Dornröschen und der Städtebau-Prinz

 

Der Schutzverband geht die Planung fürs Wiedemann-Gelände zu schnell. Schon am Dienstag berät der Gemeinderat.

Von Ingrid Hügenell, Süddeutsche Zeitung 11. Februar 2017 

Kein anderes Thema ist in Münsing momentan so umstritten wie die Bebauung des Geländes der früheren Wiedemann-Klinik in Ambach. Die Gemeinde hat das renommierte Münchner Architekten- und Städtebaubüro Goergens, Miklautz und Partner beauftragt, das Areal zu untersuchen. „Die haben das neutral unter die Lupe genommen“, sagt Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler). Am Dienstag soll die Studie im Gemeinderat vorgestellt werden.

Der Ostuferschutzverband (OSV), der gegen eine Bebauung ist, hat sich vorab an die Presse gewandt. In einem Brief fordert Ulrike Scriba für den Vorstand, dass vor der Sitzung eine Bürgerversammlung stattfindet. Denn der Gemeinderat soll darüber abstimmen, ob es einen Realisierungswettbewerb geben soll. Dem OSV geht alles zu schnell. „Es gibt keinerlei Grund, Zeitdruck zu entfalten. Nachdem das Gelände seit 15 Jahren in einem Dornröschenschlaf liegt, muss es nicht blitzartig wachgeküsst werden“, heißt es in dem Brief. Vielmehr müssten die Bürger die Möglichkeit haben, die Ergebnisse der Studie vorab zu erfahren und ihre Meinung abzugeben.

Bürgermeister Grasl nennt den Brief „Störfeuer“. Der Gemeinderat, der die Planungshoheit habe, habe auch das Recht, als erster über die Ergebnisse der Studie informiert zu werden. Die Sitzung, bei der das am Dienstag geschehen soll, ist öffentlich. Sie wurde vom Sitzungs- in den Gemeindesaal verlegt, in dem Grasl zufolge etwa 100 Menschen Platz finden. Grasl sieht auch überhaupt keinen Zeitdruck. Denn bei der Sitzung am Dienstag werde kein Wettbewerb vergeben und auch kein Aufstellungsbeschluss gefasst. Er werde den Gemeinderat aber schon fragen, ob man mit der Planung weitermachen solle.

Im März solle es dann eine Bürgerversammlung geben, bei der sich auch das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) vorstellen werde.

Öffentliche Sitzung des Gemeinderats, Dienstag, 14. Februar, 20 Uhr, im Gemeindesaal