Am 1.10.22 hatte uns der junge Berufsfischer und neues Beiratsmitglied des Ostuferschutzverbands Martin Maier nach Ambach zu einer Besichtigung seines Betriebs mit Vortrag eingeladen.
Der Fischwirtschaftsmeister Martin, dessen Familie hier das Fischereirecht seit 1541 ausübt, informierte uns kompetent und sehr charmant über folgende Themen:
1) Wissenswertes über den Starnberger See
Der Starnberger See (bis 1962 noch Würmsee, in der letzten Eiszeit durch den Isar-Loisach-Gletscher entstanden) ist der fünftgrößte See Deutschland (5km breit, 20km lang), aber aufgrund seiner großen Durchschnittstiefe (ca. 54 m; tiefste Stelle 128 m) der zweit-wasserreichste. Dadurch kühlt der See nur langsam ab und erwärmt sich aber auch langsam. Er hat nur kleine Zuflüsse und speist sich vorrangig aus unterirdischen Quellen. So dauert es rund 21 Jahre, bis der See sein Wasser einmal austauscht. Das macht ihn anfällig für Belastungen.
Seit den 70er Jahren, als die Abwässer der umliegenden Gemeinden in einer Ringkanalisation vom See ferngehalten wurden, hat sich die Nährstoffbelastung sehr verbessert. Schmunzelnd fügte Fischer Martin Maier hinzu, dass damit aber auch die „fetten Jahre“ für die Berufsfischer vorbei waren. Hatte sein Großvater noch Renken mit einem Gewicht von durchschnittlich 300-400 g im Netz gehabt, sind es heute nur noch rund 180-250 g pro Fisch.
2) Informationen zur Organisation der Fischerei am See
Die Fischerei ist 792 zum ersten Mal in einer Urkunde des Kloster Schäftlarn erwähnt. Derzeit gibt es 34 Berufsfischer. Das Fischereirecht liegt auf dem Grund und Boden und kann nur innerhalb der Familie an eine Person weitergegeben werde. Fangquoten, Netz- und Maschengrößen, Schonzeiten etc. legt die Genossenschaft fest. Gefischt wird auf Renke, Seeforelle und Seesaibling (beide in den letzten Jahren sehr rar geworden), sowie Brachse, Hecht, Karpfen, Rutte, Waller und Aal.
3) Vorführung Fanggeräte, sowie Tierschutz, Hege- und Pflegemaßnahmen
Martin hatte für uns extra an Land seine Aalreusen aufgestellt. Interessant war es auch, einmal ein Netz in die Hand nehmen zu dürfen und zu erfahren, wann und wie diese ausgelegt werden. Jeder Fischer hat 4 zusammenhängende Tage, an denen er seine Netze auslegen kann. Der Sonntag ist dabei immer fangfrei. Zur Hege und Pflege gehören auch die Uferstreifen. Besonderes Augenmerk wird auf die Vogelwelt gelegt. So rasten oder überwintern hier während des Vogelzugs manchmal um die 25000 Vögel.
4) Wissenswertes über den Aal
Sehr spannend für uns war die Geschichte von „der langen Reise der Aale“, sowie Fangbestimmungen und internationale Bemühungen, die Population des Europäischen Aals zu schützen.
5) Sind steigende Wassertemperaturen, das offensichtliche Niedrigwasser und der zunehmenden Tourismus ein Problem?
Interessanterweise ist in einem so tiefen See die Erwärmung kein existentielles Thema. Die Fische haben Platz in tiefere Gewässer umzuziehen. Auch die durchschnittliche Wassertemperatur hat sich in den letzten 15 Jahren nicht stark geändert. Nur kann es manchmal mit der Nährstoffbeschaffung eng werden. Interessante Diagramme abrufbar beim „Bayerischen Landesamt für Umwelt“. Angesprochen wurde auch die Problematik der Zunahme von Booten und Stand Up Paddlern und die manchmal fehlende Einsicht, dass Schilfgürtel und fragile Uferstreifen nicht befahrbar sind. Generell konnte festgehalten werden, dass man sich der eigenen Einflussnahme bewusst werden sollte, egal ob Fischer, Urlauber oder Badegast.
In der anschließenden Fragerunde konnten viele Besonderheiten geklärt werden. Das klappte besonders gut bei kleinen, feinen Fisch-Häppchen/Wasser, Wein und Bier. Die liebevoll hergerichteten Platten offerierten Brachse, Karpfenschinken, Renke und Aal. Ein herzliche Dankeschön an Martin, der alles mit so viel Herzblut vorbereitet hatte. Sein Fischladen in Ambach (neben Gasthaus Huber) ist momentan wegen Schonzeit geschlossen. Ab dem Wochenende vor Weihnachten bekommt man dort wieder all die Köstlichkeiten eines engagierten, jungen Fischers! Dann sind die Öffnungszeiten Donnerstag – Samstag von 10:30 – 18:30 Uhr sowie Sonn- und Feiertags 10:00 – 15:00 Uhr.
Petra Schulze, 2.Vorsitzende des OSV
Martins Köstlichkeiten
Bericht im Isar Loisachboten vom Besuch bei Martin Maier
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