Dienstag, 12. November, 19 Uhr im Pfarrheim Münsing:
Anatol Regnier liest aus seinem neuesten Buch „Erinnerungen eines Taugenichts“.
Geschichte wird lebendig – Anatol Regnier taucht ein in das Schwabing der Fünfzigerjahre, als die Künstlerszene die bleierne Schwere der Kriegsjahre abzuschütteln versucht.
Der Mensch hat nur ein Leben, voller Hoffnungen, voller Träume. Dieses Gefühl begleitet den Schriftsteller und Musiker Anatol Regnier seit seiner Kindheit. Geboren im Januar 1945 als Sohn der Theaterleute Charles Regnier und Pamela Wedekind, aufgewachsen nach dem Zweiten Weltkrieg in St. Heinrich am Starnberger See und dann im Schwabing der Fünfzigerjahre, als sich in München eine lebendige Künstler- und Bohèmeszene entwickelt, die den jungen Anatol in ihren Bann zieht. Seine Kindheits- und Jugenderinnerungen sind ein eindringliches Sittengemälde der Nachkriegszeit, in der neben den Geschichten seiner prominenten Familie auch viele illustre Persönlichkeiten der damaligen Zeit lebendig werden. Sie alle prägen den späteren Chronisten der Nachkriegsjahre nachhaltig.
Der OSV hat am 26.06.2024 Akteneinsicht beim Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen in die aktuell dem Landratsamt vorliegenden Antragsunterlagen der Fa. Agrobs GmbH auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung des Gesamtbetriebs unter Einschluss der neu beantragten Hallen 6 und 7 (jeweils 30m x 50m) genommen. Ihm liegen zudem die Lärm- und Staubgutachten sowohl im Hinblick auf das aktuelle Verfahren als auch die Verfahren aus den Jahren 2014 und 2015 betreffend die Genehmigungen der Hallen 4 und 5 (ebenfalls 30m x 50m) vor. Der OSV wird die eingesehenen bzw. vorliegenden Unterlagen und Quellen einer eingehenden Prüfung unterziehen. Das bezieht sich ausdrücklich auch auf die Vorgänge, die zur Genehmigung der Hallen 4 und 5 in den Jahren 2014 (Vorbescheid) und 2015 (Baugenehmigung) führten und umfasst die Bewertung insbesondere der sog. Staubgutachten und der rechtlichen Schlüsse, die hieraus zu ziehen sind oder waren. Nachdem das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren kein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung ist, die Gemeinderatssitzungen, in denen das Vorhaben behandelt wurde, nicht durchgehend öffentlich waren und das vor knapp einem Jahr begonnene Bebauungsplanverfahren noch keinerlei Öffentlichkeit genossen hat und sich zunehmend die Frage stellt, ob dieses überhaupt durchgeführt werden soll, hat sich der OSV dazu entschlossen, der Öffentlichkeit die aus seiner vorläufigen Sicht maßgeblichen Fakten aus der Akteneinsicht mitzuteilen:
Erhöhung der Umschlagsmengen
Nachfolgendes Zahlenwerk bezieht sich ausschließlich auf die sogenannten Grascobs und staubende Güter, sonstige Güter wie Verpackungsmaterial kommen hinzu.
Der Jahresumschlag bis zum Neubau der Hallen 4 und 5 im Jahr 2015 betrug 14.000 t, durch Vorbescheid im Jahr 2014 wurden zunächst 20.000 t, mit Baugenehmigung im Jahr 2015 wurden bereits 40.000 t genehmigt. Aktuellbeantragt sind 60.000 t. Das ist eine Vervierfachung des Jahresumschlags in noch nicht einmal zehn Jahren. Unklar ist dem OSV, ob dem Gemeinderat im Zusammenhang mit der Einvernehmenserteilung zur Baugenehmigung 2015 überhaupt bewusst war, dass innerhalb eines Jahres die beantragte Umschlagsmenge von 20.000 t auf 40.000 t verdoppelt wurde.
Der derzeit genehmigte Tagesumschlag beträgt 350 t, beantragt sind aktuell 650 t. Diese Information einer annähernden Verdoppelung des Tagesumschlags ist bislang wohl noch nicht öffentlich bekannt.
Die verkehrlichen Auswirkungen liegen auf der Hand. Weiter stellt sich die Frage, in welchem Tempo die nächsten Erweiterungswünsche geäußert werden oder bereits worden sind. Zusätzliche Baurechtsausweisungen jedenfalls an der Angerbreite im unbebauten Bereich nahe der Starnberger Mietgeräte sind im Gespräch.
Staubgutachten
Diese werden fachlich zu prüfen sein. Bereits ein unbefangener Leser der ca. 10 Jahre alten Gutachten im Zusammenhang mit der Genehmigung der Hallen 4 und 5 in den Jahren 2014 und 2015 wird nicht nachvollziehen können, wie die Behörden zu dem Schluss gelangen konnten, dass das Vorhaben auf den Außenbereich angewiesen und deswegen als privilegiert anzusehen sein sollte. Aus den damaligen Gutachten lässt sich das Fazit entnehmen, dass bei einer Verlagerung des Betriebs an einen anderen Standort geprüft werden müsse, ob der Betrieb mit anderen Nutzungen verträglich sei. Der Betrieb könne in eine (staubempfindliche) Nachbarschaft nicht ohne weiteres eingefügt werden. Dies bedeutet aber wohl, dass mit den notwendigen Maßnahmen zur Emissionsminderung entsprechend dem Stand der Technik die Ansiedlung an einem anderen Standort möglich gewesen sein dürfte. Nach Maßgabe der uns vorliegenden Gutachten scheint im Zusammenhang mit der Genehmigung der Hallen 4 und 5 eine solche Prüfung aber nicht vorgenommen worden zu sein. Auffällig ist zudem der Widerspruch, dass der Betrieb zwar vorgeblich dermaßen staubemittierend sein soll, dass er zwingend auf die Lage im Außenbereich angewiesen ist, andererseits aber nach unserer Kenntnis Wohnnutzungen auf dem Betriebsgelände stattfinden, obwohl Staub grundsätzlich kanzerogen, also krebsverursachend ist.
Die Gemeinde hat am 29.08.2023 einen Aufstellungsbeschluss mit dem Ziel der Festsetzung eines Sondergebiets Tierfutter gefasst und gleichzeitig einen Beschluss über die Veränderungssperre. Dabei wurde im Vorfeld stets mitgeteilt, das Vorhaben sei privilegiert und man könne es nicht (grundsätzlich) verhindern. Eine Privilegierung des jetzt neu beantragten Betriebs unter Einschluss der Hallen 6 und 7 kommt nach unserer Überzeugung jedoch ebenfalls nicht in Betracht, wenn die Verursachung von Staub fachlich oder rechtlich anders zu bewerten (gewesen) wäre, zum Beispiel weil die nach dem Stand der Technik erforderlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Emissionen nicht vorgesehen sind. Dass die Privilegierung von Agrobs wenig nachvollziehbar ist, zeigt ein simpler Vergleich: jeder andere Staub oder Lärm emittierende Betrieb könnte mit einer freien Festlegung von Produktionsprozessen und Emissionen ebenfalls einen Standort im Außenbereich beanspruchen. Die Betreiber von Güterverteilzentren mit Nachtbetrieb wären nach dieser Logik in kleinen Gemeinden ohne große Gewerbegebiete, geschweige denn Industriegebiete, bestens aufgehoben.
Steuerung der Verkehrsbewegungen
Der Weg von der Autobahnausfahrt Wolfratshausen zum Zielort Agrobs kann über zwei alternative Routen genommen werden: die eine führt durch Münsing, die andere zunächst Richtung Wolfratshausen auf dem Autobahnzubringer und dann unter der Autobahn bei der Trocknungsanlage vorbei. Der Weg über die Kreuzung beim Bäcker in Münsing ist ca. 1 km länger, die die Fahrtzeit ist gleich. Leider enthalten die Unterlagen zur immissionsrechtlichen Genehmigung keine Vorgabe über die Verkehrsführung. Dabei wäre es den Betreibern ein leichtes, den zuletzt beschriebenen Weg vorzugeben. Ausweislich der Betriebsbeschreibung übernehmen vor allem zwei ausgewählte Speditionen, die anliefernden Landwirte und Agrobs mit eigenem Lkw den Transport. Der Umweg von nur 1 km ohne maßgeblichen Zeitverlust würde es ermöglichen, den Schwerverkehr durch Münsing erheblich zu reduzieren, die Lärmbelästigung deutlich zu reduzieren (die Initiative Verkehrswende hat recht. LÄRM MACHT KRANK) und die Sicherheit der Schulkinder deutlich zu erhöhen. Für Münsing bliebe dann noch immer genügend Schwerverkehr von Norden kommend, insbesondere auch der Verkehr durch die zahlreichen Mitarbeiter der Degerndorfer Betriebe und der Verkehr seitens der Ausflügler. Eine organisatorische Maßnahme könnte schon heute eine deutliche Verkehrsentlastung bewirken.
Mitgliederversammlung am Freitag, 7. Juni 24 um 19 Uhr
ins Landhotel Berg, Schmiedberg 2, Gemeinde Eurasburg ein.
Wir freuen uns, dass wir bereits ab 18 Uhr dort bewirtet werden.
Tagesordnung:
TOP 1: Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Johannes Umbreit
TOP 2: Berichte der Mitglieder des Vorstands und Beirats über die geleistete Arbeit seit der letzten Mitgliederversammlung. Wir bereiten wieder eine interessante PowerPoint Präsentation vor, so dass Sie alles auch durch Bilder miterleben können.
TOP 3: Kassenbericht
TOP 4: Bericht der Kassenprüfer
TOP 5: Entlastung des Vorstands und der Kassenprüfer
TOP 6: Aussprache über die Vorstands- und Vereinsarbeit:
6.1 Problematik der Max- und Piloty Villa
6.2 Bauvorhaben der Firma AGROBS in Degerndorf (weitere Hallen zur Futtermittelherstellung, höheres Verkehrsaufkommen?)
6.3 Ausweisung Gewerbegebiet an der Degerndorfer Str. (ehemaliges Darchinger Gelände)
6.4 Neuerungen Bauvorhaben Seniorenwohnanlage der KWA in Ambach.
TOP 7: Fertigstellung Schlosskapelle Ammerland, Details aus dem Bautagebuch, Fotos und Ausblicke
TOP 8 Verkehrsberuhigung auf der Seestraße (Rad Rowdys)
TOP 9: Verschiedenes, Wünsche und Anträge
Anträge von Mitgliedern sollten bitte bis 3.6.24 in der OSV-Geschäftsstelle osv.vorstand@ostuferschutzverband.de eingegangen sein.
Wir verzichten diesmal auf einen Vortrag, um genug Zeit zur Diskussion und für Gespräche zu haben. In der Gemeinde stehen entscheidende Bauvorhaben an, bei denen wir gerne Ihre Meinung hören würden. Vorstand und Beirat freuen sich auf eine interessante, gut besuchte Veranstaltung. Wir haben viel erreicht und möchten Sie gerne darüber informieren.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Grasl, sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderats,
der Presse haben wir entnommen, dass KWA sich weitere zwei Jahre Bedenkzeit bis zum Baubeginn erbittet, in welcher Weise sie ihre bisherige Planung aufrechterhalten will.
Der Wunsch nach Bedenkzeit und Aufschub des neuen Vorstandsvorsitzenden der KWA, Dr. Rückert, bestätigt uns in unserer Auffassung, dass die Planung einer Senioren-Wohnanlage in dieser Größe und an dieser Stelle des Ostufers keinen Sinn macht -aus Gründen der sozialen Anbindung und des Landschafts- und Umweltschutzes.
Es ist nach wie vor unpassend, den inzwischen abgerissenen Fremdkörper der Wiedemann-Klinik durch einen neuen Fremdkörper zu ersetzen. Auch die KWA hat nun offenbar erkannt, dass die seit langen diskutierten Probleme dieses Vorhabens nicht zu bewältigen sind.
Ein „Vorzeigeobjekt“, wie es Dr. Rückert nun vorschwebt, ist nicht ohne grundlegende Änderung der Planung möglich. Damit verzögert sich eine Lösung des ganzen Problems erneut. Krater und Schutthaufen bleiben als riesige Wunden in der Landschaft des Ostufers auf nicht absehbare Zeit bestehen.
Auch jeder Absicht einer Nutzungsänderung sollte schon jetzt eine Absage erteilt werden.
Die im Durchführungsvertrag vereinbarten Fristen sollten daher nicht verlängert werden. Wir mit all unseren Mitgliedern stehen bereit, an einer Lösung mitzuwirken, die eine unserer Gemeinde entsprechenden und landschafts- und umweltgerechte Lösung vorsieht und KWA einen Rückzug -unter Berücksichtigung der bisherigen Investitionen -ermöglicht. Wir kündigen unsere Bereitschaft an, hierbei mitzuwirken.
Mit freundlichen Grüßen
Professor Umbreit, Petra Schulze, Manfred Stecher, Dr. Gustav Neumeister
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
sehr geehrter Herr Dr. Rückert,
bei der letzten Gemeinderatssitzung am 6.2.24 haben wir gehört, dass KWA größere Umplanungen vorhat und den Gemeinderat um Zustimmung bittet. Wir machen uns Sorgen, wie es weitergeht, weil es bisher schon anders gelaufen ist, als geplant.
Der vertraglich vereinbarte Baubeginn soll hinausgeschoben werden, weil der Aufsichtsrat dem Bau noch nicht zugestimmt hat und offenbar Umplanungen beabsichtigt sind. Es bestehen auch Bedenken bezüglich der Wirtschaftlichkeit, weil die Zahl der Wohnungen an der Untergrenze liegt. Wenn dazu allerdings eine Erhöhung der Wohneinheiten geplant ist, werden wir uns massiv dagegen positionieren. Wir erinnern an unser Bürgerbegehren vom Herbst 2021, das von 431 Bürger/innen unterstützt wurde.
Der Veranstaltungssaal soll der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen, wie im Durchführungsvertrag vereinbart, angeblich, weil keine Konkurrenz zum Pallaufsaal entstehen soll. Das überzeugt nicht: Dieser Saal sollte der Integration in den Gemeindeteil Ambach dienen und für die Ambacher einen Versammlungsort bieten.
Auch das Café soll nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Damit findet eine Abschottung gegen die Gemeinde statt. Wir erinnern daran, dass die KWA immer über eine „Einbeziehung des Dorfes“ für Stimmen geworben hat!
Man darf gespannt sein, wie das mit den versprochenen Pflegeeinrichtungen und der Schwimmbadnutzung gehandhabt wird.
Wird eventuell als nächstes an Club- und Veranstaltungsräumen, Fitness- oder Gymnastikräumen, im Wellnessbereich gekürzt? Darüber hinaus sind auch Dienstleister im Bereich Haarpflege, Kosmetik, Fußpflege und ein kleiner Laden vorgesehen (laut Begründung). Das rentiert sich doch alles nur, wenn auch die Gemeindebürger daran teilhaben können.
Unser OSV Vorstandsmitglied und Seniorenbeirätin Mechthild Felsch gibt noch zu bedenken: „Ich finde es kontraproduktiv, wenn die Bevölkerung am See von diesem Angebot an kulturellen Veranstaltungen und ortsansässige Senioren vielleicht einem gemütlichen, kommunikativen Mittagstisch ausgeschlossen werden, nur um Parkplätze und damit Geld zu sparen. Das würde den Ort, wenn schon denn schon, sehr beleben. Als Seniorenbeirätin dringe ich darauf, dieses Angebot, wie versprochen, der Allgemeinheit zu öffnen. Dadurch haben die Bewohner die Möglichkeit mit der ortsansässigen Bevölkerung in Kontakt zu treten und sich einzuleben. Für alle ist das doch eine Bereicherung, sonst müssten die Senioren noch mehr in der abgeschlossenen Welt des Stiftes leben. Die Konkurrenz des KWA-Saals in Ambach ist für den Pallaufsaal in Münsing unbedeutend. Der geplante Saal ist nur halb so groß und eignet sich gar nicht für Großveranstaltungen, wie sie im Pallaufsaal angestrebt werden. Die KWA wird Veranstaltungen in jedem Fall organisieren, nur werden die Bürger ausgeschlossen.“
Ein Tiefgaragendeck kann laut KWA entfallen, wenn die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Wo sind allerdings Parkplätze für die Pflegeplätze, das Schwimmbad und Besucher? Dafür sollen zwanzig Parkplätze gegenüberliegend auf der Ostseite des Simetsbergwegs nachgewiesen werden. Dieser Bereich ist Außenbereich und zudem nur für ein paar Jahre gepachtet. Eine Nutzung als Parkplatz wäre rechtswidrig, auch wenn diese Nutzung in der Vergangenheit teilweise geduldet worden ist. Wenn das Bauvolumen durch Wegfall eines ganzen Parkdecks verkleinert würde, wäre das zwar zu begrüßen, aber die Tiefgarage sollte ja gerade Autos von der Straße wegbringen. Oberirdisch bringt das leider gar nichts. Alle benötigten Stellplätze müssen auf dem Gelände von KWA untergebracht werden. Die Anpachtung von Parkplätzen kann enden. Sie stellt keinen dauerhaften Nachweis dar. Deswegen sollte auf den Nachweis der Parkplätze auf dem Gelände der KWA nicht verzichtet werden.
Wenn KWA sich verkalkuliert hat, kann dies nicht auf Kosten des Außenbereichs gehen. Unter Landschaftsschutzgesichtspunkten ist es ein Unding, wenn im Außenbereich ein Parkplatz entstehen soll, auch wenn dies für die Bauzeit als Wendefläche genutzt worden ist. Frühere unberechtigte Nutzungen können keinen Bestandsschutz erzeugen, wie der Gemeinde aus vielen anderen Verfahren bekannt ist.
Von den Bestandsbäumen, die erhalten werden sollten, steht nahezu keiner mehr, es hat ein fast vollständiger Kahlschlag stattgefunden.
Das Waldschlössl, das „als identifikationsstiftendes Merkmal“ erhalten werden sollte, wurde platt gemacht.
Wie zu hören war, kann das Vorhaben noch an der Zustimmung des Aufsichtsrats der KWA scheitern. Gibt es schon einen Plan B für diesen Fall? Hat die Gemeinde schon eine Dienstbarkeit eintragen lassen, dass die Umwandlung in Eigentumswohnungen der Zustimmung der Gemeinde bedarf?
Wir hätten gerne Antworten auf diese Fragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Professor Johannes Umbreit, Petra Schulze, Manfred Stecher, Dr. Gustav Neumeister, Mechthild Felsch
wir möchten Ihnen kurz einen Bericht zu unserer ersten Mitgliederversammlung seit den Neuwahlen im Juli letzten Jahres geben.
Satzungsgemäß fand diese im ersten Halbjahr, diesmal am 12. Mai 2023 in einer interessanten Umgebung statt: Wir konnten den Schlosssaal des „Wort des Lebens“ kostenfrei nutzen.
Grundlage aller Rechenschaftsberichte und Beiträge war eine liebevoll und kompetent zusammengetragene Bilder- und Filmsammlung von Mechthild Felsch. Danke für diesen dadurch informativen und kurzweiligen Abend! So konnte der erste Vorsitzende Professor Johannes Umbreit gut auf unseren Neuanfang in kollegialem Stil verweisen.
Er ging auf die stattgefundenen 6 Vorstandssitzungen ein, zu denen auch der Beirat geladen wurde.
Drei Zwischenberichte „Neues aus dem OSV“ wurden an die Mitglieder verschickt, um Sie alle auf dem Laufenden zu halten. Danke für viele konstruktive Stellungnahmen und Hinweise aus ihren Reihen.
Erfreut konnte Umbreit auf die Neuauflage unserer Zusammenarbeit mit anderen Vereinen verweisen. So hatten wir bereits einige Veranstaltungen mit dem Kulturverein Berg, der Pocci Gesellschaft, dem Hollerhaus. Mit GR Seebald, dem Kulturreferenten der Gemeinde Münsing stehen wir engem Austausch.
Der Gabriel von Max Denkmalpreis legt momentan eine kreative Denkphase ein. Wir hoffen, dass noch weitere Vorschläge für evt. neue Preisträger eingehen werden.
Zufrieden konnte Umbreit berichten, dass es in den letzten 10 Monaten insgesamt mehr Neuaufnahmen als Austritte gab und somit die Turbulenzen des letzten Jahres keine bleibenden Schäden hinterlassen haben.
Durch viele Zeitungsartikel, zum Teil auch durch unsere regelmäßigen Presse-erklärungen angestoßen, war der OSV in der Öffentlich sehr präsent. (Bitte dazu auf unserer Homepage den Reiter „Medienberichte“ durchstöbern)
Auch unsere „Dauerbrenner“ KWA Bebauung auf dem ehemaligen Wiedemann-gelände, Verkauf Bonselsvilla in Ambach, Verfall der denkmalgeschützten Max-Villa in Ammerland wurden beleuchtet.
Ein hübsches Fuchsien-Bäumchen sollte unserer ehemaligen ersten Vorsitzenden Ursula Scriba für 17 Jahre unermüdlichen Einsatz und Ideengebung für den OSV überreicht werden.
Die zweite Vorsitzende Petra Schulze konnte erfreut auf 10 Veranstaltungen des OSV in 10 Monaten verweisen. Um unseren kollegialen Arbeitsstil auch im Vortrag zu unterstreichen, hat jedes Vorstands- und Beiratsmitglied „ihr/sein“ Herzensthema vorgestellt:
11.9.22 Tag des offenen Denkmals: Besichtigung und Führung Elisabeth Prinzessin Biron von Curland in Staudacher Kapelle
1.10.22 „Besuch beim Fischer“ Martin Maier (unser Beirat!) in Ambach
3.11.22 Führung im Buchheim Museum mit Kunsthistorikerin Monika Babl zur Ausstellung „Blaue Reiter und Brücke Malern“
10.11.22 erster, sehr gut besuchter Stammtisch beim Huber in Ambach
27.11.22 Dorfadvent in Münsing mit eigenem Stand (Springerle von Mechthild Felsch mit Skyline von Münsing)
9.12.22 Lesung mit Anatol Regnier im Hollerhaus: „Jeder schreibt für sich allein, Schriftsteller in der NS-Zeit“
27.1.23 Vorstellung „dreidimensionales Hören“ von Felix Kruis, Nominierung zu Tassilo Kulturpreis der SZ
16.2.23 Vortrag zu „Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen“ mit Fachanwalt Herrn Schmidt
24.3.23 Lesung Tabea Umbreit über die Musiker um den Starnberger See
8.3.23 Begehung bei Agrobs, Familie Berger stellte den geplanten Ort für die PV-Anlage westlich von Degerndorf vor
30.3.23 Zweiter Stammtisch beim Großmann in Münsing
Dr. Gustav Neumeister berichtete,
dass unser Verband nun als Umweltvereinigung vom Landesamt für Umwelt anerkannt ist. Wir sind damit berechtigt, an allen Verfahren am Ostufer, die eine Umweltprüfung erfordern, teilzunehmen und können, wenn es unumgänglich ist, im eigenen Namen gegen umweltschädliche Anlagen klagen. Von dieser Möglichkeit werden wir nur verantwortungsvoll Gebrauch machen.
Leider hat uns die Anwaltskanzlei, von der sich die frühere erste Vorsitzende im Streit mit den anderen Vorstandsmitgliedern persönlich hat beraten lassen, auf € 6.700,- verklagt, weil die frühere erste Vorsitzende diesen Beratungsvertrag im Namen des Vereins abgeschlossen hat. Wir wehren uns gegen diese Klage, weil die persönliche Beratung und persönliche Inanspruchnahme von Anwaltsleistungen auf Kosten des Vereins einen Missbrauch der Vertretungsmacht darstellt, den die beratende Kanzlei erkennen konnte. Wir haben als gütliche Einigung vorgeschlagen, dass die Anwaltskanzlei auf ein Drittel ihrer Forderung verzichtet, ein Drittel vom Verein getragen wird und das restliche Drittel von der ehemaligen ersten Vorsitzenden. Öffentliche Verhandlung ist am 20.06.2023, 11 Uhr vor dem Landgericht München II, Denisstraße 3, Sitzungssaal 114.
Weitere interessante Themen von Mechthild Felsch waren:
Unser neuer Flyer
ein professioneller Internetauftritt und ein funktionierender Mailversand
Unser Beirat und Gemeinderatsmitglied Professor Richter-Turtur berichtete aus seiner oft schwierigen Tätigkeit im GR. Für ihn ist das kein Interessenskonflikt. Schwierig sei nur, wie man mehr Transparenz in die Arbeit des GR bringen könnte. Die Renovierung der Ammerlander Schlosskapelle liegt nun ganz in Händen unserer Beirätin Mechtild Friedrich-Schoenberger. Da sie verhindert war, verlas Manfred Stecher ihre Zusammenfassung, begleitet von ihren wunderbar konkreten Architektenzeichnungen. Die Fertigstellung scheint in erreichbare Nähe zu rücken.
Wir möchten Sie noch auf die bevorstehende Veranstaltungen aufmerksam machen:
14.6.23 ab 18:30 Uhr: Dritter OSV Stammtisch beim Gerer in Ammerland,
25.6.23 Benefizkonzert mit Prof. Umbreit für die Renovierung der Allmannshauser Kirche, Flyer zur Kartenbestellung kommt vom KulturvereinBerg (siehe Mailanhang).
23.9.23 19 Uhr: Wir feiern Loriots 100. Geburtstag: Johann von Bülow liest Briefe aus der Quick, Kartenvorverkauf nur online über unsere Homepage!
29.10.23 Sonntag: 11 Uhr Führung in Giesinger Heilig Kreuz Kirche, Kirchenfenster Christoph Brech, Einladung erfolgt nach den Sommerferien
16.11.23 19 Uhr Vortrag der Kunsthistorikerin Christine Metz, die das Malerbrüder-Max-Archiv leitet, Ort der Veranstaltung Altes Holzhauser Schulhaus , Einladung erfolgt nach den Sommerferien. Im Top 3: Aussprache über Vorstands- und Vereinsarbeit, wurde von den anwesenden Mitgliedern allseits Dank und Anerkennung ausgesprochen.
Kassenbericht und Bericht der Kassenprüfer verlief wie immer reibungslos. Manfred Stecher leistet hier hervorragende Arbeit. Herzlichen Dank an ihn. So konnten Vorstand und Kassier entlastet werden.
Der Abend klang bei gemütlichen Gesprächen und Planungen für kommende Projekte, wie z.B. Kinder und Jugendliche wieder mehr an den OSV heranzuführen und einzubinden, aus. Bleiben Sie mit uns in Kontakt. Wir freuen uns über Ideen und konstruktive Kritik.
Der italienische Architekt Matteo Thun über seine Vorstellung von botanischem Bauen, überkommene Eitelkeiten und die Frage, warum es bei Bauprojekten in Deutschland immer Probleme gibt.
Interview von Christine Mortag, Starnberger und Wolfratshauser SZ, 31.03.2023
Der Architekt und Designer Matteo Thun hat schon auf der ganzen Welt gebaut, aktuell aber hält er sich auffallend häufig an den bayerischen Seen auf. Vier große Projekte stehen dort an, am Chiemsee hat er ein Luxushotel konzipiert, am Tegernsee wird die „Kirinus Alpenpark Klinik“ erweitert, am Bodensee hat der 70-Jährige das Interieur für eine Heilfastenklinik entworfen. Und dann wäre da noch Ambach am Starnberger See. Auf dem Areal der ehemaligen Wiedemann-Klinik soll eine moderne Seniorenresidenz nach seinen Plänen entstehen.
Zufall, dass es den gebürtigen Südtiroler immer wieder nach Bayern zieht? „Ich mag Locations, die einen Bezug zum Wasser haben. Eine horizontale Wasserlinie wirkt beruhigend, darum schauen sich Menschen einen Sonnenuntergang so gern am Meer an,“ sagt er gut gelaunt und ganz entspannt beim Gespräch in der Dependance seines Mailänder Studios, einem hellen Büro unterm Dach im Münchner Lodenfrey-Park. „Außerdem steht das erste Haus, das ich als Architekt gebaut habe, in Berg am Starnberger See. 1990 war das, ein Fertighaus in Holzbauweise.“
Gute Nerven, die braucht er auch beim Bauvorhaben in Ambach. Die Pläne sind seit Jahren fertig, dieses Frühjahr sollte es endlich losgehen, nun soll sich der Baubeginn doch noch einmal bis Herbst verzögern.
SZ: Mal ehrlich, dauert es bei anderen Projekten auch so lange?
Matteo Thun: Kommt natürlich darauf an, wo Sie bauen. Jedes Land hat seine Eigenarten. In Deutschland dauert es oft länger, weil alles bis ins letzte Detail geregelt und genormt ist, bis hin zum Neigungswinkel das Daches. Im Mittelmeerraum greifen mitunter andere Mechanismen. Da ist eher die Frage, mit welchen Mitteln Baugenehmigungen erwirkt werden. Aber Ambach war selbst für mich speziell.
Es gab ein Bürgerbegehren gegen den Bau.
Es gibt immer welche, die das Bauen grundsätzlich verhindern wollen. Eine Initiative von Bürgern aus Ambach klagte, die geplante Wohnanlage sei größer als die ursprüngliche Fläche der Gebäude. Das Areal wurde aufwendig neu vermessen. Dabei stellte sich heraus, dass die einstige Bebauung der Wiedemann-Klinik weitaus größer war als im Bürgerbegehren behauptet. Auch besteht kein Anlass zur Sorge, wir würden großflächig Bäume abholzen. Warum sollten wir? Es gibt dort einen fantastischen Baumbestand aus Feldahorn, Bergahorn, Hainbuche, Rotbuche, Kirsche, Linde und Esche. Um den zu erhalten, haben wir sämtliche Gebäude um den alten Baumbestand herum gruppiert. Die Anordnung der Bauten folgt der Natur, sie ist der Hauptakteur. Das verstehen wir unter botanischer Architektur.
Was genau haben Sie in Ambach vor? Wie wird die Seniorenresidenz aussehen?
Es sollen 80 Wohnungen entstehen mit einer Größe von 27 bis 89 Quadratmetern, verteilt auf fünf Gebäude, architektonisch angelehnt an Bauernhöfe mit ihren Langhäusern aus Hof und Stall. Die Sockel der Häuser sind aus Naturstein, die oberen Stockwerke sind meinen Plänen nach aus Holz, damit greifen wir lokale Bautraditionen auf. Die wunderschöne Lage am Hang mit Blick auf den Starnberger See wollen wir auch für die Freianlagen nutzen. Es wird einen Parkrundweg mit Ententeich und zahlreichen Ruheplätzen geben. Neben den beiden größten Gebäuden ist eine gepflasterte Freifläche mit einem Brunnen geplant, gedacht als zentraler Platz für Begegnungen.
„Die Natur ist der Hauptakteur“: Die neuen Gebäude für das Seniorenstift in Ambach sollen sich um den alten Baumbestand herum gruppieren.(Foto: KWA)
Die Holzbauten sind lang gezogen und sollen so dem Gestaltungsprinzip alter landwirtschaftlicher Höfe folgen.(Foto: KWA)
Worauf muss man bei der Planung einer Seniorenresidenz achten?
Da wir von älteren Bewohnern ausgehen, versteht es sich von selbst, dass alle Wohnungen barrierefrei sind. Man kommt überall mit dem Rollator oder Rollstuhl durch, die Bäder haben mehr Platz vor den Waschbecken und Toiletten, der Duscheinstieg ist ebenerdig. In den öffentlichen Bereichen sind alle Ebenen für jeden erreichbar. Und natürlich muss man darauf achten, dass die Schrägen trotz Hanglage maximal sechs Prozent Steigung haben. In fortgeschrittenem Alter kann es außerdem passieren, dass man vergisst, wo man ist.
Und was ergibt sich daraus?
Wege, die ein Ende haben, können für Menschen mit Demenz zum Problem werden, darum haben wir die Wege und die Gebäude kreisförmig angelegt, damit die Bewohner immer wieder zu ihren Wohnungen zurückfinden. Im Alter wird auch Privatsphäre immer wichtiger, das Bedürfnis, in gewissen Situationen nicht gesehen zu werden. Die Wohnungen sollen zwar hell und offen sein, aber nicht von allen Seiten einsehbar. Auf der anderen Seite ist sozialer Kontakt und Austausch gerade für ältere Menschen wichtig. Da gilt es, eine gute Balance zu finden.
Haben Sie bedacht, dass es gerade im Alter schwerfällt, nochmal umzuziehen und Vertrautes aufzugeben?
Selbstverständlich. Wir statten die Wohnung nur mit Küchenzeile und den Bädern aus, damit sich die Bewohner mit ihren eigenen, liebgewonnenen Möbeln und Objekten, ihren „Memory Items“, umgeben können und nicht in unpersönliche Wohnsituationen katapultiert werden. Mancher hängt doch an seinem Esstisch, an dem er sein Leben lang gesessen hat.
Seniorengerecht und trotzdem optisch ansprechend, geht das?
Das ist die Herausforderung, damit es eben nicht aussieht wie im Krankenhaus. Stichwort Stützgriffe in den Bädern. Die kann man zum Beispiel statt aus beigem Kunststoff auch aus versiegeltem Holz herstellen. Wichtig ist auch eine schmeichelhafte Beleuchtung, noch wichtiger aber der Hygieneaspekt, gerade für ältere Menschen. Deshalb sollten alle Armaturen und Schalter möglichst „Touch Free“ sein, also ohne Berührung funktionieren.
Ambach liegt zwar wunderschön am See, ist aber weitgehend abgeschnitten von sozialer Infrastruktur. Kein Geschäft, kein Arzt, der Bus fährt nur ein paar Mal am Tag.
Darum haben wir ein zentral gelegenes Restaurant, Schwimmbad, Gemeinschaftsräume, Kino- und Theatersaal mit eingeplant. Soweit ich weiß, werden Ärzte vor Ort sein, wobei eine Seniorenresidenz kein Altersheim ist. Obwohl Pflege und medizinische Betreuung bei Bedarf möglich sein sollen. Da fragen Sie aber am besten die Betreiberfirma, das „Kuratorium Wohnen im Alter“, kurz KWA.
Beim historischen Waldschlössl auf dem Gelände ist gerade noch die Frage: abreißen oder neu aufbauen? Die KWA favorisiert derzeit eine Rekonstruktion.(Foto: KWA)
Wenn Sie ein Bauprojekt angenommen haben, wie fangen Sie an?
Das hört sich jetzt wenig sexy an, aber bevor wir über die Architektur nachdenken, erstellen wir als Allererstes ein Energiekonzept. Die Frage, wo kommt die Energie her, wie können wir energiesparend und klimaschützend bauen, wird immer wichtiger. Nicht erst seit der aktuellen Krise. Welche alternativen Heiz- und Stromquellen gibt es? Wie ist der Lauf der Sonne, wie die Beschaffenheit des Geländes? Unser Ziel sind die drei Nullen, drei Zero: null CO₂, also effizientes Energiemanagement, geringe Emissionen; null Müll: Die Baumaterialien sollen wiederverwertbar oder recycelbar sein; und null Kilometer: Nutzung von Zulieferern, Arbeitskräften und Materialien aus der Nähe. Die Waldklinik Eisenberg in Thüringen haben wir ausschließlich mit lokalen Unternehmen gebaut. Das kommt der Gemeindekasse zugute und schafft eine ganz andere Verbindung. Da geht der Schreiner aus dem Ort mit seiner Familie vorbei und sagt stolz: Guck mal, das hab ich gebaut.
Was sieht Ihr Energiekonzept für Ambach vor?
Die Energie für Fußbodenheizung und Warmwasser wird durch Geothermie und Abluftwärmepumpen gewonnen. Natürlich braucht man dafür auch Strom. Aber den kannst du dir über Sonnenkollektoren gratis vom Dach holen.
Die wurden genehmigt? Die Gemeinde schreibt doch sogar die Farbe der Dachpfannen vor.
Ja, bei der Photovoltaik mussten wir leider Abstriche machen. Oft sind es veraltete Bauvorschriften, die zeitgemäßen Klimaschutz und Energieeffizienz verhindern. Das ist die Krux.
Wenn das geklärt ist, wie geht’s weiter?
Dann beginnt für mich der schönste Teil der Arbeit. Ich lasse die Umgebung auf mich wirken. Mein Ziel bei jedem Projekt ist es, die Gebäude so gut wie möglich in die Natur zu integrieren. Die Hanglage ist dafür optimal.
Im Ernst? Jeder stöhnt doch über schräge Grundstücke.
Gebäude auf einer ebenen Fläche stehen da wie ein Klotz, wie ein Fremdkörper. Das entspricht nicht meinem Verständnis von Architektur. Wir arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie. Hanglagen sind dynamischer, bieten mehr Möglichkeiten, optische Hürden zu vermeiden. Mit den Fassaden aus Holz und der Begrünung der Dächer werden die Häuser in Ambach nach und nach in der Landschaft verschwinden. Wenn man von Tutzing herüberschaut, wird man nur Bäume sehen, keine Gebäude.
Will nicht jeder Architekt, dass seine Häuser erstens herausstechen und zweitens als sein Werk erkannt werden?
Ach herrje, das ist so überholt und letztes Jahrtausend. Es wäre ganz schlimm, wenn jemand sagen würde, das Haus sieht typisch Achtzigerjahre oder typisch Thun aus. Wir versuchen uns, so weit es geht, von Designstatements zu entfernen und den Zeitgeist außen vor zu lassen. Nachhaltigkeit hat auch damit zu tun, dass man bescheiden und zeitlos in der Zeichensprache bleibt. Lieber Eco statt Ego.
Architekt Matteo Thun vor ein paar seiner Entwürfe für das KWA-Seniorenstift in Ambach.(Foto: Catherina Hess)
Sie bauen bevorzugt mit Holz. Warum?
Holz hält ewig, wird mit den Jahren immer schöner, ist nachhaltig und gut für die Gesundheit. Wir nehmen es meist nur unterbewusst wahr, aber wenn das Raumklima stimmt, fühlen wir uns wohl. Holz oder Lehmputz absorbiert die Feuchtigkeit, dadurch spürt man sie nicht in den Gelenken, es findet ein für den Organismus gesunder Austausch statt. Im Gegensatz zu Stahlbeton. Da geht die Luft nicht rein und nicht raus, mit nachweislich gesundheitlichen Schäden, bis hin zu Zahnausfall.
Sie sind Architekt und Designer. Darum planen Sie oft nicht nur das Gebäude, sondern auch die Innenausstattung – bis hin zur Klobrille.
Interdisziplinär und ganzheitlich zu denken, das ist die Mailänder Schule. Eigentlich aus einer Not heraus entstanden. Architekten wie Ettore Sottsass oder Achille Castiglioni schlugen sich erstmal als Designer durch, weil bei uns so wenig neu gebaut wurde. So war es auch bei mir. Heute ist der holistische Ansatz natürlich ein Vorteil, weil der Bauherr alles aus einer Hand bekommt. Der Nachteil: Du kannst dich nicht mehr rausreden, wenn was schiefläuft.
Neben Ihrem Stammsitz in Mailand haben Sie seit 2020 auch eine Dependance in München. Aus welchem Grund?
Es ist immer besser, wenn man die Projekte von Anfang bis Ende selbst betreut und begleitet. Wir sind jetzt in der Lage, mehr Leistungsphasen anzubieten, haben den direkteren Draht zum Kunden. Die Münchner Mitarbeiter können in kürzester Zeit auf die Baustellen fahren. Vorher waren wir auf lokale Architekten angewiesen, wo es ständig hieß: „Liebe Mailänder, schöner Entwurf, aber so geht’s nicht.“ Jetzt gucken wir selbst, was geht und was nicht.
Wie sind Sie überhaupt zu dem Projekt in Ambach gekommen?
Es war ein Wettbewerb, wir wurden angefragt. Wir haben unsere Pläne mehrfach auf der Gemeinde vorgestellt und bekamen am Ende den Zuschlag.
Könnten Sie sich vorstellen, Ihren Lebensabend in der Seniorenresidenz in Ambach zu verbringen?
Das hat mich meine Frau auch schon gefragt. Sie stammt vom Bodensee und kann es sich durchaus vorstellen. Ich bin gedanklich noch nicht so weit, aber fragen Sie mich gern in zehn Jahren nochmal.
Es soll eine große Wohnanlage für Senioren werden. Die Baugenehmigung wurde vor Monaten erteilt. Jetzt meldet sich die KWA – und plant einige Änderungen. Der Gemeinderat fühlt sich getäuscht.
Isar Loisachbote, 30. März von Tanja Lühr
Münsing – Der Gemeinderat fühlt sich vom „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) getäuscht. Das Unterhachinger Unternehmen, das wie berichtet im Münsinger Ortsteil Ambach eine Senioren-Wohnanlage mit 79 Apartments, Schwimmbad, Veranstaltungssaal und Tiefgarage bauen möchte, hat vier Monate nach Erteilung der Baugenehmigung den ersten Änderungsantrag (Tektur) eingereicht. Der Bauherr möchte jetzt das historische „Waldschlössl“ inmitten des Ensembles doch nicht wie ursprünglich geplant sanieren und zu einem Restaurant- und Verwaltungsgebäude umbauen. Stattdessen will KWA es abreißen und mit originalgetreuer Fassade wieder errichten.
Ärger um Senioren-Anlage in Münsing: Bürgermeister spricht von „Mogelpackung“
Wie KWA-Baumanager Gerhard Schaller in der Gemeinderatssitzung am Dienstag erklärte, könne die Gebäudesubstanz nach Prüfung durch einen Fachmann nicht erhalten werden. Im Zuge der Freilegung seien wesentlich größere Schäden am Mauerwerk als vermutet erkannt worden. Außerdem soll ein anderes Gebäude um eineinhalb Meter größer werden als geplant. Beides hätte der Gemeinderat noch geschluckt. Ursula Scriba (Bürgerliste) bedauerte allerdings, dass das „Herzstück Waldschlössl“ abgebrochen werden soll. Nach Meinung von Helge Strauß (CSU) ließe es sich durchaus sanieren. Dass KWA von der Holzbauweise, mit der Architekt Matteo Thun von Anfang an geworben hatte, auf Ziegel- und Betonbau mit Holzverkleidungen umschwenken möchte, will sich der Gemeinderat jedoch nicht gefallen lassen. Laut Schaller hat man festgestellt, dass es bei einer reinen Holzbauweise Probleme mit der Statik und Bauphysik geben würde. Die 2,20 Meter breiten Balkone etwa würden ohne Stützen nicht aus reinem Holz funktionieren. Stützen wolle man jedoch keine – wegen der angestrebten „horizontalen Optik“ der Gebäude.
Stararchitekt macht einen Entwurf – „dann stellt sich heraus: Er funktioniert nicht“
Architektin Ursula Scriba ist schleierhaft, warum man die Tragwerksproblematik nicht von Anfang an erkannt hat. Susanne Huber (Freie Wähler) spottete: „Da macht ein Star-Architekt wie Matteo Thun so einen Entwurf und dann stellt sich heraus: Er funktioniert nicht.“ Selbst Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) fand deutliche Worte: „Herr Thun hat uns eine Holzbauweise mit Holz aus der Region, kohlendioxidneutral und zu 100 Prozent recyclebar, vorgestellt. Und jetzt geht’s hier um eine Holzoptik“. Das sei eine „Mogelpackung“.
Zimmerermeister Thomas Schurz (CSU) sagte, er fühle sich „geblendet“. Stefan Holzheu (Wählergruppe Holzhausen) sprach von einer „Salamitaktik durch die Tekturen“ und appellierte an den Bauherren, sein Versprechen einzuhalten. Dem schloss sich Christine Mair (Grüne) an. Zumindest in den Obergeschossen könne man ohne Weiteres Holz verwenden.
Holzbauweise sollte nachhaltig werden – jetzt gibt es ganz andere Pläne
Huber sieht das Vertrauen, das der Gemeinderat KWA von Anfang an entgegengebracht habe, aufs Spiel gesetzt. Strauß mutmaßte, dem Bauherrn gehe es „nur ums Wirtschaftliche“, was auch Schurz vermutet. Mit 9:6-Stimmen votierte der Gemeinderat für die beiden Änderungen, das heißt, Abriss des Waldschlössls und Überschreitung eines Bauraums. Ausdrücklich vermerkte das Gremium zum Tekturantrag, dass man besonderen Wert auf eine ökologische Bauweise unter Verwendung regionaler Materialien, insbesondere Holz, lege.
Schaller hatte der geballten Kritik nicht viel entgegenzusetzen. Der KWA-Baumanager versprach, sie mit nach Unterhaching zu nehmen. Eine Stellungnahme war von dort am Tag nach der Gemeinderatssitzung für unsere Zeitung nicht zu erhalten. Bürgermeister Grasl suchte am Mittwoch extra noch einmal die Präsentation des international bekannten und mehrfach ausgezeichneten Mailänder Architketen Matteo Thun für unsere Redaktion heraus. Thuns Entwurf mit sechs lang gezogenen Neubauten in Holzfertigbauweise rund um die Villa Waldschlössl setzte sich 2018 bei einem von der Gemeinde organisierten Wettbewerb gegen das Modell des Büros Beer, Bembé, Dellinger mit sieben kleineren Wohnhäusern und ebenfalls Beibehaltung des „Waldschlössls“ durch. Mit den Schlagworten „zero CO2, zero km und zero waste“ warb Thun damals für seine Häuser aus regionalem Holz. Für den Gemeinderat war das neben der Funktionalität ein wesentliches Argument.
Holzbauweise für Wohnstift unverhandelbar
Wolfratshauser SZ, 30.03.2023 von Benjamin Engel
Das KWA will seine Seniorenrichtung in Ambach doch als Massivbau errichten – und löst damit Kritik in Münsing aus.
Für den Bau des Ambacher Seniorenwohnstifts droht das „Kuratorium Wohnen Alter“ (KWA) im Münsinger Gemeinderat massiv an Vertrauen zu verlieren. Schon vor drei Jahren hatte das Gremium kritisch reagiert, als das Unternehmen bekanntgab, die oberen Stockwerke statt in Holz- in Massivbauweise zu errichten. Ein Rückzieher seitens des KWA folgte. Nun schwenkt das Unternehmen erneut um. Im Rahmen einer Tektur zum Baugenehmigungsantrag wurde öffentlich, dass nur noch eine Ziegelbauweise vorgesehen ist, was viele Gemeinderäte massiv kritisierten. Außerdem will das KWA das historische Waldschlössl-Gebäude abreißen und neu aufbauen statt wie angekündigt zu erhalten. Das Unternehmen argumentiert mit statischen und bauphysikalischen Gründen.
Bleiben die Pläne unverändert, wäre somit nur die Fassade holzverkleidet. „Das reicht uns nicht“, so Münsings Bürgermeister Michael Grasl (FW). Die Holzbauweise sei ein wesentlicher Bestandteil des Architektenwettbewerbs gewesen. Baumeister Matteo Thun habe dies so vorgestellt. Laut Münsings Rathaus-Chef sei der Tekturantrag aus rechtlicher Sicht aber nicht abzulehnen. Es lasse sich nur die Gestaltung, nicht aber die Materialauswahl regeln. Im Waldschlössl sei die Bausubstanz aber so schlecht, dass ein originalgetreuer Neubau besser sei als der Erhalt. Schlussendlich stimmte der Gemeinderat mit neun zu sechs Stimmen zwar der Tektur zu. Im Beschluss findet sich der Satz: „Der Gemeinderat legt besonderen Wert auf eine ökologische Bauweise unter Verwendung regionaler Materialien (insbesondere Holz).“
KWA hält Holz wegen der Statik und Bauphysik für problematisch
Als „ökologisch gar nicht so schlecht“ bezeichnete Gerhard Schaller die KWA-Pläne. Der Geschäftsführer des unternehmensinternen Baumanagements verwies etwa auf 4000 bis 5000 Kubikmeter Abbruchmaterial der früheren Sanatoriumsgebäude, die wieder verwendet würden, etwa Stahl, der zuvor getrennt worden sei. „Die Balkone sind frei tragend, müssen gleichzeitig die Dachlast tragen“, so Schaller. „Das können sie ohne Stützen nach unten in Holz nicht bauen.“ Damit würden die Gebäude auch die von Architekt Matteo Thun angedachte Horizontalwirkung der Fassade verlieren. Zudem komme es in den KWA-Einrichtungen auch immer einmal zu Zimmerbränden, weil etwa demenziell erkrankte Bewohner Kerzen anzündeten und so Feuer auslösten. Müsse gelöscht werden, sei die eingedrungene Feuchtigkeit nicht mehr aus der Gebäudesubstanz herauszubringen. „Das ist für uns hoch problematisch“, so Schaller und räumte ein, mit diesen Schwierigkeiten schon früher gerechnet zu haben.
Vertrauen habe hohen Wert, so Susanne Huber
Damit ließ sich der Gemeinderat jedoch kaum positiver stimmen. „Wir bekommen nicht das, was man uns versprochen hat“, kritisierte Susanne Huber (FW) und erinnerte an den hohen Wert des Vertrauens. „Alles, was jetzt weg ist, ist sehr schwer wieder zu gewinnen.“ Ursula Scriba (Bürgerliste) sprach von einem Armutszeugnis. Jahre seien vergangen, bis publik geworden sei, dass ein Massivbau geplant sei. Dass das Waldschlössl – dort sind Restaurant und Lobby des Wohnstifts geplant – abgerissen werden solle, empfinde sie als Brüskierung des Gemeinderats.
Eine Holzbauweise in den Obergeschossen, wenn wohl auch teurer, weiterhin für machbar zu halten, betonten einige Gremiumsmitglieder. „Ich bin frustriert, weil eine CO₂-neutrale Bauweise bei mir großen Einfluss hatte, wofür ich mich entschieden habe“, so Christine Mair (Grüne). Thomas Schurz (CSU) kündigte an, der Tektur nicht zuzustimmen. „Es muss ein klares Zeichen sein, dass wir uns vera…t vorkommen.“
Die Reaktion von KWA tags darauf: Der Vorstand sei in einer Frühjahrstagung und könne sich erst anschließend beraten, so Geschäftsführer Gerhard Schaller per E-Mail.
Kommentar
Vom Wert des Vertrauens
Mit ökologischen Aspekten haben die Bauherren und Architekt Matteo Thun für die Pläne zum Ambacher Seniorenwohnstift geworben. Wenn nun auf Massiv- statt Holzbau gesetzt werden soll, beschädigt dies das wichtige Vertrauensverhältnis zur Gemeinde.
Eine gute Geschichte erzählen zu können, sei wichtig, um die Menschen von der eigenen Idee zu überzeugen. So wird es wenigstens heutzutage regelmäßig betont. Insofern hat der durch das „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) beauftragte Architekt Matteo Thun alles richtig gemacht, als er für seine Pläne des Ambacher Seniorenwohnstifts warb. Im Mittelpunkt standen die ökologischen Aspekte – von der Holzfertigbauweise in den oberen Stockwerken der am Archetypus des Langhauses orientierten Gebäuden, der Nutzung möglichst regionalnaher Materialien bis zu begrünten Dächern, wodurch die Häuser gleichsam mit der Landschaft verschmelzen sollten. Was der italienische Architekt zu berichten wusste, klang womöglich aber fast zu schön.
Das KWA versucht inzwischen zum zweiten Mal, sich von zentralen Element der Holzbauweise in den oberen Stockwerken abzuwenden. Der Hintergrund aus Unternehmenssicht: Statische und bauphysikalische Probleme und wohl auch schlicht und einfach Kostengründe. Nun kann es durchaus sein, dass im Planungsprozess neue Erkenntnisse zum Umdenken zwingen. Allerdings kommt das Umschwenken von Holz- zur Massivbauweise reichlich spät. Nach einem langjährigen Planungsverfahren hat der Gemeinderat den Bauantrag bereits genehmigt und konnte drei Jahre lang darauf vertrauen, dass die KWA die gewünschte Holzbauweise auch umsetzt.
Wenn wirklich stimmt, dass der Geschäftsführer des KWA-Baumanagements deswegen schon länger mit möglichen Statik-Problemen rechnete, wie er in Münsings jüngster Ratssitzung äußerte, hätte dies das Unternehmen dem Gemeinderat frühzeitig offenlegen müssen. Denn solche Transparenz stiftet Vertrauen. Insofern ist die Kritik in Münsings kommunalpolitischem Gremium berechtigt, auch wenn eine Ablehnung des Tekturantrags auch gegen die Rechtslage konsequenter gewesen wäre. Das KWA ist nun gefordert, Vertrauen zu halten.
Tabea Umbreit erzählt von der musikalischen Geschichte des Starnberger Sees.
Von Jana Daur, Münsing, Wolfratshauser SZ, 23. März 2023
Richard Strauss, Alexander Lázló und Carl Maria von Weber eint neben der Liebe zur Musik auch die Verbundenheit zu einem Ort: Am Starnberger See haben sie sich wie viele weitere Künstler inspirieren lassen. Ihre Geschichten bringt der Ostuferschutzverband (OSV) nun einem interessierten Publikum nahe.
An diesem Freitag, 24. März, hält Tabea Umbreit von 19.30 Uhr an im Pfarrheim Münsing einen Vortrag über das Wirken verschiedener Musiker und Komponisten am Starnberger See.
Umbreit, die in Wolfratshausen geboren wurde, kommt selbst aus einem musikalischen Elternhaus. Nach dem Abitur entschied sie, sich der Theorie hinter dem Spiel zuzuwenden und studierte Musikwissenschaften an der LMU. Dort belegte sie 2019 ein Seminar von Christian Lehmann, der seine Studierenden mit der Geschichte des Starnberger Sees vertraut machte. „Das hat großen Spaß gemacht, weil ich selbst dort aufgewachsen bin“, so Umbreit. Gemeinsam verfassten sie das Buch „Blauer Himmel, blaue Wogen“, das um eine Wanderausstellung ergänzt wurde. „Dann ist der OSV auf das Buch aufmerksam geworden“, erklärt sie. Schnell entschied man sich, das Thema im Verband aufzugreifen.
„Für mich persönlich ist der Vortrag eine Fortsetzung des Seminars“, sagt die Musikwissenschaftlerin. Die Besucher müssen jedoch kein Vorwissen mitbringen, denn die Veranstaltung „richtet sich an alle, die sich einfach für Musikgeschichte interessieren.“ Umbreit wird Lesungen aus Lehmanns Buch mit musikalischen Hörbeispielen der einst am Seeufer wirkenden Komponisten bebildern. Eine „schöne bunte Mischung“ erwarte das Publikum also.
Zahlreiche Besucher kamen ins Pfarrheim Münsing um an der Veranstaltung teilzunehmen.
Blaue Wogen – Blauer Himmel
Musikgeschichte(n) vom Starnberger See
präsentiert von Tabea Umbreit
am Freitag, den 24. März 2023 um 19:30 Uhr im Pfarrheim
Könnte der Starnberger See erzählen, so wäre viel Musikalisches darunter: von Richard Wagners großen Skandalen, Carl Maria von Webers Bootspartien, Richard Straussʼ Zusammentreffen mit seiner zukünftigen Ehefrau, Schönberg und Kandinsky am Berger Dampfersteg oder den wunderlichen Experimenten des Synästheten Alexander Lázlós. Die Liste solcher Geschichten rund um Komponisten und Musiker am See ist reichhaltig.
Tabea Umbreit nimmt uns mit auf einen musikgeschichtlichen Uferspaziergang. Zu Bildern der lokalen Schauplätze erzählt und liest sie aus Blauer Himmel, Blaue Wogen. Musikgeschichte am Starnberger See. Das Buch von Christian Lehmann erschien 2020 begleitend zu der gleichnamigen Ausstellung, die inzwischen in München, Münsing und Tutzing zu sehen war und von Lehmann, Umbreit und anderen Studierenden der LMU konzipiert wurde. Hörbeispielen werden an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen.
Tabea Umbreit (*1996 in Wolfratshausen) wuchs am Starnberger See auf und besuchte das Landschulheim Kempfenhausen, auf dessen Grundstück die Villa Pellet zu finden ist, in der einst Richard Wagner als Gast von Ludwig II residierte. Anschließend studierte sie Musik- und Literaturwissenschaft an der LMU München, wo sie nun als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Zuvor arbeitete sie bei der Kritischen Ausgabe der Werke von Richard Strauss und ist als Herausgeberin für den G. Henle Verlag tätig.
2. überarbeitete Auflage 2021. Apelles Verlag, 128 Seiten, 70 Abbildungen, kartoniert, 21×14,8 cm. Preis 12,80 Euro ISBN 978-3-946375-09-8
Der Wunsch nach Unabhängigkeit von Russlands Gas und Öl verleiht der Diskussion um den Ausbau der erneuerbaren Energien gerade einen Schub. Im Landkreis gibt es etliche Anträge für den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Doch fast überall sorgen sich Anwohner und Bürger um das Landschaftsbild, das sie durch die aufgeständerten, blauen Module beeinträchtigt sehen. So auch in Münsing. Dort wird die Gemeinde wie berichtet Bebauungspläne für zwei beantragte Anlagen aufstellen. Eine soll in Münsing auf der Wiese gegenüber der Autobahnausfahrt der A95 entstehen, die andere nördlich von Degerndorf. Insgesamt werden 7,7 Hektar Land verbraucht. Pro Hektar rechnet man mit einer jährlichen Stromerzeugung von rund 500 000 Kilowattstunden.
Der Ostuferschutzverband (OSV) veranstaltete aufgrund dieser Planungen einen Informationsabend im katholischen Pfarrheim mit dem Münchner Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Roland Schmidt. Er befasst sich seit 15 Jahren mit der Thematik. Weil PV-Freiflächenanlagen gewerbliche Bauwerke sind, braucht es in Bayern immer einen Bebauungsplan, bevor die Betreiber sie installieren dürfen. In der Regel pachten Investoren landwirtschaftliche Flächen für 25 bis 30 Jahre. Für die Grundstückseigentümer ist das durchaus lukrativ. Nach dem Abbau der Solarmodule sind die Wiesen wieder ohne Weiteres landwirtschaftlich nutzbar.
„Die Bundesregierung gibt wirklich Gas. Der Ausbau der Solarenergie ist nicht mehr aufzuhalten. Auch bei der Windkraft kommt starker Druck auf die Kommunen zu. Sie müssen versuchen, Kompromisse zu finden“, betonte Schmidt. Die Bürger wiederum sollten „konstruktive Vorschläge“ machen, wie die Solarfelder verträglich gestaltet werden könnten.
Die Gemeinden, so der Rechtsanwalt, hätten vier Möglichkeiten, mit dem Druck von oben umzugehen. Sie könnten Freiflächenanlagen verhindern, was aber in einigen Jahren schwierig werde. Denn dann sollen sie vom Gesetz her privilegiert sein. Das heißt: Sie sind nicht einfach abzulehnen. Die Kommunen könnten ebenfalls über den Flächennutzungsplan proaktiv geeignete Standorte festsetzen. Das sei allerdings sehr aufwendig, gab der Fachanwalt zu bedenken. Teuer wird es, wenn die Kommunen selbst Anlagen bauen und betreiben. Die Stadt Dinkelsbühl geht diesen Weg und gewährleistet dadurch gleichzeitig, dass auch ihre Bürger durch Beteiligungen in den Genuss der EEG-Einspeisevergütung in Höhe von aktuell 8 Cent pro Kilowattstunde kommen.
Für die vierte Alternative hat sich der Münsinger Gemeinderat entschieden: Er berät von Fall zu Fall, von Antrag zu Antrag. Gemeinderätin Anja Ruhdorfer erklärte dazu, man habe sich zu diesem weniger zeit- und kostenintensiven Schritt entschlossen, weil Münsing sich 2022 bereits Leitlinien für den Umgang mit PV-Freiflächenanlagen gegeben hatte. Es ist geregelt, dass das Ortsbild, der Landschafts- und Naturschutz nicht leiden. Die Gemeinde hat sich gleichzeitig zum Ziel gesetzt, 200 Prozent ihres Strombedarfs mit Solarfeldern abzudecken. Dafür müsste ein Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der Großgemeinde – etwa 25 Hektar – für Photovoltaik nutzbar gemacht werden.
Besucher Carl Schmöle sieht in der bei Degerndorf geplanten Anlage eine Verschandelung der Landschaft. „Wenn ich am Aussichtspunkt oben an der Maria-Dank-Kapelle stehe, schaue ich genau auf die blauen Module“, sagte er. Roland Schmidt rät der Gemeinde, Visualisierungen von den Standorten anfertigen zu lassen. Oft stelle sich heraus, dass die Anlagen optisch gar nicht so sehr störten. Mehrere Besucher wünschten sich, dass die Bürger etwa in Form von Genossenschaften eine Beteiligungsmöglichkeit erhalten. Jakob Koch, Grünen-Kreisrat und Gemeinderat in der Nachbargemeinde Eurasburg, sagte, er sei „ein Fan“ der Münsinger PV-Anlagen-Richtlinien. Eurasburg habe sie übernommen. Solarparks seien eine Chance, die Energiewende zu schaffen. Sie müssten nur möglichst verträglich und mit möglichst großer Bürgerbeteiligung gebaut werden.
Der OSV unterstützt die Energiewende!Der Schutzverband für das Ostufer des Starnberger Sees lädt zu einem interessanten Vortrag mit anschließender Fragerunde ein.
Aktuell geht es um Freiflächen-Photovoltaik, also PV-Anlagen nicht nur auf dem Dach, sondern in den Wiesen. Solche Anlagen können eine Menge Strom produzieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten. Und vor allem stehen sie – anders als Windräder – nicht automatisch im Gegensatz zum Schutz unserer wertvollen Landschaft. Es kommt nur darauf an, die PV-Panele an den am meisten geeigneten Orten aufzustellen, also dort wo man sie am wenigsten sieht, zB zwischen Autobahn und angrenzendem Wald.
Der OSV möchte dazu beitragen, dass diese „unsichtbaren“ Flächen aufgefunden und im Sinne der Münsinger verwendet werden.
Für die Eigentümer solcher Flächen kann eine Investition in PV durchaus attraktiv sein. Vielleicht haben Sie entsprechende Werbung fremder Anbieter schon bemerkt. Da die Thematik kompliziert ist, haben wir eine renommierte Anwaltskanzlei gewinnen können, hierzu einen Vortrag mit anschließender Diskussion zu veranstalten.
Termin: Donnerstag, 16.2.2023 um 19h30 im Pfarrsaal Münsing, Holzhausener Straße.
Wenn es irgend möglich sollten Sie teilnehmen, als Bürger, als Flächeneigentümer und als Unterstützter der Energiewende. Bitte geben Sie diese Information auch an andere potentiell Interessierte weiter. Wir zählen auf Sie!
Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen
Fördermöglichkeiten für die Errichtung und den Betrieb
Kommunale Steuerung der Ansiedlung der Anlagen
Beteiligung von Freiflächeneigentümern und allgemeine Bürgerbeteiligung
Referent: Roland Schmidt, Rechtsanwalt
Termin: Donnerstag, 16.2.23 um 19:30 Uhr
Ort: Pfarrheim in Münsing, Holzhausener Strasse 4
Der Eintritt ist frei
Die Anlagen, die jetzt erstellt werden, werden das Orts- und Landschaftsbild für die nächsten 30 Jahre maßgeblich prägen. Es muss also heute sichergestellt werden, dass nur die am besten geeigneten Flächen ausgewiesen werden und eine ausgewogene Verteilung der Anlagen im gesamten Gemeinde-gebiet erfolgt. Wir möchten durch weitere Informationen für die Akzeptanz dieser Anlagen in der Bevölkerung werben. Wir halten es für wichtig, dass eine Gesamtübersicht über alle in der Gemeinde stehenden Flächen erstellt wird und Bürger-beteiligungsmodelle vorgestellt werden. Dabei müssen Sichtschutz, unterirdisch verlegte Trassen, sowie ein geordneter Rückbau beachtet werden. Mit diesen Gesichtspunkten soll sich der Vortrag befassen.
Veranstaltungshinweis in der Wolfratshauser SZ vom 13.02.2023