Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte,
sehr geehrter Herr Dr. Rückert,
bei der letzten Gemeinderatssitzung am 6.2.24 haben wir gehört, dass KWA größere Umplanungen vorhat und den Gemeinderat um Zustimmung bittet. Wir machen uns Sorgen, wie es weitergeht, weil es bisher schon anders gelaufen ist, als geplant.
Der vertraglich vereinbarte Baubeginn soll hinausgeschoben werden, weil der Aufsichtsrat dem Bau noch nicht zugestimmt hat und offenbar Umplanungen beabsichtigt sind. Es bestehen auch Bedenken bezüglich der Wirtschaftlichkeit, weil die Zahl der Wohnungen an der Untergrenze liegt. Wenn dazu allerdings eine Erhöhung der Wohneinheiten geplant ist, werden wir uns massiv dagegen positionieren. Wir erinnern an unser Bürgerbegehren vom Herbst 2021, das von 431 Bürger/innen unterstützt wurde.
Der Veranstaltungssaal soll der Öffentlichkeit nicht mehr zur Verfügung stehen, wie im Durchführungsvertrag vereinbart, angeblich, weil keine Konkurrenz zum Pallaufsaal entstehen soll. Das überzeugt nicht: Dieser Saal sollte der Integration in den Gemeindeteil Ambach dienen und für die Ambacher einen Versammlungsort bieten.
Auch das Café soll nicht mehr öffentlich zugänglich sein. Damit findet eine Abschottung gegen die Gemeinde statt. Wir erinnern daran, dass die KWA immer über eine „Einbeziehung des Dorfes“ für Stimmen geworben hat!
Man darf gespannt sein, wie das mit den versprochenen Pflegeeinrichtungen und der Schwimmbadnutzung gehandhabt wird.
Wird eventuell als nächstes an Club- und Veranstaltungsräumen, Fitness- oder Gymnastikräumen, im Wellnessbereich gekürzt? Darüber hinaus sind auch Dienstleister im Bereich Haarpflege, Kosmetik, Fußpflege und ein kleiner Laden vorgesehen (laut Begründung). Das rentiert sich doch alles nur, wenn auch die Gemeindebürger daran teilhaben können.
Unser OSV Vorstandsmitglied und Seniorenbeirätin Mechthild Felsch gibt noch zu bedenken: „Ich finde es kontraproduktiv, wenn die Bevölkerung am See von diesem Angebot an kulturellen Veranstaltungen und ortsansässige Senioren vielleicht einem gemütlichen, kommunikativen Mittagstisch ausgeschlossen werden, nur um Parkplätze und damit Geld zu sparen. Das würde den Ort, wenn schon denn schon, sehr beleben. Als Seniorenbeirätin dringe ich darauf, dieses Angebot, wie versprochen, der Allgemeinheit zu öffnen. Dadurch haben die Bewohner die Möglichkeit mit der ortsansässigen Bevölkerung in Kontakt zu treten und sich einzuleben. Für alle ist das doch eine Bereicherung, sonst müssten die Senioren noch mehr in der abgeschlossenen Welt des Stiftes leben. Die Konkurrenz des KWA-Saals in Ambach ist für den Pallaufsaal in Münsing unbedeutend. Der geplante Saal ist nur halb so groß und eignet sich gar nicht für Großveranstaltungen, wie sie im Pallaufsaal angestrebt werden. Die KWA wird Veranstaltungen in jedem Fall organisieren, nur werden die Bürger ausgeschlossen.“
Ein Tiefgaragendeck kann laut KWA entfallen, wenn die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird. Wo sind allerdings Parkplätze für die Pflegeplätze, das Schwimmbad und Besucher? Dafür sollen zwanzig Parkplätze gegenüberliegend auf der Ostseite des Simetsbergwegs nachgewiesen werden. Dieser Bereich ist Außenbereich und zudem nur für ein paar Jahre gepachtet. Eine Nutzung als Parkplatz wäre rechtswidrig, auch wenn diese Nutzung in der Vergangenheit teilweise geduldet worden ist. Wenn das Bauvolumen durch Wegfall eines ganzen Parkdecks verkleinert würde, wäre das zwar zu begrüßen, aber die Tiefgarage sollte ja gerade Autos von der Straße wegbringen. Oberirdisch bringt das leider gar nichts. Alle benötigten Stellplätze müssen auf dem Gelände von KWA untergebracht werden. Die Anpachtung von Parkplätzen kann enden. Sie stellt keinen dauerhaften Nachweis dar. Deswegen sollte auf den Nachweis der Parkplätze auf dem Gelände der KWA nicht verzichtet werden.
Wenn KWA sich verkalkuliert hat, kann dies nicht auf Kosten des Außenbereichs gehen. Unter Landschaftsschutzgesichtspunkten ist es ein Unding, wenn im Außenbereich ein Parkplatz entstehen soll, auch wenn dies für die Bauzeit als Wendefläche genutzt worden ist. Frühere unberechtigte Nutzungen können keinen Bestandsschutz erzeugen, wie der Gemeinde aus vielen anderen Verfahren bekannt ist.
Von den Bestandsbäumen, die erhalten werden sollten, steht nahezu keiner mehr, es hat ein fast vollständiger Kahlschlag stattgefunden.
Das Waldschlössl, das „als identifikationsstiftendes Merkmal“ erhalten werden sollte, wurde platt gemacht.
Wie zu hören war, kann das Vorhaben noch an der Zustimmung des Aufsichtsrats der KWA scheitern. Gibt es schon einen Plan B für diesen Fall? Hat die Gemeinde schon eine Dienstbarkeit eintragen lassen, dass die Umwandlung in Eigentumswohnungen der Zustimmung der Gemeinde bedarf?
Wir hätten gerne Antworten auf diese Fragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Professor Johannes Umbreit, Petra Schulze, Manfred Stecher, Dr. Gustav Neumeister, Mechthild Felsch
Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger lesen aus ihrem Krimi „Mich mag kein Schwein“
Münsing – Ein junger Tierarzt, der von seinen Patienten gehasst wird und sie deshalb am Liebsten behandelt, wenn sie in Narkose liegen. Dazu sein dubioser Onkel aus Amerika und eine Handvoll Auftragskiller. Das Ganze noch mit tiefsinnigen Humor gewürzt – und schon hat man einen ersten Eindruck des neuen Krimis von Veterinär Dr. Georg Unterholzner und seinem Co-Autor, Merkur-Redakteur Volker Ufertinger. „Mich mag kein Schwein“ ist ein unterhaltsames Werk, das man nicht so schnell aus der Hand legen will.
Einen kleinen Einblick in das Buch gewährten die Autoren kürzlich bei einer Lesung auf Einladung des Ostuferschutzverbandes im Münsinger Pfarrheim. Die musikalische Begleitung übernahm Anton Kometer aus Höhenrain mit seiner Drehorgel.
Während der Vorlesepausen zwischen den ausgesuchter Kapiteln interviewten sich die beiden Autoren gegenseitig. Der Ascholdinger Unterholzner entpuppte sich auf die Frage, warum er seine Hauptperson als übergewichtigen, von den Tieren gehassten jungen Mann darstellt, als „Columbo“-Fan. Columbo war der Titelheld einer US-TV-Serie, die ab 1967 auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Inspektor Columbo, dessen Gesicht ähnlich zerknautscht ist wie sein Trenchcoat, ist nicht gerade eine Augenweide, aber weltgewandt. „Und ich wollte keinesfalls so einen Tierarzt, wie er in Nachmittagsserien gezeigt wird, nämlich hübsch und smart“, so Unterholzner. Außerdem stehe er auf Geschichten wie „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ sowie die aus der Feder von Friedrich Dürrenmatt. „Eben skurril, aber in sich logisch. Eine schwierige Situation, aus der man einfach so wieder herauskommt – das war mir zu billig.“
Journalist Ufertinger verriet, dass ihm das Angebot des Hauptautors, bei dem Roman mit zu wirken, nicht unbedingt zum passenden Zeitpunkt ereilte. „Ich war gerade Vater von Zwillingen geworden – da hat man erst einmal anderes im Kopf.“ Doch Unterholzner ließ nicht locker: „Ich war an einem Punkt, an dem die Geschichte immer verworrener geworden ist. Ich brauchte einfach einen Cut“, so der Veterinär mit der Krimi-Leidenschaft. „Schließlich hat er nicht mehr nein gesagt – und deshalb sitzen wir jetzt hier.“
Das Buch spielt in Münsing und Umgebung. „Genau das macht mit seinen Reiz aus“, sind sich Lilo Hacker und Constance Lämmle, Besucherinnen der Lesung, einig. „Man fährt bei der Verfolgungsjagd praktisch im Auto mit, weil man die Umgebung kennt, und man ist Teil der Geschichte“, ergänzte Sophie Herold. Die „ironisch-schräge“ Erzählweise der zwei Autoren begeistert alle – und auch, wie sich Unterholzner und Ufertinger nicht nur im Gespräch die Bälle zuwarfen, sondern beim Vorlesen die Rollen der Hauptpersonen quasi verkörperten: sowohl mit ihren Stimmen als auch mit ihrer Mimik.
Als absolut passend dazu erwies sich Kometer. Der Höhenrainer spielte die Drehorgel und sang „Jennerwein“ und „Meckie Messer“. Fazit: Ein kurzweiliger Abend, der viel zu schnell zu Ende ging. SABINE HERMSDORF-HISS
Info
Das Buch „Mich mag kein Schwein“ von Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger ist unter ISBN 978-3-86222-457-9 im Volk Verlag München erschienen. Es kostet 18 Euro.
Sabine Hermsdorf-Hiss, Isar-Loisachbote, 27. und 28. Januar 2024
Die beiden Protagonisten sind: Ein Tierarzt, dem seine Patienten überdeutlich mit Bissen und Tritten klar machen, dass sie ihn nicht mögen und dessen von Auftragskillern ver-folgtem Onkel aus Amerika.
Autoren sind Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger. Unterholzner ist seit 20 Jahren Amtstierarzt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und leidenschaftlicher Krimiautor. In Zusammenarbeit mit seinem Co-Autor Volker Ufertinger, Redakteur beim Münchner Merkur, erzählt er die skurrile Geschichte des hundert Kilo schweren, jungen Tierarztes Karl Hornsteiner, der von allen Tieren, die nicht in Narkose liegen, regelrecht gehasst wird. Ein weiterer schräger Typ ist eben jener Onkel Joe, ein Hollywoodfotograf, der durch ein Bild, das er von Marilyn Monroe geschossen hatte, berühmt geworden ist. Nun steckt er in Schwierigkeiten und Karl gleich mit.
Die musikalische Begleitung übernimmt Anton Kometer auf der Drehorgel. Er hat seine „Musik Rollen“ durchforstet und wird passend zum Thema Titel wie Mackie Messer, den Jennerwein oder Küchenlieder beisteuern und er singt den entsprechenden Text dazu.
Wir freuen uns wieder auf eine schöne Veranstaltung und freuen uns auf Ihr Kommen. Eintritt 12 Euro
Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger lesen aus ihrem Krimi „Mich mag kein Schwein“
Münsing – Ein junger Tierarzt, der von seinen Patienten gehasst wird und sie deshalb am Liebsten behandelt, wenn sie in Narkose liegen. Dazu sein dubioser Onkel aus Amerika und eine Handvoll Auftragskiller. Das Ganze noch mit tiefsinnigen Humor gewürzt – und schon hat man einen ersten Eindruck des neuen Krimis von Veterinär Dr. Georg Unterholzner und seinem Co-Autor, Merkur-Redakteur Volker Ufertinger. „Mich mag kein Schwein“ ist ein unterhaltsames Werk, das man nicht so schnell aus der Hand legen will.
Einen kleinen Einblick in das Buch gewährten die Autoren kürzlich bei einer Lesung auf Einladung des Ostuferschutzverbandes im Münsinger Pfarrheim. Die musikalische Begleitung übernahm Anton Kometer aus Höhenrain mit seiner Drehorgel.
Während der Vorlesepausen zwischen den ausgesuchter Kapiteln interviewten sich die beiden Autoren gegenseitig. Der Ascholdinger Unterholzner entpuppte sich auf die Frage, warum er seine Hauptperson als übergewichtigen, von den Tieren gehassten jungen Mann darstellt, als „Columbo“-Fan. Columbo war der Titelheld einer US-TV-Serie, die ab 1967 auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Inspektor Columbo, dessen Gesicht ähnlich zerknautscht ist wie sein Trenchcoat, ist nicht gerade eine Augenweide, aber weltgewandt. „Und ich wollte keinesfalls so einen Tierarzt, wie er in Nachmittagsserien gezeigt wird, nämlich hübsch und smart“, so Unterholzner. Außerdem stehe er auf Geschichten wie „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ sowie die aus der Feder von Friedrich Dürrenmatt. „Eben skurril, aber in sich logisch. Eine schwierige Situation, aus der man einfach so wieder herauskommt – das war mir zu billig.“
Journalist Ufertinger verriet, dass ihm das Angebot des Hauptautors, bei dem Roman mit zu wirken, nicht unbedingt zum passenden Zeitpunkt ereilte. „Ich war gerade Vater von Zwillingen geworden – da hat man erst einmal anderes im Kopf.“ Doch Unterholzner ließ nicht locker: „Ich war an einem Punkt, an dem die Geschichte immer verworrener geworden ist. Ich brauchte einfach einen Cut“, so der Veterinär mit der Krimi-Leidenschaft. „Schließlich hat er nicht mehr nein gesagt – und deshalb sitzen wir jetzt hier.“
Das Buch spielt in Münsing und Umgebung. „Genau das macht mit seinen Reiz aus“, sind sich Lilo Hacker und Constance Lämmle, Besucherinnen der Lesung, einig. „Man fährt bei der Verfolgungsjagd praktisch im Auto mit, weil man die Umgebung kennt, und man ist Teil der Geschichte“, ergänzte Sophie Herold. Die „ironisch-schräge“ Erzählweise der zwei Autoren begeistert alle – und auch, wie sich Unterholzner und Ufertinger nicht nur im Gespräch die Bälle zuwarfen, sondern beim Vorlesen die Rollen der Hauptpersonen quasi verkörperten: sowohl mit ihren Stimmen als auch mit ihrer Mimik.
Als absolut passend dazu erwies sich Kometer. Der Höhenrainer spielte die Drehorgel und sang „Jennerwein“ und „Meckie Messer“. Fazit: Ein kurzweiliger Abend, der viel zu schnell zu Ende ging. SABINE HERMSDORF-HISS
Info
Das Buch „Mich mag kein Schwein“ von Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger ist unter ISBN 978-3-86222-457-9 im Volk Verlag München erschienen. Es kostet 18 Euro.
Sabine Hermsdorf-Hiss, Isar-Loisachbote, 27. und 28. Januar 2024
Die beiden Protagonisten sind: Ein Tierarzt, dem seine Patienten überdeutlich mit Bissen und Tritten klar machen, dass sie ihn nicht mögen und dessen von Auftragskillern ver-folgtem Onkel aus Amerika.
Autoren sind Dr. Georg Unterholzner und Volker Ufertinger. Unterholzner ist seit 20 Jahren Amtstierarzt im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und leidenschaftlicher Krimiautor. In Zusammenarbeit mit seinem Co-Autor Volker Ufertinger, Redakteur beim Münchner Merkur, erzählt er die skurrile Geschichte des hundert Kilo schweren, jungen Tierarztes Karl Hornsteiner, der von allen Tieren, die nicht in Narkose liegen, regelrecht gehasst wird. Ein weiterer schräger Typ ist eben jener Onkel Joe, ein Hollywoodfotograf, der durch ein Bild, das er von Marilyn Monroe geschossen hatte, berühmt geworden ist. Nun steckt er in Schwierigkeiten und Karl gleich mit.
Die musikalische Begleitung übernimmt Anton Kometer auf der Drehorgel. Er hat seine „Musik Rollen“ durchforstet und wird passend zum Thema Titel wie Mackie Messer, den Jennerwein oder Küchenlieder beisteuern und er singt den entsprechenden Text dazu.
Wir freuen uns wieder auf eine schöne Veranstaltung und freuen uns auf Ihr Kommen. Eintritt 12 Euro
Kriegsende und Nachkriegszeit in der Gemeinde Erzählte Erinnerungen
Der dritte Band der Reihe „Chronik Münsing“ ist den Erinnerungen von 25 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gewidmet, die das Kriegsende 1945 miterlebt haben und längere Zeit in Münsing, Holzhausen, Degerndorf, Ammerland, Ambach, Attenkam, St. Heinrich, Sonderham oder Weipertshausen gelebt haben. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Ereignisse sie als besonders prägend für sich selbst, ihre Familie oder die Dorfgemeinschaft empfunden haben und was aus ihrer Sicht das „Früher“ vom „Heute“ unterscheidet.
Die hier abgedruckten Interviews sind sehr persönliche Zeugnisse über eine Zeit, die geprägt war von Verlust und Schmerz infolge des Zweiten Weltkriegs, den Umgang mit den Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, dem Eintreffen und der Integration von Vertriebenen und dem hoffnungsvollen Neustart in den Jahren des Wirtschaftswunders. Die Erzählungen führen zurück in eine Lebenswirklichkeit, die uns – obwohl sie nur einige Jahrzehnte zurückliegt – heute sehr fremd erscheint. Der Band ist mit zahlreichen historischen Fotografien ausgestattet.
Format 16,5 x 24 cm, Hardcover, gebunden, 228 Seiten, 24,90 €
ISBN 978-3-9822633-3-5
Zeitungsberichte:
Süddeutsche Zeitung, Wolfratshauser SZ vom 21. November 2023
Der Ammerlander Medien-Künstler Christoph Brech gestaltete die sieben Chor- und Oratorienfenster in der Kirche am Giesinger Berg. Brech übernahm die Neugestaltung der 11 Meter hoch aufragenden Fenster mit einer Fläche von insgesamt 85 qm² . Seine gewählten Themen „Himmel“, „Luft“ und „Atem“ führten den aus einem medizinisch vorgeprägten Elternhaus stammenden Künstler schließlich zum Motiv der menschlichen Lunge, die vom Thorax, dem Brustraum, geschützt wird. Grundlage waren Röntgenaufnahmen. Das Licht fällt in zarten Blau- und Weißtönen durch die mehr als tausend künstlerisch abgewandelten Thorax-Aufnahmen, die fast wie Schmetterlinge wirken. Die hellen Lungenflügel sind besonders gut erkennbar und verweisen auf die menschliche Verletzlichkeit. Schon wenige Monate nach ihrer Einweihung gewannen die Kirchenfenster an brisanter Bedeutung durch die plötzliche weltweite Ausbreitung von Corona, dem Covid-19- Lungenvirus.
Samstag, 23. Sep. 2023 um 18:30 in der Lothhof Tenne in Münsing
„Der ganz offene Brief“
Lesung von Johann von Bülow
In den Jahren 1957 bis 1961 erschien in der Illustrierten QUICK die Kolumne „Der ganz offene Brief„. LORIOT unterrichtete in jenen Anschreiben die Redaktion und die Leser über Seltsamkeiten des öffentlichen Lebens, zeichnete ein Sittengemälde der jungen Bundesrepublik und machte den ersten Schritt vom Illustrator zum Autor. Danach gerieten die Werke lange Jahre in Vergessenheit und wurden erst 2014 im Wege der gleichnamigen Buchveröffentlichung (hrsg. von S. v. Bülow, P. Geyer und OA Krimmel) wiederentdeckt.
Donnerstag, 28. September 2023, Isar-Loisachbote / Lokalteil
Satirisches Sittengemälde
Johannes von Bülow begeistert mit seiner Loriot-Lesung – Humorist wäre heuer 100 geworden von TANJA LÜHR
Münsing– Am Loriot-Gedenktag auf Gut Nantesbuch in Bad Heilbrunn im Juli war Petra Schulze dem Theater- und Filmschauspieler Johann von Bülow zum Schluss extra hinterhergerannt, um ihn nach seiner Schuhgröße zu fragen. Verwundert gab dieser Auskunft. Am Samstagabend erfuhr er nun den Grund für die Neugier der Vize-Vorsitzenden des Ostuferschutzverbands (OSV). Bevor er aus Loriots Kolumne „Der ganz offene Brief“ las, überreichte sie ihm ein Paar von OSV-Vorstandsmitglied Mechthild Felsch gestrickte Socken. Anthrazitfarben mit roter Spitze aus Regia-Wolle, vierfädig – genau solche, wie Vicco von Bülow sie jahrelang bei der Münsingerin Josefine Schmid (inzwischen 90) bestellt hatte. Außerdem gab es gelbe Gummi-Entchen für den Vorleser, der entfernt mit Vicco von Bülow alias Loriot verwandt ist, sowie für Susanne von Bülow. Die Tochter des Münsinger Ehrenbürgers lebt noch zeitweise im Haus der Familie in Wimpasing.
100 Jahre alt wäre ihr Vater heuer geworden. Aus diesem Anlass hatte der OSV zu der Lesung in die Loth Hof Tenne der Familie Mair eingeladen, wo an dem Abend kein Stuhl unbesetzt blieb.
Zwischen 1957 und 1961 war in der Illustrierten „Quick“ die Kolumne „Der ganz offene Brief“ erschienen. In Text und Bild zeichnete der noch junge Karikaturist und Autor Loriot darin im Wechsel mit seinem Ambacher Kollegen Manfred Schmidt, Schöpfer des Meisterdetektivs Nick Knatterton, ein Sittengemälde der damaligen Bundesrepublik – zwischen Wirtschaftswunder, Verordnungsdschungel und Italienliebe. Die 115 satirischen Beiträge wären wohl in Vergessenheit geraten, hätte Susanne von Bülow 2014 nicht gemeinsam mit Peter Geyer ein Buch mit ihnen herausgegeben.
Vorleser Johann von Bülow erwies sich als ganz hervorragende Wahl. Mit näselnder Stimme traf er den distinguierten Ton der Briefe. Mit russischem Akzent – der Kalte Krieg hatte damals eine große Rolle gespielt – trug er die Texte über Wettrüsten und Atombomben vor. In einwandfreiem Wiener Dialekt gab er einen Antwortbrief eines Österreichers zu Toni Sailer wider. Der Schauspieler ließ sein ganzes Talent in Betonung, Mimik und Gestik einfließen.
„Sehr geehrte Quick“, beginnt jeder Text. Zu „Laika“, der ersten Hündin, die 1957 von den Russen mit einem Raumflugkörper ins Weltall geschickt worden war, bemerkte Loriot bedauernd, dass seine beiden Möpse „in solchen Dingen gar keinen Ehrgeiz zeigen“. Elvis Presley bezeichnete er als „teuerste Nervensäge der Welt“ und einen neuartigen „Taschen-Lügendetektor für den innerfamiliären Bereich“ als Bedrohung für jede Ehe.
Manches würde heute nicht mehr durchgehen, weil zu frauenfeindlich. Das Publikum lachte trotzdem herzlich über eine angebliche wissenschaftliche Erkenntnis, die Loriot aufgegriffen hatte: „Lebensbedrohlich für das männliche Herz ist“ – bedeutungsvolle Pause – „der weibliche Redeschwall.“ Oft waren es Alltagsbeobachtungen, die der unsterbliche Humorist thematisierte. Da waren die schmalen Olivengläser, deren Inhalt nur mit Mühe zu entnehmen war, oder die 29 Stecknadeln im neuen Herrenhemd, bei dem man die letzte Nadel stets zu entfernen übersah. In seiner Kolumne nahm Loriot viele Dinge aufs Korn, die sich in seinen späteren Fernsehsketchen wiederfanden. Der „Hosenkauf“ ist eindeutig eine Fingerübung für den Sketch, in dem der Mann mit der Hose in den Kniekehlen das Bekleidungsgeschäft verlässt.
Mitunter besaß der junge Vicco von Bülow einen prophetischen Blick. Etwa, als er sich darüber ausließ, dass im Fernsehen Ehestreitigkeiten geschlichtet und fristlose Entlassungen rückgängig gemacht würden. Reality-TV gab es erst viel später. Vor 50 Jahren schon monierte er in der ihm eigenen, blumenreichen Sprache die Kurzlebigkeit von Industrieerzeugnissen und die Taktik dahinter.
Köstlich sind die Karikaturen zu jedem Thema, etwa die zum Massentourismus mit der Bildunterschrift „Die Deutschen haben sich den italienischen Stiefel angezogen“, wo ein Mann sich tatsächlich in einen Schuh mit extrahohem Schaft zwängt. 1961 wurden die Zuckerung des Weins und die Zugabe verschiedener Chemikalien erlaubt. Weinkenner Loriot spottete, dass trotzdem noch jeweils genau eine Traube den Weg ins Fass finde. Damit hatte er sich natürlich keine Freunde unter den Winzern gemacht. Aus Angst vor Repressalien bat er die Redaktion der „Quick“ um Entbindung vom „Ganz offenen Brief“. Die Antwort lautete zwar „Nein!“, er hörte trotzdem auf und wurde auf anderen Gebieten erfolgreich, bekannt und beliebt.
nches würde heute nicht mehr durchgehen, weil zu frauenfeindlich. Das Publikum lachte trotzdem herzlich über eine angebliche wissenschaftliche Erkenntnis, die Loriot aufgegriffen hatte: „Lebensbedrohlich für das männliche Herz ist“ – bedeutungsvolle Pause – „der weibliche Redeschwall.“ Oft waren es Alltagsbeobachtungen, die der unsterbliche Humorist thematisierte. Da waren die schmalen Olivengläser, deren Inhalt nur mit Mühe zu entnehmen war, oder die 29 Stecknadeln im neuen Herrenhemd, bei dem man die letzte Nadel stets zu entfernen übersah. In seiner Kolumne nahm Loriot viele Dinge aufs Korn, die sich in seinen späteren Fernsehsketchen wiederfanden. Der „Hosenkauf“ ist eindeutig eine Fingerübung für den Sketch, in dem der Mann mit der Hose in den Kniekehlen das Bekleidungsgeschäft verlässt.
Mitunter besaß der junge Vicco von Bülow einen prophetischen Blick. Etwa, als er sich darüber ausließ, dass im Fernsehen Ehestreitigkeiten geschlichtet und fristlose Entlassungen rückgängig gemacht würden. Reality-TV gab es erst viel später. Vor 50 Jahren schon monierte er in der ihm eigenen, blumenreichen Sprache die Kurzlebigkeit von Industrieerzeugnissen und die Taktik dahinter.
Köstlich sind die Karikaturen zu jedem Thema, etwa die zum Massentourismus mit der Bildunterschrift „Die Deutschen haben sich den italienischen Stiefel angezogen“, wo ein Mann sich tatsächlich in einen Schuh mit extrahohem Schaft zwängt. 1961 wurden die Zuckerung des Weins und die Zugabe verschiedener Chemikalien erlaubt. Weinkenner Loriot spottete, dass trotzdem noch jeweils genau eine Traube den Weg ins Fass finde. Damit hatte er sich natürlich keine Freunde unter den Winzern gemacht. Aus Angst vor Repressalien bat er die Redaktion der „Quick“ um Entbindung vom „Ganz offenen Brief“. Die Antwort lautete zwar „Nein!“, er hörte trotzdem auf und wurde auf anderen Gebieten erfolgreich, bekannt und beliebt. VON TANJA LÜHR
Münsing Aktuell Nr. 3 – 2023
„Ich kenne mich besser mit Loriot- Sketchen aus, als Ralf Schmitz“, behauptet Anfang dieses Jahres die 13jährige Alley in der Spielshow „Klein gegen Groß“. Schön zu sehen, wie Loriot auch in den nächsten Generationen präsent ist! Man sprach darüber, dass Loriot, alias Bernhard-Viktor Christoph-Carl, kurz Vicco von Bülow am 12. November 100 Jahre alt geworden wäre. Schon hier reifte die Idee, ihn mit einer ganz besonderen Veranstaltung zu feiern (s.u.). Das war uns dann auch möglich, da Loriot und seine Familie seit Jahrzehnten treue und interessierte OSV Mitglieder sind, die sich engagiert, aber stets zurückhaltend einbringen.
Bei unserer OSV-Lesung am 23. September müssen wir auf Sätze wie: „Ich lasse jetzt die Ente zu Wasser“, „Früher war mehr Lametta!“, „Ja wo laufen sie denn?“ oder „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen!“ verzichten. Dafür hören wir sehr satirisch „aktuelle Ereignissen, kuriose Meldungen und alltäglichen Erlebnisse“ und sehen viele Karikaturen, die bisher kaum jemand zu Gesicht bekommen hat. Um Loriot selbst zu zitieren: „Meine Zeichnungen sind Handarbeit, ausgeführt in wasserfester Tusche auf Papier. Mein grafisches Gesamtwerk wäre im Bedarfsfall also kompostierbar!“
Bei der Enthüllung des Pocci Denkmals in Münsing war unter den Zuschauern auch Vicco von Bülow alias Loriot Foto: Neubauer, Süddeutsche Zeitung vom 18./19. März 2006
Nochmals zur Erinnerung: Der Pirol ist der Wappenvogel Derer von Bülow und heißt auf Französisch „Loriot“. Dabei legte der Meister besonderen Wert darauf, keinesfalls mit „Herr Loriot“ angesprochen zu werden.
Vicco von Bülow wurde in Brandenburg an der Havel geboren. Am 12.11.1923 „lernte ich mit einer Länge von 50 cm und einem Gewicht von 7 Pfund meine Eltern kennen.“ Von 1963 an bis zu seinem Tod am 22.8.2011 lebte er in Ammerland. Sein Grab befindet sich in Berlin. 1993 wurde er Ehrenbürger Münsings. Damals wie heute wissen wir Gemeindebürger, wie man mit „unseren Promis“ lebt: Ein freundliches Kopfnicken, ansonsten lässt man sie in Ruhe. Freunde und Nachbarn berichten, dass Loriot in der Öffentlichkeit nie auffiel. Kannte man ihn näher, fiel das Schutzschild der Ironie weg, es wurde herzlich gelacht und man konnte über alles sprechen.
Im Sommer 1989 fand das viele Jahre sehr beliebte „Spiel ohne Grenzen“ am Schweiblbach in der Gemeinde Münsing statt. Zwei Gemeinden traten in sportlichem Wettstreit gegeneinander an, unterstützt von einem Rateteam. In unserem saß neben dem damaligen Bürgermeister Silvester Pölt auch Loriot. Nach 34 Jahren spiegeln die verschwommenen Bilder noch immer den spitzbübischen Witz des damals 66jährigen wieder. Der Moderator Michael Schanze fragte ihn: „Sind Sie ein Pedant?“ Darauf sehr spontan: „Ich bin pingelig, wenn Sie’s genau wissen wollen!“
Jede Gemeinde wurde mit einem kleinen Werbefilm vorgestellt. Loriot hat unseren damals mit folgenden Kommentaren unterlegt: „An klaren Tagen stehen die Alpen direkt vor der Türe. Damit uns das nicht zu viel wird, sind sie bei Dunst und Nebel unsichtbar.“ oder „In München sind die Mieten nur deswegen so hoch, weil Münsing in einer halben Stunde erreichbar ist!“
Die gegnerische Partei aus Recklinghausen wurde von Hape Kerkeling auf der Bühne unterstützt. Wir haben ihn nach 34 Jahren angeschrieben und ihn zu Loriot befragt. Freundlicherweise hat er uns umgehend einen Text zukommen lassen, den er anlässlich von Loriots Tod 2011 im Spiegel veröffentlichte. Darin heißt es: „ Auf eine internationale Karriere hat Loriot ja immer verzichtet, da er nach eigenem Bekunden Worte wie ‚Sitzgruppe‘ oder ‚Auslegeware‘ für nicht ins Englische übersetzbar hielt. Aber für unsere Nation war er so etwas wie der heimliche Bundespräsident….. Dieser liebenswürdige, menschenfreundliche, kluge, gebildete und edle Preuße!“
Über einige Besonderheiten unseres Ehrenbürgers Loriot möchten wir noch berichten.
Wer zum „Neujahranblasen“ der Blaskapellen oder welche Sternsinger an Dreikönig im Ortsteil Wimpasing mitgehen durften, wurde heiß debattiert. War es doch eine besondere Ehre, wenn Loriot selbst zum Taktstock griff oder neben Geld für die Sammelbüchse noch etwas für die durchgefrorenen Dreikönige bereithielt.
Nachbarn haben Loriot nicht als Sportler mit Spazierstöcken oder im Laufdress in Erinnerung. Nur das weithin hörbare Ping Pong – Ping Pong zeugte von Tischtennisspielen mit seinem Freund Patrick Süskind.
Sicher allen Gemeindebürgern ist das SZ- Interview mit Josefine Schmid noch im Gedächtnis, das sie zum 10. Todestag von Loriot gab. Darin verriet sie, dass dieser gerne von ihr persönlich handgestrickte, anthrazitfarbene Socken mit einer knallroten Spitze trug, natürlich ausschließlich aus vierfädiger Regia-Wolle.
Aus dem Flurfunk der Münsinger Briefträger/innen gibt es noch eine nette Geschichte: Früher kamen Glückwunschtelegramme per Telefon in der Poststelle an. Man nahm diese handschriftlich auf, tippte das Ganze dann in das dafür vorgesehene Schmuckblatt und fuhr dieses wichtige Telegramm umgehend an den Empfänger aus. Loriot, der immer einen ganze Reihe von Telegrammen zum Geburtstag bekam, bat in seiner bescheidenen Art darum, diese zu sammeln und ihm am nächsten Tag gebündelt zu übergeben.
Als unser ehemaliger OSV Vorsitzender Dr. Florian Müller als Gemeinderat und dritter Bürgermeister verabschiedet wurde, bekam er, wie auch eine ganze Reihe ausscheidender Gemeinderäte, diese herrliche Karikatur von der Gemeinde.
Der Münsinger Gemeinderat, Bildrechte Studio Loriot
Nachruf im Heute Journal vom 23.8.2011:
„Loriots Humor ist anarchisch, zugleich bürgerlich, subversiv aber nicht ätzend, elegant aber nicht elitär, durchaus anzüglich aber nie obszön, spöttisch aber immer menschenfreundlich. Ein Humor über den man lauthals lachen konnte, aber ohne die Schenkelklopfer heutiger Comedians. Wäre jemals jemand auf die Idee gekommen, Loriot einen Comedian zu nennen? Natürlich nicht. Er war eine andere Welt: Individualist, Feingeist, Vielkönner.“
Das Bundesministerium der Finanzen bringt am 28. September 2023 zu Ehren des 100. Geburtstag eine 20-Euro-Silbermünze heraus. Diese „Sammlermünzen greifen historische, kulturelle oder gesellschaftspolitische Themen auf, die für Deutschland von Bedeutung sind.“ Welch wohlverdiente Ehre! Eine Briefmarke wird am 2. November 2023 erscheinen.
Am 23.9. findet um 18:30 Uhr die OSV-Lesung „Der ganz offene Brief“ in der Lothoftenne in Münsing statt.
Diese „Seltsamkeiten des öffentlichen Lebens“ erschienen in den 1960er Jahren als Kolumnen in der Illustrierten Quick, immer abwechselnd mit seinem Vorbild und Ambacher Freund Manfred Schmidt. Der Schauspieler Johann von Bülow, ein Mitglieder dieser großen, mecklenburgischen Familie, stellt sich für eine „Nachbarschaftslesung“ zur Verfügung. Bereichert mit wunderbaren Karikaturen wird dieses „Sittengemälde der jungen BRD“ sicher ein Augen- und Ohrenschmaus sein.
Während der OSV mit seiner Lesung Loriot als Autor zum Thema nimmt, geht es beim Festkonzert am 12.11.23 in der Isarphilharmonie um „Loriot und die Musik – eine Liebesgeschichte“. Eintrittskarten über „München Ticket“.
Loriot bleibt für immer in unserem Gedächtnis, schon alleine wegen der Ampelanlage in Münsing, die uns täglich an ihn erinnert, denn „egal, von welcher Seite man sich ihr nähert, sie ist immer rot!“
Stemmen sich gegen den Verfall der Villa Max: Mitglieder des Schutzverbandes für das Ostufer des Starnberger Sees protestierten am Sonntag, am Tag des offenen Denkmals, auf der Südlichen Seestraße in Ammerland. Fotos: M. Felsch
Schutzverband demonstriert für Erhalt der Villa Max
Ammerland – „Wir sind hier, wir sind laut“, skandierten am Sonntagnachmittag rund 30 Mitglieder des Schutzverbandes für das Ostufer des Starnberger Sees vor der Hecke der Villa Max – und stoppten mit ihrer Protestaktion vorübergehend den Strom an Radfahrern und Passanten auf der Südlichen Seestraße in Ammerland.
„Tag des verrottenden Denkmals“, „Das Haus des Affenmalers Max wird zum Affentheater“ und „Hier wird der Denkmalschutz im Starnberger See versenkt“ lauten einige der Aufschriften auf den Transparenten, die die Demonstranten hochhielten. „Sauer“ sind die Vize-Vereinsvorsitzende Petra Schulze und ihre Mitstreiter – konkret auf die Untere Denkmalschutzbehörde am Landratsamt in Bad Tölz sowie auf das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München. Beide Behörden, so der Ostuferschutzverband, würden im Fall der Villa Max, die nach und nach verfalle, nichts unternehmen. Auf einen Brandbrief, abgeschickt im Juli (wir berichteten), habe die Untere Denkmalschutzbehörde bis auf den Tag nicht geantwortet.
Der Streit um den Erhalt der denkmalgeschützten Villa des Malers Gabriel von Max schwelt seit über 25 Jahren. Nach Wunsch der aktuellen Eigentümerfamilie soll das Gebäude abgerissen werden und an der Stelle ein Neubau entstehen. Die Erteilung einer Abrissgenehmigung wurde bisher allerdings dreimal versagt. Immer wieder schalteten sich Unterstützer für den Erhalt der Villa in den Prozess als Vermittler ein, es gab Gespräche über mögliche Sanierungskonzepte – alles ohne sichtbaren Erfolg.
Der Wegbruch des rechten Stützpfeilers des Vorbaus an der Villa vor rund acht Wochen war für den Ostuferschutzverband (OSV) erneuter Anlass, sich gemäß seiner satzungsgemäßen Aufgaben in das Geschehen einzumischen und die zuständigen Behörden über den fortgeschrittenen Verfall des Denkmals zu informieren. Es bestehe die Gefahr, dass der gesamte Hausvorbau einknicke. „Die sollen am Ball bleiben“, fordert Schulze von Denkmalschutzbehörde und -amt, die Anordnung sofortiger Erhaltungsmaßnahmen sei laut der bayerischen Denkmalschutzordnung rechtlich möglich und aus Sicht des Verbandes dringend nötig.
In seinem Brandbrief hatte der OSV, der am bundesweiten Tag des Denkmals vor der Villa Max protestierte, die Vermutung geäußert, dass die Eigentümer den Einsturz des Vorbaus bewusst in Kauf nehmen: „Auf diese Weise soll offenbar gezielt die völlige Vernichtung des Denkmals weitergetrieben werden, sodass endlich die ersehnte Abbruchgenehmigung erteilt wird.“ nd Isar-Loisachbote, 13.09.2023
Schutzverbandes für das Ostufer des Starnberger Sees – Geschichte (1929 – 2018)
von Manfred Stecher
Die Geschichte des Ostuferschutzverbandes beginnt im Grunde mit dem Automobilverkehr auf der Seestraße. Diese war offenbar schon vor dem Ersten Weltkrieg für den allgemeinen Verkehr gesperrt, weil aus dieser Zeit schon Bedingungen für die Sonder-Fahrgenehmigung für Seeanlieger berichtet sind. Jedes Auto wirbelte damals auf der nicht-asphaltierten Seestraße eine Staubwolke auf, die der Wind in die dahinterliegenden Gärten trieb. Den Anwohnern war zudem bewusst, dass jede Maßnahme zur Erleichterung des Verkehrs auf der Seestraße eine Minderung der landschaftlichen Schönheit zur Folge haben musste.
Pläne des Bezirksamts Wolfratshausen von 1926, die Ostufer-Seestraße auf 6 bis 7 m zu verbreitern – angeblich unter Beibehaltung des allgemeinen Fahrverbots auf Dauer –, stießen auf Misstrauen und heftigen Widerspruch der Anlieger und der Naturschützer. Auch die Zäune sollten weit zurückversetzt werden, damit „die zahlreichen Fußgänger sich nicht eingeengt fühlten“. Um die Zaun-Frage wurden mehrere Prozesse geführt, die die Anwohner mit RA Dr. Reinhard Geigel gewannen. Die Auseinandersetzungen gipfelten in einer Versammlung aller Ammerlander Familienvorstände im Gasthof Gerer in Ammerland am 3. Aug. 1928 unter Leitung des Münsinger Bürgermeisters Ruhdorfer. Dabei stellte Dr. Heini Weber an die Verwaltungsbehörde den Antrag auf Anordnung, dass sämtliche Kfz nicht nach Ammerland hereinfahren dürfen mit Ausnahme von Ärzten, Notdiensten und Anliegern. Demgegenüber vertrat der Bezirksamtmann Dr. Lössl den Standpunkt, dass die Straßenschleife bestehend aus Hauptstraße, Seestraße und Kapellenweg in Ammerland für sämtliche Kfz geöffnet werden solle und erklärte, die Versammlung könne beschließen was sie wolle, es werde noch in diesem Jahr eine Vorschrift erlassen, die diese Schleife zur Einbahnstraße erkläre. Außerdem hätten die Ammerlander schon zweimal Abstimmungen mit verschiedenen Ergebnissen veranstaltet und das Bezirksamt mache dieses Affentheater nicht mehr mit. Die Abstimmung wurde trotzdem durchgeführt und verlief im Sinne des Antragstellers. Eine Beschwerde Paul Dinkelackers beim Regierungspräsidenten von Oberbayern führte zu „einer dienstaufsichtlichen Würdigung“ des Verhaltens von Dr. Lössl und zur Mitteilung des Regierungspräsidenten am 23. Juni 1929, dass auch künftig die Straßenschleife nur vom Postautomobil benützt werden dürfe.
Wenn es den Seeanliegern nur um diese Frage gegangen wäre, hätte der OSV nicht gegründet werden müssen. Doch es ging um mehr. Und so kam es am 5. August 1929 zur Gründung der Vereins „Schutzverband für das Ostufer des Starnberger Sees“ (OSV) im Gasthaus Bierbichler zu Ambach in Anwesenheit von 30 Vertretern aus allen Ostuferorten. Es war eine beitragsfreie Vereinigung, die sich wörtlich folgende Aufgaben gestellt hat: 1. Erhaltung der landschaftlichen Schönheit des Ostufers. Stellung des einzigartigen Seewegs unter amtlichen Naturschutz. (Anmerkung des Autors: „Seeweg“ = Seestraße) 2. Grundsätzliches Freihalten des Ostuferwegs vom allgemeinen Kfz-Verkehr. 3. Wahrung der Interessen der Ostufer-Bewohner (z.B. bei Anlegung von Stichstraßen) 4. Werbung für den Besuch des Ostufers als Sommerfrische mit dem Hinweis auf lärm- und staubfreien Aufenthalt infolge des Kfz-Verbots auf dem Seewege. 5. Verbesserung der Dampfschifffahrtsverhältnisse für das Ostufer, unter anderem: Einräumung eines Teils des Oberdecks für die vielen Reisenden der 2. Schiffsklasse.
Die Vereinigung wurde von einem Ausschuss geleitet, in den folgende Vertreter der Ostuferorte einstimmig gewählt wurden:
für Berg: Oberst von Poschinger, ab 1931 durch Lüderitz, Kempfenhausen, ersetzt
für Leoni: Dr. Werbrun, Herr F. Pohle
für Ammerland Kommerzienrat Ludwig Rank, Dr. med. Heini Weber, Schreinermeister Sebastian Wagner, Major d. L.(andwehr) Paul Dinkelacker
für Seeheim: Hofrat Dr. Schwörer, Direktor Gruss
für Ambach: Prof. Dr. Meder, Kommerzienrat Barth, Gastwirt Bierbichler
Der Vereinigung können angehören: Einheimische, Villenbesitzer und ständige Sommergäste.
Zum Vorsitzenden wurde Paul Dinkelacker gewählt, der die Gründung umsichtig vorbereitet hatte.
Die Mitgliederzahlen nahmen schnell zu und so notierte Dinkelacker:
Zeitpunkt
Ende August 1929
Herbst 1929
Ammerland
80
112
Ambach
80
81
Leoni
19
19
Berg
8
12
Seeheim
offen
15
Gesamt
ca. 200
239
Paul Dinkelacker (1873-1958)
Die Namensliste der 112 Ammerlander Mitglieder liegt vor. Auf der Jahresversammlung 1931 berichtete Dinkelacker von 350 Mitgliedern. W. Naager berichtete später von einer Mitgliederzahl von bis zu 400.
Es wurde nicht versäumt, die Presse (12 Zeitungen und Zeitschriften) über Gründung und Ziele der Vereinigung ausführlich zu informieren.
Der OSV verbuchte auch Erfolge bei der Vertretung im Gemeinderat: anstelle von OSV-Gegnern wurden im Januar 1930 die OSV-Mitglieder Gärtner Xaver Kink und Landwirt Sebald (Staudach) gewählt, womit bewiesen war, dass der OSV auch bei Ortsansässigen Anerkennung fand.
Bereits auf der Jahresversammlung am 12. August 1931 im neu eröffneten Café Hubertus in Ammerland berichtete Dinkelacker, dass viele Vereinsziele erreicht worden seien:
– Begrenzung der Uferpacht: durch Eingaben an die Würmseeadministration konnte erreicht werden, dass von einer weiteren Erhöhung abgesehen wurde. Nun sollte eine Senkung des Pachtzinses ausgehandelt werden. Hierzu nahm der OSV auch Kontakt mit Anliegern am Westufer auf.
– Errichtung einer Würmseeschleuse: Es bestanden Pläne zur Errichtung einer Schleuse zur Würm und zu deren Ausbaggerung. Als Vertreter des OSV fungierte Prof. Meder, der die Bedenken der Schiffhüttenbesitzer gegen ein zu weites Absenken des Seespiegels vorbrachte. Es sollte deshalb ein amtlicher Mindestwasserstand festgelegt werden. Die Schleuse sollte eine gleichmäßige Fließmenge für Kraftwerke und Papierfabriken an der Würm bewirken. Eine Nachfrage des Autors beim Landratsamt Starnberg Ende 2006 ergab, dass es bis dato keine Schleuse gibt. Offenbar sind die Pläne nicht realisiert worden.
Colombo Max „Dinkelacker als Autovertreiber“ in Dinkelacker-Chronik [6]
Dinkelacker selbst war u.v.a. Sachwalter für den Naturschutz im Deutschen Alpenverein. Die Kontrolle des Fahrverbots führte in Ammerland die dort stationierte Landpolizei durch. Die Anlage von Stichstraßen an die Uferorte Berg, Leoni, Ammerland, Seeheim und Ambach ist am ganzen Ufer durchgeführt worden. Das Konzept wurde unterstützt durch Parkplätze an den Ortseingängen in Ammerland (beim Gerer), Seeheim und Ambach. Von den von Gerer als notwendig bezeichneten 800,- Mark für die Auffüllung seiner Wiese stellten Mitglieder des OSV einen Großteil zur Verfügung. Es muss aber auch berichtet werden, dass die Hoteliers in Berg und Leoni sich massiv für die Erhaltung der Zufahrten zu ihren Hotels eingesetzt haben.
– In der Verbesserung der Dampfschifffahrtsverhältnisse war ein Teilerfolg zu vermelden: auf dem Dampfer „Tutzing“ wurde die Einheitsklasse eingeführt. Die überwiegende Zahl der Reisenden benutzte die 2. Schiffsklasse mit geringem Raum, der außerdem mit den Rauchern geteilt werden musste. Deshalb sollte das halbe Oberdeck für die 2. Klasse geöffnet werden. Doch es gab nur eine Treppe zum Oberdeck. Eine Lösung musste also noch gesucht werden. Diese Verbesserung sollte auch die fühlbare Abwanderung der Reisenden zum Postkraftwagen begrenzen, also den Fortbestand der Linienschifffahrt unterstützen.
– Auch mit aus heutiger Sicht erstaunlichen Details der Postzustellung beschäftigte sich der OSV: so wurde durch Antrag an die Oberpostdirektion erreicht, dass die Zustellung der Ambacher Post noch am Samstag Abend bewilligt wurde.
– Bei der Instandsetzung der Zäune sind Belästigungen durch die Aufsichtsbehörden unterblieben. Der OSV wies auf die Entscheidung des Obersten Landesgerichts hin, wonach für die Wiederherstellung von Zäunen, soweit sie in der bisherigen Form und Ausführung bleiben und sich nicht auf die ganze Grundstückslänge erstrecken, eine Genehmigung nicht erforderlich sei.
– Im Kampf gegen den Lärm der Außenbordmotoren konnte festgestellt werden, dass derzeit nur noch ein einziges nummernloses und deshalb schwer feststellbares Boot sich unliebsam bemerkbar mache.
Der OSV schloss sich auch einer Einsprache des Gemeinderats Berg und des Gemeindebundes gegen die Errichtung einer Brennerei mit Rauchschlot oberhalb des Schlosses Berg an.
Die Belege [2] enden schon Anfang der Dreißiger Jahre. Es ist anzunehmen, dass noch kleine Fortschritte erzielt wurden, sich die Situation am Seeufer auch im Dritten Reich nicht wesentlich änderte.
Am 15.3.52 schrieb Dinkelacker an Anny Bierbichler: „Unser Verein besteht nicht mehr, da seit der Ansiedlung der Flüchtlinge die Mehrheit für den Autobusverkehr auf dem Seeweg eingetreten ist. Beruhigend ist, dass unser Herr Landrat im Vorjahr mit Nachdruck sich für den Naturschutz auf dem Seeweg eingesetzt hat. Wir dürfen hoffen, dass er seinen Standpunkt, der dem Gesetz entspricht, nicht ändert.“ (Anmerkung: Seeweg = Seestraße)
Wolfgang Naager, der 1. Vorsitzende ab 1959, berichtete in [3]: „1945 kam die amerikanische Besatzung, setzte sich in Ammerland im Schrenck-Anwesen und vorübergehend in Ambach fest… Sie fanden ihr Vergnügen nicht nur darin, Zäune niederzureißen, weil derartiges in Amerika nicht üblich sei, sondern waren auch völlig uninteressiert an einer Schonung der Seestraße. Das führte aber verständlicherweise in der Folge dazu, dass deutsche Kraftfahrer sich auch nicht mehr im Geringsten um die Regeln zur Beschränkung des Autoverkehrs kümmerten. Daran änderte sich auch nichts, als die Amerikaner einige Jahre später ihren Ammerlander Stützpunkt räumten… Das wäre ja noch zu ertragen gewesen, wenn nicht der deutsche Wiederaufbau, verbunden mit einer Zunahme der zivilen Kfz … sich auch auf der Seestraße bemerkbar gemacht hätte. 1958/59 war es dann soweit, dass sich ähnlich wie 1928/29 die Kunde verbreitete, die Seestraße solle „geteert“ werden. Unter Teerung verstand die hellhörige Ostuferbevölkerung und verstanden vor allem die Anlieger zugleich die Verbreiterung zur zügig befahrbaren Autostraße.“
Naager fühlte sich veranlasst zu einem Aufmacher im „Isar-Loisachboten“, dessen Redaktion er angehörte, unter dem Titel „Seestraße in Gefahr – Kampf um ein Stück Heimat“. Darin forderte er zur Abwehr der offenkundig gewordenen Pläne auf. Der Erfolg war gewaltig und führte zur Neugründung des Schutzverbandes für das Ostufer des Starnberger Sees e.V. am 14. März 1959 im Gasthaus Bierbichler, Ambach.
Der Vorstand bestand aus Wolfgang Naager (1. Vorsitzender), Rolf Kratzer (Oberst a.D. 2. Vorsitzender) und Anny Bierbichler (Schatzmeister). Über einen Beirat ist nichts berichtet. Doch besteht ein Beirat, solange der Autor Mitglied des OSV ist. Wegen einer Erkrankung Naagers übernahm Rolf Kratzer das Amt des ersten Vorsitzenden von 1960 bis 64. Der Vorstand (Naager, Kratzer, Bierbichler) bestand bis 1969.
Diesmal sollte der Verband nicht wieder sang- und klanglos entschlafen können, weshalb er eine feste Satzung erhielt (bei deren Formulierung W.E. Süskind, Redakteur der Süddeutschen, tatkräftig mitwirkte) und ins Vereinsregister beim Amtsgericht Wolfratshausen eingetragen wurde.
Wolfgang Naager (1912 – 1990)
Die Satzung bezeichnete als Aufgabe des Verbandes die Erhaltung der Ruhe und landschaftlichen Eigenart in seinem Tätigkeitsgebiet. Letzteres erstreckt sich von der Linie Starnberg-Seeshaupt nach Osten bis zum Wiederabfall des Geländes in das Isar- und Loisachtal. Naager legte Wert darauf, dass nicht in regelmäßigen Abständen Neuwahlen der Vorstandschaft durchgeführt werden müssen, sondern nur bei Bedarf, weshalb die Satzung festlegte, dass die Mitgliederversammlung den Vorstand jeweils bis auf Widerruf wählt. Er hatte als Lokalreporter sehr oft erlebt, wie viel Zeit bei Jahresversammlungen mit Vorstandsneuwahlen verschwendet wurde. Später wurde die Satzung erweitert (s. unten).
Zur Erreichung des unmittelbaren Gründungsziels kann berichtet werden: die Teerung der Seestraße unterblieb zwar zunächst, erfolgte aber dann doch nach vorheriger Zusicherung, dass die Straße weder verbreitert noch für den Kfz-Verkehr freigegeben würde.
Landrat Lehmair erließ am 10. Febr. 1960 die Anordnung „Sperrung der Kreisstraße WOR 3 (heutige TÖL2) für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen“, die das Verfahren für Ausnahmegenehmigungen genau festlegte und eine Anordnung vom 28.1.1949 aufhob. Wann die Öffnung der Schleife Hauptstraße – Südliche Seestraße – Kapellenweg in Ammerland erfolgte, ist nicht bekannt. Gleichzeitig muss wohl der Parkplatz beim Gerer wieder in eine Wiese rückgebaut worden sein.
Dem Wunsch, die Nordgemeinden des Ostufers für den Verband zu interessieren, widmete sich eine Jahresversammlung am 30. Juli 1966 im Seehotel Leoni, die aber unglücklicherweise – damit war anscheinend nicht gerechnet worden – mit dem Endspiel um die Fußball-WM zwischen England und Deutschland zusammenfiel. Es kamen nur sehr wenige Mitglieder, dafür aber Landtagspräsident Hanauer und Landrat Lehmair, doch zogen sich die wenigen Mitglieder auch noch in ein Nebenzimmer des Hotels zur Übertragung des Endspiels zurück.
Naager berichtete über eine Äußerung Hanauers auf einer späteren Jahresversammlung des OSV im Dezember 1969. Naager hatte dargestellt, dass mittlerweise das Verständnis für die Erhaltung autofreier Straßen in landschaftlich schützenswerten Gebieten gewachsen sei und eines Tages ein Schutzverband wie der OSV überflüssig sein könnte. Darauf Hanauer: „Ihr Wort in Gottes Ohr. Ein Schutzverband wie der Ihrige wird angesichts der unaufhaltsamen Zunahme der Motorisierung in einigen Jahrzehnten noch wichtiger als heute.“
Neuer Vorstand: am 29. Nov. 1969 übernahm Kirchenrat a.D. Richard Eckstein den Vorsitz. 2. Vorsitzender blieb Rolf Kratzer und Schatzmeister blieb Anny Bierbichler. Nach dem Tod von Rolf Kratzer übernahm Dr. med. Wolfgang Kruis, ab 28. Juli 1973 das Amt des 2. Vorsitzenden. Am 26. Nov. 1979 wurde Dr. Wolfgang Kruis 1. Vorsitzender und Hubert Rank, Architekt, 2. Vorsitzender. Nach dem Tod von Anny Bierbichler übernahm Dr. Ludwig Rank (Dipl.-Ing. Hochbau) im Aug. 1980 das Amt des Kassiers.
Richard Eckstein (1899 – 1982)
In den 70iger Jahren begann dann für den OSV eine Phase wegweisender Entscheidungen und Umwälzungen [5]. Diese Zeit ist gekennzeichnet als Blüteperiode hochfliegender Strassenbaupläne. Immer wieder wurde der Status der Seestrasse diskutiert. Es handle sich ja um eine Kreisstrasse. Von Seiten der Behörde wurde argumentiert, dass eine Kreisstrasse uneingeschränkt dem öffentlichen Verkehr zur Verfügung stehen müsse. Dann wurde behauptet, eine Kreisstrasse innerorts ohne Bürgersteig – das ginge auf keinen Fall. Zur selben Zeit gelangte dann der Seeuferbericht, verfasst von der Staatsregierung, an die Öffentlichkeit. Ein eigener Seeuferweg wurde gefordert. In den teils aufgeregten Diskussionen vertrat der OSV (letztlich mit Erfolg) eine klare Linie. „Ein eigener Seeuferweg – ein herber Eingriff in die Natur- ist nicht notwendig. Dafür gibt es ja die Seestrasse; man muß sie nur dem öffentlichen Verkehr verwehren. Bürger-
steige sind völlig unsinnig, da sie nicht in der Lage sind, in Spitzenzeiten Hunderte von Wanderern und Spaziergängern zu fassen. Zwangsläufig muss die Strasse mit genutzt werden. Und diese moderne Lösung kostet weder Geld noch Verwaltungsaufwand “
Im Rahmen öffentlicher Förderprogramme sollte auch das gemeindeeigene Straßennetz ausgebaut werden. So sollte in Ambach die Strasse zum Bergfried und nach Luigenkam neu trassiert, geteert und für den touristischen Verkehr zum See hin ausgebaut werden, nicht zuletzt mit einem seenahen großen Parkplatz. Ein anderes Projekt war der Ausbau des landwirtschaftlichen Weges für den öffentlichen Verkehr durch das stille Kugelmühltal bis zur Einmündung in die Staatsstrasse und darüber hinaus die Fortführung einer Stichstrasse bis zur Stroblmühle.
Auch das Landratsamt plante. So sollte die Staatsstrasse südlich Buchscharns vom See weg in den Wald verlegt werden. Die zwischen der neuen Strassenführung und dem See liegende Fläche sollte dann der intensiven Naherholung zugeführt werden. Geopfert werden sollte bei dieser Aktion eine größere Sumpfwiesenfläche mit seltenen Pflanzen und der dort den Wasservögeln für die Brutzeit raumgebende Schilfbestand.
Ein besonderes Projekt – gefördert nicht zuletzt durch landesweit bekannte Politiker- war der Ausbau und die Errichtung touristischer Infrastruktur am Buchscharn. Eine Marina war geplant und zusätzlich eine Wochenendbewohnung im Sinne von Botels.
Alle diese Vorhaben konnten, insbesondere durch die Intervention des OSV, nicht zuletzt auch durch das zunehmend geweckte Bewusstsein in der Bürgerschaft und die daraus resultierende Protesthaltung, erfolgreich abgewehrt werden
Schließlich begann in dieser Zeit auch die Diskussion, ob es nicht genuine Aufgabe der Gemeindepolitik sei, das weitere Schicksal von besonderen Flächen und Bauwerken im Seeuferbereich aktiv mit zu gestalten. Das Poccischloss in Ammerland und das ehemalige ADAC Erholungsgelände am Karniffelbach in Pischetsried waren diesbezüglich im Brennpunkt des Interesses. Als für diese Gelände eine Besitzer- und Nutzungsänderung absehbar war, regten sich sofort Begierden von auswärtigen Investoren, deren Absichten keineswegs immer mit den Zielen des OSV übereinstimmten.
In dieser Phase der Arbeit erweiterte und änderte sich das Vorgehen des OSV. Neben den herkömmlichen Praktiken, nämlich Versammlungen abzuhalten und die Presse zu interessieren, wurde der Plan gefasst, Einfluss im Gemeinderat zu erlangen.
Es kam zur Gründung der „Unabhängigen Bürgerliste“ – der heutigen „Bürgerliste“, einer lokalpolitischen Gruppierung, deren Ziele teilweise deckungsgleich mit denen des OSV sind. Es war klar, dass der Erfolg des OSV nicht alleine durch Stellungnahmen an den Gemeinderat Münsing und andere Behörden und Organisationen bewirkt werden kann, sondern besser durch unmittelbare Mitwirkung im Gemeinderat. Ernst Kink war schon 1972 über die Ammerlander Liste Mitglied des Gemeinderats geworden. Zur Gemeinderatswahl 1978 trat die Bürgerliste zum erstenmal an und konnte auf Anhieb 3 Mitglieder in den Gemeinderat entsenden: Ernst Kink, Hubert Rank und Michael Bierbichler. Letzterer war damals Dirigent im Theater am Gärtnerplatz. Dieses Ereignis feierte Richard Eckstein mit einem Gedicht, aus dem hier zitiert wird:
Der guten Dinge sind stets drei
So ist’s auch da – ich sag’ es frei:
Mit Freude gratulieren wir
und zugleich statuieren wir:
Die Wahl kommt nicht nur uns gelegen,
auch der Gemeinde ist’s zum Segen,
wenn wackre Leute in ihr raten
und wenden ab so manchen Schaden.
Nicht immer wird’s erfreulich gehen,
Ihr werdet manchen Kampf bestehen
mit Dummheit und Kurzsichtigkeit
Ihr werdet haben manchen Streit.
Wir wünschen Euch in diesem Krieg
wie bei der Wahl noch manchen Sieg.
Ihr müsst nun fest zusammenhalten,
lasst Einigkeit stets bei Euch walten.
Ihr drei seid – wenn Ihr einig seid
`ne irdische Dreieinigkeit!
Wie der Dreifaltigkeit Gestalten
je in verschied’ner Weise walten,
hat in Eurer Dreieinigkeit
ein jeder seine Eigenheit,
wie sie als Vater, Sohn und Geist
die Christenheit voll Ehrfurcht preist.
Ein jeder hat sein eignes Feld,
das er in seiner Art bestellt.
Kink Ernst, der Gärtner, soll ausroden
all Unkraut vom Gemeindeboden.
Das Gute düngt er, soll’s auch pflegen
zu uns’rer Großgemeinde Segen.
Herr Rank, der Architekt, soll schauen,
dass sie nicht Mist und Unsinn bauen
in der Gemeindepolitik
und man das Rechte hab’ im Blick.
Herr Bierbichler, der Dirigent
tut, was er vom Konzert her kennt:
Er sorge, dass die Großgemeinde
wie ein Orchester sich vereine
zu reinem Klang und gutem Tone,
dass Harmonie im Orte wohne,
– so sollt Ihr drei in Einem sein,
dass die Gemeinde mög’ gedeihn,
dass sich das Ganze wohl gestalte:
Von Herzen wünscht Euch das
der Alte!
Ernst Kink blieb Gemeinderat bis 2005, Hubert Rank bis 1996. Dr. Florian Müller war von 1996 bis 2012 Mitglied des Gemeinderats. Ernst Kink war 2. Bürgermeister von 1996 bis 2002. Dr. Florian Müller war 3. Bürgermeister von 2002 bis 2008. Für Ernst Kink ist Peter Maier, Apotheker, Ammerland, nachgerückt und war Mitglied des Gemeinderats bis 2008. Dr. Müller war ab Mai 2008 bis 2012 der einzige Vertreter der Bürgerliste im Gemeinderat. Ursula Scriba übernahm dieses Amt ab 2012.
Im Jahr 1974 erfolgte der Bau der Ringkanalisation am Starnberger See. Als der Bau noch im Gang war, erschien Bürgermeister Müller mit dem Vorschlag zur Straßenverbreiterung zwischen Hauptstraße und Kapellenweg in Ammerland, weil ja die Zäune ohnehin neu zu errichten seien. Dies stieß auf heftigen Widerstand, weil ja vor Beginn der Bauarbeiten zugesichert wurde, dass die Zäune an Ort und Stelle wieder errichtet würden.
Zur Absicherung möglicher Gerichts- und Rechtsanwaltskosten wurde aus Anlass der Straßenverbreiterung am 13.4.1975 der „Landschafts- und Heimatschutzverband (LHSV) Ammerland e.V.“ von 20 Unterzeichnern gegründet [4]. Die Gründung wurde von Hubert Rank und Dr. jur. Robert Geigel betrieben. Claus Wolfram wurde 1. Vorsitzender (bis Mai 1980), Ernst Kink 2. Vorsitzender und Emil Hemmer Kassier. Beisitzer waren Hubert Rank, Xaver Sailer, Richard Eckstein und Dr. Robert Geigel. Der Verein definierte in seiner Satzung als Ziel den Landschafts- und Heimatschutz zwischen Donau- und Alpengebiet, kämpfte aber konkret gegen drohende Landschaftszerstörung in Ammerland. Bei Auflösung des Verbandes sollte das Vereinsvermögen dem Heimatmuseum der Stadt Starnberg zugute kommen. Bereits Ende 1975 hatte der Verband 74 Mitglieder. Am 27.9.80 beschloss die Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung, wonach bei Auflösung das Vereinsvermögen an den OSV für dessen gemeinnützige Zwecke gehen sollte. Dr. Dietrich Freiherr von Laßberg wurde auf dieser Versammlung zum 1. Vorsitzenden gewählt. Nachdem die Anlieger im Mai 1982 einem Kompromiss zur Seestraßenverbreiterung zugestimmt hatten, fasste die Mitgliederversammlung am 17.7.82 den Beschluss zur Auflösung des LHSV. Viele Mitglieder schlossen sich dem OSV an. Das Vereinsvermögen des LHSV in Höhe von 10 TDM wurde dem OSV als Treuhänder zur Renovierung der Ammerlander Schloss-Kapelle übertragen.
Zur Straßenverbreiterung führte die Regierung von Oberbayern ein Planfeststellungsverfahren durch. Als Einsprüche dagegen nichts nützten, wurde von den Anliegern Klage gegen den Freistaat Bayern zum VGH erhoben. Der Prozess endete mit einer Niederlage des Freistaats, weil die von der Verwaltung vorgelegten Unterlagen fehlerhaft waren. Da aber zu befürchten war, dass das LRA die Sache nicht auf sich beruhen lassen würde, gingen die Anlieger am 6.5.1982 auf einen Kompromissvorschlag ein. Dieser lautete: 6 m Straßenbreite (incl. Gehweg) von Zaun zu Zaun. Das LRA hatte 7,5 m gefordert. Außerdem wurde der Parkplatz vor dem Anwesen Sedlmair um 3 m erweitert.
Ab September 1985 bestand der OSV-Vorstand lt. Registergericht aus Dipl.-Ing. Hubert Rank (1. Vorsitzender), Dipl.-Ing. Ernst Kink (Gärtner, 2. Vorsitzender) und Dipl.-Ing. Dr. Ludwig Rank (Kassier). Wegen neuer beruflicher Aufgaben von Dr. Kruis, hatte Hubert Rank jedoch schon im Sommer 81 die Geschäfte des OSV übernommen (s. Jahresbericht vom Aug. 1985). Nach dem Tod von Dr. Ludwig Rank übernahm Dr. jur. Florian Müller im Jahr 1986 das Amt des Kassiers.
Hubert Rank (1925 – 2000)
Tätigkeitsfelder 1984 bis 1991:
– Hubert Rank stellte in seinem Jahresbericht 1984 fest: Wir sind nicht nur „Seestraßler“ sondern ein Landschaftserhaltungsverein.
– Zerstörung und Ersatz der Piloty-Villa in Ambach waren nicht zu verhindern
– Beitrag des OSV zur Sanierung der Linde in Holzhausen: 600,- DM.
– Zum Pocci-Schloss erließ die Gemeinde Münsing einen Bebauungsplan, der im Süden eine öffentliche Erholungsfläche (Seezugang) von ca. 2000 m2 ausweist. Der OSV sicherte dem Gemeinderat die Übernahme von 50% bis maximal 25 TDM zu, falls die Schlosseigentümer wegen Entscheidungsverzögerungen mit Regressforderungen Erfolg haben sollten. Der Umbau des Schlosses zum Hotel konnte vermieden werden. Zudem kämpfte der OSV in diesem Zusammenhang erfolgreich gegen eine Verbreiterung der Nördlichen Seestraße auf 7 m.
– Äußerliche Sanierung und Renovierung der Ammerlander Schloss-Kapelle finanziert durch das Erzbischöfliche Ordinariat. Die Kapelle gehört der kath. Kirchenstiftung Münsing, ist aber wegen fehlenden Umgriffs nicht öffentlich zugänglich. Zur Innenrenovierung standen 10 TDM aus dem Bestand des LHSV zur Verfügung. Eine Spendenaktion angeregt durch Dr. Dietrich Freiherr von Laßberg brachte weitere 10 TDM. Im Jahr 1987, als eine Renovierung und Sanierung durchgeführt wird, wurden 20 TDM an die Kirchenverwaltung für die Innenrenovierung überwiesen. Die Innenrenovierung fand bis dahin nicht statt. Deshalb erhielt der OSV im Jahr 1999 einen durch Verzinsung inzwischen auf 28 TDM angewachsenen Betrag zurück, der lange auf Verwendung wartete. Ein öffentlicher Zugang zum Nordeingang der Kapelle wurde angestrebt, konnte aber gegen den Widerstand der Schlosseigentümer nicht erreicht werden.
– Die drohende Verlegung des Dampfersteges in Ammerland zum ehem. „Biersteg“ (bei der Wasserwacht) wurde vermieden. Stattdessen vereinbarte die Seeverwaltung eine Dienstbarkeit für 20 Jahre mit Gastwirt Sailer.
– Das „Seeuferkonzept“ legte die Öffnung weiterer Seezugänge nahe. Der Standpunkt des OSV war hingegen, dass am Ostufer in dieser Richtung schon Erhebliches geleistet wurde und mehr nicht möglich sei.
– Mitglieder des OSV beteiligen sich an Säuberungsaktionen im Wald im Bereich des öffentlichen Seezugangs zwischen Ammerland und Seeheim.
– Beteiligung des OSV am Bebauungsplan Ammerland Mitte ab 1980. Eine Durchgangsstraße über das Kink-Grundstück wurde vermieden. Nach weiteren Lösungsvorschlägen wurde eine Stichstraße mit Wendehammer und von dort ein Fußweg zur Hauptstraße in den Plan aufgenommen. Der Wendehammer war unnötig; dagegen wurde der Fußweg in 2006 realisiert. Der OSV kämpfte gegen zusätzliche Parkplätze an der Seestraße.
– Der OSV beteiligte sich an der Diskussion um den Erhalt des Cafés Hubertus, das aber am Ende doch einem Mehrfamilienhaus weichen musste.
– Lösungsvorschläge wurden für das Parken vor dem Gasthof Bierbichler in Ambach gemacht.
– Erstellung eines Büchleins: „Münsing in alten Ansichten“ durch Hubert Rank.
– Erarbeitung von Stellungnahmen zum Landschaftsschutzgebiet „Ostufer Starnberger See“ (1987).
– Lösungsvorschläge zum Umgang mit Parksündern auf der Seestraße. Es wurde versucht, die Parksünder zu beeinflussen, was sich als Sisyphus-Arbeit erwies, weil kaum Wiederholungstäter erscheinen. Es wurde mit geringem Erfolg versucht, die Polizei stärker zu engagieren.
– Auseinandersetzung um Baumaßnahmen um das Gut Ried; es bestand Sorge wegen möglicher späterer Umwidmung in Wohnnutzung (April 1989).
Ab August 1991 bis 2005 bestand der Vorstand aus Dr. Florian Müller (1. Vorsitzender), Ernst Kink (2. Vorsitzender) und Dipl.-Ing. Manfred Stecher (Kassier). Im Aug. 2004 wurde der Vorstand erweitert um 2 Beisitzer (s. u.): Dipl.-Ing. Ursula Scriba und Dipl.-Kfm. Klaus Döhla. Ernst Kink verstarb 2005.
Die Satzung wurde in 2001 und 2004 überarbeitet. Die Aufgabe wurde präzisiert in: „… die Förderung des Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes in seinem Tätigkeitsgebiet“ und „Der Satzungszweck wird verwirklicht durch Vortragsveranstaltungen, Eingaben an die Gemeinden im Tätigkeitsbereich und Stellungnahmen gegenüber Behörden und Institutionen sowie durch Beratung der Mitglieder.“
Tätigkeitsfelder 1992 bis 2005:
– Bemühungen um Rettung der Villa Max in Ammerland (Denkmalschutz) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Münsing, der Kreisverwaltung und dem Landesamt für Denkmalpflege sind bisher ohne greifbaren Erfolg.
– Erhaltung der Anlegestelle Ambach der Schifffahrt auf dem Starnberger See in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Münsing und dem Fremdenverkehrsverein.
– Diskussion um Hotelpläne in St. Heinrich (1991 bis 2002) bis zur Streichung des entsprechenden Areals aus dem Flächennutzungsplan.
– 1993 Stellungnahme des OSV zur Erhöhung des Seepachtzinses.
– Kampf gegen die drohende Anlage einer Kreis-Mülldeponie („Deponie 2000“) in Reichenkam zusammen mit dem Fremdenverkehrsverein Münsing, der Bürgervereinigung Natur- und Umweltschutz Münsing e.V. und den Ortsverbänden Münsing, Holzhausen und Degerndorf des Bayer. Bauernverbandes. Die Gefahr wurde gebannt durch neue Erkenntnisse im LRA, wonach die Müllverbrennung Vorrang hat und außerdem in der Deponie Quarzbichl noch genügend Platz war.
– 1994 Renovierung des Kreuzweges in Ammerland aus Mitteln des OSV.
– 1998 Zerstörung der „tausendjährigen Linde“ in Holzhausen durch einen Sturm. Da sie auch den Briefkopf des OSV als Emblem zierte, wurde dieses im Jahr 1999 durch das Logo „St. Georg der Drachentöter“ und im Jahr 2013 durch das farbige Logo „Kirche und See“ als Zeichen für Denkmal- und Landschaftsschutz ersetzt.
– 1994 Pacht des ehemaligen ADAC-Geländes am Karnifflbach durch die Gemeinde Münsing auf Initiative des OSV.
– 1994 Verlegung des Campingplatzes in St. Heinrich vom seenahen Areal des Staatsforstes auf eigenen Grund des Betreibers.
– 1995 Ergebnislose Bemühungen um die Verbesserung der Zufahrt zum Gasthaus Bierbichler über den Luigenkamer Weg.
– 1995 Vorschlag eines Extra-BAB-Anschlusses für das Erholungsgebiet Ambach gemeinsam mit dem Fremdenverkehrsverein und den drei Ortsgruppen des Bayer. Bauernverbandes zur Entlastung der Ortsdurchfahrten von Münsing und Holzhausen.
– Hinweisschild an der Autobahn vor der Ausfahrt Wolfratshausen-Münsing zur Benutzung der Ausfahrt St. Heinrich zur Entlastung der Ortsdurchfahrten von Münsing und Holzhausen
– Entwicklung der Nordumfahrung von St. Heinrich zur Verkehrs-Entlastung von St. Heinrich
– Das Thema Kiesabbau in Münsing auf einer Fläche von bis zu 60 ha beschäftigte den Vorstand mehrere Jahre lang, bis eine Beschränkung auf 5,4 ha mit Auflagen erfolgte.
– Vorschlag zur Einführung der kommunalen Verkehrsüberwachung zur Lösung der Parkprobleme an der Seestraße.
– Sicherung der Wanderwege um das Gut Oberambach gegen die Sperrung der alten Kirchleite. Ein Bebauungsplan der Gemeinde Münsing führte schließlich zur Problemlösung.
– Beteiligung an einer Ausstellung von Werken des Kasperlgrafen Franz von Pocci.
– 2000-2009 Engagement des OSV zur Minimierung der Bebauung am Grünwaldhof in Ambach. Es bildete sich eine Ambacher „Initiative Grünwaldhof“ mit ca. 40 Beteiligten, die nach Annahme des Bebaungsplans 2003 größtenteils Mitglieder des OSV wurden.
Seit Juli 2005 besteht der Vorstand aus 1. Vorsitzende Dipl.-Ing. Ursula Scriba (Architektin) 2. Vorsitzender Dipl.-Kfm. Klaus Döhla (bis 2008), Dipl-Ing. Klaus-Peter Reid (2008 bis 2014) und Prof. Johannes Umbreit (ab 2014), Dipl.-Ing. Manfred Stecher (Kassier), 1. Beisitzer Dr. Florian Müller (bis 2011), Johannes Umbreit (2011 bis 2014) und Dr. Albert von Schrenck-Notzing (ab 2014), 2. Beisitzer (als Repräsentant des Beirats) Anatol Regnier (bis 2015) und Mechthild Felsch (ab 2016).
Der OSV stellt nun seine Aktivitäten per Internetauftritt unterwww.ostuferschutzverband.dedar, womit für die Öffentlichkeit transparent wird, wie groß die Zahl der Arbeitsfelder ist. Er bietet die Möglichkeit, regelmäßig auf aktuelle Veranstaltungen hinzuweisen. Die ständige Pflege der Website übernahmen Bernhard Döhla bis 2009, Vitus Kolbinger bis 2011, Manfred Stecher mit Änderung der Struktur durch Marc Schraepler von Gerlach bis 2013, Carl Schmöle 2014 und Mechthild Felsch ab 2015. Zur besseren Erreichbarkeit der Mitglieder wird verstärkt auf Email-Kommunikation gesetzt.
Um das verstärkte Engagement des OSV in kulturellen Veranstaltungen zu untermauern, wird 2011 neben der Förderung des Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes auch die Förderung der Kultur in seinem Tätigkeitsgebiet in die Satzung des OSV aufgenommen.
Die Organisation und Durchführung kultureller Veranstaltungen lag zunächst in der Hand der 1. Vorsitzenden Ursula Scriba, ab 2011 beim AK Kultur unter der Leitung von Christl Kolbinger, ab 2013 unter der Leitung von Petra Schulze, ab 2016 unter der Leitung von Petra Schulze, Ursula Scriba und Mechthild Felsch.
Tätigkeitsfelder ab 2005:
– Anregung und Unterstützung von Rahmenplänen zur Verbesserung der Ortsplanung in der Gemeinde Münsing. Mit diesem Instrument hat Bürgermeister Grasl an seiner früheren Wirkungsstätte bereits positive Erfahrungen gemacht. Der erste Rahmenplan – für die Ortsmitte von Ambach – wurde im Jahr 2006 fertig gestellt. Der zweite Rahmenplan – für das gesamte Seeufer der Gemeinde Münsing – wurde im Jahr 2008 begonnen. Er enthält eine Bestandsaufnahme und begrenzte bauliche Entwicklungsmöglichkeiten und dient der Verhinderung baulicher Fehlentwicklungen.
– Stellungnahmen zu Bebauungsplänen in Ambach und Ammerland: B-pläne Nr. 3 Münsing (Wimpasing mit Schwerpunkt Rettung der Maxlerwoad), Nr. 7 Holzhausen (Bereich Oberambach), Nr. 13 Holzhausen (Bereich Grünwaldhof), Nr. 16 Holzhausen (Seestraße in Ambach), Nr. 7 Degerndorf, Nr. 9.1 Ammerland Mitte und Nr. 32 (Ammerland Süd) im Sinne einer Erhaltung des Charakters der Landschaft.
– Konstruktive Beiträge zur Erhaltung der Anlegestelle Ammerland der Schifffahrt auf dem Starnberger See in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Münsing und den drei Ammerlander Gemeinderäten.
– Einsatz zur Begrenzung der Bebauung am Brosihof, sowie Erhalt des Hofgebäudes von 1928. Dies ist auch dem Vorhandensein des Rahmenplan-Entwurfs für Ambach Mitte 2006 zu danken an dessen Zustandekommen der OSV mitwirkte.
– Mitwirkung an landschaftsorientierten Kunstausstellungen der Pocci-Gesellschaft; finanzieller Beitrag zur Aufstellung des Pocci-Denkmals vor dem Gemeindezentrum in Münsing.
– Fortsetzung der konstruktiven Beiträge zur Erhaltung der Villa Max in Ammerland
– Veranstaltungen zum Gewässerentwicklungsplan (GEP)
– Vorträge (Ostufergespräche), Besuche bei Künstlern (Ostuferbesuche) und Exkursionen (Ostuferspaziergänge) – Aktivitäten, die von Mitgliedern und Gästen gut angenommen werden. Dazu gehören z.B. Leben mit und in einem Denkmal: Denkmalschutz ist lohnenswert Kennenlernen von Ambach und Ammerland und deren Geschichte und Geschichten Atelierbesuche bei örtlichen Künstlern und Werkstätten
– Veranstaltungen und Lesungen des Schriftstellers und Vorstandsmitglieds Anatol Regnier.
– „OSV für Kinder“ mit Veranstaltungen zur Stärkung des Bezugs der Kinder zur Umwelt
– kritische Beobachtung der Umwelt: Dokumentation von Missständen.
– Beiträge im Münsinger Gemeindeblatt
– 2006 Errichtung einer Parkbank „Ernstl Kink“ am Badestrand Ammerland Nord
– 2009 Heckenpflanzung am Schafberg mit dem Gartenbauverein Münsing
– Renovierung der Ammerlander Schlosskapelle. Für dieses Ziel sammelte und sammelt der Verein weitere Spenden und bemühte sich um öffentliche Fördermittel, weil die geplanten Maßnahmen (Bauabschnitt 1) ca. 100 T€ kosten. Innerhalb des OSV hat sich eine AG Kapelle gebildet. Die Entscheidung des Erzbischöflichen Baureferats, den öffentlichen Zugang über eine Tür zur Sakristei von der Nördlichen Seestraße her zu schaffen, wurde 2013 umgesetzt. Die Raumschale wurde 2015 in der Fassung des 19. Jahrhunderts gemäß einer Vorgabe des Landesamts für Denkmalpflege wieder hergestellt. Neue Farbglasfenster der Mayerschen Hofkunstanstalt wurden 2016 eingebaut. Der OSV hat in Abstimmung mit der Kirchenverwaltung die Rolle des Projektmanagers mit Architekten- und Ingenieurleistungen übernommen. Benefizveranstaltungen unter der künstlerischen Leitung von Johannes Umbreit mit organisatorischer Unterstützung durch Scriba/Felsch dienen der Förderung des Vorhabens.
– Mitgliedschaft im Bayer. Landesverein für Heimatpflege, Vorträge für und vom OSV.
– Eine sehr erfolgreiche Ausstellung der Werke der Ammerlander Maler-Brüder Corneille und Colombo Max des OSV fand im Januar 2011 im Pfarrheim Münsing parallel zur Ausstellung der Werke des Vaters Gabriel von Max im Städtischen Lenbachhaus und Kunstbau München statt. Kuratorin und Organisatorin war unser Mitglied Elisabeth Biron von Curland. Mehr als 2500 Besucher haben die Ausstellung gesehen. Erfreulicherweise wurden die hohen Kosten der Ausstellungs-Einrichtung und des Drucks von Katalogen durch den Verkauf von Eintrittskarten und Katalogen kompensiert. Zahlreiche Mitglieder des OSV engagierten sich beim Aufbau und der Durchführung der Ausstellung.
– Das Lenbachhaus lud während der Gabriel-von-Max-Ausstellung zu einem Vortragsabend über die Villa Max in den Kunstbau des Lenbachhauses ein. Zusätzlich hielt Ursula Scriba Vorträge zum Thema Denkmalschutz Villa Max im Münchener Gasteig und in der Evangelischen Akademie Tutzing.
– Elisabeth Biron von Curland konzipierte 2012 die Internet-Seite http://corneille-colombo-max.de des OSV mit Biografien und Werken der beiden Künstler.
– Elisabeth Biron von Curland organisierte 2017 die wissenschaftliche Katalogisierung und Inventarisierung der Werke beider Künstler durch die Kunsthistorikerin Christina Metz. Es ist geplant, die digitalen Bild- und Textbestände im Stadtarchiv Starnberg zu lagern.
– 2018 stellte Verena von Kerssenbrock (Urenkelin von Colombo Max) auf Einladung des OSV und des Kulturreferats der Gemeinde Münsing ihr Buch mit den Feldpostbriefen der Künstlerfamilie Max aus dem 1. Weltkrieg vor.
– 2011 Vorschläge des OSV zum Raumprogramm des neuen Bürgerhauses in Münsing
– Durch besonderen Einsatz des OSV-Beiratsmitglieds Dr. Neumeister konnte 2012 der Verkauf der im Staatseigentum befindlichen und an die Gemeinschaft „Wort des Lebens e.V.“ für den Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen vermieteten Seeburg und des Schlosses Allmannshausen an private Investoren vermieden werden. Ebenso konnte die Stadt München dazu veranlasst werden, das Stiftungsanwesen Schullandheim in Seeheim nicht zu veräußern.
– 2012 Kampf gegen den Kahlhieb bei der Villa Wittgenstein in Seeheim; die schützende Funktion des Waldes am wetterexponierten Ostufer muß erhalten werden.
– 2012 Errichtung einer Rundbank aus Mitteln des OSV am Münsinger Dorfplatz
– 2013 Villa Widnmann in Ambach wird auf Initiative des OSV unter Denkmalschutz gestellt. Rettung vor gestelltem Abbruchantrag durch Verweis auf die Denkmalliste. Max von Widnmann war Nachfolger Schwanthalers auf dem Bildhauer-Lehrstuhl der Münchner Akademie.
– 2013 OSV wird Gründungsmitglied des Denkmalnetzes Bayern
– 2013 beschloss der OSV, jährlich zur Förderung des Engagements von Eigentümern in der Denkmalpflege Haus- und Grundstücksbesitzer, die sich bei der Erhaltung ihrer Bau- und Gartendenkmäler im Geltungsbereich des OSV verdient gemacht haben, durch Vergabe eines Denkmalpreises zu ehren. Verliehen wird ein Sachpreis (Plastik), der an die Max-Villa in Ammerland erinnert. Die Bezeichnung lautet: Gabriel-von-Max-Denkmalpreis. Eine Jury bestehend aus Vorstandsmitgliedern des OSV und externen Experten (Kreisheimatpfleger/in, Vorsitzende/r des LV für Heimatpflege und ein/e weitere/r Experte/in) entscheidet über die Vergabe. Bisherige Preisträger sind: Katharina und Josef Strobl (Gorythoma-Hof in Weipertshausen, 2014), Regina und Josef Wagner (Schreinerhaus in Ammerland, 2015), Werner Döttinger (Schloss Ammerland, 2016) und Familie Noppes („Eierwastl“-Hof in Degerndorf, 2017). Die Preisvergabe findet alljährlich ein lebhaftes Presse-Echo.
– 2017 OSV wird Mitglied im neu gegründeten Kulturerbe Bayern.
– Seit 2016 findet in Münsing eine lebhafte, z.T. scharfe Auseinandersetzung mit dem Antrag des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) statt, auf dem Gelände der ehemaligen Kurklinik Wiedemann eine Senioren-Residenz mit bis zu 90 Wohneinheiten in Ambach zu errichten. Eine Wohnansiedlung dieser Größenordnung (120 bis 150 Senioren und Personal, hohe Bebauungsdichte) wird als Belastung für Ambach gesehen und stünde im Gegensatz zum vorhandenen Rahmenplan. Es wird über Baurecht gestritten. Bei Realisierung der Senioren-Residenz ist mit einer nachfolgenden Verdichtung in der Umgebung zu rechnen. Das KWA bringt Ende 2017 eine Schlaganfall-Reha-Klinik als Alternative ins Gespräch, die der OSV bevorzugen würde, weil sie den Status des Sondernutzungsgebiets der Wiedemann-Klinik aufrechterhalten würde.
Mitgliederzahlen des OSV: 1985 180
2002 195
2010 237
2017 236
Quellen:
[1] „Paul Dinkelacker – ein engagiertes Leben, 1873 – 1958“, Christa Freifrau von Laßberg, Ammerland, 2006.
[2] Unterlagensammlung Familie Rank
[3] Wolfgang Naager: „Kurzer Rückblick auf 60 Jahre Ostuferschutzverband (alt) und 30 Jahre Schutzverband (neu)“ vom 20. Juli 1989.
[4] Unterlagensammlung Dr. Dietrich Freiherr von Lassberg
[5] Beitrag von Prof. Dr. Kruis über Aktivitäten der 70er Jahre