PV-Freiflächenanlagen in Münsing: Ostufer-Schutzverband lädt zu Infoabend
VON TANJA LÜHR, Isar Loisachbote 24.02.2023
Der Wunsch nach Unabhängigkeit von Russlands Gas und Öl verleiht der Diskussion um den Ausbau der erneuerbaren Energien gerade einen Schub. Im Landkreis gibt es etliche Anträge für den Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Doch fast überall sorgen sich Anwohner und Bürger um das Landschaftsbild, das sie durch die aufgeständerten, blauen Module beeinträchtigt sehen. So auch in Münsing. Dort wird die Gemeinde wie berichtet Bebauungspläne für zwei beantragte Anlagen aufstellen. Eine soll in Münsing auf der Wiese gegenüber der Autobahnausfahrt der A95 entstehen, die andere nördlich von Degerndorf. Insgesamt werden 7,7 Hektar Land verbraucht. Pro Hektar rechnet man mit einer jährlichen Stromerzeugung von rund 500 000 Kilowattstunden.
Der Ostuferschutzverband (OSV) veranstaltete aufgrund dieser Planungen einen Informationsabend im katholischen Pfarrheim mit dem Münchner Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Roland Schmidt. Er befasst sich seit 15 Jahren mit der Thematik. Weil PV-Freiflächenanlagen gewerbliche Bauwerke sind, braucht es in Bayern immer einen Bebauungsplan, bevor die Betreiber sie installieren dürfen. In der Regel pachten Investoren landwirtschaftliche Flächen für 25 bis 30 Jahre. Für die Grundstückseigentümer ist das durchaus lukrativ. Nach dem Abbau der Solarmodule sind die Wiesen wieder ohne Weiteres landwirtschaftlich nutzbar.
„Die Bundesregierung gibt wirklich Gas. Der Ausbau der Solarenergie ist nicht mehr aufzuhalten. Auch bei der Windkraft kommt starker Druck auf die Kommunen zu. Sie müssen versuchen, Kompromisse zu finden“, betonte Schmidt. Die Bürger wiederum sollten „konstruktive Vorschläge“ machen, wie die Solarfelder verträglich gestaltet werden könnten.
Die Gemeinden, so der Rechtsanwalt, hätten vier Möglichkeiten, mit dem Druck von oben umzugehen. Sie könnten Freiflächenanlagen verhindern, was aber in einigen Jahren schwierig werde. Denn dann sollen sie vom Gesetz her privilegiert sein. Das heißt: Sie sind nicht einfach abzulehnen. Die Kommunen könnten ebenfalls über den Flächennutzungsplan proaktiv geeignete Standorte festsetzen. Das sei allerdings sehr aufwendig, gab der Fachanwalt zu bedenken. Teuer wird es, wenn die Kommunen selbst Anlagen bauen und betreiben. Die Stadt Dinkelsbühl geht diesen Weg und gewährleistet dadurch gleichzeitig, dass auch ihre Bürger durch Beteiligungen in den Genuss der EEG-Einspeisevergütung in Höhe von aktuell 8 Cent pro Kilowattstunde kommen.
Für die vierte Alternative hat sich der Münsinger Gemeinderat entschieden: Er berät von Fall zu Fall, von Antrag zu Antrag. Gemeinderätin Anja Ruhdorfer erklärte dazu, man habe sich zu diesem weniger zeit- und kostenintensiven Schritt entschlossen, weil Münsing sich 2022 bereits Leitlinien für den Umgang mit PV-Freiflächenanlagen gegeben hatte. Es ist geregelt, dass das Ortsbild, der Landschafts- und Naturschutz nicht leiden. Die Gemeinde hat sich gleichzeitig zum Ziel gesetzt, 200 Prozent ihres Strombedarfs mit Solarfeldern abzudecken. Dafür müsste ein Prozent der landwirtschaftlichen Flächen der Großgemeinde – etwa 25 Hektar – für Photovoltaik nutzbar gemacht werden.
Besucher Carl Schmöle sieht in der bei Degerndorf geplanten Anlage eine Verschandelung der Landschaft. „Wenn ich am Aussichtspunkt oben an der Maria-Dank-Kapelle stehe, schaue ich genau auf die blauen Module“, sagte er. Roland Schmidt rät der Gemeinde, Visualisierungen von den Standorten anfertigen zu lassen. Oft stelle sich heraus, dass die Anlagen optisch gar nicht so sehr störten. Mehrere Besucher wünschten sich, dass die Bürger etwa in Form von Genossenschaften eine Beteiligungsmöglichkeit erhalten. Jakob Koch, Grünen-Kreisrat und Gemeinderat in der Nachbargemeinde Eurasburg, sagte, er sei „ein Fan“ der Münsinger PV-Anlagen-Richtlinien. Eurasburg habe sie übernommen. Solarparks seien eine Chance, die Energiewende zu schaffen. Sie müssten nur möglichst verträglich und mit möglichst großer Bürgerbeteiligung gebaut werden.
Der OSV unterstützt die Energiewende!Der Schutzverband für das Ostufer des Starnberger Sees lädt zu einem interessanten Vortrag mit anschließender Fragerunde ein.
Aktuell geht es um Freiflächen-Photovoltaik, also PV-Anlagen nicht nur auf dem Dach, sondern in den Wiesen. Solche Anlagen können eine Menge Strom produzieren und damit einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten.
Und vor allem stehen sie – anders als Windräder – nicht automatisch im Gegensatz zum Schutz unserer wertvollen Landschaft. Es kommt nur darauf an, die PV-Panele an den am meisten geeigneten Orten aufzustellen, also dort wo man sie am wenigsten sieht, zB zwischen Autobahn und angrenzendem Wald.
Der OSV möchte dazu beitragen, dass diese „unsichtbaren“ Flächen aufgefunden und im Sinne der Münsinger verwendet werden.
Für die Eigentümer solcher Flächen kann eine Investition in PV durchaus attraktiv sein. Vielleicht haben Sie entsprechende Werbung fremder Anbieter schon bemerkt.
Da die Thematik kompliziert ist, haben wir eine renommierte Anwaltskanzlei gewinnen können, hierzu einen Vortrag mit anschließender Diskussion zu veranstalten.
Termin: Donnerstag, 16.2.2023 um 19h30 im Pfarrsaal Münsing, Holzhausener Straße.
Wenn es irgend möglich sollten Sie teilnehmen, als Bürger, als Flächeneigentümer und als Unterstützter der Energiewende. Bitte geben Sie diese Information auch an andere potentiell Interessierte weiter. Wir zählen auf Sie!
- Rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen
- Fördermöglichkeiten für die Errichtung und den Betrieb
- Kommunale Steuerung der Ansiedlung der Anlagen
- Beteiligung von Freiflächeneigentümern und allgemeine Bürgerbeteiligung
- Fördermöglichkeiten für die Errichtung und den Betrieb
Referent: Roland Schmidt, Rechtsanwalt
Termin: Donnerstag, 16.2.23 um 19:30 Uhr
Ort: Pfarrheim in Münsing, Holzhausener Strasse 4
Der Eintritt ist frei
Die Anlagen, die jetzt erstellt werden, werden das Orts- und Landschaftsbild für die nächsten 30 Jahre maßgeblich prägen. Es muss also heute sichergestellt werden, dass nur die am besten geeigneten Flächen ausgewiesen werden und eine ausgewogene Verteilung der Anlagen im gesamten Gemeinde-gebiet erfolgt. Wir möchten durch weitere Informationen für die Akzeptanz dieser Anlagen in der Bevölkerung werben. Wir halten es für wichtig, dass eine Gesamtübersicht über alle in der Gemeinde stehenden Flächen erstellt wird und Bürger-beteiligungsmodelle vorgestellt werden. Dabei müssen Sichtschutz, unterirdisch verlegte Trassen, sowie ein geordneter Rückbau beachtet werden. Mit diesen Gesichtspunkten soll sich der Vortrag befassen.
Veranstaltungshinweis in der Wolfratshauser SZ vom 13.02.2023
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