Bürger wollen mitreden! Unterschriftenliste

Der Ostuferschutzverband (OSV) betrachtet mit Sorge die gerüchtweise bekannt gemachten Planungen zwischen der Gemeinde Münsing und dem Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) auf dem Gelände der ehemaligen Kurklinik Wiedemann in Ambach.

Nach allem, was bekannt ist, soll dort eine Seniorenresidenz von bis zu 90 Wohnungen errichtet werden, also ein Großprojekt, wie es Ambach bisher nicht gesehen hat. Nach dem jetzigen Kenntnisstand soll die geplante Geschossfläche diejenige der im Verfall befindlichen ehemaligen Kurklinik um gut 30 Prozent übersteigen. Die Bevölkerung Ambachs könnte um mehr als die Hälfte anwachsen. Eine solch einschneidende Entwicklung darf ohne Diskussion mit den Bürgern nicht genehmigt werden!

Der Ostuferschutzverband (OSV) fordert deshalb den Bürgermeister und den Gemeinderat der Gemeinde Münsing auf:

Keinen Bebauungsplan zu erstellen, der ein momentan nicht bestehendes Baurecht erst schaffen würde, ohne eine gründliche öffentliche Diskussion, in der zu klären ist, ob ein Bauvorhaben dieser Größe dem Interesse der Bürger und der gedeihlichen Entwicklung des sensiblen Ostufers des Starnberger Sees entspricht.

Keine Abholzung wertvollen alten Baumbestands zuzulassen.

Definitiv kein Bauvolumen zu genehmigen, das in seiner Größe das der ehemaligen Kurklinik übersteigt.

Mit meiner Unterschrift erkläre ich mich mit den oben genannten Zielen solidarisch.

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Hier können Sie sich die Unterschriftenliste herunterladen, ausfüllen und an uns verschicken oder faxen

 

Quo Vadis Ambach ?

Erkunden Sie mit dem Ostufer Schutzverband,

ob und was sich in Ambach verändern würde,
nach dem Kauf des ehemaligen Wiedemann Sanatoriums
durch den neuen Investor KWA.
Spazieren Sie mit uns weiter durch Ambach
und erfahren Sie, wie man neue Bausünden vermeiden
oder aus alten lernen könnte.

Wir treffen uns am
Samstag, 9.Juli 2016, 11 Uhr

am Parkplatz beim Sägewerk in Ambach
(Ecke Waldschmidtweg und Holzbergstraße).

Streit um geplantes Seniorenwohnstift in Ambach

 

 

Münchner Merkur, Isar Loisachbote vom 1. Juli 2016
von Sebastian Dorn und Tanja Lühr

Münsing – Die neuen Eigentümer der ehemaligen Wiedemann-Klinik in Ambach verteidigen ihr geplantes Seniorenwohnstift. Es würden „haltlose Gerüchte und Mutmaßungen“ kursieren. Die Gegner des Bauprojekts sammeln Unterschriften.

Ein paar Wochen wird es noch dauern. Dann will das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) aus Unterhaching die Öffentlichkeit über sein geplantes Seniorenwohnstift in Ambach informieren. „Wir wollen unserem Planungsbüro keinen Druck machen“, sagt Sprecherin Sieglinde Hankele auf Nachfrage. „Das wird sauber durchlaufen. Es ist ganz normal, dass solche Planungen Zeit brauchen.“

Wie berichtet hat KWA das Grundstück der ehemaligen Wiedemann-Klinik am Starnberger See im April gekauft. Vor elf Tagen, sagt Hankele, erfolgte die notarielle Übergabe. Das ehemalige Sanatorium soll einem Neubau weichen. Das Unternehmen plant ein Seniorenwohnstift. Von 90 Wohnungen samt Aufenthaltsräumen, Gastronomie und Schwimmbad war die Rede. Noch bevor es offizielle Pläne gibt, regt sich Widerstand: Die Initiative Ambach sammelt Unterschriften gegen das Projekt.

Vorstand reagiert auf Aktivitäten der Kritiker

Der Vorstand des Kuratoriums reagiert nun auf die Aktivitäten der Kritiker. Man plane ein Bauwerk, „das Menschen auch noch in zehn und 20 Jahren gefällt und ein behagliches Zuhause bietet“, teilen die Vorstände Horst Schmieder und Dr. Stefan Arend mit. Futuristisch anmutende Darstellungen der Initiative Ambach seien falsch. Auch ein abfotografierter Grundrissentwurf, den die Initiative im Internet zeigt, habe „ausschließlich ersten Masseermittlungen“ gedient. „Alles, was derzeit an Gerüchten und angeblichen Plänen verbreitet wird, entbehrt jeglicher Grundlage.“

Zudem widerspricht KWA den Äußerungen in der Münsinger Bürgerversammlung, die ein „Senioren-Ghetto“ in Ambach befürchten. Das sei „nicht nur geschmacklos, sondern verbietet sich schlichtweg, aus Respekt vor älteren Menschen“.

Bürgermeister verteidigt neue Eigentümer

Auch Münsings Bürgermeister Michael Grasl findet die Verwendung der Bezeichnung „herabwürdigend, peinlich und völlig unpassend“. Das schreibt er an unsere Zeitung. Auch die Gegner der Senioreneinrichtung würden möglicherweise einmal einen Pflegeplatz benötigen. „Menschen, die in schöner Umgebung leben wollen, werden einkaufen, zum Friseur gehen, Blumen kaufen, Lokale und Veranstaltungen besuchen und sehr viele heimische Handwerker beschäftigen“, so der Bürgermeister. „Darauf legt auch KWA als seriöser Träger Wert.“ Er wünsche sich „eine offenere Diskussion parallel zur baurechtlichen Seite“. KWA werde auf die Sorgen und die sensible Umgebung eingehen, schreibt Grasl. „Die Gemeinde wird sich sehr genau und kritisch auf ihre ortsplanerische Kernaufgabe, die Planungshoheit und den Baumschutz konzentrieren.“

70 Unterschriften gegen Vorhaben gesammelt

Bislang 70 Online-Unterzeichner wehren sich nach dem Aufruf der Initiative Ambach bislang gegen die Pläne des Kuratoriums. Sebastian Wiedemann, Initiator der Unterschriftensammlung, möchte die Liste in etwa zwei Wochen Bürgermeister Grasl übergeben. Nach einem Gespräch mit Grasl im Rathaus seien die Fronten mittlerweile allerdings nicht mehr so verhärtet wie zu Beginn, sagt der Enkel des Sanatorium-Gründers Dr. Fritz Wiedemann. Das KWA sei auf Drängen der Gemeinde bereit, umzuplanen und das Gelände weniger dicht zu bebauen, sagt Wiedemann.

„KWA möchte Ruhe in die Sache bringen“, bestätigt der Bürgermeister. Nach der Sommerpause wolle das Unternehmen die überarbeiteten Pläne öffentlich präsentieren. Die Anlage soll laut Grasl „verträglicher“ werden, „auch von der Gestaltung her“. Gleichzeitig lässt die Gemeinde die Frage nach dem Baurecht juristisch prüfen. Einige Mitglieder des Ostuferschutzverbands bezweifeln, dass die Klinik-Ruinen Bestandsschutz genießen, da sie seinerzeit im eigentlich nicht bebaubaren Außenbereich errichtet worden seien.

Wiedemann-Klinik Patienten-Akten frei zugänglich


Von Barbara Briessmann, Münsing

Zehn Jahre lang haben im früheren Kursanatorium Wiedemann offenbar Krankenakten und Röntgenbilder herumgelegen, darunter die vieler prominenter Patienten. Die Akten waren einsehbar für jeden, der sich Zugang zum Gebäude verschafft hatte, was wegen kaputter Türen und Fenster nicht schwer war. Jeder hätte sich so ein umfassendes medizinisches Bild der Patienten der Wiedemann-Klinik in Ambach machen können.

Als die Zuständigen des neuen Käufers „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) auf die Zustände aufmerksam wurden, entsorgten sie sofort die sensiblen Daten. „Zu unserer Überraschung fanden wir bei einer ersten Besichtigung der maroden baulichen Anlage auf dem ehemaligen Wiedemann-Areal in verschiedenen Räumen noch Unterlagen, die dem früheren Klinikbetrieb zugeordnet werden konnten“, heißt es in einer Mitteilung des KWA. Inzwischen arbeitet das Landesamt für Datenschutzaufsicht an dem Fall, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Seit elf Tagen ist das KWA im Besitz der Immobilie. Der Ärger scheint nicht abzureißen.

Am Donnerstag wandte sich das KWA an die Öffentlichkeit. Sie seien erschüttert von „haltlosen Gerüchten und Mutmaßungen“, teilen die Vorstände Horst Schmieder und Stefan Arend mit. Insbesondere die Verwendung des Begriffs „Senioren-Getto“ erbost die KWA-Chefs. „Diesen Begriff in Zusammenhang mit Senioren zu verwenden, ist nicht nur geschmacklos, sondern verbietet sich schlichtweg, aus Respekt vor älteren Menschen“, schreiben sie.

Das KWA will in Ambach auf einem Teil des früheren Wiedemann-Grundstücks ein Seniorenwohnstift errichten. Insgesamt 90 Wohnungen mit Gastronomie und Schwimmbad sollen entstehen. Noch liegen keine Baupläne vor, dennoch kursieren bei den Gegnern des Projekts Modelle im Internet. „Alles, was derzeit an Gerüchten und angeblichen Plänen verbreitet wird, entbehrt jeglicher Grundlage“, teilt der KWA-Vorstand mit. Die Pläne seien noch lange nicht fertig, würden derzeit aber „in intensiver Abstimmung mit den gemeindlichen Gremien und Behörden weiter vorangebracht“.

Die Gegner haben sich formiert. So hat der Architekt und Enkel des Klinik-Gründers Sebastian Wiedemann eine Initiative gegründet, weil er befürchtet, das KWA-Vorhaben könnte zu groß ausfallen. Auch der Ostuferschutzverband (OSV) kritisiert das Bauprojekt. Er fürchtet um den Baumbestand und hat die Schreckensvision eines „Senioren-Gettos“ aufgebracht.

Das bringt auch Münsings Bürgermeister Michael Grasl in Rage: „Ich persönlich finde diese Bezeichnung herabwürdigend, peinlich und völlig unpassend“, schreibt er in einer Pressemitteilung. Grasl fragt, ob die Gegner des Seniorenwohnstifts nicht alt und vielleicht pflege- oder betreuungsbedürftig würden. Er verspricht, die Gemeinde werde sich sehr genau und kritisch auf ihre Planungshoheit und den Baumschutz konzentrieren. Die Kritiker einer solchen Einrichtung dächten „sehr kurzsichtig. Lieber beschäftigt man sich mit den Gegenständen, die seit über zehn Jahren in der Ruine ihr Dasein fristen.“

Zur Ruine wurde die Wiedemann-Kurklinik, nachdem eine italienische Firma den Betrieb 2004 übernommen hatte und 2005 Insolvenz anmelden musste. Beim Auszug ließen die Betreiber offenbar alles stehen und liegen, auch die Patienten-Akten, die sie von Wiedemann übernommen hatten. Wie Spuren zeigen, waren wohl immer wieder Menschen in dem Klinikbau. Die Polizei stieß vor Wochen auf eine Krankenakte. Auf der Straße lagen Befunde eines früheren Patienten, die möglicherweise Jugendliche entwendet hätten, sagte ein Polizeisprecher.

Promi-Krankenakten liegen in verlassener Klinik herum

Münchner Merkur, Isar-Loisachbote vom 30. Juni 2016
von Tanja Lühr und Sebastian Dorn

Münsing – Prominente ließen sich jahrzehntelang in der ehemaligen Wiedemann-Klinik am Starnberger See kurieren. Ihre Patientenakten, Röntgenbilder und Befunde liegen noch immer im Gebäude – für jeden frei zugänglich.

+++ UPDATE, 30.06.2016, 20.30 Uhr +++ Inzwischen ist die Wiedemann-Klinik ein Fall für den Staatsanwalt: Wie der Isar-Loisachbote erfuhr, wird wegen der Krankenakten, die offen einsehbar in der „Geisterklinik“ herumliegen, ermittelt.

Promi-Krankenakten liegen in verlassener Klinik herum

Als Prof. Brinkmann trat der Schauspieler Klausjürgen Wussow in der „Schwarzwald-Klinik“ auf.

Auch der Arzt muss mal zum Arzt. In der ZDF-Fernsehserie „Die Schwarzwald-Klinik“ behandelte der Schauspieler Klausjürgen Wussow als Professor Klaus Brinkmann in den 1980er-Jahren und ließ die Herzen seiner Fans höher schlagen. Zeitweise saßen pro Episode 28 Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und verfolgten die Geschichten um den charmanten, dunkelhaarigen Mann. Privat ließ sich Wussow, der am 19. Juni 2007 bei Berlin gestorben ist, in der Wiedemann-Klinik am Ostufer des Starnberger Sees in Ambach bei Münsing (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) behandeln. Wussows Akte und die Unterlagen vieler anderer prominenter Patienten liegen noch heute in der Klinik. Sie ist zwar seit über zehn Jahren geschlossen und das Haus soll abgerissen werden. Momentan sind die Räume aber jedermann zugänglich, und damit auch die Unterlagen. Ein Datenschutz-Skandal.

Die Röntgenbilder von Wussow

Auch Wussows Patientenakte liegt frei zugänglich herum.

Der frühere österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky, Modedesigner Rudolph Moshammer und die Schauspieler Heinz Rühmann, Harald Juhnke, Inge Meysel und Heidi Kabel: Sie alle kamen für die Kuren von Klinikgründer Dr. Fritz Wiedemann an den Starnberger See. Er behandelte seit 1956 mit Vitaminen, Homöopathie, Akupunktur und Ozontherapie. Darauf weisen Plakate hin, die noch immer in dem verlassenen Gebäude hängen. Es wirkt wie eine Geisterklinik: Im Garten wuchern Bäume und Sträucher, Scheiben des Hauses sind eingeschlagen. Im Keller stehen noch Computer und der Röntgenapparat, auf dem Knochenteile eines Lehr-Skeletts liegen. Und in Schränken und auf dem Boden liegen Rezepte, Befunde und Röntgenbilder sowie Unterlagen des Betriebsrats zu Tarifverhandlungen, Weihnachtsgeld und Bewerbungen.

Der große braune Umschlag von Klausjürgen Wussow liegt neben dem Röntgenapparat. Sein Geburtsdatum steht auf einem weißen Aufkleber, 30. April 1929. Genau wie das Datum der Röntgenaufnahme: 23. Oktober 1987. Das ist auf Bildern zu sehen, die unserer Zeitung aus dem Inneren der ehemaligen Klinik zugespielt wurden. Die Aufnahmen sind in dieser Woche entstanden.

Der Fotograf besucht verlassene Orte

Inge Meysel ließ sich hier behandeln.

Der Fotograf besucht in seiner Freizeit so genannte „lost places“, auf Deutsch „verlassene Orte“, und macht Bilder. „Ich wollte erst nur den verwilderten Garten fotografieren, weil mich fasziniert, wie die Natur sich ihren Raum zurückerobert“, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte. Dann sei ihm eine offene Tür aufgefallen. „Nach Ambach sind Promis mit Alkoholproblemen gekommen. Was, wenn die Akten in falsche Hände geraten?“ Vermutlich schlummern in den Kuverts noch weitere Daten Prominenter.

Dass die Akten offen herumliegen, ist kein Geheimnis. Schon einige sind in die leer stehende Klinikräume eingebrochen. Bierflaschen und Musikboxen stehen herum. Jemand hat Röntgenbilder an eine Fensterscheibe geklebt und auf einen Stuhl eine Bleiweste und Handschuhe drapiert. Ein gruseliger Anblick. Besonders pikant: Vor zwei Wochen fand eine offizielle Veranstaltung in den Räumen statt.

Party-Gäste tanzen neben Patientenakten

Zu einer Kunstaktion kamen rund 200 Personen. Eine Art Abrissparty. „Künstler und Spinner waren da, aber alle friedlich“, sagt Dieter Wiedemann, Nachbar der Klinik und Bruder des einstigen Klinikbetreibers. Partygäste tanzten neben sensiblen Patientenakten.

Dieter Wiedemann betont, dass seine Familie mit dem schlampig aufbewahrten Dokumenten nichts zu tun habe. Als das italienische Unternehmen Sanacare das Sanatorium im Jahr 2004 übernommen habe, seien alle Akten in das Eigentum dieser Firma übergegangen. Ein Jahr später meldeten die Italiener Insolvenz an. Sie seien plötzlich verschwunden, ohne groß aufzuräumen, sagt Dieter Wiedemann. Fremde hätten sich seitdem immer wieder in den verlassenen Häusern herumgetrieben. In sie einzubrechen sei nie schwer gewesen.

Es gibt strenge Regeln

Schränke voll mit Patientenunterlagen befinden sich in den Räumen des ehemaligen Sanatoriums.

Patientenakten sind „sensibles Material“, erklärt Prof. Dr. Thomas Petri, Bayerischer Landesbeauftragter für den Datenschutz. „Die Anforderungen für den Schutz sind besonders hoch.“ Es gebe eine Fülle von Regeln. Krankenhäuser müssten die Unterlagen nach der abgeschlossenen Behandlung in ein passives Archiv verschieben, das nicht frei zugänglich ist. Die Prüfung der Sicherungsmechanismen sei eine wichtige Aufgabe der Datenschützer, sagt Petri. „Leider müssen wir immer wieder Mängel feststellen.“ Röntgenbilder müssten in der Regel zehn Jahre lang aufbewahrt werden. „Kopien sind dann zu entsorgen.“ Die Aufnahmen, die in der Wiedemann-Klinik liegen, sind laut Aufdruck teilweise 30 Jahre alt. Das Problem, dass sich nach einer Insolvenz niemand mehr zuständig fühlt, kennt Petri. Er setze sich dafür ein, gesetzlich zu verankern, dass in solchen Fällen die Kammern für ihre Mitglieder eintreten müssen. Schon jetzt, sagt Petri, kümmern sich die Ärztekammern nach der Insolvenz oder dem Tod eines Arztes um die Verwahrung der Akten. Jedoch aus „Gutwill“. Für sie wolle er Rechtssicherheit schaffen. In Baden-Württemberg ist das bereits geschehen, sagt Petri.

Das alte Gebäude soll abgerissen werden

Soll abgerissen werden: Eines der Gebäude des ehemaligen Sanatoriums in Ambach.

Neuer Eigentümer des Wiedemann-Areals in Ambach ist seit April das Unternehmen „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) aus München. Es will das alte Gebäude abreißen und Seniorenwohnungen bauen. Die Künstler-Party habe vor Besitzübergang mit Erlaubnis der KWA stattgefunden, teilt das Unternehmen auf Nachfrage mit. „Zur Überraschung von KWA befanden sich in dem Gebäude noch Unterlagen, die dem Klinikbetrieb zugeordnet werden konnten“. Man hätte sensible Unterlagen sowie Patientenakten, soweit die als solche erkennbar waren, unmittelbar nach dem Grundstückskauf und noch vor der Party entfernt, beteuert KWA. Das Betreten des Grundstücks sei „rechtsverletzend, da es sich um Privatgrund handelt“.

 

Stellungnahme des Ostuferschutzverbandes


zum Begehren der Gesellschaft „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) zur Errichtung eines überregionalen Seniorenwohnheims auf dem Gelände der ehemaligen Kurklinik Wiedemann in Ambach:

Der Ostuferschutzverband teilt mit zahlreichen Bürgern die strikte Ablehnung eines Großprojekts im sensiblen Ambacher Raum, sieht aber auch wertvolle Möglichkeiten für die Gemeinde Münsing, von ihrer Planungs- und Gestaltungshoheit Gebrauch zu machen.

Auf dem Gelände der ehemaligen Kurklinik besteht kein Baurecht. Es befindet sich im Außenbereich, die im Verfall befindlichen Gebäude wurden ohne Bebauungsplan errichtet, ein Bestandschutz ist nach Jahren des Leerstands ohne Nutzung nicht mehr gegeben. Die Gemeinde hat hier die seltene Gelegenheit, souverän zu entscheiden, was mit diesem Gelände im Interesse der Bürger, der Gemeinde, der Landschaft, kurz: in allem, was wir „Heimat“ nennen, zu geschehen hat.

 

Insbesondere hat die Gemeinde die Möglichkeit, das Gelände zu renaturieren, das heißt: der Natur zurückzugeben. Eine solch moderne, zukunftsweisende Entscheidung, vom Gemeinderat einer der schönsten und begehrtesten Gemeinden des bayerischen Oberlands getroffen, hätte breite Signalwirkung und würde zum Renommee des Gemeinderats und seinem Erscheinungsbild ganz außerordentlich beitragen. Die Gemeinde würde demonstrieren, dass sie sich dem Erhalt der Natur, des Landschafschutzes und der Nachhaltigkeit verpflichtet fühlt und zukünftigen Generationen eine möglichst intakte Heimat hinterlassen will. Die Entscheidung zum Bau eines Großprojekts inmitten der Natur wäre hingegen eine rückwärtsgewandte Lösung, die kaum viel Beifall finden dürfte.

Die Gemeinde ist in der glücklichen Lage, ihre Entscheidung ohne gravierende wirtschaftliche Bedenken fällen zu können. Der Nutzen eines Seniorenwohnheims mit geschätzten 14.500 qm Geschossfläche für die lokale Wirtschaft ist durchaus fraglich. Projekte dieser Größenordnung werden fast immer europaweit ausgeschrieben, der günstigste Anbieter erhält den Zuschlag, ob örtliche Firmen und Handwerksbetriebe zum Zug kommen, ist vollkommen offen. Ebenso unsicher ist es, ob Pflegekräfte und anderes Personal aus der Region, aus anderen Bundesländern oder aus dem Ausland rekrutiert werden. Als gemeinnützige Aktiengesellschaft ist das „Kuratorium Wohnen im Alter“ von der Gewerbesteuer befreit und generiert der Gemeinde Münsing keine steuerlichen Einnahmen. Andererseits könnten auf die Gemeinde Erschließungskosten in unbestimmter Höhe zukommen. Hinzu kommt, dass die Preisgestaltung in anderen Einrichtungen des „Kuratoriums Wohnen im Alter“ nicht hoffen lässt, dass Senioren mittlerem oder niederem Einkommens aus unserer Gemeinde hier einen Platz finden würden.

Im Licht des oben Gesagten und im Auftrag seiner Satzung ermutigt der Ostuferschutzverband den Gemeinderat der Gemeinde Münsing, seine Souveränität auszuspielen und eine Entscheidung zum Wohle der Natur und dem Wohlergehen heutiger und zukünftiger Bürger zu treffen.

Gänzlich unakzeptabel wäre für den Ostuferschutzverband ein Baurecht von größerem Volumen als das der ehemaligen Kurklinik. Schärfste Opposition des Ostuferschutzverbands würde herausfordern, wenn von den zum Teil mehr als 100 Jahre alten, mächtigen und großartigen Bäumen auf dem ehemaligen Kurgelände auch nur ein einziger gefällt würde. Für eine naturnahe Lösung sagt der Ostuferschutzverband der Gemeinde und ihrer Verwaltung seine volle Unterstützung zu.

Ambach/Ammerland, im Juni 2016

Ursula Scriba, 1. Vorsitzende                          Prof. Johannes Umbreit, 2. Vorsitzender

Ostuferspaziergang zum Bernrieder Park

Auf den Spuren der “Bierprinzessin“ Wilhelmina Busch-Woods, deren Stiftung wir ein einzigartiges Naturdenkmal zu verdanken haben.
bernriedSamstag, 28. Mai 2016 um 15.00 Uhr

Unser Ostuferspaziergang führt uns dieses Mal zum Bernrieder Park zwischen Bernried und Seeshaupt gelegen. Das Gelände,  unter den Augustiner-Chorherren durch die Nutzung als Waldweide und Eichelmast zu einer parkartigen Landschaft gewachsen“, zeichnet sich durch herausragenden Einzelbäume und Eichen-Buchen-Cluster aus, die heute von der Wilhelmina Busch-Woods-Stiftung betreut werden. In die Geheimnisse dieses ungewöhnlichen Naturparadieses führt uns Landschaftsarchitektin Dipl. Ing. (FH) Susanne Hlawaczek ein, die die verantwortliche Parkpflegerin ist.

Treffpunkt: Bernried, Klosterkirche St. Martin

 

Anmeldung bei Ursula Scriba osv-vorstand@t-online.de oder Tel. 08177/92310; Fax 08177/92312

Bauvorhaben auf dem Wiedemanngelände in Ambach

Pressemitteilung vom 03.05.2016

Unser Verband zum Schutz des Ostufers des Starnberger Sees hat große Bedenken gegen die Absicht eines Münchner Bauträgers, auf dem Gelände der ehemaligen Wiedemann-Klinik in Ambach eine Wohnanlage mit 90 Wohnungen unterschiedlicher Größe – bis zu 120qm – hinzustellen. Eine derartige Wohnanlage würde den Charakter von Ambach grundlegend verändern und hätte Signalwirkung für das ganze Ostufer. Wie gestrandete Kreuzfahrtschiffe würden die neuen Baukörper auf der Hangkante über dem Seeufer prangen und verkünden, dass zusätzliche Bebauung und weitere Bodenversiegelung am Ostufer des Starnberger Sees erwünscht sind.

Wie ist es dazu gekommen?

Auf den 13.000qm des Geländes stehen die Ruinen der ehemaligen Wiedemann-Klinik, deren Betrieb seit dem Jahr 2002 eingestellt ist. Eigentümer dürfte noch eine italienische Bank sein, die das Gelände im Bankrott erworben hat und es verwerten will. Diese Lage ist Ergebnis einer Bausünde aus den60er/70er Jahren, als unter Missachtung des Bauplanungsrechts ein Klinikbetrieb im Außenbereich rechtswidrig genehmigt wurde. Das Ergebnis kann man jetzt besichtigen.

Der Gemeinderat der Gemeinde Münsing steht also vor einer grundsätzlichen Entscheidung:

– Soll das Gelände langfristig als Außenbereich erhalten bleiben und wieder in die Landschaft eingegliedert werden? Dann wäre ein Bebauungsplan unnötig. Man sollte aber vom Eigentümer den Rückbau von Ruinen fordern, die keinen Bestandsschutz haben,
oder
– soll auf dem Gelände neues Baurecht geschaffen werden? Dann müsste tatsächlich ein Bebauungsplan aufgestellt werden.

Der Gemeinderat müsste dann begründen,
– warum eine Neubebauung im Interesse der Bürger liegt,
– ob diese Bebauung über die bestehende Baumasse und die bereits überbaute Grundfläche hinausgehen darf
– wie viele Bäume dafür geopfert werden sollen.

Die Gemeinde ist bei dieser Entscheidung völlig frei. Ein Bauvorbescheid, den ein interessierter Berliner Bauträger im Jahre 2014 beim Landratsamt erwirkt hat, ist für das vorliegende Konzept rechtlich ohne Bedeutung. Dieser Vorbescheid betraf nämlich ein ganz anderes Vorhaben und war an einen Interessenten gerichtet, der niemals Rechte am Grundstück erworben hatte. Es besteht also kein generelles Baurecht für dieses Gelände aufgrund des Bauvorbescheids. Ein etwaiger Irrtum hierüber wäre auszuräumen, falls er Einfluss auf die Willensbildung des Gemeinderates hätte.
Das Konzept des Bauträgers sollte deshalb den Bürgern unverzüglich vorgestellt werden, damit frühzeitig eine Beteiligung aller Gemeindebürger erreicht und eine Fehlentwicklung vermieden wird, die nicht im Interesse der Gemeinde und ihrer Bürger liegt.
Im Interesse unseres Verbandes liegt die geringst mögliche Bebauung im Außenbereich im Sinne des Natur- und Landschaftsschutzes in diesem sensiblen Bereich des Ostufers.
Große Wohnanlagen für bis zu 180 Neubürger, seien es auch wohlhabende Senioren aus nah und fern, fügen sich in die gewachsene Struktur des Ortsteils Ambach nicht ein. Die Bausünden der Vergangenheit sollten nicht wiederholt werden, in dem man einen neuen, noch größeren Fremdkörper erlaubt.

Einen zweiten Grünwaldhof „hoch zwei“ hat die Gemeinde nicht verdient.

Weitere Informationen auf der Homepage
der KWA Wohnstift in Ambach
Der Grundstückskauf ist perfekt – Die Planung steht an

https://www.kwa.de/aktuelles/aktuelle-meldungen/meldung/datum/2016/04/22/kwa-wohnstift-in-ambach/

Jetzt mehr Rücksicht auf Wildtiere nehmen

Wildtiere verlassen nach Kontakt mit Mensch oder Hund ihren Nachwuchs. Bleiben Sie auf den Wegen und vermeiden Sie Aktivitäten in der DämmerungWald und Flur sind derzeit die Kinderstube der Tierwelt. Das hat auch Auswirkungen auf den Straßenverkehr:

In den letzten Tagen konnte man im Verkehrsfunk verstärkt die Meldung hören: „Achtung, es befinden sich Rehe auf der Fahrbahn!“.

Das hat einen biologischen Hintergrund: Zurzeit bringen Rehgeißen und viele andere Wildtiere ihren Nachwuchs zur Welt

Im Zusammenhang mit dem „neuen“ Nachwuchs kommt es bei den Muttertieren zu einer Verhaltensänderung gegenüber den Jungtieren vom vergangenen Jahr.

Um Lebensraum für die jungen Kitze zu schaffen, werden die nunmehr fast erwachsenen Jungtiere von der Mutter vertrieben – was manchmal in einer kopflosen Flucht endet.

Revierkämpfe, bei denen die Rehböcke ihr Territorium verteidigen oder neu erobern, verursachen ein ähnliches Fluchtverhalten.

Daher ist in dieser Zeit auch mit Auswirkungen auf den Straßenverkehr zu rechnen, da die Tiere auf ihrer Flucht auch Straßen überqueren oder innerhalb der Wildschutzzäune an den Grünstreifen der Strassen umherirren.

Autofahrer sollten entsprechend vorausschauend und langsam in den mit „Achtung Wildwechsel“ gekennzeichneten Gebieten fahren. Auch nicht gekennzeichnete Straßen, mit Wald auf einer bzw. beiden Seiten der Fahrbahn sowie Waldränder bieten Gefahrenpotential für Sie, Ihre Familie und Ihr Fahrzeug.

Steht ein Reh auf der Fahrbahn, sollte man langsam heranfahren und versuchen, das Tier mit Hupen zu verscheuchen. Falls es doch zu einem Zusammenstoss kommt, muss sofort die nächste Polizeidienststelle oder der nächste Jäger verständigt werden. Auf keinen Fall darf das tote oder verletzte Tier mitgenommen werden.

Die Jäger appellieren an die Vernunft der Erholungssuchenden und Freizeitsportler:

Die Jägerschaft appelliert an Spaziergänger, Jogger, Radfahrer und speziell an die Hundebesitzer, mehr Rücksicht auf die Tiere in Wald und Flur zu nehmen.

Wildtiere reagieren in dem Zeitraum, in dem sie ihre Jungen zur Welt bringen, besonders empfindlich auf Störungen.

Joggen, Rollerbladen Lärm und das Betreten von Wiesen und Wald in der späten Dämmerung (z.T. mit Stirnlampe), schränken die Wildtiere noch mehr in ihren Lebensräumen ein.

Freilaufende Hunde gefährden Jungtiere und werdende Rehmütter. Hochträchtige (hochschwangere) Rehgeißen sind in ihrer Bewegung stark eingeschränkt und daher nicht mehr in der Lage vor freilaufenden Hunden zu flüchten. Sie werden dann zu einer leichten Beute. Der Stress der Mütter wirkt sich direkt auf den ungeborenen Nachwuchs aus.

Hunde, die einmal ein Reh gerissen haben, werden dies, da in ihnen der Beutetrieb erwacht ist, immer wieder tun. Hunde verbinden damit ein Erfolgserlebnis, das sie immer wieder erreichen wollen. Daher müssen Hunde in Wald und Flur an der Leine geführt werden. Wer einmal die Bilder einer von Hunden gerissenen Rehgeiß mit zum Teil noch lebenden Kitzen im Bauch gesehen hat, wird schmerzlich erkennen, dass der Mensch für dieses Leid die Verantwortung trägt. Der Hund an der Leine ist ein aktiver Betrag zum Tierschutz – denn auch unsere Wildtiere brauchen Ihren Schutz!

Das Anleinen schützt auch Ihre Hunde vor dem unkontrollierten Fressen von Gegenständen oder von Kadavern toter Tiere. Das Risiko einer Übertragung von Parasiten und Wildseuchen, wie Tollwut, Fuchsbandwurm oder Fuchsräude, wird dadurch minimiert. Oftmals ziehen solche Infektionen langwierige und teure Behandlungen durch den Tierarzt nach sich. Viele Erkrankungen sind nicht heilbar und führen dann zum Tod Ihrer vierbeinigen Freunde.

Wer ein Rehkitz oder andere Jungtiere in der Wiese findet sollte nicht glauben, dass diese verletzt oder gar verlassen sind. Sie folgen einem natürlichen Reflex und ducken sich in ihre Deckung. Daher laufen sie nicht weg.

Die Rehmutter lässt ihr Kitz allein, damit es gegenüber natürlichen Feinden weniger auffällt. Sie kommt nur zurück, um die Jungen zu säugen. Wird ein Kitz angefasst oder gar mitgenommen, gefährdet man sein Leben. Streicheln bedeutet hier den Tod, da die Kleinen den Geruch des Menschen annehmen, was die Mutter verschreckt und sie so dem Nachwuchs fernbleibt. Wenn das Junge längere Zeit nicht gesäugt wird, muss es elendig verhungern.

Eine weitere Gefahr kann den Jungtieren drohen

In den kommenden Tagen werden wieder Wiesen für die Heu- und Silogewinnung gemäht. Daher appellieren die hiesigen Jäger an alle Landwirte, den Revierpächtern rechtzeitig Bescheid zu geben, damit Maßnahmen ergriffen werden können, die in den Wiesen liegenden Rehkitze vor dem Mähwerk zu retten.

Jeder Naturfreund ist gefordert, Verständnis für die Tierwelt zu haben und für seine Handlungen in der Natur die Verantwortung zu übernehmen. Wildtieren brauchen Ruhe, Frieden und Ihren Schutz.