Fischerjahrtag in Berg
Die Renken-Fänge werden allmählich wieder ertragreicher. Viele Fischer haben aber im langen Sommer vor allem von den Erholungssuchenden profitiert.
„In der Summe müssen wir von einem mäßigen Fangjahr 2018 sprechen“. Andreas Gastl-Pischetsrieder, Vorstand der Fischereigenossenschaft Würmsee, darf aber erwarten, dass sich der seit Jahren beobachtete Rückgang der Renkenerträge endlich umkehrt. Zwar blieben die Netze auch heuer bis Anfang Juni ziemlich leer, „doch in den Sommermonaten konnten zum Teil sogar lokale Spitzenfänge erzielt werden“, berichtete Gastl am Freitag beim Fischerjahrtag in Aufkirchen. Und auch Helmut Wedekind, Leiter des Starnberger Instituts für Fischerei (IFF), sprach den Genossen Mut zu: „Ein leichter Trend nach oben lässt hoffen, dass wir das Tal durchschritten haben“.
Von Februar bis September hatten Wedekinds Mitarbeiter „an unserem Haussee“ zehn Mal versuchsweise die Netze ausgeworfen. Erstmals wurde mit dem Echolot der gesamten Fischbestand erfasst und auf 224 Tonnen geschätzt. 22,4 Tonnen hatten die Fischer im Vorjahr erbeutet, 15 Tonnen davon entfielen auf die Renke, die seit jeher als ihr „Brotfisch“ gilt. Damit war der absolute Tiefpunkt erreicht: Im Rekordjahr 2011 gingen noch 80 Tonnen in die Netze, bis 2014 und 2016 hatten sich die Renkenerträge jeweils halbiert. Heuer könnten wieder 20 Tonnen erreicht werden, für Wedekind ein Grund wieder „vorsichtig optimistisch in die Zukunft zu schauen“.
Gastl und seine Kollegen haben heuer fast ausschließlich mit Bodennetzen gefischt, in 50 Meter Tiefe gingen dabei einzelne, sehr große Renken in die Maschen. Ob es daran lag, dass der See besonders klar war und das Licht so weiter in die Tiefe drang oder „an den neuen Temperaturen“, vermochte der Genossenschaftsvorsitzende nicht zu sagen. Doch der seit April bis zum Fischerjahrtag dauernde Sommer habe den Beständen wohl nicht geschadet: Die außergewöhnliche Erwärmung des Oberflächenwassers habe sich eher positiv ausgewirkt. Nur Aale litten unter den Temperaturen, entsprechend wenige gab es heuer zu fangen, „aber Herbststürme können vielleicht noch eine Änderung bringen“, sagte Gastl. Immerhin hat die Genossenschaft 2018 zehn Kilogramm der kostbaren Glasaale ausgesetzt. Was natürlich in keiner Relation zum Besatz mit Renkenbrut steht: Seit dem Jahrtag 2017 wurden 16,6 Millionen Renkenlarven in den See entlassen, der Großteil davon aus eigener Nachzucht. Dazu kommen etwa 40 000 Seesaiblingsetzlinge und 7000 Seeforellen in verschiedenen Entwicklungsstadien, 1500 Kilogramm zweijährige Karpfen und 24 Liter Hechtbrut.
Von den Fängen abgesehen, verlief die nun bald endende Saison für die Fischer sehr erfreulich. Es gab keine Konflikte mit Behörden oder der Wasserschutzpolizei und „ganz im Gegensatz zum vergangenen Jahr hatten wir überhaupt keine Probleme mit Algen, die sich an unseren Netzen festsetzten“, sagte Gastl. Und schließlich betreiben die 35 Familien die Fischerei ja im Nebenerwerb: Die meisten konnten also die mageren Erträge durch höhere Einnahmen etwa beim Bootsverleih oder bei der Zimmervermietung mehr als ausgleichen, denn der sechs Monate lange Sommer lockte weit mehr Erholungssuchende ins Fünfseenland als sonst.
Vor dem gemeinsamen Essen wandte sich noch Wedekinds Vorgänger, Mathias von Lukowicz, an die Fischer. Für den vormaligen IFF-Leiter war es bereits der 50. Jahrtag, an dem er teilnahm. Er bat die Genossen um Unterstützung, damit „wir ihr Gewerbe im Museum Starnberger See noch deutlich präsenter machen können“. Obwohl es seit vielen Jahrhunderten die Kultur am See präge, werde seine Bedeutung noch immer unterschätzt: „Fischerei hat auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe“, sagte von Lukowicz.
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