Gabriel-von-Max-Denkmalpreis

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Der Ostuferschutzverband (OSV) sucht wieder Kandidaten für den Gabriel-von-Max-Denkmalpreis. Zum dritten Mal wird er an Hauseigentümer verliehen, die sich vorbildlich um den Erhalt besonders schützenswerter Gebäude bemühen.

Münsing – Die OSV-Vorsitzende Urslua Scriba bittet alle Vereinsmitglieder und Interessierte, sich an der Suche nach dem Preisträger 2016 zu beteiligen. „Kriterien für die Vergabe sind insbesondere die fachliche, ästhetische und ökologische Qualität von Erhaltungsmaßnahmen, die Kreativität bei der Durchführung und der persönliche Aufwand für den Eigentümer“, schreibt Scriba in einer Pressemitteilung. Das Objekt müsse nicht auf der Denkmalliste stehen, sollte aber für das herkömmliche Orts- und Landschaftsbild von Bedeutung sein. Es könne sich etwa um eine Villa, einen Bauernhof oder ein Fischerhaus handeln.
2014 erhielten Katharina und Josef Strobl den Preis für den Erhalt des „Gorithoma“-Hofs in Weipertshausen zuerkannt, heuer erhielt ihn der Schreinermeister Josef Wagner für die Renovierung seines Anwesens an der Seestraße in Ammerland.
Die genauen Richtlinien für die Vergabe können auf der Homepage des OSV eingesehen werden. Aus den eingegangenen Vorschlägen wird eine Fachjury dann den Preisträger ermitteln.
Ursula Scriba versichert, dass die Intention hinter dem Gabriel-von-Max-Denkmalpreis so aktuell wie eh und je sei. Es freue den Spaziergänger ganz einfach, wenn er an historischen Villen und Gärten vorbei schlendere, die vorbildlich in Schuss gehalten seien. Die Architektin findet, alte Häuser und ihre Gärten würden wesentlich zur Identität eines Ortes beitragen, sie würden das Gefühl für Heimat prägen. Natürlich koste ihr Erhalt auch viel Geld.
Umgekehrt verhalte es sich, wenn Anwesen einen erbärmlichen Anblick böten. Als negatives Paradebeispiel nennt die OSV-Vorsitzende die Villa Max an der Ammerlander Seestraße. Seit Jahren ist diese dem Verfall preisgegeben. Im März fegte Sturmtief Niklas die Balustrade des Balkons im ersten Sock hinweg. Nicht von ungefähr trägt also die Auszeichnung den Namen der einst anmutigen Villa. „Der Preis soll die Öffentlichkeit auch wach rütteln, den endgültigen Zusammenbruch zu verhindern“, wünscht sich Scriba. Der OSV kämpft seit Jahren für den Erhalt der Villa Max – bislang ein vergeblicher Wettlauf mit der Zeit.
Die Preis-Skulptur aus der Hand des Ammerlander Bildhauers Ernst Grünwald zeigt einen Affen, der auf einer Säule hockt und eine Miniaturausgabe der Max-Villa im Schoß trägt. Bewusst spielt Grünwald auf das Haus des Künstlers und Naturforschers Gabriel von Max (1840 – 1915) an, für das die gegenwärtige Eigentümerin offenbar nichts übrig hat. Das Lieblingstier des Malers Max waren Affen. Er hat sie in allen Posen porträtiert.
Vorschläge können bis Sonntag, 1. November 2015, schriftlich und mit einer kurzen Begründung bei der Geschäftsstelle des OSV bei Ursula Scriba, Lerchenweg 3, 82541 Münsing, eingereicht werden.

Tanja Lühr, Münchner Merkur, Isar Loisachbote vom 7. Oktober 2015

Damit der Himmel wieder blau wird

Damit der Himmel wieder blau wird

Münsing – Die Sanierungsarbeiten an der Ammerlander Schlosskapelle werden teurer als geplant. Deshalb organisiert der Ostuferschutzverband (OSV) am Sonntag,18.Oktober, ein Benefizkonzert in der Ammerlander Filialkirche St. Peter. Damit möchte OSV-Vorsitzende Ursula Scriba weitere Spendengelder sammeln. Der Pianist Johannes Umbreit, Sopranistin Nikola Hillebrand und Bettina Kühn-Wehn am Violoncello interpretieren Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Wolfgang Amadeus Mozart.

Der OSV hat das Vorhaben bereits vor Jahren federführend übernommen und mehr als 50000Euro an Spenden gesammelt. Scriba sagt, dass die Münsinger Kirchenstiftung – ihr gehört die Kapelle – und der OSV auf dieses Konto gemeinsam zugreifen könnten. Derzeit gingen sie von Baukosten in Höhe von 100000Euro aus. Hinzu komme die Ausstattung. Die zusätzlichen Gelder der Gemeinde, des Tölzer Landratsamts, des Bezirks Oberbayern sowie des Landesamts für Denkmalpflege reichten für die Ausstattung nicht aus.

Laut Scriba verursacht unter anderem das aufwendigere Beleuchtungskonzept im Innenraum der Kapelle Mehrkosten. Mit LED-Leuchten könne der Sternenhimmel an der Decke plastischer illuminiert werden. Das sei bereits mit dem erzbischöflichen Ordinariat, der Münsinger Kirchenstiftung und dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt.

Unterdessen sind die neu gestalteten Fenster der Kapelle bereits eingesetzt. Die Messerschmidt-Stiftung hat dies finanziert. Auch die neue Eingangstür ist fertig. Die Maler werden mit der Raumschale voraussichtlich Mitte Oktober fertig. Die Farben im Inneren wurden durch einen Anstrich in den 1920er Jahren übertüncht. Jetzt soll der Himmel wieder blau werden. Für die Kapellenbänke hat der OSV die Meitinger Stiftung als Sponsor gewonnen. Zu welchem Datum die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden, kann die OSV-Vorsitzende derzeit noch nicht konkret benennen.

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Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2016

Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2016

Gabriel von Max, Das Wohnhaus des Künstlers, nach 1875
Gabriel von Max, Das Wohnhaus des Künstlers, nach 1875

Münsing – Die Intention hinter dem Gabriel-von-Max-Denkmalpreis des Ostufer Schutzverbandes und seiner nunmehr dritten Auslobung ist so aktuell wie eh und je: Es freut den Spaziergänger ganz einfach und schmeichelt seinem Auge, wenn er an historischen Villen und Gärten vorbei schlendern darf, die vorbildlich in Schuss gehalten sind. Alte Häuser und ihre Gärten tragen wesentlich zur Identität eines Ortes bei, sie prägen das Gefühl für Heimat. Natürlich kostet das auch viel Geld. Umgekehrt verhält es sich, wenn Anwesen einen erbärmlichen Anblick bieten. Da befällt den Flaneur Traurigkeit. Er fragt sich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis wieder ein markantes Baudenkmal verschwindet. Als Paradebeispiel darf die Villa Max an der Ammerlander Seestraße gelten. Seit Jahren ist sie dem Verfall preisgegeben. So hat Ende März Sturmtief „Niklas“ die Balustrade des Balkons im ersten Stock des denkmalgeschützten Hauses hinweg gefegt. Was folgt als nächstes?

Nicht von ungefähr trägt also die Auszeichnung des Ostufer Schutzverbandes (OSV) den Namen der einst anmutigen Villa. Die Preis-Skulptur aus der Hand des Münsinger Bildhauers Ernst Grünwald zeigt einen Affen, der auf einer Säule hockt und eine Miniaturausgabe der Max-Villa im Schoß trägt. Bewusst spielt Grünwald auf das Haus des Künstlers und Naturforschers Gabriel von Max (1840 bis 1915) an, für das die gegenwärtige Eigentümerin nichts übrig hat. Lieblingstier des Malers Max waren Affen. Er hat sie in allen Posen porträtiert. Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2016 weiterlesen

Begründung der Jury für die Preisvergabe 2015

Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2015

Begründung der Jury für die Preisvergabe: Dr. Kaija Voss

Der zweite Gabriel-von-Max-Denkmalpreis ist im Februar 2015 von der Jury, bestehend aus Maria Mannes (Kreisheimatpflegerin), Martin Wölzmüller (Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege) und Dr. Kaija Voss (Architekturhistorikerin) vergeben worden. Insgesamt standen acht Bauwerke zur Auswahl. Einige der Kriterien, die für die Preisvergabe ausschlaggebend waren, seien an dieser Stelle genannt: Authentizität, Denkmalwürdigkeit, Vorbildwirkung im Umgang mit einer bestimmten Gebäudekategorie, praktische Umsetzung des Denkmalgedankens auch im Detail, hohe Qualität der baulichen und instand haltenden Maßnahmen, weitgehende Abwesenheit gestalterischer Missstände. Ziemlich bald zeichnete sich unter den Preisrichtern große Einigkeit ab: Wohnhaus und Schreinerei Josef Wagner an der Südlichen Seestraße in Ammerland.

Das Haus steht aktuell nicht unter Denkmalschutz, was aber kein Hindernis darstellt, heißt es doch in den Vergaberichtlinien: „Bei den Bau- und Gartendenkmälern soll es sich um solche historischen Anlagen handeln, die für das herkömmliche Orts- und Landschaftsbild des Ostufers von Bedeutung sind und deren Erhaltung daher im Allgemeininteresse liegt. Nicht erforderlich ist jedoch, dass die Anlagen in der amtlichen Denkmalliste geführt werden.“

1871, im Jahr der Deutschen Reichsgründung – und 5 Jahre früher als die nur wenige Meter entfernt liegende Gabriel-von-Max-Villa wurde das Haus Wagner von Adam Wagner, dem Urgroßvater von Josef Wagner erbaut. Ein Vorgängerhaus, etwas weiter südlich, war dem Bau voraus gegangen. Adam Wagner verkaufte es und baute neu, auf einem Grundstück, das er 1868 vom Kunstmaler Wilhelm Hauschild erwarb. Bereits am 3. Mai 1864 hatte das Königlich Bayerische Bezirksamt Adam Wagner die „Concession“, einen Schreinerbetrieb zu gründen, erteilt.

Das eigene Haus am Seeufer, das zunächst in erster Linie Schreinerei mit Wohnfunktion – und nicht Wohnhaus mit angrenzender Schreinerei war, wurde mit Vollziegeln im „Reichsziegelformat“, das damals hochmodern war, erbaut. 1872 wurde das Reichsformat in Deutschland für die Anwendung in staatlichen Bauten zum Gesetz. Für Privatbauten war es einfach wirtschaftlicher, normierte Ziegel der Größe 25 cm × 12 cm × 6,5 cm zu verwenden.

Durch Holzverkleidungen und Laubsägearbeiten, Balkon und Fensterläden erhielt der Bau einen ganz anderen Charakter, als es der normierte „Reichsvollziegel“ ahnen lässt. Die Holzarbeiten, an Balkon und Giebel, die filigran gestalteten „Pfettenbrettl“, erinnern sowohl an oberbayerische Bauernhäuser, als auch an den Typus des so genannten „Schweizerhauses“. In der Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert waren „Schweizerhäuser“ in europäischen Landschaftsgärten Mode und illustrierten das romantische Ideal von Naturverbundenheit.

Die Schweiz, mit Bergwelt und Eidgenossenschaft stand als Symbol für eine „heile Welt“, für eine nicht-industrialisierte Welt. Die ersten Touristen in den Alpen feiern die mit Schnitzereien versehenen Holzhäuser als Zeichen naturverbundenen Bauens und Lebens. Die Architektur in Kurorten, Bädern und Gartenreichen spielte bald mit „heimatverbundenen“ gestalterischen Elementen. Am Starnberger See gab es in den 1860-er Jahren einen Bauboom, betuchte Beamte oder Industrielle ließen sich am See Sommervillen errichten. Die Sehnsucht nach einer vorindustriellen Welt, die Erinnerungen an Reisen in „heile“ Regionen manifestierte sich zu einer Mode, die viele prominente Beispiele hervorbrachte. Eines davon ist das „Casino“, die kleine Inselvilla auf der nahe gelegenen Roseninsel im Starnberger See. Erbaut wurde es ab 1851 durch Franz Joseph Kreuter, fertig gestellt 1853 durch Eduard Riedel. Als Synthese aus der ländlichen oberitalienischen Villa und dem „national-bayerischen“ Gebirgshaus avanciert das „Casino“ zum Prototyp einer Landhausvilla am Starnberger See. Viele Jahre später erst, von 1900–1910, entsteht die Marktstraße in Bad Tölz von Gabriel von Seidl. In vielen seiner Bauten und auch in den Werken seines Bruders Emanuel von Seidl finden sich typische Stilelemente einer „heilen“ vorindustriellen Welt.

Josef Wagner und seine Frau Regina Wagner haben ihr Haus zusammen mit ihren Eltern bzw. Schwiegereltern bewohnt und gemeinsam mit ihren 3 Kindern – den Töchtern Elisabeth und Christine und dem Sohn Josef, der auch ausgebildeter Schreiner ist. Bis vor ca. 20 Jahren kamen jedes Jahr auch noch „Sommerfrischler“ dazu, die Eltern hatten sich im Sommer über der Werkstatt eingerichtet. Haus und Werkstatt haben Umbauten, Reparaturen und funktionelle Neuorganisationen durchlebt: für die saisonalen Vermietungen musste Platz geschaffen werden, die alten Eltern wurden gepflegt, die Kinder brauchten Kinderzimmer, später Jugendzimmer.

Josef Wagner ist Perfektionist. Qualität hat Vorrang vor Quantität, die Tradition nimmt in seinem Werk einen großen Platz ein. Trotzdem ist er und waren auch seine Vorfahren Neuem durchaus zugewandt, sein Großvater Sebastian Wagner schaffte eine Dampfmaschine an und bereits im Jahre 1900 gehörte die Schreinerei mit zu den ersten Häusern in Ammerland an das Stromnetz angeschlossen waren.
Sein Vater, auch ein Josef Wagner, sagte zu ihm: „Schau mal, wie die das damals gemacht haben“ und begeisterte so seinen Sohn für alte Handwerkstechniken. „Neues schaffen – Altes Bewahren“ so steht es aktuell auf der Homepage der Schreinerei und das ist für einen kreativen Schreiner ein gutes und richtiges Programm.

„Man kann nicht alles aufhalten“, sagt Josef Wagner, aber „Man muss immer alles pflegen“ – für die Fassade mit den beiden Giebelmedaillons suchte er nach der historischen Farbgebung, probierte verschiedene Varianten aus. Dunkelgrün für die Fensterläden, lichte Ockertöne, helles Grau für Balkon und Giebel. Die Medaillons sind künstlerisch hochwertige Arbeiten, sie wurden den Wagners in den dreißiger Jahren von Nachbarn geschenkt und danach in die Fassade integriert. Auch im Inneren des Hauses richtet sich das Augenmerk auf alte Handwerkstechniken, zum Beispiel für die Holzverkleidung der Wohnstube. Wieder war es Großvater Sebastian Wagner, der um 1900 die braun-grüne Holzvertäfelung gestaltete. Nachdem diese kaputt war, hat Josef Wagner das historische Bild liebevoll restauriert – unter anderem mit Hilfe eines Kammes. Ästhetisches Verständnis, gepaart mit handwerklichem Sachverstand, Geduld und die Liebe und Freude am Detail.

Vom baulichen Bestand her wäre es daher folgerichtig und wichtig, wenn das Haus an der Südlichen Seestraße als Denkmal geführt werden würde – dazu kommt, dass die Familie Wagner selbst sehr denkmalbewusst lebt und handelt.

Das Haus Wagner an der Südlichen Seestraße ist gewissermaßen ein Idealbild von einem Haus, ein ästhetisch-gestalterischer Ruhepunkt, in einer Welt, die tagtäglich auch im Kleinen, im Detail verschandelt wird. Durch falsch dimensionierte Häuser, riesige Carports, unproportionierte Fenster, gefühllos gestaltete Fassaden. Der große Architekt Ludwig Mies van der Rohe – und er war wahrlich kein Denkmalpfleger, aber ein Mann der Tradition und der Moderne – sagte einst sinngemäß: „Nicht der Teufel steckt im Detail, Gott steckt in den Details!“ Und diesen Satz kann man für das preisgekrönte Haus sowohl nachprüfen, als auch einfach gelten lassen und an anderer Stelle selbst beherzigen.

Denkmalpreis 2015 – Übersicht

Übersicht „Gabriel von Max – Denkmalpreis 2015“

Einladung zur feierlichen Preisverleihung

Begründung der Jury für die Preisvergabe: Dr. Kaija Voss

Bericht im Isar-Loisachboten (hier klicken)

Bericht über die Preisverleihung: Süddeutsche Zeitung vom 7.2.2015

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Süddeutsche Zeitung: Schreinerei Wagner (15.1.2015)

Schreinerei Wagner, Ammerland
Schreinerei Wagner, Ammerland

Gabriel von Max: Das Wohnhaus des Künstlers, nach 1875. Lenbachhaus München (s. Bild 3)

Gabriel von Max, Das Wohnhaus des Künstlers, nach 1875
Gabriel von Max, Das Wohnhaus des Künstlers, nach 1875

Verleihung Denkmalpreis 2015

Hier steckt Gott im Detail

Isar-Loisachbote/Merkur-Online, 6. 2. 2015

Münsing – Der Gabriel-von-Max-Denkmalpreis des Ostuferschutzverbandes (OSV) geht heuer an den Ammerlander Schreiner Josef Wagner. Am Donnerstag erhielt der 66-Jährige die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Münsinger Gasthaus „Zum Altwirt“.

Wagner ist nicht nur Handwerker, er hat auch mit großem Aufwand das Haus seiner Eltern und Großeltern an der Südlichen Seestraße 11 in Ammerland renoviert. Es war 1871 vom Urgroßvater des Preisträgers, dem Schreiner Adam Wagner, erbaut worden. Josef Wagner interessiere sich grundsätzlich für die Geschichte der Häuser, an und in denen er arbeite, sagte die Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss in ihrer Laudatio. Das spiegle sich wider in seiner behutsamen und originalgetreuen Herangehensweise.
Wagners Elternhaus, das seit 1871 schon mehrmals verändert worden war, war zum Schluss im Stil der so genannten Schweizerhäuser des 19. Jahrhunderts hergerichtet worden. Diese Chalets, so Voss, waren ein Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach der vorindustriellen Welt. Sie standen für das romantische Ideal der Naturverbundenheit.

Ganz in diesem Sinne begannen Josef Wagner und seine Frau Regina vor 25 Jahren mit der Renovierung. Typisch für den Schweizerhaus-Stil sind die zarten Schnitzereien an Dächern, Balkonen und Austritten, die überall gleich hohen Fenster mit den grünen Läden, die dezente Farbgebung in lichtem Ocker und hellem Grau. All das berücksichtigte Wagner bei der Instandsetzung. Er verwendete Fichten- und Lärchenholz sowie Naturfarben auf Kalkbasis. Die Wand zur Seeseite hin verstärkte er mit einer zusätzlichen Holzverkleidung wegen der Stürme, die regelmäßig vom Westen her über den Starnberger See fegen.

Gegen Ende der Arbeiten bezog das Ehepaar auch seine Kinder – Sohn Josef sowie die Töchter Elisabeth und Christina – in das „Lebenswerk“, wie man es nennen kann, ein. Eine Besonderheit sind die Medaillons am Giebel mit den plastischen Gesichtern von Frauen und Männern, die aussehen, als seien sie gerade den Fluten entstiegen. Sie sind ein Geschenk der Nachbarn aus den 1930er-Jahren. Im Inneren des Hauses findet sich alte Handwerkstechnik verbunden mit modernen Elementen. „Nicht der Teufel steckt hier im Detail, sondern Gott“, lobte Voss. Die Ostuferschutzverbands-Vorsitzende Ursula Scriba überreichte Wagner den Preis, einen vom Ammerlander Bildhauer Ernst Grünwald gefertigten Affen aus Bronze in Anlehnung an den Affenmaler Gabriel von Max.

Im vergangenen Jahr hatte der OSV den Denkmalpreis ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass man alte Gebäude nicht verfallen lassen muss wie das Negativbeispiel Max-Villa. Acht Gebäude standen heuer zur Auswahl. Ernannt wurde Josef Wagner von einer Jury, bestehend aus Dr. Kaija Voss, Kreisheimatpflegerin Maria Mannes und Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege. Die Feier im – ebenfalls vorbildlich renovierten – Altwirt wurde von launigen Streichmusikstücken der Geschwister Maria und Matthias Well umrahmt.

Tanja Lühr

Villa Max – Bebauungsplan Südliche Seestraße

19.12.2014

Merkur-online / Isar-Loisachbote – 11.12.2014 – tal

Grundstücksbesitzer ungerecht behandelt?

Münsing – Die Gemeinde bleibt hart. In seiner letzten Sitzung verabschiedete der Gemeinderat den Bebauungsplan Südliche Seestraße in Ammerland, wo die denkmalgeschützte Villa liegt.
Der Plan zementiert, dass die Gemeinde keine zweite Baureihe am Seeufer wünscht.

Die Eigentümer der Villa wollen im rückwärtigen Teil des stark sanierungsbedürftigen Bestands ein neues Haus bauen. Ihre Rechtsanwälte vom Münchner Büro Labbé und Partner werfen der Gemeinde vor, das Eigentumsrecht ihrer Mandanten zu verletzen und sie gegenüber anderen Anwohnern im Plangebiet ungleich zu behandeln. Es gebe sehr wohl „Hintergebäude“ am Ostufer, heißt es. Diese Häuser würden aber optisch genau so hinter den Haupthäusern verschwinden, wie es bei der Max Villa geplant sei. Somit bliebe der von der Gemeinde in ihrem Rahmenplan geforderte freie Blick vom See aufs grüne Hinterland und umgekehrt erhalten.

Die Anwälte bezweifeln in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan erneut dessen Notwendigkeit. In einer Reihe von Anträgen fordern sie mehr Bauraum rund um die Villa, beziehungsweise Baurecht dahinter, die Zulassung von mehr als zwei Wohneinheiten pro Gebäude sowie mehr Platz für Stellplätze und Garagen.

Der Gemeinderat lehnte alle Forderungen ab, mit einer Gegenstimme. Professor Matthias Richter-Turtur, engagierter Kämpfer für die Rettung der Max-Villa, wünscht, dass Gemeinde und Eigentümer „endlich zu einer vernünftigen Lösung“ kommen, sprich, dass das heruntergekommene Haus endlich saniert und im Gegenzug Baurecht gewährt wird. Bürgermeister Michael Grasl erinnerte daran, dass die Gemeinde seit Jahren mit wechselnden Anwälten erfolglos darüber verhandle. Richter-Turtur befürchtet, dass der Bebauungsplan einer Klage nicht standhalten wird.

Neben den Villenbesitzern fühlt sich ein weiterer Grundstücksbesitzer ungerecht behandelt. Dieser will ein nicht mehr genutztes, altes Schwimmbad auf seinem Grundstück abreißen und stattdessen ein Wohnhaus errichten. Sein Anwalt spricht bei dem Bebauungsplan von einer „nicht zulässigen Verhinderungsplanung“. Auch in diesem Fall regte Richter-Turtur an, „noch einmal auf den Einwender zuzugehen, um weitere Auseinandersetzungen zu vermeiden“. Ein Normenkontrollantrag ist hier bereits anhängig.  (tal)

Waldemar-Bonsels-Haus in Ambach renoviert

4-10-2014

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Münchner Merkur-online/Isar Loisachbote/ Tanja Lühr

Ambach – Nach halbjähriger Renovierung präsentiert sich die Fassade des Waldemar-Bonsels-Hauses an der Ambacher Seeuferstraße in ganz neuen Farben. Das Ergebnis feierten Vertreter der Bonsels-Siftung und der Gemeinde sowie die Restauratoren am Donnerstag.

„Die Villa besitzt jetzt wieder Würde und Ausstrahlung, wie sie es an einem so schönen Ort verdient hat“, sagte der Dietramszeller Architekt Thomas Kortyka in der Feierstunde am Donnerstagnachmittag. Die Sonne, die vom blauen Himmel schien, brachte das Schmuckstück so richtig zur Geltung. Das Anwesen an der Seeuferstraße 25, vor dem das berühmte Ungarische Tor steht, ist bekannt als die Villa von Waldemar Bonsels (1880-1952), Autor der „Biene Maja“. Er erwarb das Haus im Jahr 1919. Errichtet wurde es schon früher, nämlich 1885/86 von dem aus Ungarn stammenden Bela von Benczúr. Er baute das zweigeschossige Walmdachhaus für seinen Bruder, den ehemaligen Direktor der Akademie für Bildende Künste in München, Gyula Benczúr.

Im Gedenkraum der Villa, den die Waldemar-Bonsels-Stiftung im rückwärtigen Gebäudeteil eingerichtet hat, hängt eine Tafel mit einer hübschen Geschichte an der Wand. Waldemar Bonsels, einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller zwischen 1920 und 1940, soll nach Ambach gekommen sein, um die Villa zu besichtigen. Am Starnberger See suchte er vor allem Ruhe. „Er saß lange im Garten, ließ die Landschaft mit den Wiesen, den Bergen und dem See auf sich wirken und kaufte das Haus, ohne die Räume gesehen zu haben“, heißt es. Der Autor lebte und arbeitete in Ambach bis zu seinem Tod. Im hinteren Eck des Gartens befindet sich Bonsels Grabstein mit dem Zitat „Wir alle sind aus Freude geboren und kehren zu ihr zurück“. Es stammt aus Bonsels letztem Buch „Himmelsvolk – ein Märchen von Blumen, Tieren und Gott“. Wie Architekt Kortyka berichtete, hatte die Waldemar-Bonsels-Stiftung, der die Villa seit 1978 gehört, im Frühjahr zahlreiche feuchte und schadhafte Stellen an Sockeln, Fassaden und Fenstern festgestellt. Die Überprüfung der Holzfassade habe ergeben, dass die aktuelle Farbgebung – ein dunkles Braun – aufgrund mehrerer zurückliegender Anstriche nicht mehr dem Originalerscheinungsbild entsprach. Daraufhin entschied sich die Stiftung für eine umfassende Rekonstruktion.

Gábor Benczúr-Ürmössy, der Urenkel des Erbauers, konnte dabei wertvolle Hilfe leisten, indem er historische Fotos, Bilder und Schriften zur Verfügung stellte. Er war am Donnerstag eigens aus Stuttgart zur Renovierungsfeier gekommen. Die Malerarbeiten führte der Münsinger Stefan Pixner durch. Er berichtete von der aufwändigen Farbfindung und Farbneugebung. Orientiert habe er sich vor allem an dem Familienwappen, das an der Hauswand auf der Ostseite der Villa aufgemalt ist. Es enthält das helle Türkis, in dem die Holzteile der Fassade jetzt gestrichen sind. Die restliche Putzfassade wurde wie zuvor eierschalenfarben wiederhergestellt. Pixner verwendete Kalkfarben und -putze. Die grünen Fensterläden behandelte er mit Leinöl – alles ökologische Materialien. Um die Auffrischung des Familienwappens kümmerte sich die Eglinger Restauratorin Melissa Elena De Pellegrin. Auch der Sonnenuhr auf der Südwand verpasste sie einen neuen Anstrich.

Stefan Pixner glaubt, dass es ihm gemeinsam mit De Pellegrin und der weiteren Restauratorin Beata Smigla-Nowak aus Feldafing gelungen ist, „die Seele des Hauses“ zu verstehen und dies gestalterisch umzusetzen. Sowohl Ralf Kirberg, Vorsitzender der Waldemar-Bonsels-Stiftung, als auch Gábor Benczúr-Ürmössy zeigten sich angetan. Bürgermeister Michael Grasl freute sich über die gelungene Verschönerung. Da das Haus derzeit privat an drei Brüder und ihre Familien vermietet ist, sind der von der Stiftung eingerichtete Gedächtnisraum mit dem Original-Schreibtisch Bonsels’ und seiner Bibliothek nicht öffentlich zugänglich. Demnächst soll laut Pressesprecherin Isabelle Henn eine Schautafel aufgestellt werden mit Wissenswertem über die Villa, ihren Besitzer und dessen Werke.