Denkmal verloren!

Der mindestens 120 Jahre alte Holzbau in Leoni gehörte zum Ensemble, das sich der königliche Baurat Himbsel gebaut hat. Er war einer der ersten Zugezogenen am See.


Das Areal der Münchner Volkshochschule – in der Bildmitte quer zum Ufer das jetzt abgebrannte Bootshaus, das erste Himbsel-Haus rechts darüber und dahinter die 2013 fertiggestellten Gästehäuser. (Foto: Peter von Felbert/Volkshochschule)
David Costanzo, Starnberger SZ, 29. August 2018

Mit dem Brand geht eines der großen, alten Bootshäuser am Starnberger See verloren. Der mehrstöckige Bau ganz aus Holz mit Dachgauben prangte seit mindestens 120 Jahren am Ostufer bei Leoni. Und er ist mit einem klingenden Namen verbunden: Das Bootshaus gehörte zum Anwesen des Architekten Johann Ulrich Himbsel. Hier prägte der königliche Baurat 1827 mit seinem ersten Haus die Villenkultur am See – lange bevor er den Anrainern die Dampferschifffahrt und die Eisenbahn nach Starnberg brachte.

Himbsel war nach Staatsrat Franz von Krenner und Hofsänger Giuseppe Leoni der erste Zugezogene in Assenbuch, wie das Fischerdorf damals hieß, schreibt Kreisheimatpfleger Gerhard Schober in seinem Standardwerk „Frühe Villen und Landhäuser am Starnberger See“. Himbsels zweistöckiges, klassizistisches Wohnhaus mit Walmdach nennt Schober „biedermeierlich“, da es so ganz ohne Veranda oder Türmchen nicht der Repräsentation gedient habe, sondern der Ruhe am See. Das Sommerhaus steht heute unter Denkmalschutz. Weitere Bauherren aus der Münchner Gesellschaft hätten den Ort etwas später zur Landhauskolonie erweitert – die reichen Städter hatten den Starnberger See entdeckt.

Bei aller Bescheidenheit hatte Himbsel natürlich an Bootshaus und Badehäuschen am Ufer gedacht. Und tatsächlich zeigt eine alte Flurkarte von 1863 eine Schiffhütte ähnlicher Dimension gleich neben der Landzunge, die der Baurat im See aufschütten ließ. Das nun abgebrannte Haus stammt aber womöglich nicht aus der Feder des berühmten Architekten, sondern entstand wohl eher Ende des 19. Jahrhunderts. Zumindest schätzt die Münchner Volkshochschule, die das Areal seit 1953 als „Haus Buchenried“ mit 55 Betten für Seminare nutzt, auf etwa 120 Jahre. Die Bootshütte sei allerdings seit 1981 an den benachbarten Bootsverleiher Gastl verpachtet gewesen, erklärt Sprecherin Susanne Lößl.

Link zum Bericht der Starnberger SZ
Das Entsetzen nach der Feuersbrunst im historischen Bootshaus