OSV Stammtisch

Erster OSV Stammtisch war ein voller Erfolg

Am 10.11.2022 traf sich im Kaminstüberl beim Huber in Ambach ein großer Kreis interessierter Bürger. Zunächst wurde gemütlich zu Abend gegessen und dann gab es viel zu diskutieren.

Der erste Vorsitzende Johannes Umbreit kam zügig auf die geplanten Photovoltaikanlagen in der Gemeinde zu sprechen. Es sei zu begrüßen, dass  Münsing aus ökologischer wie auch aus Gründen der Energieversorgung in der aktuellen Energiekrise, mit großem Tempo vorangehe und insgesamt 25 ha Freiflächen vorgesehen hätte.

In der anschließenden Diskussion kamen viele Frage auf: Warum konnte ein Antragsteller allein bereits ein Fünftel der Gesamtfläche für sich beanspruchen? Wäre es nicht angemessener, auf eine größere Anzahl kleinerer Anlagen zu setzen, und zwar auch aus Gründen der Akzeptanz der Anlagen in der Bürgerschaft? Sei es denn gesichert, dass alle Eigentümer von geeigneten Flächen hinreichend Kenntnis über diese anstehenden Entwicklungen in Münsing haben?  Gibt es Bürgerbeteiligungsmodelle? Plant die Gemeinde eine Visualisierung, mit Blickrichtungen von verschiedenen Standpunkten aus?

Einige dieser Fragen konnten fleißige Zuhörer von Gemeinderatssitzungen, sowie insider  beantworten. Mechthild Felsch aus dem OSV Vorstand trug als Kreisrätin weitere interessante Details bei. Hier zeigt es sich, dass wir gut aufgestellt sind.

Unser Beirat Carl Schmöle überbrachte Grüße des neu gewählten Vorstands des Kulturkreises Berg mit. Wir freuen uns, dass auch hier, wie auch zur Pocci Gesellschaft, eine Kooperation angelaufen ist.

Petra Schulze berichtete von einer wunderbaren Führung für den OSV im Buchheimmuseum „Blauer Reiter und Brücke Maler“. Sie machte auch darauf aufmerksam, dass sich der OSV beim „Münsinger Advent“ am 1. Adventssonntag mit einem eigenen Stand beteiligen werde, um so Hilfsprojekte zu unterstützen. Erfreut zeigte sie sich über die enge Zusammenarbeit mit dem Hollerhaus, in dem man gemeinsam am 9.12. eine Lesung von Anatol Regnier veranstalten werde.

Weitere Themen waren der derzeitige sehr geräuschvolle und staubige Abriss des  ehemaligen Wiedemann Sanatoriums in Ambach und die Frage nach der wohl noch ausstehenden Baugenehmigung, die hoffentlich die  strittige Frage der Gesamtfläche klären kann.

Das längst überfällige Ende der Restaurierungsarbeiten an der Ammerlander Schlosskapelle scheint greifbar. So hatten Frau Schönberger, Frau Felsch und Frau Schulze viele Gespräche mit Handwerkern, sodass nun hoffentlich zügig an der Fertigstellung gearbeitet werden kann. Die Gelder dafür liegen zweckgebunden in den Hände des OSV und werden vom Kassier Manfred Stecher akribisch verwaltet.

Wir sind erfreut über eine ganze Reihe von OSV-Neuzugängen. Den nächste Stammtisch im Januar werden wir angesichts der erfreulich hohen Teilnehmerzahl in einem größeren Raum planen. Wir möchten uns jeweils in einem anderen Ortsteil treffen, um direkt vor Ort auf Fragen und Anregungen eingehen zu können.

Kaminstüberl im Hotel Huber, Ambach

Der OSV zu Besuch beim Fischer in Ambach

Am 1.10.22 hatte uns der junge Berufsfischer und neues Beiratsmitglied des Ostuferschutzverbands Martin Maier nach Ambach zu einer Besichtigung seines Betriebs mit Vortrag eingeladen.

Der Fischwirtschaftsmeister Martin, dessen Familie hier das Fischereirecht seit 1541  ausübt, informierte uns kompetent und sehr charmant über folgende Themen:
 
 1) Wissenswertes über den Starnberger See


Der Starnberger See (bis 1962 noch Würmsee, in der letzten Eiszeit durch  den Isar-Loisach-Gletscher entstanden)  ist der fünftgrößte See Deutschland (5km breit, 20km lang), aber aufgrund seiner großen Durchschnittstiefe (ca. 54 m; tiefste Stelle 128 m) der zweit-wasserreichste. Dadurch kühlt der See nur langsam ab und erwärmt sich aber auch langsam.  Er hat nur kleine Zuflüsse und speist sich vorrangig aus unterirdischen Quellen. So dauert es rund 21 Jahre, bis der See sein Wasser einmal austauscht. Das macht ihn anfällig für Belastungen.

Seit den 70er Jahren, als die Abwässer der umliegenden Gemeinden in einer Ringkanalisation vom See ferngehalten wurden, hat sich die Nährstoffbelastung sehr verbessert. Schmunzelnd fügte Fischer Martin Maier hinzu, dass damit aber auch die „fetten Jahre“ für die Berufsfischer vorbei waren. Hatte sein Großvater noch  Renken mit einem Gewicht von durchschnittlich 300-400 g  im Netz gehabt, sind es heute nur noch rund 180-250 g pro Fisch.

 
 2) Informationen zur Organisation der Fischerei am See

Die Fischerei  ist 792 zum ersten Mal in einer Urkunde des Kloster Schäftlarn erwähnt. Derzeit gibt es  34 Berufsfischer. Das Fischereirecht liegt auf dem Grund und Boden und kann nur innerhalb der Familie an eine Person weitergegeben werde. Fangquoten, Netz- und Maschengrößen, Schonzeiten etc. legt die Genossenschaft fest. Gefischt wird auf Renke, Seeforelle und Seesaibling (beide in den letzten Jahren sehr rar geworden), sowie Brachse, Hecht, Karpfen, Rutte, Waller und Aal. 


 3) Vorführung Fanggeräte, sowie Tierschutz, Hege- und Pflegemaßnahmen
Martin hatte für uns extra an Land seine Aalreusen aufgestellt. Interessant war es auch, einmal ein Netz in die Hand nehmen zu dürfen und zu erfahren, wann und wie diese ausgelegt werden. Jeder Fischer hat 4 zusammenhängende Tage, an denen er seine Netze auslegen kann. Der Sonntag ist dabei immer fangfrei. Zur Hege und Pflege gehören auch die Uferstreifen. Besonderes Augenmerk wird  auf die Vogelwelt gelegt. So rasten oder überwintern hier während des Vogelzugs manchmal um die 25000 Vögel.


 4) Wissenswertes über den Aal
  Sehr spannend für uns war die Geschichte von „der langen Reise der Aale“, sowie  Fangbestimmungen und internationale Bemühungen, die Population des Europäischen Aals zu schützen.

 5) Sind steigende Wassertemperaturen, das offensichtliche Niedrigwasser  und der zunehmenden Tourismus ein Problem?
 Interessanterweise ist in einem so tiefen See die Erwärmung kein existentielles  Thema. Die Fische haben Platz in tiefere Gewässer umzuziehen. Auch die durchschnittliche Wassertemperatur hat sich in den letzten 15 Jahren nicht stark geändert. Nur kann es manchmal mit der Nährstoffbeschaffung eng werden. Interessante Diagramme abrufbar beim „Bayerischen Landesamt für Umwelt“. Angesprochen wurde auch die Problematik  der Zunahme von Booten und Stand Up Paddlern und die manchmal fehlende Einsicht, dass Schilfgürtel und fragile Uferstreifen nicht befahrbar sind. Generell konnte festgehalten werden, dass man sich der eigenen Einflussnahme bewusst werden sollte, egal ob Fischer, Urlauber oder Badegast.

In der anschließenden Fragerunde konnten viele Besonderheiten geklärt werden. Das klappte besonders gut bei kleinen, feinen Fisch-Häppchen/Wasser, Wein und Bier. Die liebevoll hergerichteten Platten offerierten Brachse, Karpfenschinken, Renke und Aal. Ein herzliche Dankeschön an Martin, der alles mit so viel Herzblut vorbereitet hatte.  Sein Fischladen in Ambach (neben Gasthaus Huber) ist momentan wegen Schonzeit geschlossen. Ab dem Wochenende vor Weihnachten bekommt man dort wieder all die Köstlichkeiten eines engagierten, jungen Fischers! Dann sind die Öffnungszeiten Donnerstag – Samstag von 10:30 – 18:30 Uhr sowie Sonn- und Feiertags 10:00 – 15:00 Uhr.

Petra Schulze, 2.Vorsitzende des OSV

Martins Köstlichkeiten

Bericht im Isar Loisachboten vom Besuch bei Martin Maier

https://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/muensing-ort29101/muensing-berufsfischer-martin-maier-neuer-beirat-im-osv-vorstand-91865298.html

Bürgerbegehren in letzter Minute

SENIORENWOHNSTIFT: Projektgegner sammeln Unterschriften, um kleinere Bebauung zu erreichen

Münsing – Gegen das geplante Seniorenwohnstift des Unternehmens „Kuratorium Wohnen im Alter“ (KWA) im Münsinger Ortsteil Ambach ist ein Bürgerbegehren angelaufen. Gerade liegt die zweite Fassung des Bebauungsplans für das Grundstück, auf dem das Stift gebaut werden soll, öffentlich is 18. Oktober aus.

Danach würde der Gemeinderat die Einwendungen erneut behandeln und den Plan im Fall einer Ratsmehrheit zur Genehmigung an das Landratsamt schicken. Doch jetzt, quasi in letzter Minute, wollen drei Bürger das Projekt mit 80 Seniorenwohnungen, Restaurant, Gemeinschaftsräumen, Tagespflege, Schwimmbad und Park stoppen. Anatol Regnier, Dr. Agnete von Specht und Alexandra Theiss fordern, dass die Baukörper kleiner werden und somit weniger Wohnungen entstehen. Es soll bei dem Bauvolumen der aufgegebenen, ehemaligen Wiedemann-Klinik auf dem Gelände bleiben, damit nicht mehr Boden als bisher versiegelt wird. Wörtlich heißt es in der Unterschriftenliste, die unserer Zeitung vorliegt: „Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Münsing im Bauleitverfahren (…) höchstens eine bebaubare Grundfläche und den umbauten Raum entsprechend der Bebauung der ehemaligen Wiedemann- Klinik zulässt und den bestehenden Bebauungsplanentwurf entsprechend abändert?“ Die drei Bürger aus Ambach und Münsing sind der Meinung, dass die KWA Wohnanlage „das idyllische Dorf Ambach“ und die Gemeinde Münsing in vieler Hinsicht überfordern würde und dem Rahmenplan, der den Erhalt der Kulturlandschaft Ostufer Starnberger See zum Ziel hat, widerspreche. Sie wollen eine kleinere und den örtlichen Gegebenheiten angepasste Planung. Mit dem Bürgerbegehren hätten sie so lange gewartet, weil sie bis zum Schluss auf einen Kompromiss gehofft hätten, sagen sie.

Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) findet, dass das Bürgerbegehren reichlich spät kommt, wie er gegenüber unserer Zeitung erklärt. Er bedauert, dass das Vorhaben eines bundesweit erfahrenen Trägers weiterhin „skandalisiert“ werde. Es würden Stimmungen erzeugt, „die nicht den Fakten entsprechen“, womit Grasl die Angaben zur bisherigen und künftigen überbauten Fläche in der Unterschriftenliste meint. Außer Acht gelassen werde mal wieder der zu erwartende Mehrwert für die Gemeinde: Wohnungen, die wohl überwiegend von Senioren aus der Umgebung bezogen würden, eine Tagespflege, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Belebung von Handwerk und Gastronomie. Er werde „gelassen“ abwarten ob das Begehren zulässig sei,sagt Grasl. Erst dann werde der Gemeinderat weitere Optionen prüfen. Die Vorstandsvorsitzenden von KWA waren am Freitag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Damit es zum Bürgerbegehren kommt, benötigen die Projektgegner zunächst 329 Unterschriften. Das sind zehn Prozent der insgesamt 3297 Wahlberechtigten in Münsing. Laut einer der Initiatoren haben bereits rund 100 Münsinger unterzeichnet. Der Gemeinderat entscheidet dann über die Zulässigkeit des Anliegens. Möglich ist, dass es dann zum Bürgerentscheid kommt. Dieser gilt als angenommen, wenn sich mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten am Wahlvorgang beteiligen und davon über die Hälfte dem Anliegen zustimmen. tal

Der Ambacher Schauspieler, Schriftsteller und Chansonier Anatol Regnier schreibt in einer Pressemitteilung, KWA halte leider „unbeirrt“ an seinen Plänen fest. Der Gemeinderat wiederum sei bisher nicht in der Lage oder willens, Zusagen des Investors hinsichtlich einer umweltverträglicheren und mehr am Wohl der Gemeinde orientierten Gestaltung des Projekts einzufordern. Das tun seit Bekanntwerden der Entwürfe des italienischen Architekten Matteo Thun immer wieder vor allem Anwohner und Mitglieder des Ostuferschutzverbands. Auch die beiden Grünen- Räte Christine Mair und Prof. Dr. Matthias Richter- Turtur halten den Neubau für überdimensioniert.

Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) findet, dass das Bürgerbegehren reichlich spät kommt, wie er gegenüber unserer Zeitung erklärt. Er bedauert, dass das Vorhaben eines bundesweit erfahrenen Trägers weiterhin „skandalisiert“ werde. Es würden Stimmungen erzeugt, „die nicht den Fakten entsprechen“, womit Grasl die Angaben zur bisherigen und künftigen überbauten Fläche in der Unterschriftenliste meint. Außer Acht gelassen werde mal wieder der zu erwartende Mehrwert für die Gemeinde: Wohnungen, die wohl überwiegend von Senioren aus der Umgebung bezogen würden, eine Tagespflege, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Belebung von Handwerk und Gastronomie. Er werde „gelassen“ abwarten ob das Begehren zulässig sei,sagt Grasl. Erst dann werde der Gemeinderat weitere Optionen prüfen. Die Vorstandsvorsitzenden von KWA waren am Freitag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Damit es zum Bürgerbegehren kommt, benötigen die Projektgegner zunächst 329 Unterschriften. Das sind zehn Prozent der insgesamt 3297 Wahlberechtigten in Münsing. Laut einer der Initiatoren haben bereits rund 100 Münsinger unterzeichnet. Der Gemeinderat entscheidet dann über die Zulässigkeit des Anliegens. Möglich ist, dass es dann zum Bürgerentscheid kommt. Dieser gilt als angenommen, wenn sich mindestens 20 Prozent der Wahlberechtigten am Wahlvorgang beteiligen und davon über die Hälfte dem Anliegen zustimmen.

Isar Loisachbote vom 18. September 2021
Tanja Lühr

Dichter unter Druck

Der Ambacher Anatol Regnier hat ein Buch über Literaten in der NS-Zeit geschrieben

VON VOLKER UFERTINGER

Münsing – Natürlich konnte man es machen wie Hans Fallada. In den verhängnisvollen 1930er-Jahren, als Deutschland die Welt in Brand steckte, saß der seinerzeit berühmte Schriftsteller irgendwo in Mecklenburg, betrieb etwas Landwirtschaft und schrieb Buch um Buch. Die Politik blendete er völlig aus. In den Notizen in seinem Kalender ging es nur darum, woher der Wind kommt, wie viel Regen fällt, und was gesät wurde. Hitler, Himmler oder Goebbels kamen nicht vor.

Für Anatol Regnier, Autor aus Ambach, war genau dieser Kalender eine Offenbarung. Dokumentierte er doch den verzweifelten Versuch, unpolitisch bleiben zu wollen, in Zeiten, in denen genau das nicht möglich war. In den zwölf Jahren, die das angeblich 1000-jährige Reich dauerte, standen deutsche Schriftsteller vor einem Problem, das nicht zu umgehen war: Wie hältst du es mit den neuen Machthabern? Bleiben oder gehen? Kompromisse schließen oder Widerstand leisten? Und wenn man blieb und Kompromisse schloss: Wo war der Punkt erreicht, wo man seine Glaubwürdigkeit verlor? Regniers neues Buch „Jeder schreibt für sich allein“, erschienen bei C.H. Beck, ist eine Anspielung auf ein Fallada-Buch mit dem Titel „Jeder stirbt für sich allein“, kurz nach dem Krieg erschienenen, eine Abrechnung mit der NS-Zeit.

Vor allem geht es um Autoren, die daheim geblieben sind – außer Thomas Mann, Fixstern der damaligen deutschsprachigen Literatur. Viele von denen, die geblieben sind, haben eben deshalb einen schlechten Ruf, nur wenige werden heute noch gelesen wie Gottfried Benn (komplexer Fall) oder Erich Kästner (komplexer als viele denken). Andere sind weitgehend vergessen, wie Ina Seidl oder Börries von Münchhausen, gewiss mit Sympathien für Hitler und die deutsche Revolution, aber keine lupenreinen Nazis. Die plumpen, völkischen Dichter kommen nicht vor. Wohltuend an Regniers Buch ist, dass er kein Interesse am Moralisieren hat, sondern das Dilemma seiner Figuren ernst nimmt. Dabei hilft ihm, dass er in vielen Archiven Nachlässe gesichtet hat, etwa im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Das Buch strotzt vor Zitaten.

So entfalten sich auf gut 300 Seiten große und kleine Dramen. Die Zeit ist das Präsens, der Stil ist ruhig und klar, die Darstellung lebensnah. Der Bogen reicht von den verbissenen Machtkämpfen in der Preußischen Akademie der Künste über kleine Episoden wie die unglückliche Liebe von Ina Seidl zu einer Kirchenmalerin bis hin zu jener unseligen Nachkriegsfehde zwischen exilierten und nicht-exilierten Literaten. Auch die Familiengeschichte des Autors blitzt auf: Regniers Mutter Pamela Wedekind war 1924 bis 1928 mit Klaus Mann verlobt, der später den berühmt-berüchtigen Schlüsselroman „Mephisto“ geschrieben hat. Darin wird Gustaf Gründgens als Inbegriff eines gewissenlosen Karrieristen porträtiert. Zu Recht? Kapitel 24 gehört zu den stärksten, weil differenziertesten.

Überhaupt ist es eine große Stärke des Buchs, dass der Ambacher Autor in der Einleitung erzählt, wie er persönlich zum Thema gekommen ist. Im Haus seiner Eltern nämlich – Pamela Wedekind und Charles Regnier – wurde wenig darüber geredet, erst ein Besuch in Israel öffnete ihm die Augen. „Heute weiß ich, es hätte eine Überprüfung auch der eigenen Rollen erfordert, unbedeutend wie sie gewesen sein mag“, schreibt der Autor. Dazu muss man wissen, dass seine Mutter unter Gründgens in Berlin Theater spielte. Und er fährt fort: „Dazu waren meine Eltern nicht bereit, und wir haben sie nicht gedrängt. Vielleicht wollten sie ihre Kinder schonen. Oder sich selbst. Vielleicht hielten sie eine solche Diskussion auch einfach nicht für notwendig.“ Einen gewichtigen Beitrag zur Diskussion hat Regnier jetzt geliefert.

Das Buch: Anatol Regnier: Jeder schreibt für sich allein.
Schriftsteller im Nationalsozialismus. C.H. Beck, 366 Seiten, 26 Euro.