Ostuferspaziergang Oskar Maria Graf in Berg

Die Berger Kunsthistorikerin und Journalistin Katja Sebald, seit Jahren auf den Spuren des Bayrischen Schriftstellers unterwegs, führte eine große Schar von Mitgliedern und Freunden zu prägenden Orten Oskar Maria Grafs in unserer Nachbargemeinde Berg. Ein besonderes „Schmankerl“ war es die in Berg geborene und aufgewachsene Zeitzeugin und Mitglied Frau Dr. Täubner dabei zu haben, die häufig Ergänzungen aus ihrer Erinnerung anfügen konnte. Einiges wollte sie noch mit ihrer Schwester, der Malerin Juschi Bannaski abstimmen.

Frau Sebald versammelte uns beim Oskar Maria Graf Stüberl um uns in die Lebensgeschichte Grafs einzustimmen. Fast alle hatten das Buch „Aus dem Leben meiner Mutter“ gelesen, jedoch vieles nicht mehr so parat. Von hier aus konnte Grafs Vater den wirtschaftlichen Durchbruch erzielen, Semmeln für König Ludwig II wurden in der Backstube gebacken. Wen wundert’s, dass die Hausmadonna eine Brezel hält? Von da ging`s zum Kramerfeicht, eine Bubenfreundschaft, die half über traurige Momente besser hinwegzukommen. Nach dem Tod des Vaters hatte der überforderte älteste Bruder Max eine strenge, gelegentlich auch gewalttätige Führung des Hauses Graf übernommen. Vom verdienten Geld als Bäcker konnte Graf Weltliteratur als Reklamausgabe lesen – Ursache für Ärger mit dem Bruder. Der Blick geht weit über den See und wir fühlten uns in die Seele des jugendlichen Oskars ein und ließen die Gedanken baumeln. Bunte Herbstblätter, ein Bankerl, da fliegen die Gedanken über die Villa von Miller in Niederpöcking bis in die Neue Welt. Kompromisslos war er, hat den Leuten die Meinung gesagt, sehr unüblich in einem Dorf. Und ein Kommunist war er. Deshalb hatten die Berger so ihre Schwierigkeiten mit dem berühmten Schriftsteller. Das Denkmal steht deshalb in Aufkirchen und die Straße in Berg heißt Grafstraße nach der Familie und nicht etwa Oskar Maria Graf Straße (der Bazi). Weiter gings in Richtung Schloss, wo Frau Sebald das ehemalige Schlosscafé ausfindig gemacht hatte, das von der Gemeinde später für Bedürftige unterhalten wurde. In jener Zeit wohnten alle, die es sich leisten konnten auf dem Höhenrücken, deshalb war Grund am Abhang leichter zu haben. Katja Sebald stützte ihre Erzählungen auf passende Textpassagen und an unserem Abschiedspunkt einer leuchtenden Wiese mit altem Baumbestand waren wir vollends in die Zeit Oskar Maria Grafs entrückt. Schön wars, Berg sehen wir jetzt mit ganz anderen Augen und suchen im Regal das fast 900 Seiten umfassende Werk um wieder zu lesen.

Ursula Scriba