes Umbreit hat mit seinen musikalischen Begleitern viele Benefizkonzerte ausgerichtet, die alle in ihrer phantasievollen Einmaligkeit unvergesslich sind. Im Jahr 2018 haben David Greiner mit Marina Cesarale, Rom feingestimmte vier biblische Lieder vorgetragen und beim vorläufig letzten Konzert Herr Prof. Edgar Krapp und Prof. Markus Bellheim ein vierhändiges Sternstundenkonzert gegeben. Elisabeth Biron und Maria Mannes standen immer zur Verfügung zur konzeptionellen und künstlerischen Beratung. Wir genossen jederzeit die fachliche Begleitung des Erzbischöflichen Ordinariats, des Landesamtes für Denkmalpflege, sowie des Unteren Denkmalschutzes am Landratsamt Bad-Tölz Wolfratshausen.

Spenden erhielten wir dankenswerterweise vom Landkreis, vom Bezirk, vom Landesamt für Denkmalpflege, der Messerschmitt Stiftung, dem Legat Irmingard Haussmann, der Meitinger Stiftung und vielen, vielen Freunden der Schlosskapelle.

Folgende örtliche Firmen brachten sich ein: Schreinerei Will, Fa. Krämmel, Fa. Graf, Fa. Zündorff, Schreinerei Josef Wagner, Ammerland-Seestraße, die Mayersche Hofkunstanstalt, die Restauratoren Engel und Paric sowie Glaskünstler Bernd Nestler.

Wir freuen uns auf Sie und wollen aus der Geschichte der fürstbischöflichen Kapelle und unserer Arbeit berichten.