Villa Max – Bebauungsplan Südliche Seestraße

19.12.2014

Merkur-online / Isar-Loisachbote – 11.12.2014 – tal

Grundstücksbesitzer ungerecht behandelt?

Münsing – Die Gemeinde bleibt hart. In seiner letzten Sitzung verabschiedete der Gemeinderat den Bebauungsplan Südliche Seestraße in Ammerland, wo die denkmalgeschützte Villa liegt.
Der Plan zementiert, dass die Gemeinde keine zweite Baureihe am Seeufer wünscht.

Die Eigentümer der Villa wollen im rückwärtigen Teil des stark sanierungsbedürftigen Bestands ein neues Haus bauen. Ihre Rechtsanwälte vom Münchner Büro Labbé und Partner werfen der Gemeinde vor, das Eigentumsrecht ihrer Mandanten zu verletzen und sie gegenüber anderen Anwohnern im Plangebiet ungleich zu behandeln. Es gebe sehr wohl „Hintergebäude“ am Ostufer, heißt es. Diese Häuser würden aber optisch genau so hinter den Haupthäusern verschwinden, wie es bei der Max Villa geplant sei. Somit bliebe der von der Gemeinde in ihrem Rahmenplan geforderte freie Blick vom See aufs grüne Hinterland und umgekehrt erhalten.

Die Anwälte bezweifeln in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan erneut dessen Notwendigkeit. In einer Reihe von Anträgen fordern sie mehr Bauraum rund um die Villa, beziehungsweise Baurecht dahinter, die Zulassung von mehr als zwei Wohneinheiten pro Gebäude sowie mehr Platz für Stellplätze und Garagen.

Der Gemeinderat lehnte alle Forderungen ab, mit einer Gegenstimme. Professor Matthias Richter-Turtur, engagierter Kämpfer für die Rettung der Max-Villa, wünscht, dass Gemeinde und Eigentümer „endlich zu einer vernünftigen Lösung“ kommen, sprich, dass das heruntergekommene Haus endlich saniert und im Gegenzug Baurecht gewährt wird. Bürgermeister Michael Grasl erinnerte daran, dass die Gemeinde seit Jahren mit wechselnden Anwälten erfolglos darüber verhandle. Richter-Turtur befürchtet, dass der Bebauungsplan einer Klage nicht standhalten wird.

Neben den Villenbesitzern fühlt sich ein weiterer Grundstücksbesitzer ungerecht behandelt. Dieser will ein nicht mehr genutztes, altes Schwimmbad auf seinem Grundstück abreißen und stattdessen ein Wohnhaus errichten. Sein Anwalt spricht bei dem Bebauungsplan von einer „nicht zulässigen Verhinderungsplanung“. Auch in diesem Fall regte Richter-Turtur an, „noch einmal auf den Einwender zuzugehen, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden“. Ein Normenkontrollantrag ist hier bereits anhängig.  (tal)

Anatol Regnier – Das Los der Nachgeborenen

9.12.2014

Aufarbeitung von Familiengeschichten: Der Autor und Gitarrist Anatol Regnier (re.) stellte in Münsing sein neues Buch vor.© sh
Aufarbeitung von Familiengeschichten: Der Autor und Gitarrist Anatol Regnier (re.) stellte in Münsing sein neues Buch vor.© sh

Merkur-online/Isar Loisachbote – Tanja Lühr

Das Los der Nachgeborenen

Münsing – In seinem neuen Buch lässt Anatol Regnier Kinder berühmter Eltern zu Wort kommen.

Ein Spross prominenter Eltern zu sein, hat sowohl Vorteile als auch Nachteile. Ist man nicht so begabt, so makellos, wie es von einem erwartet wird, tut man sich als Kind schwer. Und später, als Erwachsener, oft auch noch. Diese Erfahrung machte Anatol Regnier in den Gesprächen, die er mit „Schicksalsgenossen“ seines Alters führte. In „Wir Nachgeborenen – Kinder berühmter Eltern“ (C.H. Beck-Verlag) erzählt der Ambacher Schriftsteller, Gitarrist und Chansonsänger von Töchtern und Söhnen der Persönlichkeiten, die im Haus seiner Eltern am Starnberger See ein- und ausgingen. Unter anderem waren das Gustaf Gründgens, Erika Mann und Marianne Hoppe. Am Donnerstagabend stellte Regnier sein neues Buch in der Pizzeria Pinocchio vor.

Die Kulturgruppe des Ostuferschutzverbands hatte zur Lesung eingeladen. Der Saal war gesteckt voll. „Voraussetzung für meine Interviews war, dass die Eltern der Befragten schon tot waren“, schickte der Autor vorweg. Manche hätten verständlicherweise nicht die ganze Familiengeschichte preisgeben wollen, andere seien erstaunlich offen gewesen. Regnier selbst zählt zur zweiten Gruppe. Mit etwa sechs Jahren wurde ihm abends beim Einschlafen schlagartig bewusst, dass sein Vater Charles Regnier ein bekannter Schauspieler ist. Der Sohn versuchte aber nicht, in dessen Fußstapfen oder in die seiner Mutter Pamela Wedekind zu treten. Nachdem er das Privatgymnasium abgebrochen hatte, ging er nach London, um Gitarre zu studieren.

Im Gegensatz zu anderen von ihm Befragten wie Diana Kempff (verstorben 2005) oder Mathias Fischer-Dieskau pflegte Regnier ein unbeschwertes Verhältnis zu seinem Vater. Über seine ehemalige Klassenkameradin Diana, ein dickes Kind, schreibt er: „Sie hatte ein Talent zum Unglücklichsein.“ Bis zum Schluss habe sie sich nach Kontakt zu Wilhelm Kempff gesehnt. Der Star-Pianist aber sei unnahbar geblieben. Ähnlich sei es den Brüdern Mathias und Manuel Fischer-Dieskau mit ihrem Vater Dietrich, dem bedeutendsten deutschen Opernsänger des 20. Jahrhunderts, ergangen. „Ich kann mich nicht erinnern, je mit ihm gefrühstückt zu haben. Das tat er nicht. Das war ihm zu privat“, erzählt Mathias in Regniers Buch. Irgendwie scheint er sich jedoch mit dem Übervater ausgesöhnt zu haben. Er war bei ihm, als dieser 2012 in Berg verstarb. Eine innere Distanz zu seiner Mutter Marianne aufzubauen, gelang Benedikt Hoppe: „Meine fröhliche Grundeinstellung … schützte mich davor, mein Leben als zweitklassig zu empfinden.“

In seinem jüngsten Werk schwärmt der in Münsing und München aufgewachsene Autor wie in „Du auf Deinem höchsten Dach – Tilly Wedekind und ihre Töchter“ von seinem Heimatdorf: „Ambach ist schmerzhaft schön“. Alle Orte rund um den Starnberger See hätten so angefangen. Nur Ambach habe sich seine Ursprünglichkeit weitgehend bewahrt. Zwischen den Kapiteln spielte Regnier auf der Gitarre Volkslieder aus Wales, spanische Arrangements, ein selbst komponiertes Stück mit Gesangsbegleitung. Das Publikum – größtenteils jenseits der 70 – nickte während der Lesung oft bestätigend.

Viele kannten die Kinder, manche die Eltern, von denen der Schriftsteller berichtet. In den kurzen Gesprächen, die die Besucher mit ihm führten, während Anatol Regnier ihre Bücher signierte, wird dies deutlich. „,Wir Nachgeborenen‘ ist etwas für die Generation 50 plus“, sagte der 69-Jährige einmal in einem Interview. Er betrachte die Aufarbeitung seiner Familiengeschichte und der damit einhergehenden Kriegs- und Nachkriegszeit auch als eine Art Therapie. (tal)