Charles Regnier: Am Ende war er doch ein Poet

22.7.2014

Anatol Regnier, Süddeutsche Zeitung

Am Ende war er doch ein Poet

Trügerische Idylle: Ausnahme von Frank Wedekind (1864-1918) mit seiner Familie in München- Quelle: Süddeutsche Zeitung
Trügerische Idylle: Ausnahme von Frank Wedekind (1864-1918) mit seiner Familie in München- Quelle: Süddeutsche Zeitung

Kein Autor seiner Generation wurde stärker von der Zensur behindert, keiner hat mehr Verrisse kassiert, keiner so viele Rückschläge hinnehmen müssen – eine Bilanz zum 159. Geburtstag von Frank Wedekind

 
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Rückblick Frühjahr 2014

7.3.2014

Besuch der Mayer’schen Hofkunstanstalt

Bernd Nestler
Bernd Nestler

Der AK Kultur hat am Freitag, 7.3.14, für die Mitglieder eine Besichtigung der Mayer’schen Hofkunstanstalt in München organisiert. Der Künstler Bernd Nestler, der die Glasfenster der Ammerlander Schlosskapelle gestaltet, führte uns durch die ehrwürdigen Hallen. Wir konnten vor Ort sehen, wie die Glasfenster entstehen oder restauriert werden. In einem Stockwerk waren wir dabei, wie ein großes Bodenmosaik entsteht. Besonders interessant war der anschließende Besuch des Ateliers von Bernd Nestler. Dort konnten wir auch seine neuesten Ideen zur Neugestaltung von Kirchendächern mit Solarzellen bestaunen. Bei einer anschließenden Tasse Kaffee kamen viele gute und informative Gespräche zustande.
Petra Schulze (AK Kultur im OSV)

Mayer’sche Glaskunstanstalt in New York

10.4.2014

Rizolli Store NY

Zwar zeigt das Foto noch eine Buchauslage mit einem prächtigen Band über die Mayer’sche Gllaskunstanstalt, aber: Rizolli Rizolli NY ist nicht mehr.

Einer der schönsten Buchläden New Yorks schließt. Offiziell, weil das Gebäude abgerissen und durch ein high rise building ersetzt werden soll. Vielleicht wird ein neuer Rizzoli-Bookstore im Flatiron district im Herbst eröffnet. Hoffentlich.

Verleihung des ersten Gabriel-von-Max Denkmalpreises an Josef und Katharina Strobl

6.4.2014
Isar-Loisachbote

Verleihung des ersten Gabriel-von-Max Denkmalpreises an Josef und Katharina Strobl

Münsing – Josef und Katharina Strobl haben den ersten Gabriel-von-Max-Denkmalpreis bekommen, weil sie ihren Gorythoma-Hof in Weipertshausen mit Liebe, Engagement und Kraft restauriert haben.

Stolze Sieger: Ursula Scriba (re.) überreichte den grübelnden Affen an Josef und Katharina Strobl. Foto: sabine hermsdorf
Stolze Sieger: Ursula Scriba (re.) überreichte den grübelnden Affen an Josef und Katharina Strobl. Foto: sabine hermsdorf

Initiiert hatte den Denkmalpreis vor nunmehr einem Jahr der Ostufer-Schutzverband (OSV). Dessen Vorsitzende Ursula Scriba betonte, dass der Preis ein Zeichen setzen und all jene dazu ermuntern solle, ihr Denkmal zu pflegen, die unentschlossen seien, ob sich dies wirklich lohne. Die Frage, warum ausgerechnet das Ehepaar Strobl ausgezeichnet wurde, beantwortete die Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss. Aus einer Vielzahl an Einsendungen waren zunächst sechs Objekte in die engere Wahl gekommen. „Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen“, sagte Voss, die mit Kreisheimatpflegerin Maria Mannes und Martin Wölzmüller, Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, in der Jury saß. Die Wahl sei auf die Strobls gefallen, weil sie ihr Denkmal mit einem großen Erhaltungswillen restauriert hätten – und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem der Hof noch nicht offiziell in der amtlichen Denkmalliste geführt wurde. „Dieser Wille zum Denkmal kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagte Voss. Zumal Besitzer eingetragener Denkmäler häufig alles tun würden, um sich bei der Instandsetzung nicht an enge Richtlinien halten zu müssen. Besonders den restaurierten Giebel auf der wettergeschützten Ostseite des Einfirsthofes hob Voss lobend hervor. Dessen filigrane Laubsägearbeiten und Malereien aus dem Jahr 1850 seien 1992 instandgesetzt worden. Dabei habe sich Ehepaar Strobl fachkundig beraten lassen. Katharina Strobl, selbst Schreinermeisterin, hat die nötigen Arbeiten sogar selbst durchgeführt. Seit rund 250 Jahren ist der Gorythoma-Hof im Besitz der Familie Strobl. Seine Geschichte reicht zurück bis ins 17. Jahrhundert. Noch heute sind wertvolle Details erhalten, wie beispielsweise der 1795 entstandene, hölzerne Getreidekasten, schöne Fenster und Schiebetore aus Holz, „die nicht aus dem Baumarkt stammen“. Josef Strobl, Landwirt und Vize-Bürgermeister der Gemeinde Münsing, habe laut Jury außerdem gezeigt, dass man auch mit einem Denkmal nachhaltig und im Sinne der Energiewende umgehen könne. Der Hof hat eine Solaranlage auf dem Dach und eine Hackschnitzelheizung. Als Denkmalpreis bekam das Ehepaar Strobl eine vom Bildhauer und dritten Bürgermeister Ernst Grünwald gefertigte Bronzefigur. Sie zeigt einen grübelnden Affen, der auf einer Säule sitzt und ein Haus in der Hand hält. Der Preis soll an den Affenmaler Gabriel von Max erinnern. Dieser residierte einst in der Max-Villa in Ammerland, einem Denkmal, das zusehends verfällt und dessen Eigentümer den Denkmalschutz ignorieren. Bürgermeister Michael Grasl plädierte dafür, sich weiterhin zum Denkmalschutz zu bekennen und nicht aufzugeben. Deswegen begrüßte er die Initiative des OVB, einen Preis zu vergeben. Dieser ermutige ausdrücklich dazu, sich im positiven Sinne mit Denkmälern auseinanderzusetzen. Auch Martin Wölzmüller vom Landesverein für Heimatpflege betonte, wie wichtig es sei, baukulturelle Glanzlichter zu erhalten. Wer sie abreiße, entferne das Gedächtnis an die Menschen, die die Häuser erbaut haben und an die, die darin gelebt haben.

Begründung für die Verleihung des Gabriel-von-Max Preises 2014

1.4.2014

Gabriel-von-Max-Denkmalpreis 2014
Begründung der Jury für die Preisvergabe: Dr. Kaija Voss

Der Gabriel-von-Max-Denkmalpreis wird 2014 zum ersten Mal verliehen. Die Jury, bestehend aus Frau Maria Mannes (Kreisheimatpflegerin), Frau Dr. Kaija Voss (Architekturhistorikerin) und Herrn Martin Wölzmüller (Geschäftsführer des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege) hatte den Preisträger aus sechs Bauwerken, die aus einer Fülle an Vorschlägen hervorgegangen waren, zu ermitteln. Das war es nicht leicht, denn eigentlich hätten alle Häuser, die in die letzte Auswahlrunde gekommen waren, den Preis verdient. Das Endergebnis der Jury war, dass der Hof „Gorythoma“ in Weipertshausen, Besitzer ist die Familie Strobl, den Gabriel-von-Max-Denkmalpreis bekommt.

Der Hof ist nicht nur schön anzuschauen, besonders der Ostgiebel mit seinen ursprünglich aus dem Jahre 1850 stammenden Laubsägearbeiten, doch das war nicht das wesentliche Kriterium, wichtiger war, dass der Hof seitens der Besitzer mit einer Art von ganz „natürlicher“ Denkmalpflege bedacht wird. Die Eigentümer sind Herr Joseph Strobl, Landwirt und Frau Katharina Strobl, Schreinermeisterin. Menschen mit einer ganz besonderen Kraft: Zur Familie gehören 5 Kinder, 4 davon sind mittlerweile erwachsen. Herr Strobl ist nicht nur als Landwirt gefordert, er ist auch zweiter Bürgermeister von Münsing, die Schreinerei Strobl an der Münsinger Hauptstraße eine feste Größe.

Und daneben noch qualitativ hochwertige Denkmalpflege betreiben? Ein wichtiger Punkt, der vom Preisgericht an dieser Stelle ganz besonders gewürdigt wurde. Denn es geht hier um ein sowohl als auch: sowohl Familie als auch Beruf als auch Denkmalpflege. Die Pflege des Anwesens „Gorythoma“ ist nicht die Verwirklichung des eigenen Lebenstraums im Ruhestand – gegen den ja prinzipiell auch nichts einzuwenden wäre – oder die Lifestyle-Idee eines Showmasters oder eine Kapitalanlage im Voralpenland. Man merkt, dass ein wichtiges Stück familiärer Identität und Tradition in dem Anwesen steckt, vielleicht auch ein Geheimnis familiärer Kraft?

Der teilweise verputzte Blockbau wurde 1848 aufgestockt, ein 3 Generationenhaus. Vermutlich stand schon im 17. Jahrhundert hier ein Hof. Die Familie Strobl wohnt bereits seit ca. 250 Jahren dort. In der 2013 erschienen Chronik von Münsing findet man den folgenden Eintrag, entnommen einem der so genannten „älteren“ Familienbücher, welche die Personen erfassen, die vom 17. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Münsing gelebt haben: „Michael Strobl, geboren am 17.10.1782 in Weipertshausen, gestorben 1837“. Über seinen Vater, Herrn Joseph Strobl von Hohenstein informiert uns eine Randnotiz über folgende Lebensdaten, geboren 1744, verstorben 1832.

Im Jahre 1994, aus dem die hier zitierte Denkmaltopographie des Landkreises stammt, war der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, gemessen an der Zahl seiner denkmalwürdigen bäuerlichen Altbauten an der Spitze Oberbayerns: „Das Gebiet gehört der großen Hofererschen (nach Rudolf Hoferer 1892-1943) Hauslandschaft an, d.h. es herrscht durchwegs der Einfirsthof vor, bei dem Wohn- und Wirtschaftsteil (Stall, Tenne, und Bergeraum) unter einem Dach vereinigt sind. Nebengebäude wie Schupfen, Badstube (keine Beispiele mehr im Gebiet), Kornkasten und vereinzelt das Austragshäusl kamen bei größeren Anwesen dazu.“ Der preisgekrönte Hof war wohl ein Blockbau, so zeigt es sich in Ost- und Südseite, West- und Nordseite sind gemauert. Alte Haustypen haben den Eingang häufig auf der Traufseite, meist als Zäsur zwischen Stall- und Wohnteil.

Die umfassende Renovierung des Giebels und der gesamten Fassade wurde von der Familie Strobl 1992/1993 vorgenommen. Hierzu ließ sich die Familie fachkundig beraten, eine Dokumentation des Objektes wurde vorgenommen, es entstanden Zeichnungen zur Herstellung einer „Rekonstruierenden Fassung“ des Giebels. Die Urheber der Holztafeln auf dem Giebel sind nicht namentlich bekannt. Die Motive sind historisierend, barocke Ornamentik dient den Bildern des 19. Jahrhunderts als Vorlage.

Familie Strobl hatte den Wunsch, neben der konservierenden auch die restauratorische Komponente zu betonen, also historische Fassungen wieder herzustellen. Die Rekonstruktion des Giebel wurde unter anderem dadurch begünstigt, dass er an der Ostseite liegt – eine Orientierung, die man vor allem bei älteren Höfen findet: An der Wetterseite, also der Westeite, lagen die Stallungen, an der Ostseite der geschützte Wohnteil. Die Holztafeln waren auch aufgrund ihrer in Laubsägetechnik ausgeführten Ornamentik, die eine Belüftung ermöglichte, in einem guten Erhaltungszustand. Ein weiterer günstiger Umstand zur Wiederherstellung des Giebels war, dass die Eigentümer selber, insbesondere Frau Strobl, als Schreinerin, die Arbeiten, nach dem Restaurierungskonzept selber fachkundig ausführen konnten. Ein Glücksfall. Doch das entscheidende und nicht zu unterschätzende Element ist tatsächlich: Der Erhaltungswille! Denn – und das muss besonders betont werden- das Haus stand in jener Zeit, als die Restaurierung erfolgte, noch nicht unter Denkmalschutz. Im Regelfall hüten sich Bewohner denkmalverdächtiger Häuser eher davor, dass die Denkmaleigenschaft wahr wird und tun alles um da keine „schlafenden Hunde zu wecken“, erfinden Geschichten, um nur ja nicht ein Denkmal zu pflegen zu müssen. Der Wille zu Denkmal – der natürliche Erhaltungswille des kulturellen Erbes der eigenen Familie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Zum Hof gehört auch der historische Getreidekasten, auch er ein Denkmal und der Sicherheit geschuldet: Wenn der Hof brennt, bleibt die Nahrung und Saat erhalten. Der Getreidekasten ist zweigeschossig, mit einem Flachsatteldach abgeschlossen und auf das Jahr 1795 zurückgehend. In der Umgebung von Münsing gibt es weitere Beispiele derartiger Getreidekästen, zum Beispiel in Ambach am Luigenkamer Weg oder in der Holzbergstraße.

So wie es für die Familie Strobl selbstverständlich ist, Traditionen aufzunehmen, so steht sie auch Innovationen positiv gegenüber: Mit dem Bau der Hackschnitzelanlage im Jahre 2008, die 11 Gebäude mit insgesamt 16 Wohnungen mit Wärme versorgt. Die Hackschnitzel stammen überwiegend aus dem eigenen Wald. Für die aus Biomasse erzeugte Wärme wurde Familie Strobl bereits mit dem Umweltpreis geehrt. Auch die Solaranlage auf dem Dach zeugt von einer nicht nur im Denkmalschutz sondern auch in Sachen Umweltschutz nachhaltig handelnden Familie.

Eigentum verpflichtet, auch zur Denkmalpflege. Ein großer Denkmalpfleger aus dem 19. Jahrhundert, Ferdinand von Quast (1807-1877) prophezeite schon damals, dass wir, ohne den Denkmalschutz, „in kurzer Zeit unheimlich nackt und kahl, wie eine neue Colonie in einem vorher nicht bewohnten Lande dastehen“ werden. Der Gabriel-von-Max-Denkmalpreis soll heute vielen anderen Eigentümern denkmalwürdiger Häuser Mut machen, nicht aufzugeben, wenn es darum geht, ein Denkmal zu erhalten und zu pflegen, auch wenn es ganz sicher nicht immer leicht ist, doch ein Kraftquell dafür kann auch das denkmalwürdige Haus selbst sein.

Einladung zur Verleihung des Gabriel-von-Max Preises 2014

25.3.2014

Einladung zur Verleihung des Gabriel-von-Max Denkmalpreises 2014 des OSV am 3. April

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Musikalische Umrahmung: Trio Chordon Blue

Begrüßung: Prof. Johannes Umbreit

Grußwort: Bürgermeister Michael Grasl

Trio Chordon Blue

Gedanken zur Beziehung zwischen Menschen und Gebäuden:

Martin Wölzmüller, Bayerischer Landesverein für Heimatpflege

Trio Chordon Blue

Die Idee des Preises: Ursula Scriba, 1. Vorsitzende

Entstehung der Preisfigur: Ernst Grünwald, Bildhauer

Die Auslobung: Dr. Albert von Schrenck-Notzing, Beirat

Trio Chordon Blue

Begründung der Wahl: Dr. Kaija Voss

Bilder: Prof. Johannes Umbreit

Preisverleihung: Ursula Scriba

Trio Chordon Blue

Jury

Maria Mannes, Kreisheimatpflegerin

Dr. Kaija Voss, Architekturhistorikerin

Martin Wölzmüller, Geschäftsführer Bayerischer Landesverein für Heimatpflege

Vorjury

Ursula Scriba, Klaus-Peter Reid, Manfred Stecher, Prof. Johannes Umbreit,

Anatol Regnier

Trio Chordon Blue: LISA.SCHOETTL@CHORDONBLUE.DE

Lisa Schoettl: Hackbrett

Alma Voß: Harfe

Patrick Hollnberger: Kontrabass

Anmeldung erbeten unter Tel.: 08177/92310 oder Mail: osv-vorstand@scribaup.de

Wir danken allen, die uns bei der Suche beraten und unterstützt haben und den Teilnehmern, die bereit waren, ihr Gebäude für die Teilnahme zur Verfügung zu stellen

Pressemitteilung des Ostuferschutzverbandes, 10. März 2014

10.3.2014

Pressemitteilung des Ostuferschutzverbandes

 

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Verkauf des Städtischen Schullandheims Seeheim verhindert

Die städtischen Schullandheime am Starnberger See bleiben in Ihrer bestehenden Form den Münchner Schülern erhalten. Im Jahre 2011 hatte der Stadtrat beschlossen, das Schullandheim Seeheim zu verkaufen und mit dem Erlös das Schullandheim in Ambach auf die dreifache Größe auszubauen. Gegen diese Absicht hatte sich der Ostuferschutzverband im Interesse der Münchner Schüler und der Erhaltung des Ostufers für die Allgemeinheit gewandt. Die Schullandheime sollten in ihrer bestehenden Form den Münchner Schülern Zugang zum Starnberger See ermöglichen.
In zäher Überzeugungsarbeit gelang es dem Ostuferschutzverband, den Stadtrat von seinen gefassten Beschlüssen abzubringen. Den Vertretern des Schulreferats wurde schließlich durch den Münsinger Bürgermeister Grasl verdeutlicht, dass die geplanten Veränderungen gegen die Gemeinde nicht durchzusetzen seien. Nun hat die Stadt, der Vernunft folgend, von ihrem Vorhaben abgelassen, erste erforderliche Modernisierungen angedacht und dies mit Stadtratsbeschluss vom 26.02.2014 einstimmig bekräftigt. Dieser Erfolg für die Münchner Schüler und für das Ostufer des Starnberger Sees ist durch das Zusammenwirken der betroffenen Bürger, der Gemeinde Münsing und des Ostuferschutzverbandes möglich geworden.

Dr. Kurt Gustav Neumeister, Rechtsanwalt, Beirat;  Ursula Scriba, 1. Vorsitzende, Ammerland
10.03.2014

Für Kultur und gegen Windkraft

28.2.2014

Für Kultur und gegen Windkraft

Ammerland – Die Bürgerliste hat vor wenigen Tagen ihr Wahlkampfprogramm vorgestellt.

Zahlreiche Listenkandidaten sowie interessierte Bürger, insgesamt gut 30 Besucher, waren ins Gasthaus Sailer am See gekommen.

Ursula Scriba, derzeit einzige amtierende Bürgerlisten-Gemeinderätin und Spitzenkandidatin, sprach sich dafür aus, wieder einen Bauausschuss einzuführen. „Gerade über Bebauungspläne sollte eingehender diskutiert werden“, sagt die Architektin. Sie lobt zwar die gute Vorbereitung durch die Verwaltung, glaubt aber auch, dass das unterschiedliche Fachwissen der Gemeinderäte einfließen sollte. Bei der geplanten Wiederbelebung des Ambacher Wiedemann-Grundstücks – wie berichtet gibt es einen Kaufinteressenten für das ehemalige Klinikgelände – mahnt Scriba zu „äußerster Vorsicht“, damit nur maßvoll erweitert wird und die wertvollen Bäume erhalten bleiben. Für ihr Herzensanliegen, den Denkmalschutz, möchte sich die Vorsitzende des Ostuferschutzverbands im Fall ihrer Wiederwahl ebenfalls einsetzen.

Die Bürgerliste hat sich nach gründlicher Recherche und interner Diskussion gegen Windkraftanlagen in der Gemeinde entschieden. Das machte Listenkandidat Johannes Umbreit deutlich. Den von einem Fachbüro favorisierten möglichen Standort im Eurasburger Forst bei St. Heinrich hält die Bürgerliste wegen der dort vorkommenden Orchideenarten, Vögel und Schmetterlinge für ungeeignet. Laut Umbreit ist die Windgeschwindigkeit zu gering, um ein Windrad rentabel zu betreiben.

Für eine bessere Busanbindung für Schüler sowohl zur Münsinger Grundschule als auch zu den weiterführenden Schulen in der Umgebung möchte sich Nina Wendt stark machen. Die Schüler müssten zum Beispiel um 6.42 Uhr mit dem Bus ans Ickinger Gymnasium fahren und würden dort fast eine Stunde lang auf den Unterrichtsbeginn warten, berichtete sie.

Florian Rank und Frank Fischer wollen die Zeiten der Mittagsbetreuung an der Grundschule für berufstätige Eltern optimieren. Auf das Thema Breitbandversorgung haben sich Rank und Fritz Noppes spezialisiert. Sie wiesen darauf hin, dass die Hybridfunk-Lösung in Degerndorf keine dauerhafte Lösung sein könne. Insgesamt müsse das schnelle Internet ausgebaut werden, um Münsing als Gewerbestandort zu sichern und um die – ökologisch sinnvolle – Heimarbeit zu fördern.

Mechthild Felsch ist die Seniorenpolitikerin innerhalb der Bürgerliste. Die Münsingerin fordert mehr Angebote wie etwa Computerkurse für ältere Menschen. Die Einrichtung einer Tagesbetreuung für Senioren im neuen Pallaufhof würde sie begrüßen. Außerdem glaubt sie, dass ein Bedarf an Trauerbegleitung in der Gemeinde besteht.

Die Kultur besitzt einen hohen Stellenwert für die Bürgerliste-Kandidaten, unter denen sich namhafte Künstler wie Anatol Regnier, Johannes Umbreit und Tom Carstens befinden. Umbreit möchte einen Kulturausschuss des Gemeinderats einführen. Die „Wahlprüfsteine“ der Lokalen Agenda Kultur will die Bürgerliste laut Ursula Scriba nicht beantworten. Scriba: „Weil wir eng an den Ostuferschutzverband angelehnt sind, betreiben wir selbst eine sehr konsequente Kulturarbeit.“ Tanja Lühr

Fenster Kapelle Ammerland

28.2.2014

Die Fenster der Kapelle Heilige Drei Könige am Ammerlander Schloss

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Fenster sind die Augen des Hauses, sie ermöglichen Ausblick, lassen Licht ins Haus und schützen vor der Witterung. Gilt dies auch für die Fenster unserer Kapelle?

Die Holzfenster schützen vor der manchmal rauhen Witterung am See, sie lassen farbiges Licht ins Innere, aber der Ausblick, den wir rings um die Kapelle so phantastisch genießen können, den verwandeln sie in einen Ausblick in unsere Seele und den Einblick in eine der schönsten Geschichten der Bibel: Die Begebenheit, wie sich die Heiligen Drei Könige auf den Weg machen unter dem geschweiften Stern um die Geschenke der Weisheit dem heiligen Kind überreichen. Sie wandern die unendliche Seeuferstraße entlang und kehren in unsere Kapelle ein.

 

Was passiert gegenwärtig in der Kapelle? Schreiner Max Will hat die zwei Südfenster zur Restaurierung in seine Werkstatt geholt. Eines lehnt an der Wand, das zweite ruht in Würde gealtert, mit Furchen und Schrammen versehen, auf dem großen Werktisch und wartet auf seine Behandlung, auch Restaurierung genannt. Die gezeichneten Rahmen erzählen Geschichten von Wind und Wetter, Sonne und Mond, Sturm, Eis und Schnee. An manchen Stellen sitzen die Verletzungen tief, Würfelbruch hat der untere Rahmen, er wird erneuert werden müssen. Aber der andere Teil des Fensters wird sorgfältig geglättet und gefügt, um die in der Mayerschen Hofkunstanstalt in München vervollständigten, bleigefassten farbigen Glasfenster wieder aufnehmen zu können. Erst hier erkennt der erfahrene Schreiner: Sie waren öffenbar und Herr Will versucht dies wieder möglich zu machen. Sie erinnern sich vielleicht an die wunderbare Geschichte, wie durch einen Artikel in der SZ drei Teile dieser Glasfenster wiedergefunden und zum Einbau überreicht wurden.

Das dritte Fenster, das Ostfenster, das Fenster über dem Altar, ist das Fenster, das unsere Gedanken lenken soll. Hier fanden wir nur einen mit handgeschmiedeten Eisen gehaltenen Fensterladen und einen zerfurchten Rahmen. Kein Hinweis auf die frühere Gestaltung des Fensters war sichtbar, das Geheimnis des verschwunden Glases konnte nicht gelüftet werden.
Das Konzept des Landesamtes für Denkmalpflege die Kapelle in der Fassung des 19. Jahrhunderts zu erhalten, ließ die Idee entstehen, dieses Fenster dem Kirchenpatron den Heiligen Drei Königen zu widmen. Der geschweifte Stern befindet sich auf der Turmspitze, aber die Heilige Familie und die Könige, die fehlten noch.

Herr Pfarrer Kirchbichler führte Glaskünstler Bernd Nestler in die Ambacher Kapelle mit ihren berühmten Glasfenstern aus dem Ausklang des 19. Jahrhunderts. Dort in Ambach lebte Leonhard Faustner, Besitzer einer der ältesten Villen Ambachs, Schüler und später Vertreter Ainmillers, des Leiters der Königlichen Glasmalereianstalt in München. Faustner hatte sich technisch weitergebildet und neue farbige Gläser in der Wolfratshauser Glashütte, seiner Experimetalhütte, entwickelt. Für die kleine Kapelle in Ambach hat Faustner das Altarbild gestaltet.

Inspiriert von diesem Ausflug suchte Bernd Nestler der Glaskünstler der Ammerlander Kapelle nach einem historischen Vorbild für „seine Heiligen Drei Könige“. In dem ihm aus seiner Studienzeit vertrauten Regensburger Dom fand er das frühgotische Motiv, das er jetzt für die Kapelle der Heiligen Drei Könige am Ammerlander Schloss gestaltet hat.

Wir wünschen uns, schon jetzt in der Kapelle zur Andacht sitzen zu dürfen, an einem dieser glitzernden Sonnentage, die den See unwirklich blau schimmern und diese alte Geschichte neu in uns aufleuchten lassen.

Ursula Scriba,
Ammerland, Februar 2014