Münsing Elf Stunden lang hat das Preisgericht am Donnerstag getagt. Es bestand aus sechs Architekten sowie Bürgermeister Michael Grasl und vier Gemeinderäten (Ernst Ramerth, Regina Reitenhardt, Ursula Scriba und Thomas Schurz). Außerdem nahmen Mitarbeiter der Verwaltung und Georg Sebald als Sprecher der Münsinger Vereine an dem Verfahren teil. Es handelte sich um einen anonymen, nicht offenen Realisierungswettbewerb mit 16 Teilnehmern. Das heißt, die Jury kannte die Architekten bei der Präsentation nicht, und der Sieger erhielt neben der Prämie in Höhe von 24 000 Euro auch den Planungsauftrag.

„Das Ergebnis überrascht nicht“, sagte Bürgermeister Michael Grasl am Montag bei der Vorstellung des Siegerentwurfs. Im Prinzip gab es zwei Varianten: den Einfirsthof oder zwei Häuser, entweder aneinander oder getrennt gebaut. Auch eine ungewöhnliche Idee mit zwei dreieckigen Gebäuden wurde eingereicht. Alle Arbeiten sind derzeit im Gemeindesaal zu besichtigen.

Bernhard Peck vom Büro Peck.Daam Architekten aus München stellte sein Siegermodell persönlich vor. Er schickte vorweg, dass er sich „wahnsinnig“ über den Auftrag freue. In einem „gewachsenen, authentischen Ort“ wie Münsing ein so zentrales Objekt wie das Bürger- und Rathaus verwirklichen zu dürfen, sei eine Ehre. Pecks zweistöckiger Baukörper nimmt die lang gezogene Form des alten Pallaufhofs auf. Zum Dorf mit der Kirche hin entsteht ein Bürgerplatz mit Brunnen und Sitzgelegenheiten. Die Räume des Rathauses und das Foyer sind im Eingangsbereich untergebracht. Ein repräsentatives Treppenhaus führt vom Foyer aus nach unten in das Bürgerhaus mit mobilen Wänden und nach oben in die weiteren Zimmer des Rathauses sowie zur Hausmeisterwohnung. Der Sitzungs- und Trausaal zeigt zur Kirche. Nach Süden ist der Veranstaltungssaal ausgerichtet. „Von hier aus kann man eventuell die Zugspitze sehen“, stellte Peck in Aussicht. Eine Besonderheit bildet die an den Saal grenzende Freilichtbühne. Eine Tiefgarage, erschlossen über die Straße Am Labbach, bietet Platz für 50 Fahrzeuge. Das kleinere Haus im Süden, gedacht für soziale Zwecke, ist Teil des Ideenwettbewerbs. Es stellt nur eine Anregung dar. Gebaut werden soll es – nicht zwangsläufig vom Architekten des Bürgerhauses – erst „in der nächsten Legislaturperiode“, wie Bürgermeister Michael Grasl sagt.

Das verwendete Material Holz, der luftige Laubengang und der Dachüberstand seien für die Jury wichtige Kriterien gewesen, erklärte Grasl. Das Ensemble füge sich in überzeugender Weise in das Ortsbild ein. Die Freiflächen, gestaltet von Landschaftsarchitekt Jochen Rümpelein aus Freising, würden sich vielfältig nutzen lassen. Last but not least könne das Gebäude durch seine klare, einfache Struktur „wirtschaftlich“ errichtet werden. Die Gemeinde geht wie berichtet von mindestens zehn Millionen Euro Baukosten aus.

Nur knapp hinter dem Gewinner (11:0 Stimmen) landete mit 10:1 Stimmen der Entwurf von Hirner & Riel Architekten aus München. Er sieht zwei parallel und leicht versetzt liegende Gebäude vor, wodurch zwei Höfe im Freien entstehen. Der südliche wird durch das Haus aus dem Ideenteil abgeschlossen. Platz drei (Berger Röcker Gork Architekten, Stuttgart) ist von der Gebäudeaufteilung ähnlich. Den Anerkennungspreis, dotiert mit 5000 Euro, erhielt das Büro Holzer Architekten aus Wolfratshausen. Christian Holzer trennt Bürger- und Rathaus und schafft in der Mitte einen Platz.

Laut Stefanie Seeholzer, Vorsitzende des Preisgerichts, war man sich bei der Beurteilung in der Jury einig, dass alle Vorschläge ein „hohes Maß an Gespür“ für die Gemeinde aufweisen. Das von der Gemeinde vorgegebene Raumprogramm sei von allen Teilnehmern erfüllt worden. Grasl glaubt, dass mit dem Siegermodell nun nach vielen Jahren der Vorbereitung ein Gemeindezentrum verwirklicht wird, das „ein Gesicht besitzt“.

Info

Die Entwürfe sind von Montag bis Mittwoch und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr zu besichtigen. Donnerstags ist die Ausstellung von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch, 15. August, bleibt der Gemeindesaal wegen des Feiertags geschlossen.

Link zum Zeitungsbericht im Isar-Loisachboten, Münchner Merkur