Kondolenzbuch für Loriot: Abschied in aller Stille

24.8.2011
Merkur-online, Isar-Loisachbote

Kondolenzbuch für Loriot: Abschied in aller Stille

© Sabine Hermsdorf Ein Kondolenzbuch für die Gemeindebürger liegt im Rathaus von Münsing (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) aus. Hier trägt sich Bürgermeister Michael Grasl ein. Ammerland, wo Loriot gelebt hatte, ist ein Ortsteil von Münsing. Vicco von Bülow war dort Ehrenbürger.
© Sabine Hermsdorf
Ein Kondolenzbuch für die Gemeindebürger liegt im Rathaus von Münsing (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) aus. Hier trägt sich Bürgermeister Michael Grasl ein. Ammerland, wo Loriot gelebt hatte, ist ein Ortsteil von Münsing. Vicco von Bülow war dort Ehrenbürger.

Münsing – Deutschland trauert um Loriot: In Münsing am Starnberger See, wo Vicco von Bülow gestorben ist, liegt ein Kondolenzbuch aus. Wo der Humorist beigesetzt werden soll, hält die Familie geheim.

Nach dem Tod von Loriot sind Weggefährten und Politiker sich einig: Sein Humor wird weiterleben. Der Diogenes Verlag veröffentlicht im September Loriots letztes Buch. Der Titel: „Bitte sagen Sie jetzt nichts“. Dabei handelt es sich um einen Gesprächsband. „Das war der Wunsch von Loriot“, sagte Verlagssprecherin Ruth Geiger gestern in Zürich. „Das war ihm ein großes Anliegen.“ Ursprünglich sollte das Buch, das zum Teil bereits veröffentlichte Gespräche enthält, zum 88. Geburtstag Vicco von Bülows im November auf den Markt kommen. Nach seinem Tod wird die Veröffentlichung nun vorgezogen. Es enthält nach Verlagsangaben „Gespräche mit Loriot aus vier Jahrzehnten“.

Loriots „Auf den Hund gekommen“ war im Jahr 1954 eins der ersten Bücher, das vom Diogenes Verlag veröffentlicht wurde. In fast sechzig Jahren erschienen 114 verschiedene Bände von Loriot-Büchern bei Diogenes, in einer Gesamtauflage von mehreren Millionen Exemplaren.

Gestern kondolierte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) der Witwe des Komikers, der am Montag im Alter von 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See gestorben war. „Mit großer Trauer, mit Wehmut und mit Abschiedsschmerz haben wir vom Tod Ihres Mannes erfahren“, schrieb er und sprach ihr und den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Loriot war seit 1951 mit seiner Frau Rose-Marie – genannt Romi – verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter.

„Mit Vicco von Bülow alias Loriot verliert das kulturelle Deutschland ein überragendes künstlerische Multitalent. Ob als Cartoonist, Schriftsteller, Regisseur oder letztendlich als Schauspieler, stets stand er in der ersten Reihe des jeweiligen Faches“, so Ude weiter. „Er hat darüber hinaus das Wunder vollbracht, den Deutschen zu beweisen, dass sie ein humorbegabtes Volk sind, das sich der Heiterkeit hingeben und spöttische Ironie verkraften kann.“

Bereits am Dienstag hatten sich Prominente, Politiker und Weggefährten Loriots betroffen vom Tod des großen Komödianten gezeigt. Bei einer Preisverleihung am Dienstagabend in Berlin lobten Prominente Loriots intelligenten und pointierten Humor. „Loriot hat uns das Lachen beigebracht vor allem das Lachen über uns selber“, sagte die Schauspielerin Iris Berben, die Präsidentin der Deutschen Filmakademie. „Er hat das auf eine sehr feine Weise getan und war nie zynisch verletzend und klaut.“ Er werde als „guter Geist und Inspiration“ fehlen. Die Schauspielerin Heike Makatsch sagte: „Ich habe ihn schon als Kind oft im Fernsehen gesehen mit meinen Eltern. Den Lottogewinner-Sketch fand ich immer sehr, sehr witzig.“ Wann und wo Loriot beigesetzt werden soll, will die Familie nicht bekanntgeben, wie der Diogenes Verlag betonte. „Und sie bittet, das zu respektieren.“ Die Beerdigung Trauerfeier soll im engsten Familienkreis stattfinden. Anschließend soll aber eine Trauerfeier stattfinden.

mm/lby

Grasl betroffen vom Tod Loriots

23.8.2011
Merkur-online, Isar-Loisachbote

Grasl betroffen vom Tod Loriots

Münsing – Mit Vicco von Bülow alias Loriot verliert die Gemeinde Münsing ihren einzigen noch lebenden Ehrenbürger. Von seinem Tod zeigte sich Bürgermeister Michael Grasl gestern tief betroffen.

Vicco von Bülow war Münsings letzter, noch lebender Ehrenbürger. In der Gemeinde fühlte er sich heimisch. foto: archiv
Vicco von Bülow war Münsings letzter, noch lebender Ehrenbürger. In der Gemeinde fühlte er sich heimisch. foto: archiv

 

Loriot hat immer einen engen, lieben Kontakt zum Rathaus und den Ortsvereinen unterhalten“, erzählt er. „Er wird uns als Freund fehlen.“

Der gebürtige Brandenburger habe Ammerland als seine Heimat empfunden, um die er sich auch sorgte. Dementsprechend übte er auch Kritik, mahnte etwa, den Ortsteil Wimpasing nicht zum „Siedlungsbrei“ verkommen zu lassen. Die berühmte Prise Humor habe dabei aber nie gefehlt, erinnert sich Grasl. „Es waren schöne Begegnungen mit ihm, an deren Ende man oft ein lustiges Zitat und ein Lächeln auf den Lippen hatte.“

Den Angehörigen Vicco von Bülows hat Grasl bereits sein Beileid ausgedrückt. In Kürze wird in der Gemeinde ein Kondolenzbuch ausliegen. (cb)

Loriot ist tot – Deutschland trauert

23.8.2011
Merkur-online, Isar Loisachbote

Loriot ist tot – Deutschland trauert

Ammerland – Deutschlands berühmtester Humorist, der mit bürgerlichem Namen Vicco von Bülow hieß, starb am Montag mit 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See, wie der Diogenes Verlag mitteilte.

Vicco von Bülow, Loriot im Alter
Vicco von Bülow, Loriot im Alter

Loriot sei zu Hause “sanft entschlafen“, sagte Diogenes-Sprecherin Ruth Geiger.

Loriots Szenen voller Sprachwitz und Pointen sind legendär – etwa der Sketch mit der Nudel im Gesicht beim Rendezvous oder der Cartoon “Herren im Bad“ (“Die Ente bleibt draußen“). Auch seine beiden Kinofilme “Ödipussi“ und “Pappa ante portas“ begeisterten Millionen Menschen.

Die Familie habe den Schweizer Diogenes-Verlag gebeten, die Öffentlichkeit zu informieren, sagte Verlagssprecherin Geiger. Eine ergänzende Stellungnahme der Angehörigen sei nicht geplant. “Die Trauerfeier findet im engsten Familienkreis statt“, sagte die Verlagssprecherin. Der Termin wurde von Geiger nicht genannt. “Die Familie möchte dies nicht.“

Loriot selbst hatte sich sich in den vergangenen Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Man sah ihn zuletzt kaum noch mit einem seiner Möpse (“Ein Leben ohne Möpse ist möglich, aber sinnlos“) am Starnberger See oder um den Berliner Savignyplatz spazieren gehen. Die Augen machten nicht mehr mit.

“Mein Vater wird schwächer“, hatte Tochter Susanne von Bülow der “Bild“-Zeitung im April 2011 gesagt. “Weil er kaum noch sehen kann, liest er pro Tag nur noch eine Seite. Dann tanzen die Buchstaben vor seinen Augen.“ Auf die “Zeit“-Frage, ob er das Gefühl verspüre, “dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist“, antwortete Vicco von Bülow in preußisch knapper Manier: “Ja“.

Loriot wurde zunächst mit Knollennasenmännchen in Zeitschriften-Cartoons bekannt. Später kamen die Fernseh-Sketche, etwa in der ARD-Serie “Loriot I-VI“ in den 70er Jahren, hinzu. In Sketchen wie über die Familie Hoppenstedt trat Loriot meist selbst als wandlungsfähiger Schauspieler auf, oft mit seiner bereits 2007 gestorbenen Kollegin Evelyn Hamann.

Loriot schrieb legendäre Dialoge von Männern und Frauen, die seiner schlitzohrigen Meinung nach überhaupt nicht zusammenpassen, etwa über das weich- oder hartgekochte Frühstücksei. Außerdem machte er den vielleicht bekanntesten Rentner und Lottomillionär der Fernsehgeschichte unsterblich: Erwin Lindemann (vom Schauspieler Heinz Meier dargestellt), der “seit 66 Jahren“ Rentner ist und vor einem Fernsehteam völlig verwirrt seinen Plan verkündet, mit seiner Tochter und dem Papst eine Herrenboutique in Wuppertal zu eröffnen.

Populär wurde auch das Zeichentrickpärchen Wum und Wendelin in der Fernsehshow “Der große Preis“ mit Wim Thoelke. Auch im Kino hatte Loriot, der als Künstlername die französische Bezeichnung für das Wappentier der Familie Bülow (Pirol = loriot) wählte, großen Erfolg. Sein Kinodebüt “Ödipussi“ (1988) zählt zu den meistgesehenen Kinofilmen der deutschen Nachkriegsgeschichte, dem 1991 die grandiose Rentner-Posse “Pappa ante portas“ folgte. Seine gesammelten Werke als Zeichner und Humorist erschienen im Diogenes Verlag (Zürich).

Vertreter aus Politik und Kultur würdigen den Humoristen

Das Werk des verstorbenen Humoristen Loriot wird nach Überzeugung von Bundeskanzlerin Angela Merkel die Deutschen noch lange zum Lachen bringen. Loriot habe Generationen mit seinen Sketchen, Zeichnungen, Texten und Filmen begeistert, erklärte die CDU-Vorsitzende am Dienstag in Berlin. Sie trauere um einen großen Künstler und wunderbaren Menschen. “Loriots einmalige Fähigkeit, uns liebevoll den Spiegel vorzuhalten, wird uns fehlen“, betonte Merkel.

Bundespräsident Christian Wulff nannte von Bülow einen “lebensklugen Beobachter menschlicher Schwächen“. “Wir haben durch Loriot lachen gelernt über die komplizierten und die aller einfachsten Schwierigkeiten des Lebens“, sagte er.

Die ernste Seite des Humoristen hob Bundestagspräsident Norbert Lammert hervor. So habe er mit Blick auf die Offizierstradition seiner Familie auf die Frage, ob er im Zweiten Weltkrieg ein guter Soldat gewesen seit, geantwortet: “Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende.“ “Beide, Loriot wie Vicco von Bülow, werden uns sehr fehlen“, sagte Lammert.

Der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, sagte: “Er hat das deutsche Fernsehen mit anspruchsvollem Humor auf eine Höhe gebracht, die von heutigen Comedystars unerreicht bleibt.“ Er verbeuge sich vor dem großen Satiriker Loriot, “der für mich immer auch ein Vorbild war“.

“Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung“

Der Künstler erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, darunter den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kleinkunstpreis, die Goldene Kamera, den Karl-Valentin-Orden, den Wilhelm-Busch-Preis und den Ernst-Lubitsch-Preis. Loriot war Mitglied der Berliner Akademie der Künste und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Er war auch Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes.

Als “eines der wenigen Fernsehgenies“ hat der Leiter des Grimme-Instituts in Marl, Uwe Kammann, den verstorbenen Humoristen gewürdigt. Mit Loriot,sei “einer der größten Komiker Deutschlands der Nachkriegsgeschichte“ gestorben. Seine Mischung aus trockenem und hintergründigem Humor sei einzigartig und unverwechselbar und “in dieser Kombination nie wieder erreicht“, sagte Kammann.

Manche nannten den aus Brandenburg an der Havel stammenden Offizierssohn, dessen Vorfahren am Hof von Friedrich dem Großen verkehrten, auch den “Karl Valentin des Cartoons und der Fernsehunterhaltung“ oder “Deutschlands komischste Figur“. Zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2008 war im Berliner Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz die bis dahin umfassendste Loriot-Retrospektive zu sehen.

Pallaufhof

7.7.2011

Anregungen des OSV zur Gestaltung des Pallaufhofes

An die Gemeinde Münsing
Herrn Bürgermeister Michael Grasl

Betreff:

Planung Pallaufhof der Gemeinde Münsing – Anregungen und Wünsche vom Arbeitskreis Kultur des Schutzverbands des Ostufers des Starnberger Sees.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Grasl,

vielen Dank für die Bemühungen der Gemeinde Münsing mit dem „Pallaufhof“ ein Dorfzentrum zu schaffen, dass Bedürfnisse des Dorfes aufgreifen will.

Der OSV greift Ihre Anregung dankbar auf, sich Gedanken zu machen, was aus unserer Sicht unser Dorf beleben könnte. Der Erfolg unserer Ausstellung über die Brüder Max hat uns inspiriert, weshalb wir bitten, folgende Anregungen und Wünsche bei der Realisierung der gemeindlichen Planung aufzugreifen:

Wir sind der Auffassung, dass Münsing einen Bedarf an kulturellen Flächen hat, weshalb wir folgende Räume vorschlagen:

1 Vortragsraum für einen Kreis von ca. 100 Personen, der sowohl als Vortragsraum, als auch als Ausstellungsraum, Filmvorführungsraum und als Raum für Kammermusik dienen sollte. Die Holzhauser Musiktage sind in diesem Zusammenhang ein Beispiel für das musikalische Interesse unserer Gemeinde. Wir gehen davon aus, dass die Holzhauser Musiktage zusammen  mit den Bläsergruppen und Herrn Kohn für einen doppelt so großen Raum plädieren und legen eine Verbindung dieser Funktionen in die Hände der Gemeinde. Während der Ausstellung im Pfarrheim der Kirchengemeinde, waren wir immer wieder begeistert von der freundlichen und funktionalen Architektur, weshalb wir uns in unseren Vorschlägen weitgehend am Pfarrheim orientiert haben.

Größe: 100 – 140 qm, mindestens jedoch 1qm/Pers.

Akustische Anforderungen (Johannes Umbreit):

Die Form entweder länglich rechteckig oder trapezförmig auf die Bühne zulaufend. Die wenn möglich feste Bühne mit mindestens h= 0,50m (entspricht 3 Stufen). Die Raumhöhe proportional zum Raum möglichst hoch. Empfehlung Holzschwingboden und holzverkleidete Wände (kein Gipskarton). Auf gute Ausleuchtung der Bühne wäre zu achten. Entweder tiefhängende Lichtleisten oder Scheinwerfer.

1 intergrierte Projektionswand, Beamer, Laptop ggf.

Nebenräume:

1 Abstellraum für Stellwände und Stühle, sowie die Anlieferung und Lagerung der Instrumente vor dem Auftritt z.B. Harfe, Flügel mit direktem Bühnenzugang.

Ideal wäre auch ein kleinerer freier Raum zum Einspielen, der multifunktional genutzt werden kann und nur vor Konzerten zur Verfügung steht. Funktional wäre hier auch die Möglichkeit Toiletten und Waschräume so zu kombinieren, dass die Künstler sich dort vorbereiten können.

Küche (ca. 20qm) mit Abstellraum: Die Küche sollte groß genug sein, um Aktivitäten mehrerer Personen zuzulassen und einen Palettenwagen aufnehmen zu können, z.B. für Getränke. Der Abstellraum sollte Vorräte aufnehmen können. Herd, Spülmaschine und Kühlschrank wären als Küchengeräte erforderlich.

Toiletten je 1 mal Damen und Herren plus 1 Behinderten WC
1 Garderobe
1 Vorraum für Kasse etc., Sicherheitsschrank für Geräte wie Biemer, Kasse o. a.

Die Anlieferung sollte von Norden erfolgen, deshalb dachten wir an eine Positionierung im Norden mit Blick auf die Münsinger Kirche Maria Himmelfahrt.

Dieses Konzept sollte für alle Vereine oder die Gemeinde selbst nutzbar sein, damit die Auslastung auch gewährleitet ist. Die Vereine sollten sich in eine Reservierungsliste eintragen.

Der OSV trägt gerne zur Unterstützung dieser Anlage bei und bietet unsere vorhandenen Ausstellungswände an, sowie die dafür zur Verfügung stehende Beleuchtung. Wir denken auch an die Möglichkeit von Spenden- oder Benefizveranstaltungen für z.B. den Beamer oder andere Einrichtungsgegenstände, um die Belastung der Gemeinde zu vermindern.

Wir sehen diesen Beitrag als Vorschlag, über den wir gerne im Gesamtzusammenhang der Planung der Gemeinde, diskutieren.

Freundliche Grüße

Ursula Scriba, Christine Kolbinger

Grundstück Pallaufhof

Am Dienstag, 12. Juli um 19.30 Uhr lädt Bürgermeister Grasl zu einer Bürgerinformation zum Grundstück Pallaufhof in den Gemeindesaal ein. Referent des Abends wird Herr Architekt Christian Weigl vom Büro Goergens, Miklautz und Weigl sein. Die Einführung wird Herr Bürgermeister Grasl selbst vornehmen.

Kulturschande am Ostufer

14.3.2011 Süddeutsche Zeitung, Felicitas Amler

Kulturschande am Ostufer

Ursula Scriba, Architektin und Vorsitzende des Ostuferschutzverbands am Starnberger See, hat ihren Diavortrag über die Künstlervilla Max in Ammerland wirksam inszeniert. Wenn man zwei ihrer Motive so unmittelbar aufeinanderfolgend sieht, ist man schockiert.

Die Balustrade am Balkon der denkmalgeschützten Max-Villa ist schon längst zusammengebrochen. (Foto: Hartmut Pöstges)
Die Balustrade am Balkon der denkmalgeschützten Max-Villa ist schon längst zusammengebrochen.
(Foto: Hartmut Pöstges)

Da ist zunächst ein Gemälde von Colombo Max: Eine Frau und ein junger Mann nehmen ein Sonnenbad auf einem Balkon, der Blick geht hinaus auf den See, eine strahlend blaue Szene, eine malerische heile Welt. Dann ein Klick des Beamers: Auf der Leinwand erscheint derselbe Balkon – heruntergekommen, das Holz morsch, die Balustrade völlig desolat, ein Bild des Jammers. Ein Raunen geht durch den Saal im Münsinger Pfarrheim. Die beiden Impressionen führen krass vor Augen, was mit der Max-Villa seit der Idylle aus den 1920er Jahren geschehen ist. Das Haus, das als exemplarisch für die Künstlervillen am Ostufer des Starnberger Sees gilt – und daher denkmalgeschützt ist -, verwahrlost. Ursula Scriba hält ihren Vortrag im passenden Ambiente: inmitten der beachtlichen und stark beachteten Ausstellung über die Malerbrüder Colombo und Corneille Max, die gerade zu Ende geht. Das Interesse an der Schau wie am einstigen Zuhause der Brüder ist auch deswegen so groß, weil in München eine spektakuläre Ausstellung des Vaters der beiden läuft: des Künstlers, Darwinisten, Spiritisten, Affenmalers und Schädelsammlers Gabriel von Max. Und eben nach ihm ist die Villa unten am See benannt. Er erwarb das 1868erbaute Haus im Jahr 1875 für 12000 Goldgulden. Doch unglücklicherweise blieb es nur eine weitere Generation lang im Familienbesitz. Seit die Villa – 1996– in fremde Hände kam, verfällt sie.

Ursula Scriba schildert mit reicher Detailkenntnis, wie das Ostufer, das bis dahin von Fischern besiedelt war, Mitte des19.Jahrhunderts auf einmal das Interesse der Münchner Künstler und Wissenschaftler auf sich zog. Wie der Genremaler und Akademieprofessor Carl von Piloty nach Ambach strebte, und wie er immer mehr Schüler – darunterGabriel von Max – an den See lockte. Sie skizziert die innere Einstellung jener neuen Villenbesitzer, die von einer Liebe zur Natur und einer Lust am eher bescheidenen ländlichen Leben geprägt war. „Mit demokratischem Hochmut verachten wir die Schlossbesitzer“, zitiert sie Piloty. Und zeigt Gemälde der Maxens, die diese bukolischen Szenen thematisieren: einfache Villen, fröhliche Menschen an Badehäusern und auf kleinen Booten. Heute berühmte Namen sind damit verbunden: Waldemar Bonsels, Gyula Benczur, Ulrich Himbsel. Und vielerlei lässt sich kunst- wie sozialgeschichtlich an dieser Entwicklung ablesen. Scriba macht es am Beispiel Interieur anschaulich: In der Villa Max war das „wunderbare Speisezimmer“ – wie zu jener Zeit üblich – ein zentraler Raum von wichtiger familiärer und gesellschaftlicher Bedeutung. Entsprechend liebe- und kunstvoll war er ausgestattet: mit Südtiroler Holzkassettendecke, Kachelofen, sorgsam ausgewählten Möbeln wie dem großen Tisch, der keineswegs nur zum Speisen diente – an ihm fanden auch die berühmten Séancen des Spiritisten Gabriel von Max statt… Verloren und dahin: Jene wertvollen Teile des Innenlebens der Villa seien von der jetzigen Besitzerin „in einer Nacht- und Nebelaktion“ beseitigt worden, berichtet Scriba. Wohin? Niemand weiß es, und die heutige Eigentümerin vermeidet es, mit Menschen zu sprechen, die ein lebhaftes Interesse an Erhaltung und Pflege des Hauses haben. Sie habe „ein sehr distanziertes Verhältnis zur Villa“, urteilt Scriba. Schlicht gesagt, liebe die Dame das Haus wohl nicht. Denn vielfache Appelle, Ermunterungen, Aufforderungen der Gemeinde oder der Unteren Denkmalschutzbehörde im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen oder des Landesamts für Denkmalpflege haben die Eigentümerin nicht dazu bewogen, die nötige Instandsetzung des mehr als 140 Jahre alten Hauses endlich in Angriff zu nehmen. Unterschriftenaktionen bewirkten nichts, Presseveröffentlichungen lockten die Frau nicht aus der Reserve. Sie verweigert sich. Selbst der Bürgermeister tut sich schwer, mit ihr in Kontakt zu kommen. Michael Grasl sieht dennoch einen Hoffnungsschimmer: Die Denkmalschützer hätten jetzt für das geplante Sanierungskonzept einen Historiker engagiert. Allerdings: Ein Konzept ist das eine, seine Umsetzung das andere. Zwangsmaßnahmen, so Grasl auf eine Frage aus dem Publikum, seien kaum durchsetzbar. Allenfalls zum „Mindestunterhalt“ könne man die Eigentümerin verpflichten. Den Zuhörern klingt daher an diesem Samstag ein warnender Zwischenruf noch lange in den Ohren: Michael Stanic, Anwohner des Ostufers, ehemaliger Dachauer Kulturamtsleiter und Fachmann für Denkmalschutz, erinnert sich an eine Episode aus seiner Zeit als Leiter der „Pasinger Fabrik“: Vor mehr als zwanzig Jahren sei dort eine denkmalgeschützte Villa des Architekten August Exter einem „Zug-um-Zug-Verfall“ preisgegeben worden. Nachdem auch noch im Innern ein Feuerchen gebrannt hätte, habe man sie nur noch abreißen können. Stanic mit Blick auf die Max-Villa: „Ich kann nur empfehlen, da eine Web-Kamera anzubringen.“

Scriba löst Müller ab

6.2.2011

Münsing – Ursula Scriba wird für Florian Müller in den Münsinger Gemeinderat nachrücken. Müller wird in der letzten Sitzung dieses Jahres, am kommenden Dienstag, 13. Dezember, verabschiedet.

Ursula Scriba
Ursula Scriba

Wie berichtet hat der 71-jährige ehemalige Dritte Bürgermeister aus gesundheitlichen Gründen um seine vorzeitige Entlassung aus dem Gremium gebeten. Nachrücker auf der Bürgerliste wäre eigentlich Peter Maier aus Ammerland. Er saß bereits in der vergangenen Wahlperiode im Gemeinderat. Doch der 66-Jährige steht nicht zur Verfügung, so dass Scriba als nächste an der Reihe ist. Die ebenfalls in Ammerland lebende Architektin und Mutter sagt, sie freue sich auf die neue Aufgabe.

Scriba ist gleichzeitig Vorsitzende des einflussreichen Ostuferschutzverbands (OSV). „Ich bin mir bewusst, dass eine Menge Arbeit auf mich zukommen wird und versuche gerade, mich zu organisieren“, sagt sie. In der Großgemeinde Münsing stünden viele interessante Vorhaben an, so Scriba. „Ich weiß um die Verantwortung, die man als Gemeinderat trägt.“

Die Zustimmung des Gemeinderats auf Entbindung Müllers vom Mandat und die Genehmigung der Listennachfolge vorausgesetzt, wird Ursula Scriba in der ersten Sitzung im neuen Jahr vereidigt. (tal)/Tanja Lühr/

Villa Max: Bürgermeister schreibt Brandbrief

19.11.2010
Merkur online, Isar Loisachbote

Villa Max: Bürgermeister schreibt Brandbrief

Münsing – Der Verfall der Villa Max in Ammerland hat Münsings Bürgermeister Grasl zu einem Brandbrief an Bayerns obersten Denkmalschützer veranlasst.

Auskünfte zum Sanierungskonzept für die Villa Max verlangt Münsings Rathauschef Grasl. Foto: Archiv Isar Loisachbote
Auskünfte zum Sanierungskonzept für die Villa Max verlangt Münsings Rathauschef Grasl. Foto: Archiv Isar Loisachbote

In dem Brief verlangt Grasl vom Generalkonservator Professor Egon Johannes Greipl einen Bericht über die bisher erfolgten Recherchen zur Sanierung der Ammerlander Villa Max. Bereits im März hatte der oberste Denkmalschützer des Freistaats die Aufgabe übernommen, ein Sanierungskonzept für das zusehends verfallende Haus zu erstellen – im Auftrag der Eigentümerin.

Ende Juli hatte Grasl um einen Zwischenstands-Bericht gebeten. Jetzt steht der Winter vor der Tür und droht dem 140 Jahre alten Gebäude erneut stark zuzusetzen. Außerdem ist die Gemeinde Münsing dabei, einen Bebauungsplan für einen Teilbereich Ammerlands aufzustellen, der auch die Villa umfasst. „Wir möchten ein schlüssiges Gesamtkonzept, das die seit Jahren angekündigte Sanierung des Denkmals einbezieht“, erklärt Grasl. Er bittet bis Ende November um Antwort. Die Bürger Münsings würden von der Fachbehörde konkrete Schritte und eine Unterrichtung der Öffentlichkeit erwarten, teilt er mit. Das Landratsamt habe der Eigentümerin das Archiv über die Villa Max zur Verfügung gestellt, eine Genehmigung zur Prüfung der Bausubstanz liege ebenfalls vor, berichtete Grasl in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Allerdings erlösche diese Erlaubnis, wenn nicht binnen vier Jahren mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen werde. (tal) /Tanja ;Lühr/

Das Ungarische Tor ist zurück

15.6.2010
Isar-Loisachbote

Das Ungarische Tor ist zurück

Ambach – Eineinhalb Jahre lang wurde es von Einheimischen und Touisten schmerzlich vermisst. Jetzt steht das Ungarische Tor an der Seeuferstraße 25 in Ambach wieder.

„Szeklertore“ nennt man diese Art von Bauten, wie das Ungarische Tor an der Seeuferstraße in Ambach.© Hermsdorf
„Szeklertore“ nennt man diese Art von Bauten, wie das Ungarische Tor an der Seeuferstraße in Ambach.© Hermsdorf

Es handelt sich dabei um eine Nachbildung. Das Original von Gyula Benczur aus dem Jahr 1894 war im Herbst 2008 wegen Einsturzgefahr abgebaut worden. Wind und Wetter hatten am Holz genagt, Ameisen hatten sich von unten her in die modrige Substanz gefressen. So sehr Denkmalschützer darum gekämpft hatten – das Wahrzeichen von Ambach war nicht mehr zu retten.

Wie kam das Tor überhaupt an den Starnberger See? Ursula Scriba, Vorsitzende des Ostuferschutzverbands und Architektin, hat sich eingehend mit der Geschichte befasst. Im vergangenen Jahrhundert, so berichtet sie, studierten viele ungarische Künstler in Bayern. Unter ihnen auch der Maler Gyula Benczur. 1876 wurde er von König Ludwig II. zum Professor an der Kunstakademie in München ernannt. Er heiratete Karoline von Max aus Ambach und verliebte sich in den beschaulichen Ort. Acht Jahre später erhielt er eine Berufung nach Budapest. Um den Kontakt zu Bayern nicht abzubrechen, ließ Benczur 1885 die Villa am Ostufer erbauen, die heute unter dem Namen ihres späteren Bewohners Waldemar Bonsels bekannt ist.

Um das Portal für rund 70 000 Euro originalgetreu rekonstruieren zu lassen, haben die Waldemar-Bonsels-Stiftung und Architekt Helmut Rampelmann einige Mühen auf sich genommen. In der Schreinerei Sailer in Sibichhausen wurde der 5,14 Meter hohe und fünf Meter breite Rahmen gezimmert. Die Verzierungen stammen von Oberammergauer Schnitzern. (tal)/Tanja Lühr/