Protest gegen Senioren-Wohnanlage

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Ostuferschutzverband warnt vor Bebauung des Wiedemann Areals
Gelbes Blatt vom 15. Juli 2016 von Peter Herrmann

Münsing/Ammerland

Seit Juni sammelt die „Initiative Ambach“ Unterschriften gegen eine geplante Senioren-Wohnanlage auf dem Gelände der ehemaligen Wiedemann-Klinik. Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung im Gasthof Gerer in Ammerland warnte nun auch der Ostuferschutzverband (OSV) vor einer überdimensionalen Bebauung.
Das gemeinnützige Sozialunternehmen Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) will auf dem rund 13.000 qm² großen Grundstück am Piloty- und Simetsbergweg drei große Baukörper mit bis zu 85 Metern Kantenlänge errichten. Sie sollen großflächig durch unterirdische Bauten wie Tiefgarage, Schwimmbad und Nebenflächen verbunden werden. Die gestaffelten Einzelgebäude mit einer Höhe von jeweils drei bis vier Geschossen sollen sich zu einem Gebäudekomplex von insgesamt acht Geschossen auftürmen.

Die Gegner des Projekts befürchten, dass der Koplex nach Rodung des Areals sichtbar und dominierend über Ambach stehen würde und damit das Ortsbild nachhaltig verändern würde. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hat bereits signalisiert, dass der Bestand schützenswert ist. Zudem wiesen die Projektgegner darauf hin, dass ein Seniorendomizil mit 90 Apartments rund 150 Neubürger in den rund 350 Einwohner-Ort Ambach bringen würde. Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) versuchte auf der Mitgliederversammlung des Ostuferschutzverbandes den Gegnern die Ängste zu nehmen. „Die  Gemeinde lässt sich von Investoren nicht unter Druck setzen. Noch ist nichts entschieden“, beruhigte er. Für den OSV ist indes weiterhin fraglich, ob derzeit überhaupt Baurecht auf dem Gelände im Außenbereich besteht. Vorsitzende Ursula Scriba bekräftigte auf der Versammlung, dass dies aus ihrer Sicht nicht der Fall sei. „Nur durch einen Bebauungsplan kann die Gemeinde neues Baurecht schaffen“, stellte sie klar. Bis dieser erlassen werde, sei eine öffentliche Grundsatzdiskussion mit den Bürgern nötig, um alle Interessen zu berücksichtigen. Die Gemeinde darf nicht zulassen, dass bestehende Bäume abgeholzt werde und das Bauvolumen größer ausfällt, als das der bisherigen Kurklinikgebäude“, so Scriba weiter. Ihrer Meinung nach fehle es in Münsing an bezahlbarem Wohnraum für junge Familien und Senioren. Deshalb schlug OSV-Vorsitzende vor, in Ambach über ein Wohnmodell wie bei der Baugemeinschaft am Pallaufhof nachzudenken. Bürgermeister Grasl versprach zumindest, dass der Baumbestand in Ambach erhalten bleibt und die Bürger rechtzeitig beteiligt werden sollen. Außerdem bestehe die Wahrscheinlichkeit, dass die neuen Gebäude kleiner als der bisherigen Klinikbetreiber ausfallen. Ohnehin räumten einige OSV-Mitglieder ein, dass die Ruinen der Wiedemann-Klinik ein Ärgernis seien. Denn in den vergangenen drangen dort immer wieder Unbefugte ein, um dort sogenannt „Geister-Partys“ zu feiern.  Zudem lagen vertrauliche Akten und Röntgenbilder von prominenten Pateien frei herum. Deshalb positioniert sich der OSV nicht grundsätzliche gegen ein Neubebauung. Ein Seniorenwohnheim, in dem die teuersten Plätze über 4000,- €uro im Monat kosten, gehe nach Ansicht des OSV-Vize-Vorsitzenden Johannes Umbreit aber an den Bedürfnissen der Bevölkerung vorbei. Zudem erinnerte OSV-Mitglied Mechthild Felsch daran, dass das nahe gelegene AWO Heim in Wolfratshausen im kommenden Jahr zusätzliche Plätze anbietet. „Es gibt also keinen Bedarf für eine Luxus-Seniorenwohnanlage am Starnberger See“, so Felsch abschließend.