Öffnet die Max-Villa!

Von Benjamin Engel, Süddeutsche Zeitung, 9. Februar 2016

Zu jedem neuen Jahr sind gute Vorsätze gefragt. So könnten die Eigentümer die verfallende Max-Villa in Ammerland endlich einmal für die Allgemeinheit öffnen. Die Gelegenheit wäre allemal günstig. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat soeben alle Besitzer aufgerufen, ihre historischen Bauten und Stätten zum „Tag des Offenen Denkmals“ im September anzumelden. Das diesjährige Motto: „Gemeinsam Denkmale erhalten“ scheint gewagt. Immerhin haben die Eigentümer wertvolle Bestandteile der Inneneinrichtung entfernen und die Villa bereits zweimal abreißen lassen wollen. Doch wie die Deutsche Stiftung Denkmalschutz betont, sollen auch schwierige Fälle thematisiert werden dürfen.

Für die Besucher würde sich die Max-Villa womöglich als Paradebeispiel einer Ruine im Stile des Barock präsentieren. Erst würden wohl die verblichenen, matten Glasscheiben der Fenster jeden Blick ins Innere verwehren. Die Neugier wäre so geweckt. Und was erwartete die Besucher wohl im Inneren? Wandvertäfelungen, Parkettboden, Steinherde, Kachelöfen und eine Renaissance-Holzdecke sind es jedenfalls nicht mehr. Die Eigentümer haben diese Einrichtungsbestandteile schon lange entfernt.

Stattdessen können die Besucher womöglich durch kahle, lange Gänge und leere Zimmer schweifen. Wer noch Kerzen oder Fackeln zur Hand nähme, könnte den morbiden Charakter sogar noch stimmungsvoll erhöhen. Für Naturbegeisterte bietet sich ein – vorsichtiger – Ausflug auf den Balkon des ersten Stocks an. Hier sprießen Gräser und Baumschösslinge. Trittsicher und schwindelfrei sollte allerdings sein, wer sich auf die Balkone wagt, vor allem auf die im zweiten Stock. Mittlerweile sind alle Holzbrüstungen verfallen. Die Absturzgefahr ist hoch.

Wer danach genug hat, kann sich vor aller zerbröselnden Bausubstanz an das Starnberger Seeufer gleich unterhalb der denkmalgeschützten rund 145 Jahre alten Max-Villa flüchten. Dort haben die Eigentümer am dazugehörigen Seeufergrundstück noch eine veritables Kontrastprogramm zu bieten. Statt Verfall herrscht hier gediegene Eleganz. Der Gartenzaun ist neu und die Büsche fein zurecht gestutzt. Geht doch.