Fenster Kapelle Ammerland

28.2.2014

Die Fenster der Kapelle Heilige Drei Könige am Ammerlander Schloss

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Fenster sind die Augen des Hauses, sie ermöglichen Ausblick, lassen Licht ins Haus und schützen vor der Witterung. Gilt dies auch für die Fenster unserer Kapelle?

Die Holzfenster schützen vor der manchmal rauhen Witterung am See, sie lassen farbiges Licht ins Innere, aber der Ausblick, den wir rings um die Kapelle so phantastisch genießen können, den verwandeln sie in einen Ausblick in unsere Seele und den Einblick in eine der schönsten Geschichten der Bibel: Die Begebenheit, wie sich die Heiligen Drei Könige auf den Weg machen unter dem geschweiften Stern um die Geschenke der Weisheit dem heiligen Kind überreichen. Sie wandern die unendliche Seeuferstraße entlang und kehren in unsere Kapelle ein.

 

Was passiert gegenwärtig in der Kapelle? Schreiner Max Will hat die zwei Südfenster zur Restaurierung in seine Werkstatt geholt. Eines lehnt an der Wand, das zweite ruht in Würde gealtert, mit Furchen und Schrammen versehen, auf dem großen Werktisch und wartet auf seine Behandlung, auch Restaurierung genannt. Die gezeichneten Rahmen erzählen Geschichten von Wind und Wetter, Sonne und Mond, Sturm, Eis und Schnee. An manchen Stellen sitzen die Verletzungen tief, Würfelbruch hat der untere Rahmen, er wird erneuert werden müssen. Aber der andere Teil des Fensters wird sorgfältig geglättet und gefügt, um die in der Mayerschen Hofkunstanstalt in München vervollständigten, bleigefassten farbigen Glasfenster wieder aufnehmen zu können. Erst hier erkennt der erfahrene Schreiner: Sie waren öffenbar und Herr Will versucht dies wieder möglich zu machen. Sie erinnern sich vielleicht an die wunderbare Geschichte, wie durch einen Artikel in der SZ drei Teile dieser Glasfenster wiedergefunden und zum Einbau überreicht wurden.

Das dritte Fenster, das Ostfenster, das Fenster über dem Altar, ist das Fenster, das unsere Gedanken lenken soll. Hier fanden wir nur einen mit handgeschmiedeten Eisen gehaltenen Fensterladen und einen zerfurchten Rahmen. Kein Hinweis auf die frühere Gestaltung des Fensters war sichtbar, das Geheimnis des verschwunden Glases konnte nicht gelüftet werden.
Das Konzept des Landesamtes für Denkmalpflege die Kapelle in der Fassung des 19. Jahrhunderts zu erhalten, ließ die Idee entstehen, dieses Fenster dem Kirchenpatron den Heiligen Drei Königen zu widmen. Der geschweifte Stern befindet sich auf der Turmspitze, aber die Heilige Familie und die Könige, die fehlten noch.

Herr Pfarrer Kirchbichler führte Glaskünstler Bernd Nestler in die Ambacher Kapelle mit ihren berühmten Glasfenstern aus dem Ausklang des 19. Jahrhunderts. Dort in Ambach lebte Leonhard Faustner, Besitzer einer der ältesten Villen Ambachs, Schüler und später Vertreter Ainmillers, des Leiters der Königlichen Glasmalereianstalt in München. Faustner hatte sich technisch weitergebildet und neue farbige Gläser in der Wolfratshauser Glashütte, seiner Experimetalhütte, entwickelt. Für die kleine Kapelle in Ambach hat Faustner das Altarbild gestaltet.

Inspiriert von diesem Ausflug suchte Bernd Nestler der Glaskünstler der Ammerlander Kapelle nach einem historischen Vorbild für „seine Heiligen Drei Könige“. In dem ihm aus seiner Studienzeit vertrauten Regensburger Dom fand er das frühgotische Motiv, das er jetzt für die Kapelle der Heiligen Drei Könige am Ammerlander Schloss gestaltet hat.

Wir wünschen uns, schon jetzt in der Kapelle zur Andacht sitzen zu dürfen, an einem dieser glitzernden Sonnentage, die den See unwirklich blau schimmern und diese alte Geschichte neu in uns aufleuchten lassen.

Ursula Scriba,
Ammerland, Februar 2014