Den Blickwinkel unnötig verengt

Kommentar zum Seniorenstift in Ambach

Von Benjamin Engel

Eines steht nach der Entscheidung des Münsinger Gemeinderats zum Seniorenstift in Ambach seit Dienstag fest: Die Kommune hat eine echte Chance vertan. Die Mehrheit der Gemeinderäte glaubt offensichtlich, auf einen Architektenwettbewerb verzichten zu können. Gerade mit diesem Instrument hätten sie aber wichtige Perspektiven gewinnen können – für das breite Spektrum zu Ambach passender innovativer architektonischer Gestaltungsmöglichkeiten und zeitgemäßer Lösungen. Das hätte nur positiv sein können. Denn das Grundstück am Ortseingang von Ambach erfordert wegen seiner Hanglage und dem wertvollen Baumbestand am Starnberger See eine behutsame Entwicklung. Nur mit dem Entwurf aus der Machbarkeitsstudie weiterzuplanen, verengt den Blickwinkel unnötig.

Die Befürchtungen, gar Ängste der Ambacher vor maßloser Bebauung sind durchaus ernst zu nehmen. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Gemeinde richtig entschieden hat, das Projekt weiterzuentwickeln. Nach allen Versicherungen der künftigen Betreiber soll sich die Baumasse im Vergleich zu den bisherigen Bauten der früheren Wiedemann-Kurklinik nicht erhöhen. Und deren seit Jahren leer stehenden Gebäude sind nun wahrlich kein ästhetisches Gusto-Stück. Das Argument des Ostuferschutzverbandes, den Eigentümer auch zum Abriss der Gebäude zwingen zu können, erschien von Anfang an als wenig erfolgsversprechend. Von einem Seniorenstift könnte die Gemeinde profitieren – mit Aufträgen für örtliche Handwerker, Übernachtungsgästen und sogar noch einem Saal für kulturelle Veranstaltungen, wie die Betreiber ankündigen.